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fuhren durch Wälder und blühende Wiesenlandschaften. Hinter ihrem Trabant schaukelte ein Anhänger, den sie sich von Jürgen Krugmann ausgeborgt hatten. Die Straße war schlecht und der Mittelstreifen kaum noch sichtbar. Die Kinder schliefen. ›Endlich ein bisschen Ruhe.‹ dachte Axel. Aus der Radiobox, die unterm Handschuhfach auf der Beifahrerseite angebracht war, dudelte Musik.

      »Wir müssen noch über die Elbebrücke und ab da fängt der Plan an, den Jürgen für uns gezeichnet hat. Meinst du, dass wir heute mehr Glück haben werden?« Er wirkte immer noch niedergeschlagen und Gerda legte ihre Hand auf seine Schulter. »Das werden wir gleich wissen.« Sie bogen ein paar Mal links und rechts ab, holperten über die ausgewellte Fahrbahn und kamen schließlich vor der BHG zum Stehen. Jürgen Krugmann hatte die Fahrtbeschreibung mit einem eingekreisten Punkt beendet. Darunter hatte er geschrieben: »Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, seid ihr da.« Es knallten zwei Türen und der Trabant wurde abgeschlossen. Die BHG wirkte von außen bedeutend größer und Axel hatte die geheime Hoffnung, dass sie auch mehr Nützliches beherbergen würde. Am Eingang stand ein Schild: »Rundgang nur mit Korb.« Er hielt sich an die Verordnung, nahm einen Korb und begann im Stile eines Streifensoldaten seinen Rundgang, ohne weiter auf seine Umgebung zu achten.

      Es gab zwar mehr Gänge und mehr Regale in dieser BHG, aber Axel fand sich gleich zurecht. Er registrierte ein paar nützliche Dinge: Wasserhähne, Gartenschläuche, Wassertonnen, Nägel, Grabegabeln, Rosendünger, Absperrband. In einer Ecke lehnten junge, verwachsene Obstbäume an der Wand. Türen und Fenster waren allerdings nicht zu sehen. Er lief durch die Gänge und strengte seinen Blick an. Nichts. Er ging noch eine Runde. Wieder nichts.

      »Entschuldigen Sie bitte, wir suchen eine Eingangstür für unsere Gartenlaube.« Er hörte Gerdas Stimme. Eine weiche und gutmütig klingende Männerstimme antwortete: »Tut mir leid. Zurzeit haben wir keine Türen.« Jetzt sah Axel seine Frau und den Verkäufer am Ladentisch stehen. Der etwa fünfzig Jahre alte Mann mit hellen Locken machte ein mitfühlendes Gesicht. »Wir bekommen aber regelmäßig Ware und wenn wir Glück haben, sind da sowohl Türen als auch Fenster dabei.« Sein Blick ergriff jetzt auch Axel und er bemerkte, dass die beiden zusammengehören. »Denn wenn Sie eine Laube bauen wollen, dann sollten Sie ja auch ein paar Fenster einbauen, damit sie rausgucken können.« Alle drei nickten. »Soll ich Sie aufschreiben und bei der nächsten Lieferung ihre Bestellung zurücklegen?« Axel grübelte für einen Moment: »Von uns aus schon, aber wie lang ist denn Ihre Liste der noch nicht gelieferten Türen? Denn es nützt ja nichts, wenn wir noch zwanzig Leute vor uns haben.« Der Mann lächelte: »Wir haben keine offenen Wünsche von Türen und Fenstern, weil wir regelmäßig direkt vom Werk die Waren bekommen und die Leute lange Strecken fahren, um bei uns einzukaufen.«

      »Und wann erwarten Sie die nächste Lieferung?« erkundigte sich Gerda interessiert. Der Mann verzog sein Gesicht und dachte über eine salomonische Antwort nach: »Also, für gewöhnlich kommt der Laster einmal im Monat. Da er vor zwei Wochen da war, müsste er nach dem normalen Lauf der Dinge in zwei Wochen wiederkommen. Es kann aber auch sein, dass Unregelmäßigkeiten auftreten und er später kommt. Ich sage mal in drei bis vier Wochen dürften wir wieder Türen und Fenster haben.« Gerda und Axel nickten synchron. »Können Sie uns dann aufschreiben?«

      »Wie viele Türen und Fenster brauchen Sie denn?« Axel hatte sich die Antwort schon zurechtgelegt: »Zwei Türen und ein einfaches und ein doppeltes Fenster.« Er hatte es so bei Krugmann, Zigarren-Schmidt und Filkert gesehen. »Auf welchen Namen soll ich das aufschreiben?«

      »Weber, Familie Axel Weber.«

      »Ist notiert …« entgegnete der Verkäufer feierlich » … und wenn Sie wollen, können Sie auch vorher mal anrufen, ob die Lieferung eingegangen ist. Hier ist unsere Telefonnummer.« Er reichte Gerda einen Zettel, der mit einer Kolonne von Bleistiftzahlen beschrieben war. »Damit Sie nicht umsonst kommen müssen.«

      »Papa, Papa da gibt es Mausefallen. Kann ich eine haben?«

      »Ach Heiko, was willst du denn mit einer Mausefalle?«

      »Na im Keller aufstellen. Gregor Müller hat auch welche.« Er streichelte Heiko über den Kopf: »Freu dich mal lieber, dass wir keine Mäuse im Keller haben.« Heiko gab sich damit zufrieden.

