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Jahrhunderten den Manuka-Honig nutzen, obwohl es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts überhaupt Honigbienen in Neuseeland gibt.

      Die ersten Siedler Neuseelands nutzen die Manukapflanze – insbesondere Blätter, Wurzel, Rinde und Holz – sicher bereits seit ihrer frühen Besiedelung der Inseln, Imkern kam jedoch für manche von ihnen erst in der Neuzeit hinzu.

      Auch wird einerseits maßlos von dem „Wundermittel“ Manuka-Honig geschwärmt, andererseits jedoch nur zur Anwendung bei Bagatellverletzungen geraten und vor der Verwendung von Speisehonig und allgegenwärtigen Fälschungen gewarnt. Dabei eignet sich insbesondere Manuka-Speisehonig sehr wohl zur Behandlung größerer, auch chronischer Wunden, wie es durch unzählige Erfahrungen und nicht zuletzt durch seinen jahrelangen erfolgreichen Einsatz an der Klinik Havelhöhe in Berlin dokumentiert ist. Dabei soll es noch nie zu Komplikationen gekommen sein.

       Das Manuka-Honig-Standardwerk von Detlef Mix in der zweiten Auflage

      Mit diesem Ratgeber möchte ich Ihnen praktische Anleitungen und dazu passende Erfahrungen zur Verfügung stellen. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit den vielseitigen innerlichen und äußerlichen Anwendungsmöglichkeiten und wie Sie diese durch entsprechende Maßnahmen bewusst wirkungsvoll gestalten können. Anwendungstipps und Erfahrungsberichte sind jeweils besonders gekennzeichnet. Anwendungen von A-Z, wichtige Orientierungshilfen zur Qualitätsprüfung und Fälschungssicherheit sowie eine Auswahl von Rezepten runden diesen Ratgeber ab. Doch zunächst wenden wir uns der Nektarquelle des Manuka-Honigs zu, dem Manukastrauch.

      EINE BESONDERE PFLANZE FÜR EINEN AUßERGEWÖHNLICHEN HONIG

      Manuka ist der Name, den die Maaori der Südseemyrte gegeben haben. Seine Bedeutung ist leider nicht überliefert. Vielleicht bedeutet er jedoch so etwas wie „Baum von dem Man alles nutzen kann“ wie es ja von den Maaori praktiziert wurde. James Cook, der Entdecker, schaute sich manches von den neuseeländischen Ureinwohnern ab und nannte das Gewächs kurzerhand Tea Tree (Teebaum), weil sich aus seinen Blättern ein vorzüglicher Ersatz für seinen gewohnten Ceylon Tee zubereiten ließ. Botaniker indes klassifizierten die Pflanze als Myrtengewächs und gaben ihr den Namen Leptospermum scoparium, wobei Leptospermum den Stamm innerhalb der Myrtenfamilie bezeichnet, zu dem noch viele andere Mitglieder zählen. Scoparium beschreibt die charakteristische Wuchsform, denn es bedeutet besenartig. Sie kann zwar, wenn man sie lässt, zum mannshohen Strauch oder gar zu einem bis zu 15 Meter hohen Baum heranwachsen, meistens aber zeigt sie sich als robustes Gestrüpp, das von Brachflächen schnell Besitz ergreift. Außer in ganz Neuseeland kommt Maanuka nur noch in Südaustralien größtenteils als unbelasteter Wildwuchs vor. Diese Pionierpflanze wurde lange von den Farmern bekämpft und von Imkern gemieden.

      Die ablehnende Haltung gegenüber dieser vielseitigen Pflanze änderte sich zunächst allmählich Anfang der 1990er-Jahre und kehrte sich in den 2000ern ins absolut positive Gegenteil. Tee und ätherisches Öl aus den Blättern sind nach wie vor geschätzt, die Nachfrage nach Manuka-Honig jedoch verstärkte sich explosionsartig, nachdem Prof. Peter Molan seine Forschungsergebnisse veröffentlicht hatte, die diesem bis dahin geschmähten Honig eine außergewöhnlich starke antimikrobielle Wirkung bescheinigten.

      Manuka-Honig ist demnach ein besonderer Blütenhonig aus dem Nektar der Manukapflanze. Er enthält neben den vielen gesundheitlich wertvollen Inhaltsstoffen, die jeder Honig in unterschiedlichen Zusammensetzungen aufweist, einen besonderen, antimikrobiell wirksamen Stoff, den man lange Zeit nur als den „Unique Manuka Factor“ (UMF) – also einzigartigen Manukafaktor – kannte.

