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bei Krasnik in Russland. Frage: Hätten Christus und seine Apostel, wenn damals überhaupt Pulver dagewesen wäre, auch geschossen und einen Feuerstoß angezündet?

      Im übrigen meine ich: Das gute Ende abwarten. Dann sollen gewiss Freudenfeuer auf allen Bergen lodern!

      Im September: Nach der mehrtägigen Schlacht bei Lemberg, wobei die österreichischen Truppen wegen der erdrückenden Übermacht der Russen zurückgehen mussten, kamen auch mehrere leichtverwundete Soldaten aus hiesiger Gegend hier an, um sich in häusliche Pflege zu begeben und später an die Front zurückzukehren.

      In der evangelischen Gemeindestube wurden für den Fall, dass eine Abteilung verwundeter Soldaten eintreffen sollte, 12 komplette Betten samt Wäsche zur Verfügung gestellt. Ebenso wurde der katholische Vereinssaal zu gleichem Zweck angeboten. Dort sollen 18 Betten aufgestellt werden.

      Die Firma Dom. Walter & Sohn spendete Flanell und Leinwand für Hemden und Unterhosen für Soldaten im Werte von 3.650 Kronen. Frauen und Mädchen Grulichs leisteten unentgeltlich die Näharbeit.

      Im benachbarten Mährisch Rothwasser bewirbt sich der Primararzt Dr. Patschaider lebhaft um eine größere Anzahl verwundeter Soldaten zur ärztlichen Behandlung.

      Es ist zu befürchten, dass während des Krieges durch den Transport von Kranken und Verwundeten ansteckende Krankheiten eingeschleppt werden. Daher hat die politische Behörde den Gemeinden die nötigen sanitären Vorsichtsmaßregeln in Erinnerung gebracht.

      26. September 1914: Die Stadtgemeinde erließ folgende Kundmachung:

       'Kundmachung betreff Besorgung des Nachtwachedienstes durch eine allgemeine Bürgerwache

      Infolge Beschlusses der Stadtvertretung vom 24. d. M. ist ab 1. Oktober 1914 der Nachtwachedienst durch eine Bürgerwache zu versehen, zu welcher alle gemeindewahlberechtigten Einwohner mit Ausnahme der zur Kriegsdienstleistung Eingerückten verpflichtet sind. Bei besonders berücksichtigungswürdigen Umständen kann über Ersuchen eine Enthebung von Fall zu Fall stattfinden.

      Wahlberechtigte Frauen sind verpflichtet, sich einen Vertreter zu bestellen, welcher für den Nachtdienst geeignet, rechtzeitig bei der Gemeinde angemeldet und derselben genehmigt sein muß.

      Die zum Nachtwachedienst Verpflichteten (auch jene Frauen, denen die Bestellung eines Vertreters nicht möglich ist) können durch Erstattung einer Gebühr von 2 Kronen für jeden einzelnen Fall vom Nachtdienst enthoben werden. Diese Gebühr, für welche ein Ersatz durch die Stadtgemeinde bestellt wird, muss mindestens einen Tag vorher in der Stadtkanzlei hinterlegt werden.

      Es sollen jede Nacht 6 Mann antreten, welche zu je zwei Mann den Nachtwachedienst zu versehen haben. Die Aufforderung hierzu erfolgt durch die Gemeinde auf 3 Tage im voraus.

      Personen, welche dieser ortspolizeilichen Verfügung nicht nachkommen, werden vom Strafsenat nach § 35 der Gemeindeordnung bis zum Strafbetrag von 20 Kronen und im Falle der Zahlungsunfähigkeit bis 48 Stunden Haft bestraft.

      Der Bürgermeister Johann Kretschmer'

      Nachdem schon am 19. September die Verständigung der Bezirkshauptmannschaft beim Stadtamte eintraf, dass für galizische Flüchtlinge ein Massenquartier vorzubereiten ist, traf heute um 6 Uhr abends eine große Anzahl dieser Flüchtlinge am Bahnhof Grulich Stadt ein. Die hiesige Bevölkerung hatte sich aus Neugierde zahlreich an der Bahnhof- und Reichsstraße angesammelt. 72 Flüchtlinge einschließlich der vielen Kinder wurden im Saal der Schießstätte untergebracht, während über 200 Personen ins Pilgerheim nach Niederheidisch weiterbefördert wurden. Weiter haben sich noch einige bemitteltere Leute aus Galizien in Wohnungen eingemietet. Die in Grulich untergebrachten Flüchtlinge waren nach ihrer Volkszugehörigkeit Polen und Ruthenen.4

      Für jede Person ob Erwachsener oder Kind zahlt der Staat einen täglichen Erhaltungsbeitrag von 70 Heller, und zwar so, dass mit diesem Betrag eine große Familie gut auskommen kann, was bei einzelnen Männern nicht der Fall ist.