      Sie kauften eine Grabegabel und verließen mit fast leeren Händen aber einem guten Gefühl die BHG. »Glaubst du, dass er unseren nordischen Dialekt erkannt hat?« Gerda freute sich. »Vielleicht hat er gedacht, dass wir extra aus Neubrandenburg gekommen sind.«

      »Wer weiß, wer weiß.« Axel befestigte die Grabegabel im Anhänger. Dann fuhren sie über die ausgewellten Straßen nach der Zeichnung von Jürgen Krugmann wieder nach Hause.

      *

      »Wir können die Grabegabel ja gleich in den Garten bringen und bei Zigarren– Schmidt unterstellen.« Gerdas Achselzucken bedeutete Gleichgültigkeit. Er steuerte den Trabant links von der befestigten Fahrbahn auf einen ausgewaschenen Sandweg mit Kieselsteinbelag. Der beladene Anhänger folgte ihnen. Als die vor der eingezäunten Gartenanlage anhielten, befreite er die Grabegabel aus den Fängen der Befestigung und gab Gerda zu verstehen, dass er gleich wieder da sein werde.

      Auf dem Schotterweg lag schon die erste Dämmerung und am Westhimmel ging die Sonne in dramatischen Leuchtfarben hinter den groß aufgeschossenen Pappelbäumen unter.

      »Dietmar?« Keine Antwort. Kein Rauch, der sich in der Höhe über seiner Laube auflöste. »Dietmar?« fragte Axel noch einmal lauter, um für sich selber Sicherheit zu haben. Das Grundstück lag träge wie ein Stillleben vor ihm.

      ›Soll ich jetzt die Gabel einfach so im Garten liegenlassen, damit sie jeder sehen kann?« Axel beschlich bei diesem Gedanken ein ungutes Gefühl. Er beschloss nachzusehen, ob Krugmann oder Filkert da waren und die Gabel dort in Sicherheit zu bringen.

      Er beschritt den Schotterweg und die Gartenhecken links und rechts waren mal größer mal kleiner mal weiter mal dichter. Die Tür zu Filkerts Gartenlaube war aufschlossen, lehnte in ihrer Hakenverankerung und ein paar Streifen des bunten Lamellenvorhangs lagen über der Türklinke.

      »Christoph?«

      »Ja?«

      »Ich bin es Axel.«

      »Ah, komm rein.« Er ging der Richtung nach, aus der die Rufe kamen. Christoph Filkert drehte ihm den Rücken zu und grub seinen Kompost um. »Immer fleißig Herr Kollege.« Filkert hatte gerade einen großen Klumpen Erde auf seinem Spaten, den er mit Wucht in die Kompostecke verfrachtete. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn: »Tja, ohne Fleiß kein Preis.«

      »Christoph, kann ich bei dir meine Grabegabel unterstellen? Die haben wir gerade in Wittenberg gekauft und ich wollte sie nicht bei uns im Garten so frei rumliegen lassen.«

      »Na klar, kein Problem. Gab es was besonderes in Wittenberg?« Er überlegte: »Na, Grabegabeln, Wasserhähne, Schläuche, Obstbäume …« »Obstbäume?« Christoph Filkert war wie aus dem Häuschen. »Gab es Obstbäume? Ich fasse es nicht. Wie viele standen denn noch da?« Axel versuchte sich das Bild der Ladenecke wieder vor sein Auge zu holen, um dann nachzuzählen. »Na ich denke, dass es noch so zwanzig Stück waren. Aber die sahen nach nichts aus. Klein und krüpplig.« Er schaute hektisch auf die Uhr und schüttelte dann den Kopf. »Jetzt ist es schon zu spät. Aber am Montag müssen wir hinfahren. Ich denke, dass du auch welche brauchst. Denn selbst solche verwachsenen Bäume sind Mangelware und außerdem immer dann nicht vorrätig, wenn du nach ihnen suchst.«

      »Daran habe ich irgendwie gar nicht gedacht.« entgegnete Axel verdutzt. »Das merke ich schon. Du musst die Augen immer in alle Richtungen offen halten. Denn auch wenn du nur wegen Fenstern und Türen unterwegs bist, darfst du den Blick für die anderen Sachen nicht verlieren. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du auch einen Gartenschlauch und einen Wasserhahn brauchst. Oder willst du die Blumen mit dem Brunnenwasser gießen? Na dann viel Spaß im Juli und August, wenn es dreißig Grad im Schatten sind und dafür auch kein Regentropfen von oben kommt, um dich zu entlasten.« Jetzt ärgerte sich Axel über sich selbst und war gleichzeitig froh, mit Christoph geredet zu haben: »Wir fahren am Montag noch mal hin.«

      *

      Am

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