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Deshalb ist Tarot, wie Crowley schreibt, eine einzige Karte – und wir wissen jetzt auch welche!

       Fazit:

      In diesem Trumpf verbergen sich alle potentiellen Wünsche und Hoffnungen in Form psychischer Energie, und im Grunde sind alle folgenden Karten nichts anderes als die Moderatoren, die die Visionen aus der Tiefe der Seele in die zukünftigen Behälter der Wirklichkeit leiten.

       Das Ende als Anfang3

      Das Universum führt am Ende einer Reise stets zur Geburt eines neuen Narren. Im traditionellen Tarot wird dieser Zustand durch eine tanzende Miss Universum oder bei Crowley durch unsere Herrin BABALON symbolisiert, die sich im Tanz mit der Sündenschlange versöhnt (im Gegensatz zur Heiligen Jungfrau, die der Schlange in der Bibel den Kopf zertritt). Frage: Was war zuerst – das Ei oder die Henne? Bei der Karte 0 – Der Narr ist es das Ei, bei der Karte XXI – Das Universum die eierlegende Henne. Fazit: Das Ende ist immer wieder ein neuer Anfang eines weiteren Endes, das auf einer anderen Ebene ein immer weiteres Ende eines neuen Anfangs voraussetzt.

      Deutungen

      Im persönlichen Erleben unterstützt der Narr das Bemühen, uns für Umbrüche und Veränderungen zu öffnen, die uns durch unsere ausgelassene Heiterkeit und unbekümmerte Fröhlichkeit versperrte Türen aufschließen. Die damit ausgelösten Bewusstseinsprozesse können manchmal positiv und manchmal auch negativ sein, aber sie konfrontieren uns immer mit neuen Erfahrungsmodellen, wenn auch oft leider in einem Sammelsurium von unzusammenhängenden Ideen. Trotzdem führt das nur selten zu größeren Krisen oder gröberen Zerwürfnissen, selbst wenn wir uns an den eigenen Spiegelbildern »die Nase anschlagen«, denn das Vertrauen der kindlichen Seele in die göttlichen Schöpfungsabläufe ist groß. Ob der Narr ein Mystiker oder Weichei ist, ist Ansichtssache; zu seinen besten Eigenschaften zählen jedenfalls Offenheit, Sensibilität und Menschenliebe. Andererseits können wir unter dem Einfluss dieser Karte harten Entscheidungen nichts abgewinnen und suchen uns lieber eine Nische, in der wir in unseren kontemplativen Bildern als Teil unserer Sehnsüchte Probleme unauffällig aussitzen können.

      In der Partnerschaft lebt der Narr vom Verlangen der Seele nach ihrem inneren Licht. Daher ist er in den Archetyp seiner inneren Sehnsucht verliebt, die sich in der äußeren Erscheinung manifestiert. Zwar will er wie jeder andere auch geliebt werden und Liebe geben, aber es mangelt ihm oft an der nötigen Konzentration, seine guten Absichten zu kommunizieren. Als Närrin entspricht dieser Trumpf dem Bild einer Seejungfrau, die unheimlich in den unergründlichen Tiefen des Meeres leuchtet und durch ihr Licht die unerlösten Seelen an- und hinunterzieht. Deshalb kann die Karte auch für Leichtsinnigkeit, Unzuverlässigkeit und eine zur Verantwortungslosigkeit tendierende Unbekümmertheit stehen, wenn wir mit den Gefühlen der anderen spielen und dabei immer wieder seelische Nischen entdecken, in denen verdorbene Früchte zu finden sind. Normalerweise aber zeigt sie eine fantasiereiche, kreative Phase, in der wir den Träumen und Luftschlössern unserer nächsten Umgebung liebevoll begegnen. Das Problem ist nur, wohin mit den Gefühlen, wenn das Märchen zu Ende geht. Konkret: Die Prinzessin hat den Frosch wachgeküsst, aber nun stellt sich die Frage: Wohin mit dem Prinzen?

      Der Narr in der Kabbala

      – Tiefergehende Erkenntnisse –

       Und wer ist dieser reine Narr? Siehe, in den Sagen der alten Zeit, der Legende der Skalden, Barden und Druiden, kommt er da nicht wie der Frühling in Grün? O Du Großer Narr, Du Wasser, der Du Luft bist, in dem jede Verwirklichung aufgelöst ist! Ja, Du in zerlumpten Kleidern mit dem Stab des Priapus und dem Weinschlauch! Du stehst auf dem Krokodil wie Hoor-pa-Kraat und die Große Katze springt Dich an! Ja, und mehr noch, ich habe Dich gekannt, der Du Bacchus Diphues bist, Keins und Zwei, in Deinem Namen IAO!

