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hat das Haus gestanden, in dem die Schwester der Elaine ihr Pflegekind Lancelot aufgezogen hat, nachdem sein Vater Ban von Bénoïc getötet worden ist!“

      „Ihr Ehemann Gerren ist der Herr des hiesige Wehrdorfs gewesen“, ergänzt Janine. „Dessen Vater Solor DuLac ist der Urahn aller alteingesessenen Familien dieser Gegend. Der Brautvater ist der Heiland gewesen, der mit Beginn der Unruhen, die Gralsburg bei »Saint-Jean-de-Monts« bezogen hat.“

      „Von einer Hochzeit des Gekreuzigten ist in der Bibel kein Hinweis zu finden!“

      „Erinnere dich! Wer hat ihn am Kreuz besucht? Die Mutter Maria, Magdalena und Marthe, die Schwester des Lazarus, den der Erlöser von den Toten auferweckt hat und der ebenfalls nach Frankreich gegangen ist.

      Die Gebeine bewahrt die Kirche in »Autun« in der »Bourgogne« auf.“

      „Was hat das mit den Leuten vom See zu gemein?“

      „Der See im Familiennamen bezieht sich auf »Jesus vom See Genezareth« und ist ein alter Adelstitel. Mit dem See hinter dem Schloss hat der Name keine Relation. Über viele Generationen lang haben auf dem Land seine Nachfahren immer wieder untereinander geheiratet, um die göttliche Blutlinie nicht zu verwässern.“

      „Ein Familienstammbaum von Abkömmlingen der Allmächtigen?“, ist Marcel überrascht.

      „Hast du ihm noch nichts von dem Gral erzählt?“, fragt Janine.

      „Das hätte den Jungen restlos überfordert!“

      „Ist dir unsere Geschichte nicht wichtig? Du bist einer von uns! Der Gral ist keine wandelnde oder grell leuchtende Schale gewesen.“

      „Sind mit dem Gral nicht die Blutstropfen aufgefangen, die der Sohn Gottes am Kreuz vergossen hat?“

      „In England hat ebenfalls einen Ort »Sulis« geheißen“, ergänzt Tante Louane, „das heutige »Bath«! Die Briten behaupten, dies sei der Ort aus der Artussage.“

      „Der Gral ist der Gesalbte selbst. Nach der inszenierten Wiederauferstehung ist das »Agnus Dei«, wie erwähnt, mit seiner Frau und den drei Marien auf zwei kleinen Seglern über Ägypten vor den Römern geflohen. Auf dem zweiten Boot ist neben den anderen Mirjam von Bethanien mitgereist. Ihr hat der Messias den Auftrag gegeben, dessen Lehren zu verbreiten und eine Kirche zu gründen. Die drei Frauen sind in Südfrankreich in »Saintes-Maries-de-la-Mer« gelandet. Das Schiff mit Marthe, Jesus und Josef von Arimathia an Bord hat »Hispanien« umrundet und ist in dem »Sulis« vor Anker gegangen, das fernerhin in Erinnerung an die Ankömmlinge aus dem Orient »Lorient« genannt worden ist. Die Nachfahren der Besatzungen irren, da der Sinn des Unternehmens in Vergessenheit geraten ist, nach wie vor auf der Rückreise über Land in die alte Heimat heute als Zigeuner durch Europa.“

      „Das ist unhaltbar. Artus hat mehr als vierhundert Jahre später als Jesus gelebt! Oder stimmten deren Geburtsjahre überein?“

      „Der Friedensfürst ist unvorstellbar alt geworden“, setzt Janine ihren Vortrag fort, „wenn der Heiland nicht am Ende weiterhin am Leben ist.

      Annähernd fünfhundert Lebensjahre hat unser geistiger Meister und heimlicher König in der Bretagne gewirkt. Das erklärt, warum wir so gläubig und die katholischsten unter den Katholiken sind! Nach dem Tod seiner Frau, der schwarzen Martha von Bethanien, ist der Sohn Gottes auf der Suche nach »Maria«2 Magdalena in Richtung Pyrenäen weitergezogen. Dessen Nachkommen haben sich im Laufe der Zeit über die Königshäuser in allen Ländern Europas ausgebreitet.“

      „Die Ritter der Tafelrunde haben den Herzenswunsch gehegt“, übernimmt Louane das Gespräch, während Janine an ihrem Tee nippt, „ihm zu dienen. Der Nazarener hat nur Rechtschaffenen gewährt, sich ihm zu nähern. Der Verkünder der Liebe hat keine Raufbolde um sich gewollt. Besonnenheit, Nächstenliebe und Mäßigung haben die Gralsritter ausgezeichnet.“

      „Für was benötigt ein höheres Wesen Soldaten?“, ist Marcel sprachlos.

