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hängen ließ. Diese Seitenstraße mündete in die Hauptspielstraße der Kinder die wiederum zwei Straßenecken von Adams Wohnung entfernt lag. Vom warmen durchdringenden Licht des Septembers am Nachmittag berührt und erfüllt, ging Adam in seinem Viertel spazieren, sah die überreifen prallen Früchte auf dem Gehsteig liegen, betrachtete staunend und liebevoll die Wespen wie sie das helle grünliche Fruchtfleisch heraus bissen und aß auch selbst von diesen wundervoll süßen Früchten, ohne zu bezahlen, und mit dem honigfarbenem Himmel über sich, befand er sich im Paradies.

      Sogar im Winter befand er sich dort, auch wenn es manchmal klirrend kalt war. In der Nähe des Waldstückes das sie liebten, lag ein steiler Hang und etwas entfernt ein längerer aber auch weniger steiler Abhang. Die Kinder konnten wählen welche Abfahrt sie bevorzugten, und unten trafen sie sich dann. Es ging oft wild zu, denn Kinder fuhren einfach los, auch wenn Adam ihnen entgegenkommend noch den Berg hinauf lief; manchmal musste er ausweichen und auch die Abfahrt endetet oft im kalten zu Eis gepresstem Schnee und selten in aller Ruhe auf dem Schlitten sitzend. Doch die reine Wintersonne und manchmal auch der graue eisige Himmel, sowie das wilde Leben, waren einfach zu aufregend als das Adam nicht hätte mitspielen wollen. Zur Ruhe kam er dann, wenn er die nasse Schneekleidung im geheizten Bad auszog, sie irgendwo aufhängte, zerknülltes Zeitungspapier in die durchnässten Schneestiefel steckte, sich trockene Sachen anzog und ein Comic oder ein Buch im Wohnzimmer auf dem Sofa liegend zur Hand nahm, oder etwas anderes Ruhiges tat.

      In der Grundschule im Sommer hat Adam manchmal, in der Pause, alleine vor einem Strauch stehend, kleine gelb schwarz gestreifte harmlose Schwebebienen mit der Hand gefangen, sie in einer leicht geöffneten Faust eingeschlossen und sie dann unversehrt wieder herausgelassen. Adam hat nie bewusst Tiere gequält, er hatte Respekt vor jeglichem Leben, was wahrscheinlich von seiner Mutter kam, die sehr tierlieb war, wohl weil sie als Kind in einem Dorf in Südkorea von ihrer Großmutter mütterlicherseits ein wenig buddhistisch unterrichtet wurde, – wenn sie Schildkröten, die sonst verzehrt wurden, gekauft und im nahe gelegenen Fluss frei gelassen haben –, und auch als sie als junge Frau drei Monate in einem Kloster mitgewohnt hat.

      Adam hat im Unterricht oft gestört wenn er nicht die Ruhe genoss, weil er dann Freude und Lachen wollte; er war nicht so ruhig wie andere Kinder, aber doch gemocht, weil er Gewalt verabscheute. Nur zweimal im Leben hat er wirklich gekämpft und zwar immer mit der selben Person, einem etwas einfachen Jungen; – als er beim ersten Mal, nach einem heftigen Gerangel, dessen Kopf in seinem Arm, diesen auf den Boden drückte, weil dieser etwas getan hatte, was an dieser Stelle vergessen ist, hat sich der Junge ergeben und zufrieden war Adam neben ihm gestanden, vor der ganzen Klasse, während der Lehrer nicht im Raum war. Unvorhergesehen hat ihn der Junge kurz darauf am Arm gepackt und über seine Schulter geworfen, so dass er mit dem Kopf, mit einem dumpfen Geräusch, auf dem Boden aufgeschlagen war. Die umstehenden Kinder haben erschrocken zugesehen und den Lehrer gerufen, der sich sogleich um den weinenden Adam gekümmert hat, der gleichzeitig den Jungen innerlich wegen dessen Hinterhältigkeit abgestempelt hat; der Junge hatte wahrscheinlich eine Strafe von dem Lehrer bekommen. Später in der Jugend hat er sich mit diesem Jungen bei einem Geburtstagsfest auf dem Bauernhof von Bekannten, aggressiv vom Alkohol, noch einmal angelegt, wobei dieser ihm einen Zahn eingeschlagen hat; er war zwischen zwei Streithähne gegangen, er mochte nicht, dass diese sich Gewalt antun.

      Eine vorläufige Lehre über die Auswirkung von Gewalt hat ihn das Leben auch erteilt, als er, an der Schulbushaltestelle der Marktgemeinde Mering, einem Jungen hinterhergelaufen war und ihn geohrfeigt hatte, weil ihn dieser mit einem anderen Jungen verspottet hatte. Am selben Tag noch hat dessen Mutter bei Adams Vater angerufen. Dieser hat Adam nicht bestraft, aber Adam wusste dass seine Gewalt den Jungen hat leiden lassen.

      Wie bei jedem Menschen, auch wenn das Leben nur kurz ist, gibt es viele besondere und schöne Momente, auch traurige, aber das Gute überwiegt wohl. Über Adams Kindheit könnte noch viel erzählt werden, um diese Erzählung aber wertvoll zu machen, hat sie hauptsächlich glückliche Inhalte in kürze dargestellt, um den Sinn, wie ihn Adam Jahrzehnte später verstehen sollte, zu vermitteln. Aus A wird meist B und dann wird durch glückliche Umstände und einem „ja zur Liebe“ ein richtiges A daraus.

