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fundamentale Erkenntnisse und Erklärungsmuster zurückführen.

      Als Beispiel hierfür sei an dieser Stelle das ‚Gesetz der Zwei‘ oder auch das Prinzip der Dualität genannt, das sich als Grundmuster durch alle Lebensvorgänge zieht und mit hundertfachen Beispielen verdeutlichen lässt: Angefangen von den einfachen Dingen des täglichen Lebens wie hell und dunkel, Tag und Nacht, Hitze und Kälte, über die Beispiele des organischen Lebens wie Ein- und Ausatmen, An- und Entspannung, Wachheit und Schlaf bis hin zu den übergeordneten Prinzipien wie Leben und Sterben, männliches und weibliches Prinzip. In der Form von These und Antithese bildet diese Gesetzmäßigkeit ein Erklärungsmuster für alle möglichen Arten von lebendigen Prozessen. Im Kapitel ‚Männliches und Weibliches‘ werden diese Prozesse noch näher beleuchtet und eingehender untersucht.

      Gerade das Beispiel von einer These, die immer eine Antithese nach sich zieht (und, wenn es gut geht, in einer Synthese mündet), lässt sich hervorragend auf das eigentliche Thema dieser Ausführungen - der Natur der Seele - anwenden: In dem Moment, in dem ich eine gesehene und materielle Welt wahrnehme und erforsche, muss ich gemäß diesem Gesetz zwangsläufig von der Existenz einer ungesehenen, also immateriellen Welt ausgehen, die somit ebenso Gegenstand meiner Betrachtungen sein sollte. Weiter gedacht: Wenn es ein Leben noch vor der Geburt gibt (beim Menschen natürlicherweise neun Monate), kann ich mit einem ähnlichen Prozess nach dem physischen Ableben rechnen. Vorläufige Schlussfolgerung: Die ersten neun Monate nach dem Tode eines Menschen könnten eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf die Art und Weise des Abschieds von der irdischen Existenz haben. Wenn ich nun noch die zahlreichen Totenrituale der verschiedensten Kulturen und Religionen studiere, von den aufwendigen Einbalsamierungszeremonien der alten Ägypter bis hin zu den früher auch bei uns üblichen mehrtägigen Totenwachen - die Wahrscheinlichkeit steigt, dass diese Art der ‚Beweisführung‘ letzten Endes nur einen Schluss erlaubt: Es gibt mehr gute Gründe für ein Leben nach dem Tod, als es sie dagegen gibt. Wenn man ganz wagemutig sein wollte, könnte man in diesem Zusammenhang sogar die Erkenntnisse der Naturwissenschaften hinzuziehen und auf den so genannten ‚Energieerhaltungssatz‘ verweisen, der da lautet: „Keine Energie, die einmal freigesetzt wird, geht wieder verloren.“ Das heißt im Bezug zur Seele: Wenn es tatsächlich keine gesehene ohne ungesehene Welt, kein materielles ohne immaterielles Leben gibt, einmal freigesetzte Energien tatsächlich nicht mehr verloren gehen, dann könnte eine der Seelenfunktionen sein: als Medium oder Vehikel für den Transport dieser ungesehenen Energien zu dienen und dies über das physische Leben hinaus. Zumindest ist ‚Seele‘ wohl in diesem Zusammenhang der vom Menschen meist verwendete Begriff, um dieser zwar real spürbare, aber materiell (noch) nicht nachweisbare Kraft und Energie einen Namen zu geben. Dabei spricht man auch von ‚beseelten‘ Daseinsformen und -zuständen, die sich dadurch auszeichnen, dass ihnen ein Zauber und eine Lebendigkeit innewohnt. Besonders spürbar wird diese Energieübertragung, wenn man einem Menschen in die Augen sieht: Der Gemütszustand und damit auch die seelische Verfassung eines Menschen ist gerade bei diesen zwei einzigen, auch von außen als lebendig erkennbaren Punkten des menschlichen Körpers in Sekundenbruchteilen erfass- oder zumindest erahnbar. Nicht umsonst werden die Augen auch als ‚Spiegel der Seele‘ bezeichnet. Noch deutlicher wird dieser Art des seelischen Ausdrucks im Moment des Todes, wenn von einer Sekunde auf die andere das Leben nicht nur ausgehaucht wird, sondern auch der Augenausdruck und damit die Strahlkraft der menschlichen Seele scheinbar schlagartig verschwindet. Wenn nun aber keine Energie auf diesem Planeten wieder verloren geht - also auch die Seelenenergie nicht - wohin geht sie dann?

      Es ist also nahe liegend, zu schlussfolgern, dass die so genannte Seelenenergie real existent ist und nach der ‚Beseelung‘ des physischen Körpers nicht verschwindet, sondern in irgendeiner Form umgewandelt oder transformiert wird.

      Das Ungesehene

      Glauben Sie an eine wie auch immer gestaltete ‚überirdische‘ Instanz, an Phänomene, die sich nicht immer rational erklären lassen? Mit anderen Worten: Sind Sie gläubig?

