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„Aber wäre es dir denn lieber gewesen, wenn er mich gefragt hätte, wenn du nicht mit im Raum gewesen wärst?“

      „Ich kann nicht glauben, dass er dich nur für einen Auftrag will. Ich vertraue ihm nicht. Er liebt dich immer noch.“

      „Was?“ Sie klang ungläubig. „Er hat nie gesagt, dass er mich liebt. Du hörst, was du hören willst. Was spielt das außerdem für eine Rolle? Ich stehe nicht auf ihn. Ich bin mit dir verheiratet.“ Sie stand auf und ging Richtung Wohnung. „Ich gehe ins Bett.“ Als sie vorbeiging, erwischte der Wind den losen Saum ihres Kragens und legte die runde Wölbung ihrer Brust bloß.

      „Taylor …“ Entschuldige dich, und geh mit ihr rein. Dennoch konnte er sich nicht dazu bringen, sich zu bewegen oder sich ihren Reizen hinzugeben, seinem eigenen Verlangen, sie auf seinen Schoß zu ziehen und ihre verführerische Haut zu küssen. Sag ihr, dass du dankbar für sie bist. Liebe sie. Sein früherer Zorn verblasste zu einem Schmerz. Er liebte sie, aber er schaffte es nicht, seinen Gefühlen durch Taten Ausdruck zu verleihen.

      „Früher oder später wirst du dich der Sache stellen müssen“, sagte sie und hielt im Türrahmen inne.

      „Welcher Sache?“

      „Diesem Geist, den du in deiner Seele mit dir herumträgst.“

      Schon wieder? Sie bestand darauf, dass sein Vater ihn heimsuche. „Rise Forester lebt. Es gibt keinen Geist.“

      „Es gibt den Geist dessen, was er dir angetan hat. Jeden Tag lebe ich mit seinem Schatten.“

      Sie schlüpfte durch die Tür, und Jack stützte seinen Kopf in die Hände. Sein ganzer Körper schmerzte von dem Verlangen, ihr nach drinnen zu folgen.

      Sie hatte recht, sein biologischer Vater verfolgte ihn. Aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er ihn vertreiben sollte.

      Taylor Branson war das Beste, das ihm je passiert war. Besser als die zehn Millionen Dollar, die er 105 letztes Jahr eingebracht hatte, und besser als der Bonus, den er dafür bekommen hatte.

      Wenn er die Energie, die er für die Werbung aufbrachte, in seine Ehe investieren könnte, hätte er die glücklichste Ehefrau der Welt. Aber er wusste nicht, wie er ein Ehemann, wie er offen und echt sein sollte, wie er ihr sagen sollte, dass er ohne sie nicht würde atmen können, falls sie je aus seinem Leben verschwinden sollte.

      TAYLOR

      Taylor lag im Bett und lauschte auf die Bewegungen ihres Mannes in der Wohnung. Das rote Glimmen des digitalen Weckers auf der Eckkommode zeigte 2 Uhr morgens an.

      Nachdem sie ins Bett gekrabbelt war, hatte sie sich überlegt, ob sie noch einmal auf seine Frage nach Doug eingehen sollte, aber beschlossen, es sein zu lassen. Sie wieder anzusprechen würde vielleicht wirken, als würde sie sich verteidigen. Oder es könnte ihn misstrauisch machen, als ob sie etwas vor ihm verbergen würde.

      Die Wahrheit war, dass sie ihre Zeit mit Doug hasste. Bedauern lag über ihren Erinnerungen.

      Sie setzte sich auf und betrachtete die Tür, während sie nach den Geräuschen horchte, die Jack in der Küche verursachte – wie er ein Sandwich machte, ein Glas Milch einschenkte, zum Sofa ging, von wo das blaue Leuchten des Fernsehers durch den Türspalt schimmerte.

      Heute war sie einkaufen gewesen, hatte Schränke und den Kühlschrank gefüllt und gedacht, sie würden vielleicht zusammen essen können. Immerhin hatte er ihr gesagt, er wolle, dass sie sich um das Essen kümmerte. Aber als er nicht nach Hause gekommen war und auch ihren Anruf nicht erwidert hatte, hatte sie sich eine Schale Müsli gemacht und gearbeitet.

