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      „Nein, Ivonne, das ist es sicher nicht“, sagte jetzt Wolfram. „Ihr seid wirklich wertvolle Freunde.“

      „Maria weiß doch, dass wir das gern tun“, sagte Olaf.

      „Gerade deshalb seid ihr ja so wertvoll“, erwiderte Wolfram. „Und für die Firma sind Sie auch sehr rührig. Ich denke, Sie werden in nächster Zeit viel unterwegs sein. Schade, dass Sie kein Auto haben. Das würde Ihnen jetzt viel Zeit ersparen.“

      „Wozu ein Auto? Ich kann doch gar nicht Auto fahren.“

      „Hatten Sie noch nie den Wunsch, ein Auto zu fahren?“

      „Als Kind habe ich es mir oft gewünscht, aber dann kamen der Beruf und die ständige Arbeitslosigkeit im Winter, die Familie und das Haus. Nein, Wolfram, so weit werden wir es wohl nie bringen.“

      „Dann muss ich Sie mal aufklären. In Deutschland ist der Führerschein fast eine Bedingung für jede Arbeit. Da hier andere Bedingungen herrschen, denke ich, dass die Firma Ihnen und Andrea die Fahrschule finanzieren sollte. Sie können hier ohne Auto gar nicht richtig Ihre Aufgaben erfüllen. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie am Montag eine Fahrschule aufsuchen und Andrea und sich dort anmelden. Lassen Sie sich die Telefonnummer und die Bankverbindung geben, damit unsere Firma den Betrag überweisen kann. Andrea wird mir am Montag alles über das Internet zukommen lassen. Glauben Sie mir, es ist Eile geboten. Ab März soll hier der Bau losgehen und bis dahin müssen Sie den Firmenwagen fahren können. Ich denke, dass die Firma bis Ende Februar einen Pkw stellen wird.“

      „Ja, aber wieso? Wir sind doch erst ein paar Tage in Ihrer Firma.“

      „Vielleicht ist das hier anders. In Deutschland ist es bei großen Firmen nichts Ungewöhnliches, einen Firmenwagen zu bekommen, wenn man dienstlich unterwegs sein muss. Bei uns ist das jedenfalls so geregelt. Deshalb müsst ihr so schnell wie möglich den Führerschein machen.“

      „Wolfram, wie kann ich Ihnen nur danken?“

      „Nicht mir! Ich bin doch nur der Vermittler. Außerdem müssen wir Ihnen danken wegen der Kinder. So, jetzt müssen wir aber los, wenn wir pünktlich in der Dorfschenke sein wollen.“

      Ivonne blieb bei den Kindern und war überglücklich. Ihr Olaf würde den Führerschein machen. Sie wusste, dass er sich das schon so lange gewünscht hatte. Vielleicht würden sie es dann irgendwann zu einem kleinen Auto schaffen. Damit würde sich für Olaf ein unendlich großer Traum erfüllen. Ivonne wusste das und sie wollte alles dafür tun, dass er wahr würde.

      Währenddessen besuchten die anderen den Wirt in seinen Räumlichkeiten. Es war noch nicht 10.00 Uhr und so waren auch die meisten noch nicht da. Wolfram suchte sich einen Platz mit dem Rücken zur Wand, damit er immer nach vorn sprechen konnte. Beim Wirt bestellte er ein Mineralwasser.

      Pünktlich 10.00 Uhr begann Wolfram mit der nächsten Informationsveranstaltung. Außer dem Bürgermeister waren alle da. Einige hatten ihre Frauen mitgebracht, andere kamen allein. Andrea flüsterte Wolfram zu, dass diese Frauen auf die Kinder aufpassten, wie auch Ivonne. Wolfram nickte und begann.

       „Liebe Freunde. Wir sind heute nochmals hier zusammengekommen, um Genaueres über unser Projekt zu besprechen. Ich werde Ihnen erst einmal beschreiben, was man Ihnen da aufs Grundstück setzen wird. Das Ferienhaus wird ein Holzhaus mit zwei Etagen werden. Unten wird es einen großen Wohnraum mit einer kleinen Kochmöglichkeit und einem ebenfalls kleinen Kühlschrank geben. Bei uns nennt man das Miniküche. Ansonsten wird es dort einen Esstisch mit vier Stühlen geben und eine Sitzecke mit Couch, Tisch, zwei Polsterhockern und zwei Stühlen. Ein Fernseher wird auch in diesem Raum sein. Ebenfalls wird es im Untergeschoss ein Bad mit Wanne, Dusche, Waschbecken und Toilette geben. Das Obergeschoss wird zusätzlich mit einer kleinen Toilette und einem Waschbecken ausgestattet. Das erste Zimmer wird ein Schlafzimmer mit Ehebett, zwei Schränken, zwei Nachttischen, drei Hockern und einem flachen Schränkchen sein. Das zweite Zimmer oben wird das Kinderzimmer sein. Darin werden zwei Doppelstockbetten stehen, bei denen man die unteren Betten hochklappen kann, um Platz zum Spielen zu gewinnen. So werden nur so viele Betten genutzt, wie Kinder angemeldet sind. Die unteren Betten werden nur heruntergeklappt, wenn es mehr als zwei Kinder sind. Es wird auch eine Möglichkeit geben, dieses Kinderzimmer auf bis zu sechs Betten zu erweitern. Wie das geht, wird man Ihnen zeigen, wenn alles fertig ist. Zum Ferienhaus gehört immer eine Garage. Es wird Urlauber geben, die mit dem Schiff kommen und ihre Autos mitbringen.

