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und begab sich in die Messe. Hier informierte er die Anwesenden über das Geschehene. „Der Zahnersatz des Kochs befindet sich noch im Fallrohr. Wir müssen die ‚Beißer‘ finden, sonst haben wir keinen Koch mehr. Ohne Koch gibt’s Probleme“, sagte der Kapitän mit Nachdruck.

      „Solange nicht gespült wird, befindet sich der Zahnersatz vor der Sturmklappe im Fallrohr“, sagte der Erste Maschinist, der während der Werftzeit die Sturmklappe schon einmal ausgebaut und gewartet hatte.

      „Wir müssen mit Wasser spülen. Dann öffnet sich die Klappe und der Zahnersatz fällt nach außen weg“, sagte der Maschinist.

      „… und ins Meer“, sagte der Bestmann höhnisch.

      „Der Zahnersatz muss, sobald er durch die Sturmklappe rutscht, aufgefangen werden“, erklärte der Kapitän den Männern.

       Sturmklappe

      Es wurde ein Schlauchboot ausgesetzt und in den Bereich der Sturmklappe gezogen. Zwei Decksleute und der Bestmann gehörten zur Bootsbesatzung. Sie sollten während des Spülens des Fallrohrs den Zahnersatz mit dem Korb auffangen. Das Schlauchboot wurde durch zwei Decksleute mit der Vor- und Achterleine fest am Schanzkleid gehalten. Der Netzmacher brachte einen Decksschlauch mit Strahlrohr unter Druck in die Toilette. Dort steckte er das Mundstück des Strahlrohres in das Fallrohr.

      „Ich werde unsere Aktion überwachen. Sobald ich den Befehl ‚Wasser marsch‘ gebe, öffnet der Netzmacher das Strahlrohr und die Bootsbesatzung fängt mit dem Korb die herausrutschenden Fäkalien und den Zahnersatz auf“, war die Order des Kapitäns.

      Alle waren bereit. Der Koch erschien an Deck und beobachtete das Tun der Männer. Er sah unglücklich aus und hoffte auf das Gelingen des Vorhabens.

      „Wasser marsch“, rief der Kapitän.

      Der Netzmacher öffnete kurzzeitig den Hebel des Strahlrohres und der Wasserstrahl drückte die vorhandenen Fäkalien und den Zahnersatz aus dem Fallrohr durch die Sturmklappe in den Korb. Beides wurde aufgefangen. Der Bestmann reichte den Korb in die Höhe des Schanzkleides, wo der Koch ihn entgegennahm und in den Fäkalien nach seinem Zahnersatz suchte. Er fand den Zahnersatz und war überglücklich. Unverzüglich reinigte er diesen mit Seifenpulver, Handbürste und fließendem Wasser im Abwaschbecken der Kombüse. Zum Glück war der Zahnersatz unbeschädigt und so steckte er ihn geschwind in den Mund. Er passte noch. Fretwurst war glücklich. Er strahlte Thiel zufrieden an und bedankte sich für die ‚Erste Hilfe‘.

      „In der kommenden Werftzeit bekommt das Schiff einen Fäkalientank, dann gibt es keine Rettung mehr für Zahnersatz und sonstige ausgespuckte Dinge“, sagte der Kapitän warnend zum Koch.

      „Sollte sich so ein Vorfall wiederholen, werde ich einen Eimer benutzen“, sagte der Koch in sich gekehrt. Er entschuldigte sich beim Kapitän und den anwesenden Rettern für sein Verhalten.

      „Willi! In den folgenden Tagen ist für dich Diät angesagt“, war die unmissverständliche Weisung des Kapitäns.

      EINE NICHT ERWIDERTE LIEBE

      Die „Amalia“ ankerte im kleinen Hafenbecken von Godthaab, der Hauptstadt von Grönland. Es wurde Wasser gebunkert. Der Hafenarzt hatte das Schiff verlassen. Vorher hatte er jedes Besatzungsmitglied in der Messe im Beisein des Ersten Steuermanns augenscheinlich auf das Vorhandensein von Geschlechtskrankheiten untersucht. Er war sehr gewissenhaft. Die persönliche Untersuchung erfolgte anhand der vorliegenden Besatzungsliste und der mit einem Passbild versehenen Seefahrtsbücher.

