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      Liniengravur von Abbé Nollet, Recherches sur les Causes Particulières des Phénomènes Électriques, Paris: Frères Guérin, 1753

      Abbé Nollet bewies, dass mindestens einer dieser Effekte – Schweiß – schon allein dadurch verursacht wurde, dass man sich in einem elektrischen Feld befand. Der tatsächliche Kontakt mit der Reibungsmaschine war nicht einmal notwendig. Er hatte Katzen, Tauben, verschiedene Arten von Singvögeln und schließlich auch Menschen elektrifiziert. Er führte sorgfältig kontrollierte, wiederholbare Experimente mit modern anmutenden Datentabellen durch. So konnte er bei all seinen elektrifizierten Probanden einen messbaren Gewichtsverlust aufgrund einer erhöhten Verdunstung über ihre Haut belegen. Er elektrifizierte sogar 400 Stubenfliegen vier Stunden lang in einem mit Gaze bedeckten Gefäß. Er stellte fest, dass auch sie Gewicht verloren hatten – 4 Korn (ca. 0,25 Gramm) mehr als ihre nicht elektrifizierten Gegenstücke in der gleichen Zeit.

      Dann hatte Nollet die Idee, seine Probanden auf den Boden unter dem elektrifizierten Metallkäfig zu stellen, anstatt dort hinein. Sie verloren genauso so viel und sogar ein wenig mehr Gewicht als bei dem Versuch, in dem sie selbst elektrifiziert wurden. Nollet hatte auch eine Beschleunigung des Wachstums von Sämlingen beobachtet, die in elektrifizierten Töpfen keimten; dies geschah auch, wenn die Töpfe nur auf den Boden darunter gestellt wurden. „Schließlich“, schrieb Nollet, „ließ ich eine Person fünf Stunden lang auf einem Tisch in der Nähe des elektrifizierten Metallkäfigs sitzen.“ Die junge Frau dieses Versuches verlor 15 Gramm mehr Gewicht als in dem Versuch, in dem sie selbst elektrisiert worden war.23

      Nollet war somit die erste Person, die 1753 über signifikante biologische Effekte der Exposition gegenüber einem elektrischen Gleichstromfeld berichtete – ein Feld, das laut der heutigen gängigen Wissenschaft keinerlei Auswirkungen hat. Sein Experiment wurde später von Steiglehner, Professor für Physik an der Universität Ingolstadt in Bayern, mit einem Vogel mit ähnlichen Ergebnissen wiederholt.24

      In Tabelle 1 sind die Auswirkungen einer elektrischen Ladung oder kleiner Gleichstromströme auf den Menschen aufgeführt, die von den meisten frühen Elektropraktikern gemeldet wurden. Elektrisch sensible Menschen werden heute die meisten, wenn nicht alle, erkennen.

Therapeutische und neutrale Auswirkungen Nichttherapeutische Auswirkungen
Änderung der Pulsfrequenz Schwindelgefühl
Geschmacks-, Licht- und Geräuschempfindungen Übelkeit Kopfschmerzen
Erhöhte Körpertemperatur Nervosität
Schmerzlinderung Reizbarkeit
Wiederherstellung des Muskeltonus Geistige Verwirrung
Appetitanregung Depression
Geistiges Hochgefühl Schlaflosigkeit
Sedierung Schläfrigkeit
Schwitzen Ermüdung
Speichelfluss Schwäche
Sekretion von Ohrenschmalz Gefühlstaubheit und Kribbeln
Schleimsekretion Muskel- und Gelenkschmerzen
Menstruation, Uteruskontraktion Muskelspasmen und -krämpfe, Rückenschmerzen
Laktation Herzklopfen
Tränensekretion Brustschmerzen
Urinieren Kolik
Defäkation Durchfall
Verstopfung
Nasenbluten, Blutung
Juckreiz
Zittern
Anfälle
Lähmung
Fieber
Infektionen der Atemwege
Atemnot
Husten
Keuchen und Asthmaanfälle
Augenschmerzen, Schwäche und Müdigkeit
Ohrgeräusche
Metallischer Geschmack

      KAPITEL 3

      Elektrosensibilität

      „Ich habe die elektrischen Experimente fast völlig aufgegeben.“ Der Verfasser dieser Worte bezog sich hier auf seine eigene Unfähigkeit, Elektrizität zu vertragen. Damit sind wir nicht etwa in der modernen Ära der Wechselströme und Radiowellen angelangt, sondern noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als es nur statische Elektrizität gab. Der französische Botaniker Thomas-François Dalibard vertraute Benjamin Franklin seine Gründe erstmals in einem Brief vom Februar 1762 an. „Zum einen haben die verschiedenen Stromschläge mein Nervensystem so stark angegriffen, dass mein Arm krampfhaft zittert. Ich kann kaum ein Glas an den Mund führen. Und wenn ich jetzt einen elektrischen Funken berühren würde, könnte ich 24 Stunden lang nicht einmal meinen Namen schreiben. Zum anderen fällt mir auf, dass es mir nunmehr fast unmöglich ist, einen Brief zu versiegeln. Die Elektrizität des spanischen Harzes überträgt sich nämlich auf meinen Arm und verstärkt mein Zittern.“

      Dalibard war nicht der Einzige mit diesem Problem. Das im Jahr 1752 von Benjamin Wilsons veröffentlichte Buch A Treatise on Electricity trug dazu bei, die Popularität von Elektrizität in England zu fördern; leider erging es ihm selbst nicht so gut dabei. „Nachdem ich diese Stromschläge oft mehrere Wochen lang wiederholt hatte“, schrieb er, „war ich letztendlich so geschwächt, dass mir bereits eine sehr geringe Ladung aus der Phiole große Schläge zuführte und außergewöhnlich starke Schmerzen auslöste. Deshalb musste ich weitere Versuche unterlassen.“ Selbst das Reiben einer Glaskugel mit der Hand – die allgemein übliche elektrische Maschine seiner Zeit – bereitete ihm „sehr heftige Kopfschmerzen“.1

      Der Autor des ersten

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