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schlechte Frage: „Wer bin ich und wo will ich hin?“

      Über die „Wer bin ich?“-Frage hat Jesus ja einiges erzählt (siehe letzte Abschnitte). In den nächsten Kapiteln wird es um die zweite Frage gehen: „Wo will ich hin?“

      Zum Nachdenken

      „Wer bin ich und wo will ich hin?“

       Wie würdest du diese Fragen beantworten?

      KAPITEL 2

       LEBST DU SCHON?

      Darum geht´s: Die Jesus-Werte. Oder: Wie das Leben in Gottes neuer Welt funktionieren kann!

      Wie man ganz allein eine komplette Stadt lahmlegen kann!

      Der Soziologe Toni Campolo erzählte einmal folgende Geschichte: Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause fährt er aus der City von Philadelphia abends in sein Haus am Stadtrand. Und dann hat er mitten im Feierabendverkehr eine Reifenpanne! Während er seinen platten Reifen wechselt, hört er folgende Mitteilung aus dem Autoradio: „Es ist verrückt“, lautet der Live-Kommentar aus dem Verkehrshubschrauber. „Der Highway ist absolut dicht, Stau ohne Ende. Heute kommt keiner rechtzeitig nach Hause. Der Grund: Ein liegengebliebener, kleiner brauner Ford!“

      „Ich fahre einen kleinen braunen Ford!“, denkt Campolo. „Ich bin der Grund, warum diese große Tragödie meine Stadt befallen hat. Kinder weinen, weil Papa nicht nach Hause kommt, Liebende finden heute Abend nicht zueinander! Wichtige Business-Deals werden heute nicht mehr abgeschlossen! Und das alles hat einen einzigen Grund: Mich!“

      Und Campolo gibt zu: „Eigentlich hätte mir das ja peinlich sein sollen! Aber ich kleiner Mann mit meinem kleinen Auto habe die Macht, die ganze Stadt lahmzulegen. Irgendwie sexy, der Gedanke!“

      Da sitzen also tausende Menschen vor Jesus, denen voll viel Ungerechtigkeit angetan worden ist. Sie würden ihre Situation so gerne verändern. „Es muss etwas getan werden!“ Vielleicht ein mächtiger Messias, der auf einem weißen Pferd in ihre Situation hineinreitet und mit all seiner Macht für Gerechtigkeit sorgt … ?! Oder kann man eine Welt auch anders verändern?

      DIE GLEICHNISSE

      9. Unfair

      „Sie sind so unglaublich unfair!“, schrie er mit hochrotem Kopf! Er war erschöpft und müde, nachdem er zwölf Stunden lang im Weinberg für diesen reichen Gutsherren malocht hatte. Zwar hielt er den vereinbarten Lohn in den Händen, aber als ob dieser komische Gutsherr ihn bewusst provozieren wollte, hatte er eine Stunde vor Arbeitsende noch so ein paar Trottel eingestellt, und ihnen für eine knappe Stunde Arbeit genau den gleichen Lohn gegeben. Sogar noch vor ihm, dem guten Arbeiter, so dass der diesen Wahnsinn auch garantiert mitbekommen würde! „Wieso unfair?“, fragte der Gutsherr jetzt auch noch. „Wer bist du denn, dass du mir vorschreiben willst, wie ich mein Geld zu verteilen habe?!“

      Aber der Arbeiter war so sauer, dass der Gutsherr sich entschied, ihm eine Lektion zu erteilen. „Gut!“, sagte er. „Wie du weißt, bin ich reich, und um dir zu beweisen, dass ich gut bin, werde ich dir alles geben, was du dir wünschst! Was immer du haben willst, du wirst es bekommen! Es gibt nur eine Bedingung: Deinem armen Nachbarn werde ich immer genau doppelt so viel davon schenken!“

      Gesagt, getan! Der Mann wünschte sich endlich ein Haus für seine Familie, und der Herr kaufte ihm eines, ließ aber für seinen Nachbarn eins bauen, das genau doppelt so groß war! Er wünschte sich einen neuen Esel, kein Problem, aber der Nachbar bekam zwei!

      Es hätte immer so weiter gehen können, aber der Mann konnte einfach nicht damit leben, dass es seinem Nachbarn so viel besser ging als ihm. Also ging er eines Tages zu dem Gutsherrn und fragte ihn, ob er ihm ein Auge ausstechen würde!

