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Fremd­kör­per in der Stadt. Auf dem Rasen, der fast schon unnatürlich gepflegt wirkt, tref­fen sich Stu­den­ten und Stadtbesucher zum Chil­len unter den knorrigen Oliven­bäumen, die hier eingepflanzt wurden. In der Pas­sa­ge darunter finden sich exklusive Mode­bou­tiquen und das Café Costa, der Galão kos­tet hier stolze 2,75 € mit Selbst­be­die­nung!

      Anstehen vor dem Büchertraum

      Eine Buchhandlung, die Eintritt ver­langt - zu Recht: Die altehrwürdige Aus­stattung mit gewundener Treppe, schwin­delerregend hohen Regalen und dem farbigen Oberlicht ist eine ei­n­zig­ar­tige Sehenswürdigkeit! Beson­ders seit die Räumlichkeiten als Quelle der In­spiration für Joanne K. Rowlings Harry-Potter-Romane gelten - die schwing­enden Treppen des Zau­ber­in­ter­nats Hogwarts sollen hier ihr Vorbild ha­ben -, bilden sich am Eingang der Buch­handlung lange Schlangen. Row­ling lebte eine Zeitlang in der Stadt und un­terrichtete dort Englisch.

      Die Buchhandlung liegt 100 m unter­halb des Torre dos Clérigos in Richtung In­nenstadt. Untergebracht ist sie in einem Gebäude mit auffälliger neu­go­tischer Fassade. Als Livraria Lello wur­de sie 1906 eröffnet, die na­mens­ge­ben­de Fa­milie betreibt die „Kathe­drale des Buch­handels“ heute in der fünf­ten Ge­n­e­ration.

      Tägl. 9.30-19 Uhr, Eintritt 5 €. Heute bezahlen täg­lich 1500 bis 3000 Besucher für das bib­lio­phi­le Erlebnis. Tickets gibt es drei Häuser we­i­ter oben an der Ecke, in einem speziellen Check-in. Eintrittspreis wird beim Einkauf an­ge­rech­net. Rua das Carmelitas 144.

In der berühmten Buchhandlung Lello

      In der berühmten Buchhandlung Lello

      Fotografenkunst hinter Gittern

      Für den weiteren Rundgang gehen wir den Berg wieder ganz nach oben und zwei­gen beim Jardim de Cordoaria nach Sü­den in die Rua São Bento da Vitória ab. Gleich an der Ecke steht ein pa­last­ar­tiges Gebäude, früher das Stadt­ge­fäng­nis von Porto. Heute wer­den hier wech­selnde Kunstaus­stel­lun­gen aus­ge­rich­tet, 2018 war eine um­fang­reiche Aus­stellung zu der Malerin Frida Kahlo zu sehen. Dafür werden 8 € Eintritt ver­langt. Für die un­glaub­lich vielfältige Samm­lung historischer Kameras und fo­tografischer Utensilien ist der Eintritt frei.

      Die Granitfassade des einstigen Stadt­ge­fängnisses zeigt sich mit massiv ver­git­terten Fen­steröffnungen. In der un­ters­ten Etage waren die Ge­mein­schafts­zellen, die nur durch eine Falltür vom Geschoss darüber zugänglich waren. Im obersten Stockwerk woh­nten die Besser­gestellten in Einzel­zel­len, teil­weise hatten sie sogar Freigang. An den Innenhof war eine hölzerne Kapel­le wie ein Balkon angebaut. So konnten die Delinquenten durch die Gitter hi­n­durch an der Sonntagsmesse teil­neh­men. Das Gefängnis wurde im April 1974, nur wenige Tage nach der Re­vo­lu­tion, geschlossen.

      Mo-Fr 10-18, Sa/So 15-19 Uhr. Largo Amor de Per­dição, www.cpf.pt.

      Der Platz vor dem Gefängnis wurde nach einem Roman des Dichters Camilo Castelo Branco benannt. 1861 saß er 14 Tage we­gen Ehebruchs im Gefängnis und begann dort sein Hauptwerk „Amor de Perdição“ (Fa­tale Leidenschaft) zu schreiben. Ein fast schon anzügliches Denkmal dieser Lei­den­schaft aus Bronze ziert den Platz.

      Blick hinter die Kulissen

      Convento/Mosteiro de São Bento da Vitória

      Ein paar Häuser weiter steht das ehe­ma­lige Kloster Convento de São Bento da Vitória. Das Gebäude ist heute eine Au­ßenstelle des Nationaltheaters São João. Hier werden Kulissen gebaut und auch Proben abgehalten. Auf einer klei­nen Bühne im Kreuzgang finden ge­le­gent­lich Aufführungen statt. Zu be­sich­tigen ist das Gebäude nur im Rah­men einer etwa 30minütigen Führung (Mo-Sa 10.30 und 12.30 Uhr).

