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des Ortes.

      Abb. 7 Dorf Mecklenburg. Die letzten Zeugnisse der Burganlage.

      Die Mecklenburg war zunächst Zentralort der obodritschen Fürsten und zugleich ein wichtiger Handelsplatz. Vor allem Sklaven wurden gehandelt. Während des 10. Jhs. fanden sich nach Ausweis der Quellen eine Kirche und ein Nonnenkloster an diesem Ort und vom späten 10. Jh. an residierten hier Bischöfe. Militärische Konflikte des 12. Jhs. führten zur Zerstörung und zum Wiederaufbau.

      Im Jahr 1256 ließ Johann I. – Herzog von Mecklenburg – die Anlage niederlegen, um Baumaterial für seine Residenz in Wismar zu erhalten. Wie kurzsichtig dies war, zeigt die Wiederherstellung der Burg im Jahr 1277. Das endgültige Ende erlebte die Feste im Jahr 1322.

      Die Vorburg, über die es an dieser Stelle nur wenig zu berichten gibt, besaß eine Siedlung. Daraus entwickelte sich um die Mitte des 14. Jhs. der heutige Ort Dorf Mecklenburg.

       Funde und Befunde

      Haben schon die schriftlichen Quellen den Ort als wichtig erscheinen lassen, so spiegeln die archäologischen Befunde diese noch um Einiges deutlicher wider. Die Untersuchungen aus den 1970er-Jahren ergaben folgendes Bild:

      Vom Grundriss her handelt es sich bei der Hauptburg um ein Oval oder eine Ellipse mit einer Fläche von 1,4 ha; das entspricht einer Fläche von zwei Fußballfeldern. Eingefasst war sie von einer massiven Wallanlage, die über sieben Bauphasen verfügte. Die älteste Befestigung stammt aus dem frühen 7. Jh. und die jüngste aus dem 13. Jh.

      Der älteste Wall wies an seiner Basis eine Breite von 12,75 m auf und besaß eine Mindesthöhe von 7 m. Im Laufe der Jahrhunderte stieg die Basisbreite auf 20,30 m an und die Höhe lag schließlich bei 8,60 m. Der Zuwachs in der Breite erklärt sich vor allem daher, dass bei den Erneuerungsphasen der Wall mit Erdanschüttungen im Inneren verstärkt wurde. Für zwei Bauphasen ließen sich anhand von Brandspuren hölzerne Wehrgänge auf der Wallkrone nachweisen.

      Mit der Errichtung des Walls war eine gewaltige Arbeitsleistung zu erbringen. Seitens der Ausgräber wird vermutet, dass mindestens 500 Arbeiter ein Jahr lang mit dessen Errichtung beschäftigt waren. Die enorme Arbeitsleistung lässt sich aber auch in Kubikmetern quantifizieren. Man spricht von gut 25.000 m3 Erdmaterial, die bewegt werden mussten. Das entspricht 324 Standardcontainern. Dieser Arbeitsaufwand spricht dafür, dass hier ein entsprechender politischer Wille bzw. Macht vorhanden war, um ein derartiges Großprojekt durchzuführen. Dessen Realisierung ist aber nur damit zu erklären, an dieser Stelle den Zentralsitz der Obodritenfürsten anzunehmen.

      Innerhalb der Befestigung konnten die Ausgräber auch Häuser nachweisen, die sich in slawischer Zeit alle an die Rückseite des Walls anschmiegten. Dabei handelte es sich um Bauten in verschiedener Ausführung. Neben Gebäuden aus Flechtwerk ließen sich auch Blockhäuser nachweisen.

      Abb. 8 Dorf Mecklenburg. Denkmal auf dem Burgwall.

       Literatur

      U. Sommer, Die Mecklenburg. Der Ort, der dem Land den Namen gab (1995);

       P. Donat, F 1 Dorf Mecklenburg, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 577 f.

       Die Jaromarsburg ist ein Bodendenkmal in dramatischer Lage, von dem in 100 Jahren vielleicht nichts mehr übrig sein wird. Das Tosen des Sturms und die Wogen des Meeres fordern Jahr für Jahr ihren Tribut.

      05PUTGARDEN – KAP ARKONA AUF RÜGEN: DIE JAROMARSBURG, EIN DENKMAL AUF ZEIT

       Mecklenburg-Vorpommern

      Eine der interessantesten und eindrucksvollsten Fundstellen auf der Insel Rügen ist die Jaromarsburg am Kap Arkona (Abb. 9), die schon sehr an unserer Zeitgrenze knabbert. Weil wir uns aber in einer Zeit bewegen, die durch schriftliche Quellen gut dokumentiert ist, lassen sich aus diesen nicht nur für die Anlage viele Informationen gewinnen, sondern auch auf andere archäologische Stätten slawischer Zeit übertragen.