      KOMMENTAR

      In der Originalgeschichte in Matthäus 20,1-16 geht es um das zentrale Thema Neid.

      Das Königreich Gottes, sagt Jesus, ist nicht fair. Gott beschenkt uns alle anders. Einige haben zehn Talente bekommen, andere sind nur für eins verantwortlich!

      Damit trifft er bei vielen von uns eine empfindliche Stelle. Wir sind ständig mit dem Gefühl konfrontiert, dass ein anderer erfolgreicher, schöner und angesehener ist. Und dann kann er auch noch essen so viel er will und nimmt einfach nicht zu!

      Zum Nachdenken

      Was hältst du von der Frage, die Gott uns hier stellt: „Wirst du mich hassen, weil ich gut zu Menschen bin, zu denen du nicht gut wärst? Weil die es deiner Meinung nach nicht verdient haben?“ Was wäre deine ehrliche Antwort auf diese Frage?

      10. Die ungleichen Brüder

      Stefan und Henrik waren als Kinder nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde. Ihre Eltern gaben ihnen ein gesundes Gottesbild mit auf den Lebensweg und sorgten dafür, dass die beiden eine gute Ausbildung bekamen. Henrik, der jüngere, studierte auf Lehramt, und Stefan ließ sich zum Manager ausbilden.

      Doch nur ein paar Jahre später sollte ihr Leben eine sehr unterschiedliche Entwicklung nehmen. Als Henrik kurz vor seiner Hochzeit stand, hatte er ein sehr eindrückliches und intensives Gotteserlebnis, das seinen Lebensweg komplett verändern sollte. Unter Tränen löste er seine Verlobung und zog in ein kleines Dorf, in eines der ärmsten Länder dieser Welt, um dort, mitten unter den Bewohnern, Entwicklungshilfe zu leisten. Wenn er ihr Leiden sah, brach es immer wieder sein Herz, und wieder und wieder gab er seinen wenigen Besitz weg, um zu helfen, wo es nur nötig war! Nach einem aufopferungsvollen Leben starb er viel zu jung und unbeachtet in seinem kleinen Dorf an Malaria!

      Sein Bruder Stefan lebte ganz anders. Er war ein sehr guter Kaufmann und verdiente schnell richtig viel Geld. Zwar galt er als abgebrüht und war nicht gerade nett zu seinen Angestellten, aber dafür war er richtig erfolgreich. Ehrlich war er auch nicht immer, aber man konnte ihm nie etwas nachweisen. Stefan heiratete eine wunderschöne Frau, und zusammen hatten sie drei Kinder. Er liebte seine Familie, obwohl er diese Liebe nie so richtig zeigen konnte. Er genoss das Leben und starb friedlich in den Armen seiner Frau, umringt von seinen Kindern und Enkelkindern.

      Weil im Himmel die Zeit anders läuft, kamen die beiden Brüder zeitgleich dort an. Nachdem Jesus sie begrüßt und mit beiden gesprochen hatte, war Henrik schon überrascht, dass beide gelobt wurden. Und als er hörte, dass sie genau den gleichen Lohn bekommen würden, fing er an zu weinen …

      … vor Freude, denn er liebte seinen großen Bruder über alles und konnte sich so richtig für ihn freuen! Sein Bruder Stefan begann ebenfalls zu weinen. Denn er war traurig, weil er merkte, dass er sein Leben total vergeudet hatte.

      KOMMENTAR

      Warum stört mich die Geschichte? Sicher wegen meines ausgeprägten Gerechtigkeitssinns, der sich meldet, wenn gute Taten nicht belohnt und böse nicht bestraft werden. Und da bin ich nicht der Einzige. Ich habe vor kurzem eine Kleingruppendiskussion geleitet, und es hat mich doch ein bisschen überrascht, wie viele in der Gruppe die Idee einer Hölle durchaus attraktiver fanden als einen Gott, der am Ende allen vergibt. Man muss doch irgendwie für seine Sünden bestraft werden?!

      Dann stört mich an der Geschichte auch, dass es für Henrik nur Verzicht bedeutete, das Reich Gottes voranzubringen. Muss mein Leben als Jesus-Nachfolger so trostlos aussehen? Die Vorstellung ist weit verbreitet. Ein Freund hat das vor etlichen

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