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und die Institutionen des Tempels informiert. Eine zentrale Rolle spielten Erntefeste. Es gab eine organisierte, wohlhabende Priesterschaft, die über ausgedehnten Grundbesitz verfügte. Außerdem bewahrte man eine Art „Staatschatz“ auf. Um dies alles zu schützen, gab es eine eigene Reitereinheit. Ein Mangel an Pferden dürfte mit Sicherheit nicht bestanden haben, weil die Priester eine Pferdezucht betrieben. Ein Schatzgräber darf sich aber keine Hoffnungen darauf machen, diesen Schatz zu finden. Bei der Eroberung der Feste fiel er in die Hände des dänischen Königs Waldemar I. (reg. 1157–1182) und Heinrich dem Löwen (reg. 1142–1180 und 1194–1195), Herzog von Sachsen und Bayern.

      Vorstellbar ist ebenfalls, dass die Priester aus Märkten, die vor der Burg stattfanden, Einnahmen erzielten. Der Besitz der Priesterschaft ging nach der Eroberung durch die Dänen an die christliche Kirche, die an der Stelle des Heiligtums die älteste Kirche Rügens errichtete.

      Abb. 10 Putgarden. Kap Arkona. Die Jaromarsburg von der Landseite.

       Literatur

      H. Berlekamp, Arkona und Rügen vor 1168. Betrachtungen zum Quellenmaterial (1993);

      J. Herrmann, F 5 Arkona, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 581–583.

       Das reizvolle Sternberger Seengebiet – heute ein Landschafts- und Naturschutzgebiet – und seine Umgebung bilden die Kulisse für zahlreiche Denkmäler aus den unterschiedlichsten Epochen der Menschheitsgeschichte.

      06STERNBERG – GROSS GÖRNOW: EINE SLAWISCHE FLUCHTBURG IN HISTORISCHER LANDSCHAFT

       Mecklenburg-Vorpommern

      Die frühslawische Höhenburg von Groß Görnow, heute ein Stadtteil von Sternberg, liegt auf einem Plateau oberhalb der Warnow. Diese Anlage wurde bereits im 19. Jh. von verschiedenen Altertumswissenschaftlern mehrfach nerwähnt und gedeutet. Lisch ordnete die Burg 1875 in eine Gruppe Befestigungen aus germanischer bzw. keltischer Zeit ein. Im Jahr 1955 erkannte man die Anlage aber als slawisch und in den 1980er-Jahren erfolgten erste Ausgrabungen.

      Funde und Befunde

      Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Höhenburg vom Grundriss her etwa einem Oval entspricht und seine heute mit Bäumen bestandene Wallanlage eine Fläche von ca. 3,5 ha umschließt (Abb. 11). Hier würden rund fünf Fußballfelder Platz finden. Das Gelände ist nicht eben, sondern fällt von Westen nach Osten um 25 m ab.

      Abb. 11 Sternberg. Wall der slawischen Fluchtburg in Groß Görnow.

      Aufgrund der Topografie bedurfte die Anlage keiner umlaufenden Befestigung. Der südliche Teil des Walls, dessen Höhe schwankte, war an seiner Außenfront mit größeren Rollsteinen verkleidet; darunter versteht man aufgelesene und unbearbeitete Steine. Die anderen Abschnitte der Befestigung wurden durch hölzerne Palisaden gesichert. Soweit es sich feststellen ließ, gab es drei Tore, von denen eines zur Warnow hinabführte.

      Im Inneren der Anlage konnten Reste von Wohnbebauung festgestellt werden. Dabei handelte es sich um in den Boden eingetiefte Häuser. Von der Bedeutung her ist die Wallanlage als Fluchtburg interpretiert worden, die Raum für etwa 1.000 Menschen bot. Für diese Nutzung spricht die relativ geringe Menge an Keramik, die hier gefunden wurde. Zur Datierung kann vorrangig wohl das keramische Material herangezogen werden. Dieses spricht für eine eine Belegung vom 8. bis zum 10. Jh. Dann gab man den Platz endgültig auf. Es wird vermutet, der Grund für das Verlassen des Ortes würde in einem engen Zusammenhang der Gründung der eindrucksvollen Siedlung von Groß Raden stehen; diese liegt nur gut 3 km südöstlich am Sternberger See.