       Hafen von Godthaab

      Das Bunkern des Wassers begann am späten Abend und war am frühen Morgen des folgenden Tages beendet. Der Übergabeschlauch wurde gelöst und durch die Hafenarbeiter eingeholt. In der Nacht waren Männer und auch Frauen über die Tauleiter an Bord geklettert. Sie kamen mit leichten beweglichen offenen Booten, die sie am Schanzkleid vertäuten. Alle trugen warme Pelzbekleidung. Einige dieser Boote hatten einen Außenbordmotor.

      Unter den Ankömmlingen waren auch junge hübsche Mädchen, die sich eine Abwechselung in der sehr kalten und dunklen Winternacht erhofften. Die Decksleute baten sie in ihre warmen Kammern. Gemeinsam tranken sie Bier und rauchten Zigaretten. Die Grönländer schenkten den Gastgebern Pelzbekleidung und bescheidene selbst hergestellte Souvenirs, die gern angenommen wurden. Es war ein freundliches Beisammensein von unterschiedlichen Kulturen. Grundlage aller Verständigung war die Körpersprache, die jeder in irgendeiner Form beherrschte.

       *

      Es war früh am Morgen. Der Kapitän, Fred Senner, war an Land gefahren, um von dort aus mit der Verwaltung der Reederei zu telefonieren. Den Wachdienst hatte er seinem Zweiten Steuermann übertragen.

      „In einer Stunde bin ich wieder zurück. Nach dem Frühstück sind das Netz an Deck zu überholen und der hintere, etwas verbogene Bügel des vorderen Scherbrettes sowie die verschraubbare Hacke auszuwechseln“, war die Order an den Zweiten, bevor er mit einem kleinen motorisierten Boot des Hafenkapitäns das Schiff verließ.

      Vorher hatte er den Zweiten Steuermann noch beauftragt, die Besucher aufzufordern, dass Schiff zu verlassen. Nach seiner Rückkehr wollte er auslaufen.

      Der Gezeitenstrom setzte nördlich. Das Schiff lag fest verankert, mit dem Vorschiff in südlicher Richtung, unweit der Pier.

       *

      Fritz, der Auszubildende, hatte Naje, eine kleine hübsche Grönländerin, in seine Wohnkammer eingeladen. Sie zeigte ihm alles, was ein junger Mann wissen sollte. Fritz war total verliebt. Er war entschlossen, das Schiff zu verlassen und in Grönland zu bleiben. Seinen Entschluss teilte er Rudi Voß, einem Decksmann, dem er vertraute, mit.

      „Du willst also achteraus segeln. Hast du in den letzten Stunden zu viel Bier getrunken oder wirkt bei dir die Polarnacht?“, fragte Rudi ungläubig.

      „Naje ist meine große Liebe. Ich weiß es. Ich fühle es. Ich bleibe hier in Grönland“, antwortete Fritz mit Bestimmtheit.

      „Weiß das Mädchen überhaupt von deinem Entschluss?“, fragte Rudi und schaute zu Naje, die auf einer mit Kunstleder bezogenen Sitzbank saß und schon die dritte Flasche Bier trank.

      „Sie weiß es noch nicht“, antwortete Fritz.

      „Vielleicht ist sie mit deinem Entschluss nicht einverstanden“, meinte Rudi.

      Fritz fragte mit Hilfe der Körper- und in englischer Sprache. Er zeigte mit der Hand in Richtung Land, begann sich anzuziehen und persönliche Sachen in eine Tasche zu packen. Naje verstand nichts. Sie verlangte durch Handzeichen nach einer weiteren Flasche Bier.

      „Hör auf mit deinen Spinnereien. Glaube bitte nicht, dass die Grönländerin sich mit deinen Träumereien anfreunden kann. Die Menschen haben eigene Probleme und eine andere Kultur. Sie kann mit dir nichts anfangen“, sagte Voß ernsthaft.

      „Woher weißt du das?“, fragte Fritz.

      „So, wie sie mit dir auf deine Kammer gegangen ist, geht sie auch mit mir und Steffen“, behauptete Rudi.

      „Das glaube ich nicht“, sagte Fritz.

      „Pass auf. Ich winke ihr mit dem Zeigefinger. Sie steht auf und geht mir nach, sobald ich die Kammer verlasse“, sagte der Decksmann.

      Er winkte mit dem Zeigefinger. Es trat ein, was er gesagt hatte. Naje stand auf, nahm ihre Tasche und verließ die Kammer. Vorher nahm sie noch zwei Flaschen Bier aus dem Kasten. Fritz traute seinen Augen nicht.

      „Bleib hier“, rief er ihr hinterher.

      Naje verstand kein Wort. Sie

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