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den 330 u.Z. (33 Jahre nach Jesu Geburt 297) der Ostersonntag fiel. Die Berechnung der Wochentage zur (AD-) Jahreszahl liefert damit die tatsächlichen Werte.

      V* Die Ostertafel basiert auf dem Startjahr 304 u.Z. eines 19-jährigen Mondzyklus, der Anfang des 4. Jh. u.Z. mit dem realen Mondlauf übereinstimmte.

      So bleibt schließlich nur die Frage, wann Dionysius, der sich selbst 'Exiguus', dh. der Unbedeutende nannte, tatsächlich gelebt hat – nach unserer Zeitrechnung. Gehen wir davon aus, dass seine Angaben zum Jahr 525 AD und zum Zeitabstand von Diokletian korrekt sind, so entspricht dies den Verhältnissen im Jahr 828 u.Z.1

      Tatsächlich liefert seine Tafel jedoch die Termine des Osterfests ab 532 u.Z. Die Nutzer der Tafel mussten folglich annehmen, der Verfasser mit dem eigentümlichen Pseudonym habe sie bereits drei Jahrhunderte früher erstellt.2

      Dionysius hatte damit dem Papst, seinem Auftraggeber, eine Ostertafel konstruiert, die in Einklang zu dem stand, was einem Großteil der Christenheit als gesicherte Wahrheit galt. Was bisher nur geglaubt werden konnte, bekam durch Dionys eine überprüfbare, wissenschaftliche Basis!

      Damit war allerdings auch jede Möglichkeit verbaut, irgendwann zur ursprünglichen Inkarnationszählung zurückzukehren. Nun konnte man sich nicht mehr mit einem Irrtum herausreden. Das Geburtsjahr Jesu gegen die Indiktionszählung der Römer zu verschieben, war eine vorsätzliche Fälschung, deren Rücknahme den Verlust jeder Glaubwürdigkeit bedeutet hätte. Es gab fortan nur noch eine Möglichkeit, zu einer widerspruchsfreien Jahreszählung zu gelangen: Die alte, allein durch Tradition gestützte Inkarnationszählung musste verschwinden!

      Dionys hatte sich abgesichert und die eigentlich nahe liegende direkte Verknüpfung des Geburtsjahres von Jesus mit einer der zu seiner Zeit gängigen Jahreszählungen vermieden. Statt dessen hatte er lediglich angegeben, wie weit dieses in Wahrheit zurück lag. So war völlig auszuschließen, dass irgendwer auf Grund der willkürlichen und widersprüchlichen Verknüpfung der Ostertafel mit den Inkarnationsjahren, welche zudem dem Lukasevangelium widersprach, eine unerwartet um drei Jahrhunderte frühere Heilsgeschichte vermutet haben könnte: Wäre irgendwem die Abweichung der Indiktionen um drei Jahre gegenüber dem Evangelium aufgefallen, so konnte der immerhin annehmen, dass diese auf eine winzige Ungenauigkeit des Kopisten im so gewunden formulierten, scheinbar willkürlichen1 Argumentum I. zurück ginge: Statt 'semper adde XII regulares, fiunt DXXII' hätte dort ursprünglich dann wohl 'semper adde XV regulares, fiunt DXXV' gestanden.

      Die große Zahl verdoppelter historischer Personen und Ereignisse legt, wie wir in einem späteren Kapitel noch sehen werden, den Schluss nahe, dass uns große Teile der christlichen Spätantike doppelt überliefert wurden. Einmal nach unserer Zeit und dann ein weiteres Mal, auf Christi Geburt bezogen und dort, wo die Angaben anhand der Osterrechnung synchronisiert wurden, um 304 Jahre (4 kallippische oder 16 metonische Zyklen) vorverlegt. Davon wäre dann auch Dionysius Exiguus selbst betroffen – mitsamt seinem Kaiser Justinian I.1 Auch der wäre also um drei Jahrhunderte zu früh in die Geschichtsschreibung eingeordnet. Dionys wäre damit in Wirklichkeit ein Zeitgenosse des Kaisers Theophilos.2

