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locken, sondern gingen eigene Wege.

      »Auf euch paar Hansel ist auch geschissen«, erklärte er den verbliebenen drei Zombies, die noch versuchten, ihn zu erreichen. »Oder könnt ihr mir erklären, warum die anderen Freaks sich einen eigenen Weg suchen? Habt ihr sowas wie einen Oberguru, der euch sagt, was ihr zu tun habt, und ihr drei seid die Tauben in eurer Truppe, oder riechen die anderen nur besser als ihr und gehen einfach von alleine der größten Ansammlung warmen Fleisches nach, hm?«

      Grunzen, Keuchen und Schmatzen war die Antwort, doch Stephan hatte auch nicht ernsthaft etwas anderes erwartet. Kurz überlegte er, ob er sich an den drei »Verirrten« noch austoben sollte, entschied sich dann aber dagegen. Er hatte jetzt wichtigeres zu tun, denn es war langsam an der Zeit, die Kinder zu befreien.

      Sofort fiel ihm Gabi ein. Sie hatte lange blonde Haare, so wie seine ehemalige Freundin Julia oder diese Jessica. Lange blonde Haare gefielen ihm, auch wenn er mit Gabi ansonsten nicht viel anfangen konnte. Trotzdem würde er versuchen, sie zuerst zu befreien, denn die anderen in der Gruppe hatten von Anfang an ein besonderes Aufhebens um das Mädchen gemacht. Durch ihre Rettung würde er im Ansehen der anderen sicherlich ein gutes Stück steigen, was sich später noch auszahlen konnte. Außerdem tat ihm das Mädchen irgendwie leid.

      »Dann mal ran an den Speck!«, sprach sich Stephan selbst Mut zu. »Gabilein, ich komme. Ein weißes Pferd kann ich zwar nicht zu deiner Rettung aufbieten, aber ich denke, du und die anderen werden mir auch so dankbar sein.«

      ***

      Zackig wie immer betrat Jens Dahlbusch das Büro von General Dupont. Er grüßte militärisch, dann wartet er darauf, dass ihn sein Vorgesetzter ansprach.

      »Nun, Dahlbusch, was gibt es?« Das Gesicht des Generals wirkte fahl, die Falten hatten sich tief darin eingegraben. »Bringen Sie mir zur Abwechslung eine gute Nachricht?«

      »Excusez-moi, mon Général, ich kann leider nur mit weiteren Hiobsbotschaften aufwarten. Die Stellung von Hauptfeldwebel Clemens wurde überrannt, die Kräfte von …«

      »Keine Einzelheiten, Dahlbusch.« Dupont wedelte mit der rechten Hand. »Die bringen uns jetzt nicht weiter. Lassen Sie den Ring der Verteidiger noch enger zusammenziehen.«

      »Sie wollen die Außenbezirke aufgeben?« Die Augen des Adjutanten weiteten sich. »Dort leben auch Zivilisten.«

      »Das ist mir bekannt. Und denjenigen unter ihnen, deren Glauben fest genug ist, wird der Herr Gnade zuteil werden lassen.«

      »Bien sûr, mon Général!« Dahlbusch schlug mit versteinertem Gesicht die Hacken zusammen. »Den Ring der Verteidiger enger ziehen, jawohl!«

      »Und noch etwas, Dahlbusch.«

      »Mon général?«

      »Geben Sie an diejenigen, die sich in den vergangenen Tagen als wahrhaft gläubig erwiesen haben, Waffen aus. Sie sollen die Soldaten unterstützen.«

      Kurz zuckte es in Dahlbuschs Gesicht, dann salutierte er abermals, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum ebenso zackig, wie er ihn betreten hatte.

      ***

      Das Knallen mehrerer Schüsse peitschte durch den künstlichen Rauch, dann war Ruhe.

      »Sandra?« Jörg Weimers Stimme klang ein wenig verhalten, als er nach der jungen Frau rief. »Alles okay bei dir?«

      »Ja, alles klar. Wir haben die beiden erwischt.« Sandra schluckte trocken, dann sicherte sie ihre P90 wieder. »Weißt du, wohin wir jetzt müssen?«

      »Da entlang.« Jörg deutete den Gang hinunter.

