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umfassendes Behandlungssystem entwickelte? Unsere einzige Spur besteht darin, dass er fortwährend nach medizinischen Büchern fragte und behauptete, er habe alles über Gesundheitsfürsorge von den frühen Griechen bis in seine Zeit gelesen. Wenn man Stills Philosophie untersucht, erscheint es seltsam, dass er anscheinend Lehren rezipierte, die von den traditionellen Interpretationen bedeutender medizinischer Philosophen unterschieden sind. Dies befeuerte die Untersuchung einiger Originalschriften von Hippokrates, Galen, Virchow, Pasteur, Darwin und anderen. Dabei stellte sich heraus, dass Still nicht nur genau war, sondern auch die populären Deutungen dieser Texte die wesentlichen Punkte verfehlt zu haben scheinen.

      Das vorliegende Buch handelt vom Verstehen – gelegentlich zum ersten Mal – der wahren Bedeutung mancher hervorstechenden medizinischen Entdeckungen der Menschheit. Ebenso handelt es von einer der bedeutendsten Synthesen der Medizingeschichte, in der Andrew Still manche der vergangenen Einsichten in Grundprinzipien integrierte.

      Dieses Buch untersucht Ergebnisse aus verschiedenen Studienbereichen, darunter auch der jüngsten Forschung, um einen Überblick über Ansätze in der Gesundheitsfürsorge von der Ayurveda und dem Buddhismus bis hin zu Ansätzen wie dem Entspannungstraining und der Naturheilkunde zur Verfügung zu stellen. Eine derartige Verbindung wird in wachsendem Maß erforderlich, insofern Ärzte und andere, die in der traditionellen Medizin ausgebildet sind, sich selbst als begrenzt empfinden, wenn sie auf Patienten reagieren müssen, die sich Heilkräutern, der Meditation und anderen östlichen bzw. alternativen Ansätzen der Gesundheitsfürsorge zugewandt haben. Daher sollte sich dieses Buch als hilfreich für Berufstätige im Gesundheitsbereich und für Menschen im Allgemeinen erweisen, die nach einem grundlegenden, allgemeinen Verständnis der Gesundheitsfürsorge suchen.

      Das Buch geht induktiv vor, insofern Allgemeinheiten in verschiedenen Fällen aufgesucht werden. Schrittweise entfaltet es Schlüsseleinsichten und lässt den Lesern Zeit, sie auf ihre eigene Weise zu koordinieren. Wenn die Menschen Beziehungen auf ihre eigene Weise stiften, formen ihre Gehirne Verbindungen, die dazu verwendet werden können, sich zu erinnern, zu verändern und weitere Beziehungen abzuleiten. Da Lernen ein individueller Prozess ist, werden wir einsehen, dass die Naturgesetze, darunter auch die des menschlichen Körpers, der mentalen Prozesse und des Geistes, aufeinander bezogen sind. Ebenso werden wir einsehen, dass diese Beziehungen schwer erreichbar sind.

      Wir beginnen eine kumulative Suche in den Ergebnissen aus verschiedenen Jahrhunderten. Die Menschen, auf die wir Bezug nehmen, gehören zu den subtilsten Intellektuellen in der Geschichte der Menschheit. Insofern die verschiedenen Ansätze der Gesundheitsfürsorge (Ayurveda, Chinesische Medizin, Naturheilkunde usf.) und die verschiedenen Behandlungsarten (soziale Netzwerke, Haustier-Therapie, Entspannungstraining usf.) bestimmte Elemente zu unserem abschließenden Modell beigetragen haben, werden sie nicht in ihrer individuellen Charakteristik diskutiert. Sie wurden aus vielen Möglichkeiten ausgewählt, um zu illustrieren, wie unser Modell und unsere Theorie universal angewendet werden können.

      Zurzeit werden jeden Monat eine große Anzahl an Büchern zur Selbsthilfe und Verbesserung der Gesundheit veröffentlicht. Das vorliegende Buch vermag einen vereinheitlichenden Kontext für die verschiedenen Ansätze und Behandlungsweisen zur Verfügung zu stellen. Das Buch sollte ebenfalls persönlich hilfreich sein. Auf diese Weise kann das Buch zur persönlichen Fortentwicklung und zur Fortentwicklung von anderen gelesen werden.

      Wir wollen beginnen und ein Auge offen halten für nützlichen Analogien, von denen Thoreau sagte, dass sie so nahe an der Wahrheit sind, wie wir ihr uns nähern können.