      Nun verschiebt sich, wie wir erfahren haben, der julianische Kalender in drei Jahrhunderten gegenüber dem Jahreslauf um 2-3 Tage und auch die Differenz zum metonischen Zyklus beträgt etwa einen Tag. Sollte dies niemandem aufgefallen sein? Natürlich war es das! Beim Vergleich der überlieferten Osterdaten fand man die zu erwartenden Abweichungen: Lag im Rom der Spätantike das frühestmögliche Datum des astronomischen Frühlingsvollmondes inzwischen auf dem 18. März, so rechnete man in Alexandria und Konstantinopel immer noch mit dem 21. März. Fiel der Termin auf einen Samstag, so wurde das Osterfest in Rom um eine Woche verschoben. Es hätte also Unstimmigkeiten gegeben, aber dieser Osterstreit3 war irgendwann beendet worden.

       Fredegar – zwei Zählweisen werden vermischt

      Die Fredegar-Chronik ist neben dem im frühen 8. Jahrhundert verfassten Liber Historiae Francorum eine Hauptquelle für die Geschichte des Frankenreichs im 7. Jahrhundert.1

      Von Bedeutung ist vor allem das vierte2 und letzte Buch der Chronik, welches – trotz vieler Probleme – eine der ganz wenigen Quellen zur fränkischen Reichsgeschichte des 7. Jahrhunderts darstellt. Es umfasst die Spanne von 583 AD bis 642 AD und damit den einzigen zeitnahen Bericht über das grausige Ende der Merowinger. Bis 591 überlappt sich die Chronik mit der des Gregor von Tours.

      In karolingischer Zeit wurde die Fredegar-Chronik dann auf der Grundlage des Liber Historiae Francorum als amtliche Chronik bis 768 fortgeführt. Diese Fortsetzung wird als Continuationes bezeichnet.3

      Die Zeittafel dieses Fredegar Continuatus liegt uns in verschiedenen Versionen vor:

Von Adam oder dem Beginn der Welt bis zur Sintflut 2242 Jahre
Von der Sintflut bis auf Abraham 942 Jahre
Von Abraham bis auf Moses 505 Jahre
Von Moses bis auf Salomo 489 Jahre
Von Salomo bis zur Wiedererbauung des Tempels zur Zeit des Darius 512 Jahre
Von der Wiederherstellung des Tempels bis zur Ankunft [Passion?] unsres Herrn Jesu Christi 548 Jahre

      Zusammengezählt sind das 5238 Jahre1 – folgt man Fredegar, so wären es jedoch 300 Jahre mehr (abzüglich der Lebenszeit Jesu):

Von Anbeginn der Welt bis zum Leiden unseres Herrn Jesu Christi 5538 Jahre
Und vom Leiden des Herrn bis zu diesem gegenwärtigen Jahre, am 1. Januar, einem Sonntag, 735 Jahre
Um dieses Jahrtausend zu erfüllen, bleiben noch 2 265 Jahre

      Eine andere Überlieferung der Fredegar-Fortsetzung3 liefert zusätzliche Einzelheiten des frühen Mittelalters:

Von Adam oder dem Beginn der Welt bis zur Sintflut 2242 Jahre
Von der Sintflut bis auf Abraham 942 Jahre
Von Abraham bis auf Moses 505 Jahre
Von Moses bis auf Salomo 479 Jahre
Von Salomo bis zur Wiedererbauung des Tempels zur Zeit des Darius 512 Jahre
Von der Wiederherstellung des Tempels bis zur Ankunft [Passion?] unsres Herrn Jesu Christi 548 Jahre
Gewiß sind von Anbeginn der Welt bis zum Leiden unseres Herrn Jesu Christi 5228 Jahre
Vom Leiden des Herrn bis zu diesem gegenwärtigen Jahre, welches in dem Zyklus des Victorius1 das 177. ist, am 1. Januar, einem Sonntag, und um dieses Jahrtausend zu erfüllen, bleiben noch 63 Jahre übrig. [..dies wäre somit das Weltjahr 6165 ]

      Hier wurde bis zur Passion Jesu korrekt addiert, jedoch wären bis dahin 10 Jahre weniger vergangen.

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