      Die wenigsten Menschen lehnen den Glauben an ‚Überirdisches‘ aus tiefster innerer Überzeugung und kategorisch ab. Die allermeisten Menschen schließen die Existenz überirdischer Kräfte und Mächte zumindest nicht aus, auch wenn sie sich selbst vielleicht nicht als wirklich ‚gläubig‘ bezeichnen würden. Die Offenheit für andere Erklärungsansätze als die streng naturwissenschaftlichen ist weit verbreitet. Zwar wird gerne auf der wissenschaftlich-rationalen Ebene argumentiert und diskutiert. Die von dieser Sichtweise stark geprägten Medien werden in diesem Zusammenhang immer wieder mit ihren veröffentlichten, scheinbar eindeutigen Studien und Statistiken zur Argumentation herangezogen. Bei genauerem Hinterfragen offenbaren jedoch viele Menschen, dass in ihnen ein Fragezeichen bestehen bleibt, ob denn nun die Wirklichkeit tatsächlich so logisch und rational erklärbar sei. Der Drang des Menschen, sich mit den ungesehenen und nicht eindeutig erklärbaren Phänomenen zu beschäftigen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Die alten Kulturvölker dieser Erde lebten scheinbar in einem Zustand von permanenter Verbindung mit den ungesehenen Welten. Bei den Aborigines beispielsweise - den Ureinwohnern Australiens, einem der ältesten Kulturvölker der Erde überhaupt - gilt die physische Wirklichkeit, das Offensichtliche des menschlichen Lebens, als ‚zweite Realität‘. Sie wird gespeist und am Leben erhalten von der ‚ersten Realität‘, der so genannten ‚Ungesehenen Welt‘. Daher wirkt ihre Kultur auf der physischen und sichtbaren Ebene für unsere moderne Zivilisation als rückständig und ärmlich, als höchst fremdartig und eigentlich unverständlich. Die Mythologie und Verbundenheit der Aborigines mit der Schöpfung an sich, sprich der von Göttlichkeit durchwirkten Natur, scheint dagegen eine magische Anziehungskraft auf viele ‚zivilisierte‘ Menschen auszuüben. Zumindest könnte man zu diesem Schluss gelangen, wenn man die Vielzahl der Dokumentationen über die Aborigineskultur in den Medien sowie den stetig anwachsenden ‚Kulturtourismus‘ in Australien selbst in Betracht zieht. Dabei sind die Aborigines nur ein Beispiel von vielen. Das Interesse der modernen Zivilisation an alten und mehr oder weniger unverfälschten Kulturvölkern wächst seit Jahren beständig an.

      Vielleicht ist ja der Umstand, dass unsere moderne Industrie­gesellschaft genau auf der anderen Seite der Realität ihren Schwerpunkt setzt - nämlich auf der Seite der sichtbaren, erklärbaren und materialistisch ausgerichteten Wirklichkeit - der Grund für die zunehmende Sehnsucht auch zivilisierter Menschen nach dem Ungesehenen, dem Unerklärlichen und nach der Verbundenheit auch und vor allem mit diesem Teil der Schöpfung.

      Seelenmythologie

      Über die Art und Weise des Umwandlungs- oder Transformations-prozesses vom ‚Gesehenen zum Ungesehenen‘ gibt es eine Vielzahl von Überlieferungen, Mythen und Erfahrungsberichten. Zur weiteren Erforschung der natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Seelenlebens sei daher an dieser Stelle ein kleiner Ausflug in die mythologischen Gefilde erlaubt. Die Seelenverständnisse früherer Kulturen und Zivilisationen erlauben nämlich einen weniger naturwissenschaftlich und materialistisch geprägten Blick. Stattdessen besteht die Hoffnung, dass die darin zum Ausdruck kommenden Seelenverständnisse noch etwas näher an den natürlichen Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet und orientiert sind, als es in unserer modernen, materiell ausgerichteten Welt der Fall ist.

      In einer der frühesten Hochkulturen dieser Erde, in Ägypten, ist die Vorstellung eines Lebens nach dem Tode und damit die Annahme einer nicht körpergebundenen Substanz besonders gut erkennbar: Der Aufwand, der rund um das Thema Tod betrieben wurde, war enorm. Von den akribisch geregelten Mumifizierungspraktiken bis zu der sehr aufwendigen Gestaltung der Grabstätten wirkt der Umgang mit dem jenseitigen Leben sehr umfangreich und methodisch. Offenbar ging es in dieser Kultur weniger um die Frage nach dem ob als vielmehr um das wie eines außerkörperlichen Lebens. Vielleicht ist es gerade diese scheinbare Gewissheit, die das nicht nachlassende Interesse an der ägyptischen Kultur in der heutigen Zeit zumindest teilweise erklärt. Die Begräbnisstätten und die damit verbundenen Kunstwerke machen schließlich einen guten Teil der Überlieferung aus. Dabei wird diese äußerliche Darstellung des Todes genährt von einer sehr bildhaften mythologischen Sprache, die den Übergang von einem Bewusstseinszustand, dem physischen Leben, in einen anderen, jenseitigen Zustand erklärt. Ohne an dieser Stelle auf alle Details dieser sehr umfangreichen Mythologie eingehen zu wollen, lässt sich in Bezug auf das Seelenverständnis Folgendes zusammenfassen:

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