Скачать книгу

ganz besondere Rolle in dieser Zeit spielen österreichische junge Leute mit arabischer, persischer oder türkischer Muttersprache. Sie werden dringend zum Übersetzen gebraucht und erleben – häufig zum ersten Mal in ihrer Schul- oder Berufskarriere –, wie wichtig ihre Sprachkenntnisse sein können.

      Die ankommenden Flüchtlinge allerdings sind völlig erschöpft. Viele von ihnen haben auf der strapaziösen Reise traumatische Dinge erlebt – sie waren in Seenot, wurden von Reisegefährten getrennt, sind in Panik, weil sie nicht wissen, wo ihre Angehörigen sind; oder sie haben, speziell in Ungarn, körperliche Gewalt oder Demütigungen erfahren. Die meisten haben keinen Groschen Geld mehr in der Tasche. Viele sind am Ende ihrer Kräfte, haben wunde Füße – und wollen doch, ihr Ziel Deutschland so knapp vor Augen, weiter.

      In unserer Freiberufler-Bürogemeinschaft entsteht in dieser Zeit ein improvisiertes Übergangsquartier: Kleingruppen in unterschiedlichsten Konstellationen kommen für eine Nacht, ehe sie am nächsten Tag frühmorgens weiterziehen. Ein, zwei Dutzend Familien lernen wir auf diese Weise kennen – flüchtig, aber intensiv, so als richte ein Scheinwerfer sein Licht ein paar Stunden lang auf zufällig ausgewählte Biografien aus der ganzen Welt.

      Da war die afghanische Familie, die mit ihren zwei Kindern auf dem Weg nach Schweden zu ihrem dritten, herzkranken Kind war, das dort in einem Spital im Sterben lag. Da war das syrische Pärchen, sie im neunten Monat schwanger, das sich an unserem Küchentisch darüber stritt, in welches Land sie weiterfahren sollten – er wollte nach Deutschland, sie zu ihrem Bruder nach Frankreich –, und in der Früh getrennte Wege ging. Da waren die drei somalischen Frauen, die, einen kleinen Buben bei sich, mit stoischer, beharrlicher Ruhe den größten Teil des Weges aus Afrika zu Fuß zurückgelegt hatten – in Plastikschlapfen, ein halbes Jahr lang, Schritt für Schritt.

      Jedes Mal gab es: ein warmes Abendessen (ohne Schweinefleisch), eine Dusche, eine Nacht in einem richtigen Bett, ein Frühstück. Man schrieb ihre Vornamen auf, machte mit dem Handy Fotos, wünschte alles Gute. Man gab ihnen einen Rucksack mit, eine Jause, frische Socken, ein Lego-Auto für die Kinder, ein Überraschungsei. Zurück ließen sie kaputte Sandalen, Facebook-Adressen mit blumigen Profilen und das vage Versprechen, sich zu melden, wenn sie irgendwo in Deutschland angekommen seien. Bloß nicht innehalten, so knapp vor dem Ziel, sagten diese Rastlosen; immer weiter, immer weiter, morgen sind wir endlich dort.

      Ich war viele Jahre lang Auslandsreporterin, gewöhnt, immer parat zu stehen, wenn irgendwo auf der Welt etwas passierte, und hinzufahren. Diesmal bleibe ich zu Hause. Die Welt kommt jetzt zu mir.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEsAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09f

Скачать книгу