       Liber Aleph, Liber 111 – DE ORACULO SUMMO

      Somit ist der göttliche Gaukler der wahre und ursprüngliche Schöpfungsimpuls, der die ganze Reise und damit alle Stationen aus sich heraus evoziert. Man könnte auch sagen:

       Der Thoth Tarot ist der Weg des Narren!

       111 – Der Name Gottes

      Der Zahlwert des dem Narren zugeordneten Buchstabens aus dem hebräischen Alphabet Aleph ist 1, als A-L-Ph ausgeschrieben 111 (A + L + PH = 1 + 30 + 80 = 111):

       111 = AChD HVA ALHIM

      Ein Name Gottes: Einheit ist ER, der Gott!

       Tue, was du willst, sei das ganze Gesetz!

      Genauso wie: 111 = HVA AIB ALHIM Titel des Leviathan = als Drache, Schlange oder Urmeer Sinnbild des Chaos und der widergöttlichen Weltmächte. In der hebräischen Überlieferung ist Leviathan ein Notarikon von 7 Namen, die die 7 Köpfe des apokalyptischen Drachens benennen und im menschlichen Bewusstsein die 7 Todsünden regieren, die den Menschen hindern, sich selbst zu verwirklichen und zu seiner vollen Größe heranzuwachsen. Bei Hobbes4 auch Symbol des allmächtigen Staates:

       Die Armatur einer staatlichen Organisation erfordert einen einheitlichen Geist und einen einheitlichen Willen: Denkt, was ihr wollt, nur gehorcht!

      Das alttestamentarische Bild des Leviathan, des roten Drachens, ist eine Synthese aller negativen Kräfte der unsichtbaren Sphäre hinter dem Lebensbaum. Mit seinen zehn Hörnern ist er eine Synthese aller Kellipoth der Sephiroth.5 Auch wenn er heute nur noch wenige praktizierende »schwarze Brüder« in Angst und Schrecken versetzen kann, assoziiert er sich immer noch mit Grausamkeit und Machtgier, was sowohl das mythologische Tier als auch den von ihm symbolisierten Staat als Energiebild betrifft.

      Erinnern wir uns, dass auch die Kräfte, die uns herausfordern und in Versuchung führen, genauso ein Teil des Ganzen sind wie die Teile, die uns unterstützen. Man könnte sogar behaupten, dass sie sich direkt aufeinander beziehen. Energien können uns nur an der Stelle herausfordern, an der wir nicht in harmonischem Gleichgewicht sind, und die Ohrfeige, die uns von außen trifft, ist unsere eigene Aggression, die wir nach innen gerichtet haben. Also Energie, die in die falsche Richtung fließt.

      Solchen Zusammenhängen begegnen wir überall in der kabbalistischen Tradition. Die Begriffe Messiah, der Gesalbte, und Nechasch, die Schlange, haben nicht ohne tieferen Hintergrund den gleichen Zahlenwert (358). Das bedeutet: Die Kräfte, die uns von außen angreifen, sind exakt das Heilmittel, das uns – wenn wir die richtigen Lehren daraus ziehen – auch aus unserer Schwäche erlösen kann.

       Fazit:

      Gut und Böse sind in der gleichen Zahl identisch, sozusagen die beiden verschiedenen Seiten einer gleichen Medaille. Das zeigt uns: In der hebräischen Zuordnung ist der Schatten die andere Seite des Lichts. Wenn wir diese Korrespondenzen noch ein bisschen erweitern, dann wird aus der Kapitel und Vers übers Kreuz gestrickten Zahl 111 beispielsweise die Ziffer I/​11. Crowley schreibt im Liber Legis I/​11:

       Jene sind Narren, die Menschen anbeten;

       beide, ihre Götter und ihre Menschen, sind Narren.

      Liber 7776 und weitere Korrespondenzen

      Wahrheit, Lachen, Lust: Der heilige Narr des Weins! Zerrissen der Schleier, lüsterner Wahnsinn ist sublime Erleuchtung.

      Titel: Der Geist

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