      Ausgrabungen

      Die Jaromarsburg liegt 1 km nordöstlich von Putgarden auf dem Kap Arkona, die heute nach Jaromar I. (1170–1218), eines bedeutenden slawischen Fürsten der seit dem 7. Jh. auf Rügen siedelnden Ranen, benannt ist. Schon 1868 fanden die ersten Ausgrabungen statt, denen 1921 und 1930 weitere folgten. Sie dokumentierten heute längst im Meer verschwundene Reste. Zwischen 1969 und 1971 wurden erneut Forschungsarbeiten durchgeführt, denen weitere systematische Untersuchungen ab 2012 folgten; eine Reihe von älteren Deutungen der Befunde musste auf deren Basis verworfen werden.

      Funde und Befunde

      Die noch immer eindrucksvollen Überreste der Burganlage liegen 35–45 m über dem Meeresspiegel auf einem Steilkliff. Aufgrund der Küstenabstürze hat sich die Fläche der Anlage auf etwa ein Drittel verkleinert. Die Ausgräber gehen davon aus, dass die Befestigung im 8. oder 9. Jh. – vom Grundriss her ein Dreieck – an seiner Basis eine Länge von etwa 400 m besaß und maximal 300 m Tiefe aufwies. Dieser massive Wall hat im Norden und Süden durch die Abbrüche an Länge verloren. Diese mächtige Verteidigungsanlage war ca. 13 m hoch und trug zusätzlich auf der Wallkrone eine weitere Befestigung. Von einem inneren Wall und einem vorgelegten sind nur noch sehr kleine Reste erhalten; große Teile davon sind 1969 unwiderruflich im Meer versunken. Diese innere Befestigungslinie entstand im 8./​9. Jh. und wurde angelegt, um eine Kultstätte zu schützen, den Platz also zu einer Tempelburg zu machen. Die hier verehrte Gottheit war Svantovit, Kriegsgott und zugleich Hauptgott der Ranen. Heute zeugt eine moderne Skulptur von diesem Gott, der mit seinen vier Gesichtern in alle Himmelsrichtungen schaut.

      Abb. 9 Putgarden, Kap Arkona. Die Jaromarsburg aus der Luft.

      Die archäologischen Funde innerhalb dieses Areals belegen auch Opferhandlungen. Dabei handelte es sich überwiegend um Tieropfer, die im Rahmen der sakralen Handlungen verspeist wurden – eine Sitte, die es bei vielen Kulturen gab. Daneben konnten aber auch vereinzelte Menschenopfer nachgewiesen werden.

      Die Fläche zwischen den beiden Wällen war nach den Erkenntnissen der Archäologen nicht ständig bewohnt. Sie wurde während der Kulthandlungen aufgesucht und bot im Kriegsfall den in der Nähe lebenden Menschen Schutz (Abb. 10).

      Im 10./​11. Jh. scheint der innere Wall an Bedeutung verloren zu haben. Er wurde eingeebnet und durch einen symbolischen Graben ersetzt, sodass die sakrale Zone weiter betont blieb. Über den Tempel des Gottes wissen wir aufgrund einer Beschreibung aus der Feder des Saxo Grammaticus Bescheid, der Augenzeuge der Zerstörung der Tempelburg war. Neuere Forschungen haben den Tempelbezirk wohl identifizieren können. Es handelte sich um eine fundleere rechteckige Fläche, in deren Umgebung jedoch zahlreiche Opfergaben gefunden wurden. Das würde aber mit der Beschreibung des Saxo nicht übereinstimmen, der von einer doppelten Einfassung spricht, deren Spuren im Boden sicherlich nachzuweisen wären. Markant war seiner Beschreibung folgend auch ein purpurfarbenes Dach, das den gesamten Komplex abdeckte.

      Jüngst stießen die Ausgräber direkt am Steilkliff auf Pfostengruben, die jeweils 1 × 1 m groß waren und einen Grundriss bildeten, der leicht schiffsförmig anmutete. Diese Form wies in skandinavische Richtung, was die Frage aufwarf, wie dieses Gebäude in einem slawischen Heiligtum entstanden und zu interpretieren sei. Eine Antwort darauf konnte bislang

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