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      Frau Rat: Exellent! Wunderbar! Exquisit! – Das muss belohnt werden. Der Bundes – Autobambi mit Schärpe für Sie, mein lieber, bester Herr Ratskollege. (Sie überreicht eine mörderische Skulptur)

      Lässig: (Küsst und reißt sie wie ein Sieger hoch) Wenn ich Sie zu einem bescheidenen Imbiss bitten dürfte. Meine Herrschaften. Ein Gläschen gefällig? (Er führt sie zum Buffet, an dem die Angestellten bedienen. Sektpfropfen knallen. Man trinkt und stößt an) Auf ihr Wohl, meine Herrschaften!

      Bürgerm.: Ein Glück, dass es Sie gibt. Bravo, Herr Kollege!

      Frau Rat: Wie heldisch investorisch! Sie sind wunderbar!

      Reporter: (Ablichtend) Was fühlen sie heute an ihrem großen Tag, Herr Stadtrat Lässig?

      Lässig: (in Pose) Autos.

      Reporter: Und wie Sie das geschafft haben.

      Lässig: Aber ja. Autos.

      Reporter: Und wie denken Sie auf morgen?

      Lässig: Autos, immer nur Autos.

      Frau Rat: (Beifall im Abgehen) Was für ein Management, kolossal! Und Ihre Ideen, bester Herr!

      Bürgerm.: Ihre Weitsicht. Männer wie Sie braucht unsere geliebte Karpfenpfeiferstadt.

      Direktor: Nehmen Sie mich beim Wort. Meine Bank ist die Ihre.

      Anita: (kriecht mit den Kameras des Japaners behängt aus dem Gebüsch und zieht den Rock tiefer) Bist du wirklich der Lässig? Dolfo, he, hast du dich aber rausgemacht!

      Lässig: Nur der Fleiß. Nicht wie früher im MÖZEU. Und ehrlich, das währt am längsten.

      Anita: Weiß ich, he. Ehrlich, bis auf die Knochen.

      Lässig: Anita! Mädchen! Dass ich dich wieder treffe. Joi, joi! (Beide ins Autohaus)

      Japaner: Wonderful! Wonderful! (Kriecht auf allen Vieren aus dem Gebüsch und wieder hinein) Wer haben meine Kameras, meine Kameras?

      Brenn: Flämmchen, Flämmchen, Feurio! (Schleicht sich zündelnd heran) Und brennt die ganze Stadt / Ruinen hat sie satt / deshalb ich renn und brenn / Juchhe, Ruinenbrenner Brenn. (Sirenen und Trillerpfeifen)

      Lässig: Haltet ihn! Haltet ihn! (Stürzt aus dem Salon. Brenn rennt ihn um und flüchtet)

      1. Polizist: (Hält ihn mit dem Fuß nieder) Das isser. Ich riech’s. Das isser!

      Lässig: Ihr Dussel! Mensch, ihr Pfeifen! Da vorne rennt er.

      2. Polizist: Isser nicht. (steckt die Pistole weg und warnt) Fort ist er wieder mal, verpicht! Gerochen, ja, wie einer brändelt, bombardiert. So eine Büberei. / Da saust die Polizei. / Ja, wenn ich den erwisch, den Lumpenhund, / ich zerr ihn übern Tisch.

      Lässig: Gerochen, jaja. (vor Hacke und Boxer, die emsig putzen und polieren) Meine OPELLAs! Autos, Autos, blitzeblanke Autos. Was fummelt ihr da herum. Keine Ausstrahlung. Kein Verkaufsflair. Und lahmarschig seid ihr auch. Nicht mal den Brändler fassen. Autos, blitzeblanke Autos und keiner kauft. Ran an die Kundschaft! Wirft ihnen Prospekte zu. OPELLAla, OPELLAla für Opa, Oma und Mama.

       2.

       Hacke und Boxer stürzen ohne Overall aus dem Autosalon. Ede und Karl dösen noch. Ede wälzt sich auf der Bank und der andere fällt herunter.

      Karl: (Rüttelt ihn wach) Ssst. Ede, he! Hab ich’s nicht gleich gesagt? Er hat sie rausgeschmissen, ausgetrickst, so wie mich auch.

