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machen. Nur weil wir mit 35 noch keinen lustvollen Sex genossen haben, vielleicht noch nie einen Orgasmus hatten, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht mit 36 oder 80 den besten Sex unseres Lebens genießen können.

      Vor kurzem erzählte mir eine Frau, ihre Mutter hätte sich nun, mit 78 Jahren, einen Liebhaber zugelegt und erzähle ihr ständig, ob sie es hören wolle oder nicht, sie hätte den besten Sex ihres Lebens.

       So keep on dreaming and dancing, till you meet a person you like to play with.

      Vielleicht haben Sie keine Lust auf Sex und sind frustriert, weil Sie nicht wissen, wie Sie diese wieder aktivieren können? Solche Phasen gibt es im Leben fast jeder Frau (fast jedes Menschen!) – ob nach einer Schwangerschaft oder durch eine Beziehungskrise, durch Stress, Hormonumstellungen oder aus ganz anderen bzw. keinen erkennbaren Gründen. Diese Phasen können kommen und sie dürfen wieder gehen, dafür können Sie einiges tun. Und zwar genau so intensiv und in dem Tempo, wie es für Sie persönlich passt.

       Ein ganzes Leben lang

      Unser Bedürfnis nach Sinnlichkeit und Sexualität ist natürlich angeboren, unsere Sexualentwicklung aber dauert ein ganzes Leben, wie auch immer unser individueller Weg verläuft. Dass wir uns sexuell stetig weiterentwickeln – bewusst oder unbewusst –, ist vielen Menschen jedoch ein fremder Gedanke. Sie haben zum Teil kaum vermittelt bekommen oder gelernt, dass Sexualität etwas Wunderschönes sein kann, viel mehr als ein mechanischer Akt der körperlichen Annäherung. In unserer Gesellschaft – und ihren Medien – wird schließlich hauptsächlich suggeriert, nur junge und schöne Menschen seien attraktiv, begehrenswert und damit sexuelle Wesen.

      Fakt ist jedoch, dass wir von der Entstehung bis zum Ende unseres Lebens sexuelle Wesen sind – selbstverständlich mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die mit Porno-Sex wenig bis nichts zu tun haben. Genuss und Sexualität sind nicht nur ein Grundbedürfnis wie Essen, Trinken, soziale Nähe und ein warmes Zuhause, sondern auch ein gar nicht so unwichtiger Faktor für Gesundheit.

      Bereits 1975 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO per Definition festgehalten, dass sexuelle Gesundheit untrennbar mit Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden ist: Sexuelle Gesundheit ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen. Sie setzt eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen voraus sowie die Möglichkeit, angenehme und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, und zwar frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt. Sexuelle Gesundheit lässt sich nur erlangen und erhalten, wenn die sexuellen Rechte aller Menschen geachtet, geschützt und erfüllt werden. Selbstverständlich gilt diese Definition für alle Menschen dieser Erde, egal, welcher Kultur und Religion, welchen Geschlechts oder welcher Herkunft sie sind.

       Sexualität „weiterdenken“

      Oft ist die eigene Sexualität tabu, während uns das Thema Sex gleichzeitig an jeder Ecke anspringt. Viele von uns durften im Heranwachsen einfach wenig sexuell wert- und lustvolle Bildung oder den entsprechenden Raum dafür genießen. Zu viele Menschen geben sich mit eingelernten Gewohnheiten, Mustern und ihren Trieben zufrieden, zu viele verheddern sich in ihrer Angst oder Scham und bleiben darin verwickelt. Wenn auch Sie dort verharren möchten, dann legen Sie dieses Buch einfach weg, verschenken Sie es oder werfen Sie es in den Müll.

      Sie lesen weiter? Schön, dann können Sie sich in diesem Buch einiges bieten lassen: Ich möchte Sie hier – als Frau oder als Mann, der Frauen liebt – inspirieren, sich mit Ihrer Lust und Ihrer Sexualität auf verschiedenen Ebenen zu befassen, egal ob Sie in einer Beziehung oder „single“ sind, ob Ihr Begehr Männer, Frauen oder beide Geschlechter sind. Lassen Sie sich anregen, Ihre persönlichen Gewohnheiten und Normen zu erkennen und falls es für Sie passt, „weiterzudenken“.

