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      •nicht abschalten können, weil der Kopf ständig an tausend Dinge denken muss

      •schon lange keinen Sex mehr mit jemandem hatten und denken, das wird auch nichts mehr

      •beim Sex einfach mitmachen, alles über sich ergehen lassen, vielleicht aus Angst, dass er oder sie sonst geht

      •sich beide auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt haben und diesen laufend wiederholen

      •sich in Ihrem Körper nicht wohlfühlen, wenig Zugang zu Ihrer Sinnlichkeit haben

      •sich beim Sex kaum noch spüren

      •Angst haben, sich nackt zu zeigen mit ihren lustvollen Bedürfnissen

      •sich nicht hingeben können, aus Angst, verletzt zu werden

      •Sex einfach auf Ihrer To-Do-Liste stehen haben, er erledigt wird, ohne Sie zu berühren

      •in Ihrem Kopf Dinge hören wie „Das gehört sich nicht“ oder „Das tut man nicht“

      •Sex nicht als sehr befriedigend empfinden, sondern nur als okay

      •nicht wissen, wie Sie Ihrem Partner zeigen oder sagen können, was Sie wollen

      •(und Ihr Partner?) darauf warten, dass von selbst etwas Lustvolles passiert

      Ich schreibe für Sie, für die Frauen, die mehr wollen und auch bereit sind, etwas dafür zu tun. Wenn wir etwas ändern wollen, dann hilft es, einen Entschluss zu fassen, einen Sinn zu erkennen oder eine spürbare Verbesserung anzustreben. Der bestimmt aufwendigere Teil ist dann jener des Übens und Dranbleibens, bis das, was Sie sich wünschen, zur neuen, prickelnden Gewohnheit geworden ist. Hirnforscher sagen, es dauert zumindest 21 Tage, bis Sie Ihren Kopf überzeugt und eine neue Spur gelegt haben.

       Das faule Gehirn braucht einen Anreiz und ein bisschen Ausdauer

       Sie gehen gerne spazieren, haben Ihre bekannten Wege. Meist gehen Sie früher oder später über eine große Wiese, vielleicht auch eine größere Lichtung. Sie gehen den Ihnen bekannten und ausgetretenen Pfad – Sie sehen ihn genau, er führt quer und direkt über die Wiese, es ist ein feiner, kleiner Weg, deutlich sichtbar. Rundherum darf sich die Wiese entfalten, die Gräser und Blumen stehen manchmal kniehoch.

       Nun hat Ihnen jemand verraten, dass es an einer bestimmten Stelle am Rand, ganz weit hinten und ganz versteckt, wunderbare Himbeer- und Brombeersträucher gibt. Sie sind neugierig geworden und haben Lust bekommen, die Sträucher zu suchen, verlassen also den Pfad und wandern suchend über die Wiese. Und Sie finden die Stelle! Wunderbar! Hmmm, das wird ein Fest! Die Beeren sind noch längst nicht reif, aber Sie wissen jetzt immerhin, wo sie auf Sie warten werden. Sie gehen also zurück auf den bekannten Pfad und den bekannten Weg weiter. Und Sie nehmen sich vor, nun jeden Tag zu den Beeren zu gehen, um nachzuschauen, ob Sie schon reife Früchte ernten können. Vielleicht sind die Himbeeren ja etwas früher genießbar als die Brombeeren – oder umgekehrt?

       Am nächsten Tag finden Sie schon etwas rascher und direkter zu den Sträuchern. Einige Umwege, die Sie tags zuvor zurückgelegt haben, machen Sie nicht mehr. Sie entdecken, wie viele Sträucher da sind. Haben die Beeren nicht bereits einen Hauch mehr Farbe? Tag für Tag machen Sie sich nun auf zu den Sträuchern. Zu Beginn ist es noch etwas mühsam, aber nach einigen Tagen wissen Sie genau, wo Sie abbiegen müssen – Sie haben das Gefühl, dass es schon einen kleinen Trampelpfad gibt, finden sich von Tag zu Tag ein wenig besser zurecht und meinen, den Weg zu kennen.

       Dann fahren Sie ein paar Tage weg, nur ein verlängertes Wochenende. Bereits auf dem Heimweg freuen Sie sich auf Ihren gewohnten Spaziergang und natürlich auf „Ihre“ Beerensträucher. Neugierig gehen Sie gleich los – und stellen fest: Da gibt es nichts mehr zu sehen. Sie haben keine Ahnung, wo der Weg gewesen sein könnte, die Wiese hat sich sofort wieder ausgebreitet, das Gras ist höher als zuvor. Aber Sie lassen sich nicht entmutigen, wissen ja bereits, was Sie erwartet, und beginnen von vorne, Ihren Weg zu suchen und zu finden.