      Abb. 12 Sternberg. Blick auf die Innenfläche der Fluchtburg in Groß Görnow.

       Literatur

      E. Schuldt, F 12 Groß Görnow, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 597.

       Der „Große Steintanz“ – so wird ein Steinkreis aus Menhiren inmitten des Tarnower Forstes unweit des Ortes Boitin genannt. Große Monolithe ragen hier als geheimnisvolle steinerne Zeugnisse der Frühgeschichte der Menschheit empor.

      07TARNOW – BOITIN: EIN MECKLENBURG-VORPOMMERISCHES STONEHENGE?

       Mecklenburg-Vorpommern

      Boitin, ein dünn besiedeltes kleines Örtchen, reicht mit seiner Geschichte bis in das 13. Jh. zurück. Jedoch muss man von der Dorfkirche aus nur 2 km in nordwestliche Richtung gehen, um tief in die Vorgeschichte einzutauchen und um sich von dem „Steintanz“ faszinieren zu lassen.

      Ausgrabungen

      Die früheste Erwähnung dieser vorgeschichtlichen Steinsetzungen fällt in das Jahr 1767. Bei den Bewohnern der Region waren sie jedoch tief im kollektiven Gedächtnis verankert, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Interpretationen. Diese reichten von einem Kult- oder Opferplatz bis zu einem Versammlungs- oder Gerichtsort. Archäologische Untersuchungen sollten aber erst durch den Prähistoriker Robert Beltz (1854–1941) im Jahr 1929 stattfinden, der seinerzeit am Landesmuseum in Schwerin beschäftigt war.

      Funde und Befunde

      Die Situation stellt sich so dar. Im Tarnower Wald konnten seinerzeit insgesamt vier Steinkreise festgestellt werden (Abb. 13). Davon lagen drei eng beieinander: Sie tragen den Namen „Großer Steintanz“; etwas nüchterner werden sie als Steinkreis I bis III bezeichnet. Etwa 150 m südlich davon findet sich die vierte Steinsetzung, die als „Kleiner Steintanz“ bezeichnet bzw. analog zum „Großen Steintanz“ als Steinkreis IV in der Literatur geführt wird. Die Steine – sie können als Menhire bezeichnet werden – erreichen eine Höhe von etwa 1,60 m. In ihrem Durchmesser variieren sie. Der kleinste hat einen Durchmesser von 8 m, zwei liegen im Bereich von 13 m und es gibt einen Kreis mit etwa 11 m Durchmesser. Aus diesen Größenunterschieden ergeben sich auch Differenzen bei der Anzahl der Steinsetzungen. Die größeren Kreise bestehen aus jeweils neun Findlingen, der kleinere aus sieben. Darüber hinaus soll ein weiterer Steinkreis bestanden haben, der heute nicht mehr vorhanden ist.

      Abb. 13 Tarnow-Boitin. Steinkreis mitten im Wald.

      Im „Großen Steintanz“ zeigt ein Menhir, der den Namen „Brautlade“ trägt, eine Besonderheit. Er weist insgesamt 13 rechteckige Löcher auf, von denen allerdings nur 11 zu sehen sind. Sie werden gerne mit einer lokalen Sage verbunden, sind aber neuzeitlich und für den Befund nicht relevant.

      Besonders der „Große Steintanz“ ist interpretationsfähig. Folgt man den Ergebnissen der Untersuchungen von Beltz, der innerhalb eines Steinkreises eine Urne und zwei Brandstellen mit Steinpackungen ans Tageslicht beförderte, so handelt es sich hier um Einfassungen von Gräbern aus dem 6. bis 5. Jh. v. Chr. Horst Keiling sieht diese Steinsetzungen sogar in einem nord- und mitteleuropäischen Grabkontext.

      Es haben sich aber auch andere

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