      Für die meisten Menschen ist es schwer möglich, in ihrem gestressten oder recht gleichförmigen Dasein auch Ekstase, Hingabe, Sexualität zu leben. Diese melden sich ja nicht immer so dringlich wie Hunger, Durst oder das Bedürfnis, zu schlafen. Sexualität ist nicht lebensnotwendig, die Lust darauf kann einfach einschlafen. Da heißt es also loszugehen – weg vom alltäglichen Funktionieren, von den Mythen und Ängsten, vom Pseudowissen und von der Unsicherheit, hin zu mehr Selbstbewusstsein, zu Spielräumen, Lust, Sinnlichkeit, Genuss und der Liebe zum Leben. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch, solange Sie sich nicht auf Kosten oder zum Schaden anderer Befriedigung verschaffen. Es gibt hier keine Bewertung dessen, was Sie persönlich mögen oder was Sie erregt. Wann fühlen Sie sich so richtig lebendig? Wonach sehnen Sie sich? Was fehlt? Was brauchen Sie eigentlich nicht mehr? Was möchten Sie gerne beim Sex (er-)leben und wie können Sie dem näherkommen?

      Wenn ich von Sexualität schreibe, meine ich damit nicht nur den Geschlechtsverkehr, auch kein „rein zielorientiertes Vorspiel mit darauffolgendem Geschlechtsverkehr“, ich betrachte Sexualität vielmehr ganzheitlich: Es geht dabei um Ihre Sinne, Ihr Wohlfühlen, Ihre Erregung, Ihre Genussfähigkeit und Freude, um Ihre Lust, Ihre Möglichkeiten, Ihre Phantasien und Ihre Körperlichkeit, Ihre Bedürfnisse.

       Was die Wirtschaft mit unserem Sex zu tun hat

      Was Sie hier nicht finden werden, ist ein Programm, um sich selbst zu optimieren, um „beim Sex besser zu funktionieren“, es geht nicht um Techniken und Stellungen, um Kalorienverbrauch oder Performance.

      Medien und Wirtschaft präsentieren ein Zerrbild, zeigen uns, wo wir angeblich unzulänglich sind, damit wir manipulierbare Käuferherden werden bzw. bleiben. Je unzufriedener und unsicherer wir Menschen uns fühlen, umso eher kaufen wir „rasche Befriedigung“ bzw. „Belohnung“. Je öfter man uns sagt, dass wir mit Produkt X wieder sexy sind oder mit Produkt Y voll im Trend, umso kaufwilliger werden wir. Das einzige Ziel, das von der Wirtschaft und oft auch von den Medien verfolgt wird, heißt: in die eigene Börse arbeiten. Man suggeriert uns laufend, Glück sei nur etwas für die Jungen, Gesunden, Makellosen. Gehören wir nicht in diese Gruppe (und wer tut das schon?), könne man dem aber beikommen: Wir müssten uns nur jetzt dieses Produkt kaufen.

      Wenn wir zu viel auf die Bewertungen anderer geben, entfernt uns das immer weiter von unserer eigenen Selbstwertschätzung und Zufriedenheit und damit auch von jener Basis, auf der entspannte, genussvolle Lust gerne wächst.

       Generation Porno

      In meiner Praxis habe ich immer öfter mit Menschen aus der „Generation Porno“ zu tun. Sie sind der festen Überzeugung, dass die verzerrten Spielfilmwelten einer realen Sexualität entsprechen. So erzählte mir ein Klient, Mitte 30, nennen wir ihn Max, er habe seine Freundin vor etwa zwei Jahren kennen gelernt und sei zu Beginn völlig irritiert gewesen, weil sie beim Sex „den perfekten Pornostar“ abgegeben habe. Viele junge Menschen möchten von anderen als „gut im Bett“ beurteilt werden und lassen sich nicht darauf ein, die eigene Sexualität zu entwickeln. Freilich, auch früher hat es das schon gegeben, nur verdichten sich heute durch den Pornografie-Overflow die Ansprüche. Bereits Kinder werden damit konfrontiert. Was macht es mit ihnen, wenn sie so aufwachsen und schon vor der Pubertät den Kopf voll einseitiger, oft sehr roher und verzerrter Bilder haben? Wie sollen sich da die eigene Sexualität und die eigenen Erregungsmöglichkeiten natürlich entfalten?

      Zurück zu Max: Seine Freundin lernte mit der Zeit und durch seine ehrlich geäußerten Anregungen ihre eigenen authentischen Bedürfnisse in der Sexualität kennen. Das ging nicht von heute auf morgen, es brauchte offene Worte, Sicherheit und Vertrauen. Nun hat die junge Frau einen völlig anderen, lustvolleren Zugang gewonnen, sie gibt nicht mehr vor, sondern genießt und gestaltet ihre Sexualität mit einem Mann erstmals so, wie es ihr guttut – und auch Max. Wir brauchen mehr Menschen, die keine Show machen, sondern ein neugieriges und entspanntes Spiel gestalten, bei dem es vor allem um sinnliche Genüsse und echte Nähe geht.

       Sie bekommen hier

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