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nur sie sah er nicht an. „In dem Moment, als ich die Kreditkarte aus dem Portemonnaie zog, wusste ich, dass ich den richtigen Ring gefunden hatte, aber nicht die richtige Frau.“ Sein funkelnder Blick landete auf ihrem Gesicht. „Sheree und ich haben erst seit ein paar Monaten wieder Kontakt miteinander.“

      „Du hast den richtigen Ring gefunden, aber nicht die richtige Frau?“ Sie verschränkte ihre Arme, klemmte die Hände unter die Ellbogen, richtete sich auf und hob ihr Kinn. „Wie kannst du den richtigen Ring haben, wenn du die falsche Frau hast? Das … das ergibt keinen Sinn.“

      „Ich wusste einfach, dass ich einen Ring gefunden hatte, den ich gerne eines Tages meiner Verlobten an den Finger stecken würde, aber …“, er tat sich schwer, den Satz zu Ende zu bringen, „ich konnte … ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, ihn dir zu geben.“

      „Adam, du bist vor sieben Monaten nach Afghanistan gegangen. Und du erzählst mir das JETZT? Wir haben doch Emails geschrieben und telefoniert?“

      „Ich hatte Bedenken. Es hätte ja sein können, dass ich einfach nur kalte Füße bekommen hatte oder so. Außerdem wollte ich nicht über eine so große Entfernung Schluss machen. Du bedeutest mir sehr viel. Nach zwölf Jahren kann mach doch nicht einfach eine Email schreiben oder anrufen, so nach dem Motto:, Ach, was ich noch sagen wollte …‘“

      „Zwölf Jahre.“ Sie drehte sich energisch um, zurück zum Rib Shack. „Zwölf Jahre habe ich auf dich gewartet und kriege nur zu hören:, Ich hab den richtigen Ring gefunden, aber nicht die richtige Frau?‘“

      „Suz, ich bin doch nur ehrlich.“

      Adam rannte rückwärts vor ihr her, ihr zugewandt, die Knie hoch, in Bestform. „Wenn du mal darüber nachdenkst, dann fühlst du doch das Gleiche.“

      „Sag du mir nicht, was ich fühle, Adam. Lass es einfach.“ Sie versuchte, an ihm vorbeizurennen, aber er wechselte die Richtung und blieb an ihrer Seite. „Du versuchst doch nur, mir das anzuhängen, damit du dich besser fühlst mit deiner irren Entscheidung.“

      Nicht die richtige Frau … Seine Worte gingen ihr durch und durch.

      „Du weißt, dass ich recht habe.“

      Seine Worte, sein Tonfall, ein Weckruf für ihr Herz. Oh, Gnade, wie konnte das sein. Ja, er hatte recht. Er hatte recht. Und das ärgerte sie. „Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll.“ Susanna marschierte weiter auf die Terrasse des Rib Shacks zu. Wie konnte sie das nicht gesehen haben? War sie so stur, so steckengeblieben?

      „Susanna, als ich das letzte Mal zu Hause war, haben wir uns nur sechsmal gesehen. Du bist nie nach Washington gekommen.“

      „Ich habe gearbeitet. Ich habe Arbeit, weißt du.“ Sie machte größere Schritte. „Ich hatte aber auch nicht das Gefühl, dass du dir ein Bein ausgerissen hättest, um nach Hause zu kommen.“

      „Du hast im Rib Shack gearbeitet.“ Er machte eine wilde, einarmige Bewegung in Richtung des Restaurants. „Du hättest dir jederzeit freinehmen können.“

      Sie atmete aus und hielt an. „Wenn du mit mir Schluss machen willst, dann tu’s. Aber gib mir nicht die Schuld.“

      „Ich gebe niemandem Schuld. Ich mache nur Beobachtungen. Du weißt doch, dass ich recht habe. Wir sind nicht die große Liebe des anderen. Wir sind eine High School-Romanze, die uns irgendwie davongerannt ist.“

      „Davongerannt ist? Wer plant denn eine Hochzeit so?“ Susanna presste ihren Handballen an die Stirn und wandte sich dem Atlantik zu, wo die Ebbe langsam von der Abendflut abgelöst wurde. Mit jedem Wellengang, der schaumgekrönt über den Sand spülte, schwappte ihr die Erkenntnis entgegen. Wie konnte sie es nicht gesehen haben! Die Wahrheit erwachte in ihren Gedanken, ihrem Herzen und ihren Sinnen.

      „Wir hatten es beide bequem. Unsere Beziehung war gut. Sicher. Wir mögen uns doch, Suz. Sehr sogar.“

      Sie schaute ihn an.