       Diesmal bleiben Sie dran: Bei Ihrem täglichen Spaziergang, manchmal in Begleitung eines netten Menschen, manchmal mit Ihrem Hund, bauen Sie den kleinen Schlenker fix ein. Sie freuen sich: Die Beeren reifen merklich. Nach einiger Zeit werden Sie endlich mit den ersten Früchten belohnt. Wie gut und süß die schmecken! Ihren Weg finden Sie inzwischen ganz selbstverständlich, Sie haben sich wieder einen zarten Pfad über die hohe Blumenwiese „ergangen“. Nach ein paar weiteren Tagen beginnt die „große Erntezeit“, Sie nehmen sogar einen Becher von zu Hause mit, den Sie mit den frischen Früchten füllen (dann haben Sie auch später noch etwas davon).

       Ihr täglicher (Um-)Weg ist zu einer wohltuenden Gewohnheit geworden. Auch als längst schon alle Früchte abgeerntet sind, schlagen Sie den Haken über die Wiese, um nachzusehen, wie es Ihren Beerensträuchern geht.

      Genau so funktioniert unser Gehirn: Wenn Sie etwas verändern möchten, ist es zu Beginn oft mühsam. Das Gehirn ist nämlich faul und benötigt deutlich mehr Energie, wenn es Neues verarbeiten soll. Anfangs müssen Sie vielleicht täglich aufs Neue die Entscheidung treffen, dass Sie sich auf den Weg machen wollen. Es ist noch nicht zur Gewohnheit geworden, Sie probieren erst aus und üben. Nach einigen Tagen bekommen Sie langsam eine Ahnung, ob Sie sich für den passenden Weg entschieden haben, ob es überhaupt sinnvoll ist, ihn auf diese Art und Weise zu gehen, oder ob Sie doch noch etwas verändern möchten. Auch das „innere Belohnungssystem“ will überlistet werden – sind wir es doch gewohnt und geradezu aufgefordert, rasch, sofort, gleich Erfolg zu haben: Wir wollen den schnellen Kick. Bleiben Sie dran – nach ungefähr drei Wochen läuft es schon viel besser oder sogar ganz wie von selbst.

      Warum ich Ihnen das so ausführlich erzähle? Weil ich Ihnen vermitteln will, dass es auch Ihre bewusste Entscheidung ist, wie Sie „Ihr Leben leben“. Darf es lustvoll sein und Freude machen? Dürfen Sie glücklich sein? Leider sieht kein Bildungssystem der Welt derzeit vor, Menschen darin zu schulen, ihr Leben freudvoll zu gestalten (mit Ausnahme von Bhutan mit seinem „Bruttonationalglück“). Statt den Fokus in der Bildung auf die Talente, Stärken und Bedürfnisse der Schüler zu legen, lernen wir, unsere Schwächen zu bekämpfen.

      Wir sind oft nicht darin geübt, Entscheidungen für etwas zu treffen, und schon gar nicht darin, wirklich lustvoll und freudig im Einklang mit unseren Bedürfnissen zu leben. Dabei ist jeder einzelne Mensch viel produktiver, motivierter und gesünder, wenn er Dinge tun kann, die er für sinnvoll erachtet, die ihm Freude bereiten, leicht fallen und gelingen. Ein lustvolles Leben ist die beste Voraussetzung, um lustvollen Sex zu haben – auch wenn da vielleicht noch ganz andere Komponenten mitspielen.

       „Es gibt natürlich auch zufällig guten Sex, aber ich warte nicht darauf, dass er manchmal einfach passiert, ich möchte etwas für mein sexuelles Wohlgefühl tun!“

       Eine Klientin, 39

       Ein Streifzug durch die Vergangenheit der weiblichen Sexualität

       Warum wir Frauen heute da stehen, wo wir stehen

      Wie unsere (Ururur…-)Ahnen tatsächlich gelebt haben, lässt sich in den meisten Fällen nicht wirklich detailliert belegen. Immer noch wirft jedes „Fundstück“ neue Fragen für Archäologen und andere forschende Experten auf. Trotzdem wage ich hier eine kurze Rückschau – und ein paar Gedanken.

      In jedem Fall gab es über die Jahrtausende hinweg völlig unterschiedliche Formen des menschlichen Zusammenlebens. Ob patriarchal oder durch ein Matriarchat geprägt, ob in Sippen oder familienähnlichen Strukturen organisiert – die Kulturen waren bis vor relativ kurzer Zeit ziemlich unterschiedlich, manchmal sogar von Landstrich zu Landstrich oder gar von Tal zu Tal. Wie genau sie organisiert waren, kann nur vermutet werden. Hier gibt es völlig unterschiedliche Zugänge,

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