      Ede: (Die beiden setzen sich mürrisch mit dem Rücken zueinander. Ede streckt sich) So ein Dunst und Beschiss. Wo man hinguckt, Dunst und Beschiss.

      Karl: Durst meinst du wohl. Durst.

      Ede: >Dunst hab ich gesagt. (Lässt sich eine Dose reichen und leert sie) Theater, alles Theater.

      Karl: Was Theater?

      Ede: Alles. kaputt. Alles hinüber.

      Karl: Was denn hinüber?

      Ede: Mach doch die Käsnäppeln auf. Die von der Verwaltung sparen sich noch tot, sie müssen. Und auf wessen Kosten?

      Karl: Uns sparen sie tot, wen sonst.

      Ede: Früher arbeiteten paar tausend beim VEB MÖZEU, Tischler, Anlagenfahrer, was du willst. Stadt der Möbel Weltstadt. Und was ist heute?

      Karl: Musst du mir das sagen? Nicht mal mehr Geld hat unsere schöne Stadt auf der Höhe für ihr Karpfenpfeiferfest, geschweige denn für unsereins. Jeden Tag gucke ich zum Rathausturm hoch und sehe, wie die Göttin der Gerechtigkeit, unsere „Gette“ fröstelt.

      Ede: Mit Waage und Schwert, haha. Dieses Eisen der Ungerechtigkeit. Mich fröstelt auch.

      Karl: Das Loch im Sparstrumpf der Räte wird immer größer. Der Schwarm der Arbeitslosen wächst, uns eingerechnet. Wir modernen Sklaven.

      Ede: (Winkt nach einer weiteren Dose, die Karl beflissen öffnet, aber antrinkt, leert und vor den Salon wirft) Durch diesen Autofritzen da drüben auch.

      Karl: (Gegen Hacke und Boxer, die heran stolpern) Die zwei müssten es ja wissen.

      Hacke: (Wütend) Der da, der Boxer.

      Boxer: Ebenfalls wütend) Hacke, er selber, ha. Er ist schuld, dass ich rausgeflogen bin.

      Hacke: Alles machte er mir zum Schur.

      Karl: Jaja. Sich gegenseitig auf die Füße treten Möööönsch! (Zeigt einen Vogel) Rabotten wie verrückt und dann doch fliegen.

      Ede: Mobbing.

      Karl: Idioten.

      Boxer: Genau das. Der da hat’s gemacht.

      Hacke: Nein, der da. Immer auf mich rein. (Beide aufeinander los)

      Ede: No, no, no. (Trennt sie) Und hast dich nicht gewehrt?

      Hacke: Na, wie denn?

      Ede: Das weißt du nicht?

      Karl: (Ironisch, schulmeisterlich) Befreien Sie sich aus der Rolle des gedemütigten Opfers. Treten Sie ihren Widersachern selbstbewusst entgegen. Machen Sie ihm klar, dass Sie nicht länger gewillt sind, sich schikanieren zu lassen.

      Ede: Ja, ja, ja, und …

      Karl: Unterdrücken Sie alle Signale, die auf Angst hindeuten: stockendes Sprechen, hängende Schultern oder ausweichende Blicke.

      Ede: Und …

      Karl: Demonstrieren Sie Stärke durch aufrechte Körperhaltung, festen Schritt, offenen Blickkontakt, Ruhige Hände und …

      Ede: Ja und, und, und …

      Beide: Wenn Sie neue Arbeit finden, erwähnen sie niemals, dass Sie je gemobbt wurden, denn …

      Ede: Schluss damit. Alles Theater, ha! Ich hau hier ab. Ich mach’ in diesem Kaff die Mücke.

      Karl: Du? Jetzt? Aber … Und was machen wir?

      Ede: Was aber? Hab ich’s nicht schon gesagt? Was will ich noch hier?

      Karl: Magst ja recht haben. Was geschieht hier schon für uns. Die Stadt ist zu langsam.

      Ede: Die meisten, die noch bleiben, haben nischt auf dem Kasten, keinen Pfiff, keine Ideen und wir jungen Leute kein Glück.

      Karl: Aber wohin? Meinst du, anderswo ist es besser?

      Ede: Wohin denn, wohin? Das ist es ja. (Trinkt, Trommelklang naht) Sind die schon wieder da?

       3.

       Der Platz belebt sich. Im Hintergrund ein Transparent: „Karpfenpfeifers

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