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Politics, 1998), Martha Nussbaum (Kosmopolitismus. Revision eines Ideals, 2020), Amartya Sen (Die Identitätsfalle. Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt, 2007), Jan-Werner Müller (Furcht und Freiheit. Für einen anderen Liberalismus, 2019) und Ayishat Akanbi (The Awokening: Clarity, Culture and Identity in the Web of Chaos, 2021) die Frage nach Gerechtigkeit und Fairness unter den Vorzeichen praktischer Philosophie ins Zentrum rücken: Welche Elemente der Identitätspolitik können dazu beitragen, das Leben gerechter, fairer, freiheitlicher zu gestalten? Und von welchen Elementen, vor allem im Bereich Doing Identity Politics, sollte man sich am besten verabschieden? Politisch leitend für mich sind die Begriffe Gerechtigkeit, Pluralismus, Freiheit, Langfristigkeit.

      Im letzten Kapitel werde ich mich als Romantiker outen und für einen weiteren Begriff plädieren, den der „Imagination“. Kein Identifizieren ohne Imaginieren. Wer seine Fantasie verliert, und damit einen spielerischen, ironischen Umgang mit seinem Umfeld, arbeitet auf den sozialen Erstickungstod hin. Mitunter muss man Menschen begegnen, als ob sie andere wären als sie selbst, damit sie anders werden können, als sie es sind. Vorsicht, nun wird es ein wenig kitschig: Es schläft ein Lied nicht nur in allen Dingen, sondern auch in allen Menschen – „und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“ (Joseph von Eichendorff). Dieses Zauberwort lautet nicht „Identität“. Wer die Dynamik des Sozialen und die metaphysischen Mucken des Individuums ausblendet, wer Menschen auf ihren Ist-Zustand reduziert oder aufgrund nicht selbst gewählter Merkmale – wobei: welche Merkmale sind eigentlich genuin „selbst gewählt“? – vorverurteilt, trägt zu Verrohung bei. Im Sinne Rawls’ ist eine Konzeption nur dann gerecht und fair, wenn ihr „nicht nur zugrunde liegt, wer und was wir sind, sondern auch, wer und was wir sein könnten“.30

      Identitätspolitik wird in diesem Buch folglich nicht als monolithischer Block verstanden, sondern als eine Maschine mit vielen Komponenten, die auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, aber auch mit anderen Maschinen verbunden werden kann. Im wahren Leben müssen wir nur selten zwischen Skylla und Charybdis wählen. Wenn nicht gerade Ausnahmezustand herrscht, können wir auf kritisch-pragmatische, aber auch spielerische Weise das Beste aus unterschiedlichen Bereichen nutzen – man muss nicht religiös sein, um der Losung „Prüft alles, das Gute behaltet“ (1 Thess 5,21) etwas abgewinnen zu können.

      Das Gute aber bedarf der Kriterien. Wie oben erwähnt, ist mein Kriterium ein liberales: Ziel ist es, Gerechtigkeit in Vielfalt und Freiheit zu ermöglichen und dabei auf langfristig orientierte Verfahren zu setzen. Ich verorte mich in der Tradition dessen, was mit „egalitärem Liberalismus“ etwas missverständlich benannt ist, nämlich eines Liberalismus der Chancengleichheit, wie ihn Rawls entwickelt hat. In diesem Liberalismus ist nicht nur das Gerechte dem Guten vorgeordnet, es spielt auch die Verfahrengsgerechtigkeit eine herausragende Rolle: Ist nur das Ergebnis gerecht oder auch der Weg dorthin? Ich bin überzeugt: Ist der Weg, sind die Mittel ungerecht, wird auch das Ergebnis ungerecht sein.

      Ungleichheiten werden im „egalitären Liberalismus“ nur dort akzeptiert, wo sie dem Wohl der – unverschuldet und ungewollt – Schlechtergestellten dienen. Ich betone „unverschuldet“ und „ungewollt“, denn Menschen können sich aus guten Gründen etwa dagegen entscheiden, mehr Geld zu verdienen als ihr Nachbar, weil sie weniger Stress haben wollen. Auf dem Papier sind sie nun „schlechtergestellt“, in ihrer Lebensrealität sind sie es nicht. Um was es hier dezidiert nicht geht, ist eine Identitätsolympiade, bei der die beste Identität gekürt wird. Wo die Grauzonen enden, beginnt im Politischen das Grauen.

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