      James McGovern,

      Rene McGovern,

      Kirksville, MO., USA, 2003

      KAPITEL 1

      DIE FRÜHE GESCHICHTE DER MEDIZIN UND GESUNDHEITSFÜRSORGE

       „Es gibt weniger Menschen, welche die Wahrheit wissen, als Menschen, die sie genießen.“

      Konfuzius

      In diesem Kapitel eröffnen wir eine Perspektive auf einige Schlüsselereignisse der Medizingeschichte. Wir beabsichtigen, einen kurzen Einblick in die Einsichten einiger Philosophen der Gesundheitsfürsorge zu präsentieren und auf diese Skizzen in den späteren Kapiteln aufzubauen.

      FRÜHGESCHICHTLICHE KULTUREN

      Die Geschichte der Medizin und der Gesundheitsfürsorge ist so alt wie die Menschheit. Die erste wesentliche Lehre über frühgeschichtliche Praktiken besteht darin, dass einige davon zu funktionieren scheinen. Wenn wir heute Gesänge, Tränke, Selbstverletzungen, Rituale und andere frühgeschichtliche Ansätze betrachten, schließen wir, dass viele von ihnen eigentlich nicht funktioniert haben können. Dies weist darauf hin, dass Autosuggestion offenbar eine große Rolle in den heilenden Künsten spielt.

      Das Studium der antiken Medizin veranschaulicht ebenfalls, dass sie lange auf Tradition und wenig auf Fortschritt beruhte. Das bedeutet, in jedem Jahrhundert und jeder Kultur empfahlen Heiler vertrauensvoll Verfahren der Gesundheitsfürsorge, die sich aus heutiger Sicht allerdings als nutzlos herausstellen. Gleichwohl war der Umfang der Anstrengung, um Heilmittel zu suchen, phänomenal. Wahrscheinlich trieb die Bedeutung der Gesundheit die kontinuierliche Suche nach Heilmitteln an. Wahrscheinlich förderte die Wirkung der Autosuggestion zudem das Vertrauen als Bestandteil einer guten Praxis.

      In ihrer Frühphase waren die medizinischen Praktiken mit einer Mischung aus Mythen, Aberglauben und Traditionen beladen. Dadurch war es schwierig, die tatsächlichen Ursachen der Krankheit zu klären. Da viele Erklärungen, wie die Gesundheit wieder hergestellt worden sei, völlig spekulativ und ohne physikalische Kontrolle waren, konnten diese Mythen wiederholt für Heilmittel glaubhaft gemacht werden, ohne kaum befürchten zu müssen, dass dies auf andere Weise widerlegt werden könnte. Weil sich Spekulation ohne mögliche Kontrolle bewusst jenseits der Kritik ansiedelt, ist sie für allmählich verbesserte Erklärungen nicht zugänglich.

      Die Verbindung der spirituellen und physischen Aspekte der Krankheit stellt einen prominenten Trend in der frühen Gesundheitsfürsorge dar. Die Tatsache, dass Aspekte des Wohlbefindens über den Körper hinaus während der Geschichte diskutiert wurden, weist darauf hin, dass Gesundheitsfürsorge mehrdimensional ist. Tatsächlich erklärt die Aufmerksamkeit auf den Körper und den Geist in der Gesundheitsfürsorge die Verbindung von Heilern und Priestern in der frühen, der mittelalterlichen und der jüngsten Zeit. So war es z. B. im alten Ägypten ausschließlich den Priestern gestattet, Menschen zu behandeln.4 Solche geschichtlichen Tatsachen können auf die Gegenwart bezogen werden, um anzuzeigen, dass ein spiritueller Aspekt bei der Gesundheitsfürsorge benötigt wird oder zumindest hilfreich sein kann.

      Das Studium der Frühgeschichte der Medizin enthüllt, dass naturalistische und supra-naturalistische Ansätze der Gesundheitsfürsorge seit den frühesten Tagen koexistiert haben.

      Eine sorgfältige Untersuchung zeigt jedoch, dass ihre relative Bedeutung in wechselseitiger Abhängigkeit variierte: Lag die naturalistische Medizin im Trend, ging der supra-naturalistische Ansatz zurück.5

      Das Studium der Medizin und der Praxis der Gesundheitsfürsorge vieler Jahrhunderte erbringt verschiedene allgemeine Einsichten. Manche subtilere Einsichten können aber nur durch eine genauere, detailliertere Inspektion entdeckt werden. So bleibt bei Generalisierungen in einem zu weiten oder zu distanzierten Rahmen die Tatsache unbemerkt, dass wichtigere Entdeckungen weithin das Ergebnis individueller Einsichten sind. Die folgenden Abschnitte stellen Individuen vor, die bedeutendere Entdeckungen im Blick auf die Rätsel menschlicher Funktionen machten. Bedauerlicherweise können wir angesichts des begrenzten zur Verfügung stehenden Rahmens nur einige Beiträge zu den Grundlagen der Gesundheitsfürsorge diskutieren.

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