      Rua de São Bento da Vitória 45.

      Schöne Aussicht

      Der Rua São Bento da Vitória folgen wir, bis sie einen Knick nach links macht. Genau dort erreicht man geradeaus einen sta­u­bi­gen, etwas vernachlässigten Aus­sicht­s­punkt, den Miradouro da Bataria da Vitória. Leider ist die dort wachsende Pal­me dem Palmrüsselkäfer zum Opfer ge­fal­len, aber das Panorama der Altstadt ist groß­artig.

      Wehrhafte Kirche

       Igreja de Nossa Senhora da Vitória

      In der frisch gekalkten Mauer der Kir­che vor dem Aussichtspunkt ist sorg­fäl­tig eine Kanonenkugel konserviert. Hier befand sich eine wichtige Verteidi­gungs­s­tellung der liberalen Kräfte um Kö­nig Dom Pedro, die sich im Sommer 1833 gegen die angreifenden Truppen von Miguel auf der anderen Flussseite zur Wehr setzten. Die Kirche ist meist ver­schlossen.

      „Guck, da geht die Sonne unter!“

      Wir folgen der Rua da Vitória weiter nach unten und erreichen den Passeio das Virtudes (Weg der Tugen­den). Hier trifft man sich beson­ders am Abend, um den Sonnen­untergang zu genießen. Man kann dann auf einer der wenigen Bänke sitzen oder es sich auf dem ge­pfleg­ten Rasen des baum­bestandenen Grün­streifens bequem machen. Eine mit Eisenzaun bewehrte Balustrade sichert nicht nur vor ungewollten Ab­stür­zen: Besonders im 19. Jh. war dies ein beliebter Ort, um seinem Leben ein En­de zu bereiten.

      An der Straßenecke gibt es eine Bar so­wie ein Restaurant, das berühmt war für seinen Reis mit Bohnen, als Beilage zu Fisch oder Fleischgerichten. Doch nur noch selten sieht man Essensgäste im musealen Speiseraum mit Fern­se­her, der sich an den Barraum an­schließt. Vielleicht ist das den dubiosen Dea­lern geschuldet, die sich an der Bar ne­benan herumtreiben und gewisse Rauch­waren anbieten?

      Hier in den Gassen sieht man immer wie­der Marterstöcke in den Haus­wän­den, ein besonders auffälliger ist sogar in Giebelhöhe angebracht. Etwas ba­rock mutet die Capela de Nossa Sen­hora da Silva in der Rua dos Cal­dei­rei­ros 104 an. Sie ist die Schutz­heilige der Schwang­eren - ein paar Almosen in den Schlitz der sauber polierten Mes­sing­tafel geworfen, verhin­dern prä­na­ta­les Unheil, heißt es.

      Unterhalb des Parque das Virtudes fol­gen wir der schmalen Rua São Pedro de Mi­ragaia hinunter zum Fluss.

      Einst das jüdische Viertel

      Das einstige jüdische Viertel (→ Jü­di­sche Gemeinde(n)) liegt etwas außer­halb der ursprünglichen Stadt­mau­ern am Fluss und ist heute das viel­leicht traditionellste Viertel von Por­to. In den Tascas sitzen die Nach­barn noch ungestört beisammen, und wie seit Jahrhunderten flattert am Sonn­tag die Wäsche zum Trocknen auf den Balkonen. Der Name „Mir a Gaia“, „Schau auf Gaia“, entstammt einer Zeit, als das mächtige Gebäude der Al­fân­de­ga (Zoll) noch nicht die Sicht ver­sperr­te.

      Rua de Miragaia.

Miragaia – „schau auf Gaia“

      Miragaia - „schau auf Gaia“

      Zoll im Fluss

      Alfândega / Centro de Congressos da Alfândega

      Der neoklassizistische „Zollpalast“ aus der Mitte des 19. Jh. wurde auf Holz­pfei­lern in den Fluss gestellt. In den Hal­len im Erdgeschoss wurden die Wa­ren, die ins Land kamen oder verschifft ­wur­den, zwischengelagert. Im Boden sieht man noch die Schienen, auf de­nen die Waggons rangierten. Im ersten Ober­geschoss ist noch einiges an Bü­ro­aus­stattung aus einer Zeit zu sehen, als die Buchhalter noch mit Är­mel­scho­nern an ihrem Schreib­tisch arbeiteten. Heu­te dient das Gebäude in der Haupt­sache als Veranstaltungsort für Kon­gres­se.

      Rua

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