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Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон
Читать онлайн.Название Das Lebenselixier
Год выпуска 0
isbn 9783946433408
Автор произведения Эдвард Бульвер-Литтон
Издательство Автор
Mrs. Poyntz beschattete einige Momente ihre Augen mit ihrer Hand und schien sich mit sich selbst zu beraten. Dann sagte sie mit der ihr eigenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spott:
„In einer normaleren Angelegenheit hätten Sie mich längst auf Ihrer Seite. Dass Mr. Vigors sich erdreisten konnte, meine Empfehlungen an einen Bewohner des Hills zu negieren, ist gleichbedeutend mit einem Akt der Rebellion und greift meine Vorrechte an. Aber ich habe meinen Unwillen über einen so ungewöhnlichen Affront teilweise aus Ärger über Sie, mehr noch aber aufgrund meiner Achtung vor Ihnen unterdrückt.“
„Ich verstehe. Sie entdeckten mein Geheimnis und wussten, dass Mrs. Ashleigh ihre Tochter keinem Provinzarzt vermählen würde.“
„Kann ich – oder können Sie sicher sein, dass die Tochter selbst ein solches Schicksal akzeptieren würde; oder dass sie ihre Entscheidung nicht später bereuen würde?“
„Halten Sie mich bitte nicht für den eitelsten aller Männer, wenn ich sage – ich kann nicht glauben, dass ein Gefühl, das so ganz im Widerstreit zu meiner Vernunft steht, allem widersprechend, was den Gewohnheiten meines Empfindens entspräche, selbst den Träumen der Jugend, deren Wissensdurst jeden Gedanken an Liebe ausschloss, wenn ich nicht absolut der Überzeugung sein könnte, dass Miss Ashleighs Herz frei sei, ich es gewinnen und festhalten könnte. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum ich so überzeugt davon bin, dass sie mich lieben könnte – genau so wenig, wie ich Ihnen sagen könnte, weshalb ich sie liebe.“
„Ich bin zwar ziemlich der Welt zugewandt - also weltlich; aber ich bin auch eine Frau, wenn ich mir auch nicht viel daraus mache, als solche anerkannt zu werden. Deshalb hört sich das, was Sie sagen, vom weltlichen Standpunkt aus betrachtet als völliger Unsinn, von einem weiblichen Standpunkt aus aber als durchaus logisch an. Aber Sie können Lilian nicht so gut kennen wie ich. Ihre Natur steht in einem starken Gegensatz zu der Ihren. Ich glaube nicht, dass sie eine gute Frau für Sie abgeben wird. Sie ist die reinste, unschuldigste Kreatur, die man sich nur vorstellen kann, aber mit dem Kopf immer irgendwo im siebten Himmel. Sie selbst war im Moment auch dort, aber Sie haben einen unwiderstehlichen Drang zum festen Boden unter den Füßen, der nach den Flitterwochen wieder sein Recht fordern wird – ich glaube nicht, dass Sie beide in Harmonie leben könnten. Ich glaube nicht, dass Lilian mit Ihnen sympathisieren würde und bin sicher, dass auch Ihre Sympathie die langweilige Bahn des Alltagslebens nicht überbrücken könnte. Deshalb war es mir sowohl für Ihr, als auch das Wohl des Mädchens nicht unangenehm, als ich erfuhr, dass Sie durch Dr. Jones ersetzt worden waren. Um aber Ihre Offenheit zu erwidern, sage ich Ihnen, kehren Sie nicht mehr in dieses Haus zurück. Überwinden Sie dieses Gefühl, diese Einbildung, Leidenschaft – wie immer Sie es nennen wollen. Ich werde Mrs. Ashleigh raten, Lilian mit in die Stadt zu nehmen. Wollen wir die Angelegenheit so regeln?“
Ich war unfähig zu sprechen. Ich begrub mein Gesicht in meinen Händen – Not, Elend, Einsamkeit!
Ich weiß nicht, wie lange ich so da gestanden haben mochte, vielleicht viele Minuten. Schließlich fühlte ich eine feste, aber keineswegs unsanfte Berührung meiner Hand, und eine klare, volle, aber nicht entmutigende Stimme sagte zu mir:
„Lassen Sie mich über dieses Gespräch noch einmal gut nachdenken und die Bedeutung all dessen, was Ihr tiefes Gefühl übermittelt, erwägen. Die materiellen Interessen füllen nicht beide Schalen der Waage. Das Herz liegt nicht immer auf der Seite der materiellen Überlegungen, sondern wirft sein Gewicht oft in die andere Waagschale. Ich habe manchen weisen Mann, noch viel öfter aber törichte Frauen sagen hören, es sei besser, mit jemandem, den man liebt, unglücklich zu sein, als mit jemandem, den man nicht liebt, glücklich zu sein. Sind Sie auch dieser Auffassung?“
„Mit jedem Gedanken meines Gehirns und jedem Pochen meines Herzens, ja!“
„Nach dieser Antwort erübrigen sich alle meine Fragen. Sie werden morgen von mir hören. Bis dahin werde ich Annie und Lilian getroffen haben. Ich werde beide Seiten der Waagschale belastet haben – und dieses Herz hier, Allen Fenwick, scheint sehr schwer ins Gewicht zu fallen. Gehen Sie jetzt. Ich höre Schritte auf der Treppe, Poyntz bringt mir einige Klatschbasen, und Schwätzer sind Spione.“
Ich fuhr mit der Hand über meine tränenlosen Augen, aber wie hätten Tränen mir Erleichterung verschaffen können? Ich ging ohne ein Wort die Treppe hinunter und traf am Fuß der Treppe Oberst Poyntz und den alten Mann, den mein Rezept von seiner Neuralgie befreit hatte. Der Mann pfiff eine heitere Arie, die er vielleicht auf dem Schulhof gelernt hatte. Als ich an ihm vorbei gleiten wollte, brach er in Dankesbezeigungen aus und hätte mich fast umarmt. Ich fasste seine freudigen Segenswünsche als gutes Omen auf und nahm sie mit mir hinaus in den hellen Sonnenschein. Einsamkeit – Einsamkeit! War das mein Los für alle Zeit?