      „Ich bin 29, Adam. Ich will heiraten. Du bist der einzige Mann, mit dem ich ausgegangen bin, seitdem ich beim Herbstball in der siebten Klasse mit Bob Conway Stehblues getanzt habe.“ Sie breitete die Arme aus. „Und jetzt? Du bist fertig mit deinen Einsätzen, bist bereit, dich hier in den Staaten niederzulassen, und jetzt bin ich plötzlich nicht die Richtige?“

      Sie kaute noch einmal durch, was ihr Herz bereits wusste, weil das einfach ihre Art war, Dinge zu verarbeiten. Sie kämpfte, um ihre Würde zu bewahren. Aber so leidenschaftlich sie kämpfen wollte, es klang doch irgendwie lahm.

      „Willst du mich wirklich heiraten?“ Er schaute ungläubig und klang beinahe erschrocken.

      „Ja, Adam. Ja. Ich will.“

      Ihr innerer Kampf kollidierte mit ihrer Entschlossenheit. Zwölf gemeinsame Jahre würde sie ganz bestimmt nicht einfach mit einem „Okay, hast ja recht, mir geht es genauso. Nett, dass wir darüber gesprochen haben. Hab noch ein schönes Leben“ aufgeben.

      „Das meinst du nicht so.“

      „Wir haben, ich liebe dich‘ gesagt. Wir haben eine gemeinsame Zukunft geplant.“

      Sie stieß ihm den Zeigefinger in die Brust, während auf einmal Donner grollte. Ihre Seele tobte. „Wir. Hatten. Eine. Abmachung.“

      Adam hielt ihren Finger fest. „Ich liebe Sheree. Ich habe erst wieder Kontakt mit ihr, seitdem ich weiß, dass du und ich, dass wir uns nicht lieben, wie ein Ehepaar sich lieben sollte. Wenn du den Richtigen getroffen hättest und ich nach Hause gekommen wäre und dir einen Antrag gemacht hätte, dann wärst du diejenige gewesen, die mir gesagt hätte, dass der Ring richtig sei, aber ich ganz verkehrt. Dann würdest du wissen, dass du mich nicht so liebst, wie eine Frau den Mann lieben sollte, den sie heiraten wird.“

      „Hör auf, mir zu sagen, wie ich mich fühle.“ Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Es war typisch für ihn, dass er am laufenden Band Befehle erteilte. Untergebenen Männern, Susannas Gefühlen. Diese Gewohnheit hatte stets für Konflikte gesorgt.

      „Dann schau mich an.“ Er zeigte mit zwei Fingern erst auf sie, dann auf seine klaren, ruhigen Augen. „Schau her. Sag mir, dass du mich liebst, wie eine Frau den Mann liebt, den sie heiraten will.“

      „Ich weiß noch nicht einmal, was das heißen soll. Liebe ist Liebe.“

      „Ich könnte Liebeslieder über Sheree singen.“

      „Ha, singen. Hat sie dich denn schon singen gehört?“

      „Ja, und sie lässt mich singen.“

      Susanna seufzte. Jegliche Abwehr, die sie in sich suchte, schmolz in ihrem Herzen. „Aber für mich willst du keine Lieder singen.“

      „Nein, will ich nicht. Tut mir leid.“ Sein ganzer Blick signalisierte Bedauern.

      „Tja, ja, mir tut es auch leid.“ Sie ging die Dünen hinauf zum Rib Shack. Mama, ihre kleine Schwester Avery, alle warteten auf Neuigkeiten.

       Verlobungsneuigkeiten.

      „Suz?“

      Über die Schulter sah sie nach Adam. „Mir geht‘s gut.“ Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern ging um den Seehafen herum über den Holzsteg auf die Terrasse. Sie zog ihre Flipflops an, mied die Küche samt der geballten Erwartungen und ging zum Parkplatz.

      Sie war nie ein Typ für Romanzen gewesen, für Märchen, Ritter in glänzender Rüstung oder hübsche Prinzen, die herangeritten kamen, um den Tag zu retten. Alles, was sie wollte, war ein „glücklich bis an ihr Lebensende“ mit ihrem starken Soldaten. Und wie sah der Plan für ihr Leben jetzt aus?

      „Ich gehe aus.“ Nathaniel warf einen suchenden Blick auf den Esszimmertisch. Er dachte, Liam hätte den Schlüssel für den gemieteten Geländewagen dort deponiert, nachdem er von seinem täglichen Frühstücksrundgang wiedergekommen war.

      „Wohin?“

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