      Seit seiner Identifizierung im Jahr 2006 durch Lebensmittelchemiker der TU Dresden um Prof. Dr. Dr. Thomas Henle weiß man, dass es sich dabei um das Zuckerabbauprodukt Methylglyoxal (MGO) handelt. Dieses entsteht allerdings erst während der Honigreifung in den Waben und in den ersten Wochen und Monaten der Lagerung aus der Vorstufe Dihydroxyaceton (DHA). Natürlicherseits kommt DHA / DHAP (Dihydroxyacetonphospat) in wechselnden Konzentrationen im Nektar vor, der von den Bienen vorbehandelt in die Waben eingetragen wird. Nur etwa ein Drittel des DHA wird zu MGO abgebaut. Hieraus ergeben sich die diversen Wirkstärken und entsprechenden MGO-Kennzeichnungen des Manuka-Honigs.

      Da ein Naturprodukt nicht standardisierbar ist, versucht man durch Mischung unterschiedlicher Stärken eine relativ gleichbleibende MGO-Qualität zu erreichen, wobei die angegebenen Wirkstärken oft mit einem Pluszeichen versehen werden, um anzuzeigen, dass der angegebene Mindestwert in aller Regel sogar übertroffen wird. Ein MGO100+ enthält demnach mindestens 100 Milligramm Methylglyoxal pro Kilogramm Honig.

      INFO

      UMF = Unique Manuka Factor (einzigartiger Manukafaktor) bezeichnet eigentlich die Wirkung, MGO = Methylglyoxal dagegen den Wirkstoff. UMF braucht einen Vergleichswert zu einem bekannten antibakteriellen Wirkstoff. Manuka-Honig, der eine antibakterielle Wirkung wie eine 10%ige Phenollösung erbringt, erhält die Kennzeichnung UMF10+. Die MGO-Auslobung bezieht sich auf den tatsächlichen Methylglyoxalgehalt in Milligramm pro Kilogramm Honig.

      Echten in Neuseeland hergestellten und dort verpackten Manuka-Honig erkennen Sie an der MGO-Kennzeichnung und dem Silberfarn als Symbol. Manche Hersteller verwenden statt der MGO-Kennzeichnung noch den alten Begriff UMF. Näheres dazu finden Sie im Kapitel „Zu guter Letzt“ ab. S. 118.

      MANUKA-HONIG IN ALLER MUNDE UND IN ALLER WUNDE

      So lautet das Motto, das die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von aktivem Manuka-Honig sehr gut umschreibt. Es ist auch der Titel eines Vortrags, den ich bereits viele Male vor Fachpersonal und interessierten Laien gehalten habe.

      Bevor Alexander Fleming 1928 eher zufällig das Penicillin entdeckte, war Honig schon lange ein Mittel, welches in der Medizin mit größter Selbstverständlichkeit eingesetzt wurde.

      Noch in den Feldlazaretten des Ersten Weltkriegs wurden nicht etwa nur kleine Schrammen, sondern vielmehr schwerste Verwundungen und Amputationen mit einer Honig-Lebertran-Mischung versorgt. Dies geriet mit dem standardmäßigen Einsatz diverser Antibiotika schließlich völlig in Vergessenheit. Bereits in seiner Nobelpreisrede 1945 warnte Fleming vor der Gefahr einer Resistenzbildung gegen Penicillin.

      Heute ist die Bedrohung durch multiresistente Keime äußerst real, und die Situation spitzt sich weltweit dramatisch zu. Doch in den letzten drei Jahrzehnten erlebt Honig eine Renaissance als Hoffnungsträger.

      Besonders Manuka-Honig konnte schon oft seine enorme Wirkung gegenüber einer Vielzahl antibiotikaresistenter Bakterien unter Beweis stellen.

      Eine Resistenzbildung gegenüber Manuka-Honig konnte bislang, trotz intensiver Bemühungen, nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil, bei entsprechenden Studien in Sydney wurde beobachtet, dass der Honig bereits resistente Keime wieder empfindlich gegenüber Antibiotika zu machen vermag.

      Einige Betroffene stellten mir die Frage, ob sie den Manuka-Honig auch während einer Antibiotika- oder Chemotherapie nehmen dürften. Wenn Sie auf derartige Behandlungsverfahren nicht verzichten wollen, so seien Sie versichert, dass Manuka-Honig die gewünschte Hauptwirkung dieser Mittel nicht behindert, sondern eher verstärkt, ungewollte Nebenwirkungen jedoch deutlich abmildert.

      Umfassende Anatomie-Kenntnisse benötigen Sie nicht, ein gutes Körpergefühl ist jedoch in jedem Fall hilfreich, wenn Sie Manuka-Honig möglichst effektiv anwenden wollen. Für viele Menschen ist dieser Honig vor allem eins: „auch preislich durchaus sehr intensiv“, wie Prof. Henle es in einem Interview ausdrückte. Dies liegt sicher auch an der aufwendigeren Extraktionsmethode aufgrund

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