Kapitel XIII
Am nächsten Tag hatte ich den letzten Patienten verabschiedet und wollte gerade meinen Wagen besteigen, um meine Hausbesuche zu machen, als ich ein zerknittertes Schreiben bekam, welches nur folgende Worte enthielt:
Kommen Sie heute so bald wie möglich bei mir vorbei. M. Poyntz
Einige Minuten später stand ich im Salon der Verfasserin des Schreibens.
„Nun, Allen Fenwick,“ sagte sie, „ich diene meinen Freunden nicht halbherzig. Nein, danken Sie mir nicht! Ich verfolge damit nur einen Grundsatz, den ich mir selbst auferlegt habe. Ich verbrachte den letzten Abend bei den Ashleigh´s. Lilian hat sich auf jeden Fall sehr verändert – sie ist sehr schwach und, wie ich fürchte, sehr krank. Ich glaube, dass dieser Zustand auf die unsachgemäße Behandlung durch Dr. Jones zurückzuführen ist und habe es für meine Pflicht gehalten, auf einem Wechsel des behandelnden Arztes zu bestehen; aber da war noch etwas anderes zu bedenken als wer dieser Nachfolger sein sollte. Als ihre Vertraute war ich verpflichtet, ihre eigenen Ehrbegriffe zu wahren. Deshalb konnte ich natürlich nicht rundheraus zu Mrs. Ashleigh sagen: „Dr. Fenwick ist ein Verehrer Ihrer Tochter, hätten Sie etwas gegen ihn als Schwiegersohn einzuwenden?“ Ich durfte das Geheimnis, in das Sie mich eingeweiht haben, nicht offenbaren. Aber ich bin in Übereinstimmung mit meiner früheren Ansicht, dass Annie Ashleigh nicht sehr weltgewandt ist, zu der Überzeugung gekommen, dass Mrs. Ashleigh ebensowenig die Ambitionen einer weltgewandten Dame für ihre ebenso hübsche wie reiche Tochter hat. Ihre Hauptsorge gilt dem Glück ihres Kindes und sie hat Angst, ihre Tochter könne sterben. Sie würde sich nie der Wahl Lilian´s entgegenstellen und wenn Lilian den Mann wählen würde, der ihr das Leben gerettet hat, glaube ich, dass ihr Herz dem ihrer Tochter dankbar folgen würde. Damit dürften alle Bedenken, die Ihre Ehre berühren, sich in Luft aufgelöst haben.“
Vor Freude strahlend sprang ich von meinem Stuhl auf. Mrs. Poyntz fuhr jedoch trocken fort: „Sie bewerten Ihren gesunden Menschenverstand ein wenig zu hoch und an ihn möchte ich einige Worte des Rates richten, die Ihrer Romantik vielleicht nicht entgegenkommen. Ich habe bereits gesagt, dass auf lange Sicht gesehen Sie und Lilian nicht zusammenpassen, und meine reiflichen Überlegungen bestätigen diese Ansicht. Hören Sie mir zu und passen Sie gut auf. Fragen Sie sich selbst als einen Mann, dessen Tage seinem anstrengenden Beruf gewidmet sind, dessen Ehrgeiz eng mit dem Erfolg seiner Anstrengungen verknüpft ist und dessen Denken von seinen Zielen in Anspruch genommen wird – fragen Sie sich selbst, welche Art Frau Sie sich gesucht hätten, wenn Sie nicht durch dieses bezaubernde Gesicht völlig durcheinander geraten wären und alle Ihre früheren Pläne und Entschlüsse über den Haufen geworfen hätten. Sicherlich jemanden, auf den sich Ihr Herz stützen könnte und durch den Ihre Gedanken nicht aus den Kanälen geleitet würden, in deren Bahnen Ihr Fluss durch Ihren Beruf bedingt gelenkt werden sollte – um es kurz zu sagen, eine heitere, ruhige Gefährtin in einem trauten, erholsamen Heim! Ist es nicht so?“
„Sie geben den Gedanken Ausdruck, die ich hatte, als ich mich mit dem Gedanken an eine Heirat befasste. Aber was sollte