      Der Wohltätigkeitssinn der hiesigen Bewohner zeigte sich auch bei den galizischen Flüchtlingen. Zahlreich waren die Spenden an Lebensmitteln, die ihnen zugetragen wurden, vorzugsweise Wurstwaren und Kuchen sowie Milch für die Kinder.

      27. September 1914: Heute traf die amtliche Einberufungskundmachung ein, laut welcher sich die Landsturmpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1892, 1893 und 1894 der Musterung zu unterziehen haben.

      Trotzdem aller Orten für das Rote Kreuz und andere Kriegsfürsorgezwecke gesammelt und gespendet wird, sind die Anforderungen doch so groß, dass die eintreffenden Gelder völlig unzureichend sind. Es werden deshalb seitens des Kriegshilfsbüros des Ministeriums des Innern verschiedene Gegenstände in Form von Kokarden, Medaillen usw. ausgegeben. Außerdem hat der deutsche Volksrat für Böhmen die Aktion ‚Gold gab ich für Eisen’ ausgerufen.

      Von der Zeitung ‚Grenzbote’ in Mittelwalde kann man schon seit Wochen den Wortlaut der Telegramme des Wolf’schen Telegrafenbüros von den Kriegsereignissen erhalten. Viele Leute in Grulich beziehen diese und hängen sie in die Fenster. Da kann man an den meisten Tagen dichte Gruppen von Menschen sehen, die mit Eifer die Nachrichten studieren, wie denn überhaupt Jung und Alt, Groß und Klein, mit leidenschaftlichem Interesse am Kriegsgeschehen teilnimmt.

      10. Oktober 1914: Unter den galizischen Flüchtlingen im Pilgerheim in Niederheidisch befand sich auch eine russische Spionin, welche sich am Bahnhof in Prerau den Galiziern zugesellt hatte. Über diesen Fall schrieb die ‚Deutsche Grenzwacht’ in Landskron vom 9. Oktober:

      'Verhaftung einer russischen Spionin

      Am Sonnabend voriger Woche kam mittelst der Bahn ein ganzer Transport von Flüchtlingen aus Galizien. Sie gehörten den verschiedensten Gesellschaftsklassen an. Sie wurden von Lichtenau aus nach Grulich und Niederheidisch dirigiert und hier für eine Rast in verschiedenen Häusern und Örtlichkeiten untergebracht. Man sah da verschiedene Gestalten. Das traurige Los dieser heimatlos gewordenen Leute, welche die Kriegsfurie hinausgetrieben von ihren Heimstätten, aus den von ihren Vorfahren ererbten Sitten, Gewohnheiten und Gebräuchen milderte wohl manch ein Urteil.

      Unter diesen Bedauernswerten befand sich ein verschleiertes, schwarz gekleidetes Frauenzimmer, welches, da man den Flüchtlingen ihre Nachtherbergen zugewiesen hatte, ein eigenes Zimmer für sich beanspruchte. Man willfahrte dem Wunsch, da man glaubte, die betreffende Frauensperson sei gewiss besseren Kreisen angehörig gewesen. Da sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, beobachtete man sie durch das Schlüsselloch und bemerkte, dass sie eine größere Anzahl von Schriften unter den Kleidern geborgen hatte, an deren Fortsetzung sie emsig zu arbeiten begann. Von dieser Wahrnehmung wurde sofort das k. k. Gendarmeriekommando in Grulich verständigt, das sofort eifrige Nachforschungen anstellte. Deren Ergebnis war, dass man es mit einer russischen Spionin zu tun habe, die angab, eine Lehrerin zu sein. Man möge sich der bei ihr vorgefundenen Papiere nur ganz ruhig bemächtigen. Die wichtigsten Sachen habe sie schon fortgeschickt. Natürlich wurde diese Person verhaftet, vom Grulicher Bezirksgericht in strengsten Gewahrsam genommen und am 1. Oktober mittelst Gendarmeriebegleitung nach Königgrätz eingeliefert. Unterwegs bildete die Spionin auf der Eisenbahn nicht nur den Gegenstand der Neugier, sondern sehr viele Personen zeigten nicht üble Lust, die Spionin zu lynchen.

      Einer Frau, die an sie die Frage richtete, wie sie so etwas als Frau unternehmen konnte, erwiderte die Spionin: ‚Nu, was ist da weiter dran? Eine Kugel!’ ‚Ich bedauere die Kugel’, sagte die Frau; ‚um das unwürdige Ziel, das ihr gesteckt wird! Ihnen gebührt ein Strick, aber keine Kugel!’ Solche Anreden musste die Spionin viele anhören.'

      10. Oktober 1914: Ob zwar im Mai dieses Jahres schon eine Pferdeassentierung stattfand, so wuede sie mit Rücksicht auf den herrschenden Krieg erneut abgehalten. Sie wurde heute Vormittag am großen Platze bei den Lauben durchgeführt. Assentiert wurden aus der Stadtgemeinde Grulich 29 Pferde.

      12. Oktober 1914: Bei der am 11. Oktober in Hohenmauth stattgefundenen Landsturmmusterung

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