      Das Licht des Fernsehers flackerte, als Jack die Sender wechselte. Bestimmt würde er beim Sportsender zögern und dann bei irgendeinem Heimwerkerkanal landen. Da. Sie lächelte, als sie den gedämpften Klang einer Kreissäge hörte.

      Sollte sie rausgehen und mit ihm fernsehen? Ein Salamibrot klang gut. Aber wollte er vielleicht allein sein?

      Eins war klar, er wollte nicht bei ihr hier im Bett sein.

      Seit sechs Monaten waren sie verheiratet, waren sie da nicht noch in den verlängerten Flitterwochen? Sollten sie nicht jeden Abend nach Hause eilen, um zusammen zu sein, um sich zu lieben, sollten sie nicht Wochenendausflüge ins Hinterland oder nach New England unternehmen?

      Sie ließ sich auf ihr Kissen fallen und rollte sich auf die Seite, vergrub sich unter dem dünnen Laken und Jacks Ohio-State-Kuscheldecke. Ein Roadtrip war ja der Grund, warum sie überhaupt geheiratet hatten.

      Wenn ihr vor sechs Monaten jemand erzählt hätte, dass sie eines Tages mit Jack Gillingham, oder besser gesagt: Forester, Hand in Hand über einen Strand in Martha’s Vineyard spazieren würde, hätte sie …

      Gelacht. Ja, gelacht. Laut.

      Aber das Gefühl, wie seine Hand in ihrer lag, wie sie da an der Küste von Edgartown entlanggingen, wie sie lachend den eisigen Wellen des Atlantiks auswichen, war perfekt gewesen. Echt. Wahr. Stark.

       „Was meinst du?“ Jack legte ihr den Arm um die Taille und zog sie näher. Ihre Schritte erklangen wie aufeinander abgestimmt. „Gefällt dir der Vineyard?“

       „Sehr.“ Er hatte sie morgens um fünf geweckt, indem er an die Tür ihres Appartments geklopft und sie mit einem Frühstückskorb mit Gebäck und Kaffee überrascht hatte. Dann entführte er sie zu einer fünfstündigen Autofahrt durch New England an die Küste von Massachusetts, wo sie die Fähre nahmen.

       „Ich mag es, wenn du glücklich bist. Du bekommst dann so ein Leuchten in den Augen.“

       Taylor drehte sich um und ging rückwärts. Immer noch hielt sie seine Hände und sah ihm forschend in die Augen. „Was siehst du?“ Sie riss die Augen weit auf.

       „Jemanden, der bereit ist, etwas zu riskieren.“

       „Ja? Was denn riskieren?“

       „Mich.“

       Sein Tonfall bewegte etwas in ihr. Sie scherzten nicht mehr. „Und was, wenn es so ist?“

       „Dann heirate mich.“

       Sie hörte auf, rückwärtszugehen, und er lief in sie hinein, umklammerte sie in seiner Umarmung. Sein Seufzen schickte seinen süßen Atem über ihr Gesicht. „Heirate mich.“

       „Was? Jack …“

       „Ich weiß, es sind erst ein paar Wochen.“

       „Acht.“

       „Ich weiß, aber …“ Er wich ihrem Blick nicht aus. „Ich will mit dir zusammen sein.“

      Sie waren seit ihrem ersten Date verrückt nacheinander. Sie gingen ins Kino, sahen sich Spiele an, sprachen über das Heute und das Morgen, aber niemals über die Vergangenheit, was sie an ihm liebte. Bei ihm ging es immer um den aktuellen Moment, ums Jetzt und um die Zukunft. Jeden Abend, wenn es für ihn an der Zeit war, nach Hause zu gehen und ihre vollgestopfte Wohnung zu verlassen, knutschten sie herum wie Teenager und zerdrückten die Kissen auf dem extragroßen Sofa. Dann zog sich Jack zurück und ging zur Tür. Er hatte nie weitergedrängt. Und Taylor war erleichtert gewesen.

       Das war der Punkt, an dem die Sache mit Doug schiefgelaufen war. Also blieb sie bei ihm, weil sie mit ihm „zusammen gewesen“ war. War das nicht das Richtige, das, was man tun sollte?

       Aber Jack? Der rüttelte nie an den Grenzen, und Taylor verfiel seiner Ritterlichkeit. Dann überraschte er sie mit dieser spontanen Flucht nach Martha’s Vineyard, wo er zwei Zimmer im Leuchtturmwärtergästehaus

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