      „Die »Hüter des Heiligen Grals« sind seine Leibwächter gewesen.“

      „Jesus hat hübsche Töchter gehabt“, grinst Janine.

      „Selbst der Teufel hat sich an einer vergangen“, sagt Louane trocken. „Die Gute hat ihr Kind sofort taufen lassen, weshalb sich ihr Sohn Merlin auf die gute Seite geschlagen hat.“

      „Der Druide ist getauft worden?“, fragt der Junge ungläubig.

      „Endlich verstehst du uns!“, freut sich Janine.

      „Ich sehe, worauf ihr hinaus zielt, aber nicht, was ihr mit euren Räubergeschichten zu bezwecken gedenkt.“

      „Du bist halber Bretone. In dir fließt das Blut des Herrn!“

      „Ist sein Blut nicht in uns allen? Zumindest in uns Christen?“

      „Jesus ist der Sohn Gottes und hat uns zu Nachfahren Gottes gemacht.“

      „Trinkt nicht so viel von dem »Pineau«!“, ermahnt Marcel die leicht angetrunkenen Frauen. „Sonst erlangt ihr den Status von Heiligen! Davon abgesehen, sind meine Vorfahren Karl Marx und Martin Luther. Die beiden Wegbereiter anderen Denkens sind die Ahnen der Deutschen, warum dieses Volk gegen Kommunismus und Religionen ist. Welches Kind interessiert sich für das, was die Eltern treiben oder getrieben haben?“

      „Eben nimmt uns der Frechdachs auf den Arm!“, schmunzelt Janine.

      „Oh, jetzt habt ihr mich ertappt!“

      „Was wir dir über unsere Halbinsel erzählt haben“, spielt Louane die Ernsthafte, „entspricht der Wahrheit.“

      „Ich gehe eher von der Realität zweier trunkener Damen aus, die einem Urlauber den Glauben an die Historie der Menschheit rauben!“

      „Dem Jungen ist nicht zu helfen!“, bemängelt seine Tante.

      „Was meinst du“, steht Janine auf und hebt ihren Zeigefinger hoch über ihren Kopf, „weshalb die Bretagne bestrebt ist, sich von Frankreich zu trennen? Eines Tages stehen Artus und Merlin wieder auf und erheben das Land zum Zentrum der Welt!“

      „Das dauert noch ein paar Tausend Jahre!“, zieht Marcel die enthusiastischen Frauen weiter auf. „Ich denke, ihr habt für eure Behauptung keinerlei Beweise.“

      „Beschäftigen dich mehr mit deiner Herkunft, statt dich nur an den Strand zu legen.“

      „Schau dir die Sehenswürdigkeiten an! Janine fährt dich gerne zu den Schauplätzen der Geschichte. Du bestaunst viele Zeugen aus Gestein, um dir ein Bild der eigenen Vergangenheit vor Augen zu führen.“

      „Die Menhire sind Bestandteile einstiger Großbauwerke“, steigert sich Louane in das Thema rein. „Die kleinen Steine sind beim Bau von Burgen und Ortschaften entwendet worden. Die ursprünglichen Aufbauten aus Holz sind verbrannt oder verfallen. Die Quader sind durch die Kräfte der Natur erodiert. Wissenschaftler sagen, primitiven Völker haben die Monolithen mühsam durch Europa transportiert, um diese für ihre Götter hinzustellen. Gott selbst hat jene Säulen aus den Felsen gebrochen oder aus Beton gegossen. Nach über sechstausend Lenzen ist von den Bauwerken nichts geblieben.“

      „Angenommen ihr habt recht mit den Vermutungen, welche Gebäude haben eurer Meinung dort gestanden?“

      „Keine anderen als heute!“, begeistert sich Janine über Marcels einlenken. „Da standen Bahnhöfe, Supermärkte, Verwaltungsgebäude, Verteidigungsanlagen und Wohnhäuser.“

      „Da hat sich ein minimaler Denkfehler eingeschlichen! Die technische Entwicklung hat sich stets auf den Kenntnissen der Vorfahren aufgebaut und sich fortwährend weiterentwickelt. Katastrophen und Krieg haben immer wieder für Verschlechterungen gesorgt.“

      „Das gilt für uns niedere Kreaturen“, bleibt Janine stur, „aber nicht für die Allmächtigen!“

      „Der Mensch hat durch Konflikte und Seuchen schwere Rückschläge hingenommen“, ergänzt Tante Louane. „Ein Gott erkrankt nicht!

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