       Da das Ferienhaus fast das ganze Jahr über geheizt werden muss, empfehle ich Ihnen, in Ihr Haus eine Ölheizung einbauen zu lassen. Ebenso sollten Sie das Angebot einer zuverlässigen Waschmaschine aus unserer Produktion annehmen. Sie werden durch die Urlauber viel Bettwäsche und Handtücher zu waschen haben. Das sollten Sie nicht unterschätzen.“

      Inzwischen kam auch der Bürgermeister und setzte sich.

       „Bürgermeister Björn Nansen, ich begrüße Sie. Es ist gut, dass Sie gekommen sind, denn jetzt wird es auch für Sie interessant. Wir suchen weiterhin Fischer hier im Dorf. Ich habe gehört, dass es noch einige gibt. Denen möchte ich empfehlen, Fjord-Rundfahrten anzubieten oder auch Hochseeangeln. Ebenso könnten Sie jeweils vier Personen mit zum Fischfang nehmen. Bei einem Preis von 250,- Kronen pro Person können sie damit ein gutes zusätzliches Einkommen haben.“

      So viel bezahlt doch niemand“, rief einer der Bewohner.

       „Sie irren sich. Das ist ein Preis, den sicher viele bezahlen werden. Urlaub kostet immer Geld. Die Urlauber, die hierherkommen, wissen das.

       Auch wäre es vorteilhaft, wenn es bei Ihnen hier im Dorf einen Bäcker gäbe. Der könnte das Dorf und das Hotel mit frischen Backwaren beliefern. Davon kann man bestimmt gut leben. Die Finanzierung wäre dann allerdings anders. Eine Bäckerei und ein kleiner Laden, der vielleicht früh drei Stunden und nachmittags zwei Stunden offen hat. Das würde sicher reichen. Außerdem könnte ich mir eine Fahrrad-Ausleihstation vorstellen. Wer sich dazu entschließt, sollte aber Schlosserfähigkeiten haben, damit er auch eine kleine Fahrradwerkstatt betreiben kann. Die Finanzierung könnte man auch über das Ferienhaus abwickeln. Sehr empfehlenswert wäre auch ein Souvenirladen, der gestrickte Mützen und Pullover mit Norwegermuster anbietet, ebenso Sweatshirts und T-Shirts, Postkarten und Briefmarken. Sicher gibt es auch noch andere interessante Souvenirs, die man da anbieten kann. Der Laden sollte immer am oder im Haus des Betreibers sein.

       Für all diese Dinge müssten Sie in Deutschland ein Gewerbe anmelden. Ich weiß nicht, wie hier die gesetzlichen Bestimmungen sind. Aber Ihr Bürgermeister kann Ihnen da sicher helfen. Auch sollte er einen Fotografen engagieren, der Postkarten kreieren kann. Sie brauchen unbedingt Postkarten vom Dorf und vom Hotel. Auch sollten Ansichten vom Fjord, vom Wald mit einem Elch und von einem Ferienhaus angeboten werden. Den Fotografen wird das Hotel bezahlen.“

      Wolfram wandte sich Sven zu: „Bitte kläre das mit der Hotelleitung. Sie müsste wissen, dass sie auf diese Art Werbung nicht verzichten kann. Ihr habt an der Rezeption nicht eine Postkarte vom Hotel noch von der Umgebung.“

      Sven nickte.

       „Dem Wirt habe ich den Vorschlag gemacht, dass er statt eines Ferienhauses seine Gästezimmer modernisiert. Dazu habe ich ihm empfohlen, einen Saal für etwa hundert Leute anzubauen und dort Tanzveranstaltungen für das Dorf und die Urlauber anzubieten. Ebenso könnte er hier Kinovorstellungen geben. Wenn er dafür eine Genehmigung benötigt, wird ihm der Bürgermeister sicher weiterhelfen.

       Sie sehen, ich habe mir viele Gedanken gemacht, damit Ihr Dorf aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Es sind aber alles nur Vorschläge und Ideen. Verwirklichen müssen Sie diese Ideen selbst. Ich kann Ihnen nur bei der Finanzierung helfen. Das war es, was ich Ihnen noch mitteilen wollte, eh Sie den Vertrag unterschreiben. Ich habe für alle, die sich bei Olaf gemeldet haben, einen Vertrag mit.“

      Damit setzte sich Wolfram und wartete auf die Reaktionen der Zuhörer. Erst herrschte ein paar Minuten Stille. Dann kamen die ersten Fragen.

      „Wer garantiert uns denn, dass das alles funktioniert? Nicht,

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