      Zu den Wandlungen gehört auch, dass der Vater einen Menschen im Kindergarten seiner Kinder kennen lernte, der den Vater daraufhin besuchte, weil beide Sozialarbeiter waren, und der Zeitlebens ein Freund der Familie bleiben sollte, und als es Gott zu einer Zeit fügte, in der Adam empfänglich war, auch ein Freund und Lehrer für Adam; er wird im folgenden der Mann genannt werden.

      Umso älter man wird, desto liebevoller sollte man sich benehmen, weil wir auf Wachstum angelegt sind; Adam tat das nicht; aber wer lehrt einem die Liebe in Europa, wenn nicht Christus? Adam wurde der Kontakt zu ihm leider vorenthalten, es wurde ihm nicht ausgiebig von ihm berichtet. Es gab zwar eine türkise Buddhastatue aus Korea im Wohnzimmer auf einem koreanischen Medizinschränkchen, aber hier hat ihm ebenfalls niemand erklärt was, in diesem Fall, der Buddha gelehrt hat. Adam hat oft seine feinen Finger über die glatte lackierte Keramikoberfläche gleiten lassen, um dem Göttlichen, Guten, Liebevollen, Schützenden aus Asien näher zu sein; er wusste nichts von Verbeugungen, Zufluchtnahme, Entsagung, und Liebe. Es gab auch zwei kleine Metallkreuze an der Wand, die er und seine Schwester zur Kommunion bekommen haben. Doch auch bei diesen hat niemand Adam den Sinn der Zeichen erklärt, auch nicht ansatzweiße, denn den tieferen Sinn können wohl nur wenige verstehen und vermitteln; aber selbst ein allgemeiner oberflächlicher Sinn wurde nicht erklärt. Wegen der anstehenden Kommunionfeier wurde er zwar von Irgendjemanden zum Pfarrer zum Beichten geschickt, aber dieser hat ihn im Beichtstuhl nur angeschrieen: „Hast Du denn nichts zu beichten!“, als Adam nicht wusste was er sagen sollte, weil ihm niemand erklärt hatte was Sünden sind.

      Also blieb ihm nichts anderes übrig als selbst zu suchen. In der betexteten Musik der CD Sammlung seines Vaters, in der Kunst, hat er immer wieder etwas Sinn gefunden. The Band sangen in ihrem Song The weight: Take a lord for free … I am a peaceful man … God for everyone. Freddy Mercury sang auf dem Innuende Album von Queen: We are all Gods peoble, make welcome inside your home, don’t turn your back to the lessons of the lord. The Beatles sangen: All we need is love … Doch Adam wusste nicht wo die Regeln Gottes zu finden waren, die zehn Gebote der Liebe im alten Testament der Bibel, noch wo Liebe eigentlich herkommt, von wem sie kommt, von Gott, und wie er sie mit Hilfe von Glauben in sich berühren kann.

      Leider hat Adam nicht mehr Input bekommen, von einer Person von Mund zu Ohr, und zwar regelmäßig, damit es sich durch Regelmäßigkeit und Gewohnheit festsetzt, und so wurde dies wenige an Information irgendwann von Weltlichem überdeckt; das Weltliche war in seinem Leben einfach präsenter.

      Die Erinnerung an eine Drogensucht schmerzt, und die Erinnerungen an weitere Sünden ebenfalls. Was Adam an Bösem getan hat, hat er getan, das kann nicht rückgängig gemacht werden. Er hat es jedoch bereut. Später sollte er erfahren, dass nur das Jetzt und Hier, der Moment in dem – für einen Atemzug – gedankt, also geliebt wird, von Bedeutung ist, und nicht die Schuldgefühle über die Vergangenheit und genauso wenig die Wünsche für die Zukunft. Der Dank richtet sich schließlich an den Retter, wenn ein dieser außer Gefahr gebracht hat, aus dem Dreck gezogen hat, durch bestimmte Erkenntnisse, durch Erfahrungen, durch Personen, durch Bücher, durch Licht, durch Liebe, u. s. w.

      Doch vorher war Adam, dem verlorenen Sohne aus dem Evangelium gleich, vom Himmel in die Hölle geraten. Adam war gewissermaßen gestorben, als die Außenwelt ihn immer mehr zu Gedanken, Worten und Taten verleitete, die unheilsam für ihn wie auch für andere waren. Das Kind eines Menschen stirbt irgendwann, wenn er es nicht bei der Liebe halten kann. Doch wie hätte Adam die Liebe halten können, wenn man ihn von ihr getrennt hatte, weil ihm niemand von der Liebe erzählt hat, auch wenn er sich tief in seinem Inneren danach gesehnt hatte?

      Das eigene Sterben beinhaltete auch das Richten. Adam begann alles in unveränderliche Schubladen in seinem Geist zu stecken, er begann alles was ihm begegnete in Gut und Böse zu unterteilen, wie Adam aus dem alten Testament der Bibel, nachdem er im Paradies von dem Baum der Erkenntnis gegessen hatte, und nicht vom Baum des Lebens, und somit der Sündenfall für ihn wie für die Menschheit

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