      »Ich mach das Fenster auf, damit der Rauch abziehen kann.«

      »Nein, auf keinen Fall!«

      »Warum denn nicht? Das Zeug hat doch seinen Dienst getan.«

      »Das schon, aber wir hatten bislang ohnehin Glück, dass das Sirenengeheul unsere Geräusche überdeckt hat. Aber wenn jetzt Rauch aus einem der Fenster aufsteigt, wird garantiert irgendjemand darauf aufmerksam, dass hier etwas vor sich geht, was nicht im Sinne des Generals ist. Die Sicht wird ohnehin gleich wieder besser, weil sich der künstliche Nebel nach und nach verteilt und dabei dünner wird.«

      »Fein, dann machen wir solange ein Päuschen.« Sandra grinste. »Kaffee?«

      »Wie?« Jörg sah sie entgeistert an.

      »Na, da!« Sandra zeigte auf eine Stelle in der Wachstube. »Dort steht eine Thermoskanne. Ich könnte wetten, dass Kaffee drin ist.«

      »Danke, aber mir ist jetzt nicht nach einer Kaffeepause. Dazu bräuchte ich ein bisschen mehr Ruhe.«

      »Hast ja recht. Lass uns lieber zusehen, dass wir endlich die Kinder rausholen.«

      ***

      »Dahlbusch! Wo stecken Sie?«

      Zum wiederholten Mal hieb Dupont mit Wucht auf den Taster der Gegensprechanlage, die ihn direkt mit dem Schreibtisch seines Adjutanten verband, doch es erfolgte weiterhin keine Reaktion. Schließlich erhob sich der General und riss die Tür zu seinem Vorzimmer auf. Niemand war darin zu sehen.

      Dupont sog hörbar die Luft ein. Es entsprach gar nicht Dahlbuschs Art, seinen Arbeitsplatz für längere Zeit zu verlassen, ohne vorher Bescheid zu geben. Der General lauschte, doch außer dem Geräusch der Sirenen war nichts zu hören.

      »Es ist wohl an der Zeit, diese Dinger wieder abschalten zu lassen«, murmelte er vor sich hin. »Inzwischen wird auch der Letzte Bescheid wissen.«

      Mit schnellen Schritten durchmaß er das Vorzimmer und öffnete die Tür zum Gang. Dieser war ebenfalls verlassen.

      »Dahlbusch!«

      Wieder erfolgte keine Antwort.

      Mit säuerlicher Miene durchquerte der General den Gang und riss die Tür zur Herren-Toilette auf.

      »Dahlbusch? Sind Sie hier?«

      Keine Antwort.

      »Das ist Insubordination!«, fauchte Dupont. »Dafür werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen, sobald er wieder auftaucht. Aber zuerst muss ich mich um die Koordination der Truppen kümmern.«

      Er knallte die Tür zu den Sanitärräumen mit Wucht hinter sich zu und eilte zu seinem Vorzimmer zurück. Dort setzte er sich an das Funkgerät, mit dem sein Adjutant normalerweise die Befehle an die Einsatzkräfte gab.

      »Achtung, an alle! Hier spricht General Dupont. Ziehen Sie sich sofort auf Position Rot-Delta-Drei zurück. Ich wiederhole: Sofortiger Rückzug auf Position Rot-Delta-Drei. Hiermit tritt Plan Echo-88-Alpha in Kraft. Möge Gott uns alle beschützen!«

      Eine Weile blickte er einfach nur aus dem Fenster. An immer mehr Stellen in der Stadt loderten Brände auf. Schließlich verstummten die Sirenen.

      Dupont erhob sich, ging zum Fenster und öffnete es. Ohne das permanente Geheul, das bis eben das dominierende Geräusch gewesen war, konnte er wieder hören, was draußen vor sich ging. Doch diese Arie des Schreckens war nicht das, was er erwartet hatte. Zwischen dem Rattern automatischer Gewehre waren immer wieder beinahe unmenschliche Schreie zu vernehmen, die nur eines bedeuten konnten: Eine Stellung nach der anderen fiel den Angreifern zum Opfer.

      Der General wurde noch bleicher, obwohl das kaum noch möglich schien. Sie waren so kurz davor gewesen, einen neuen, gottgefälligen Staat zu errichten, und nun dies. Das Fleisch seiner Männer schien schwach, die Stärke des Angreifers einfach zu groß.

      »Und die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren«, murmelte Dupont, dann verhärteten sich seine Gesichtszüge wieder.

      Noch war nicht alles verloren, noch hatte er das Kommando sowie Männer, die seine Anweisungen ausführten. So schnell würde er nicht aufgeben!

      Er setzte sich wieder ans Funkgerät und gab neue Befehle aus. Wieder und immer wieder. Irgend einer davon würde schon zum Ziel führen, irgendwann …

      ***

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