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und lange Tanzabende nach dem Lernen. Er war ein flotter Tänzer und forderte uns reihum auf. Nur mit mir tanzte er die langsamen Kuschelsongs, die ich damals sehr genoss. Meine Füße folgten ihm blind beim Tanzen. Er hatte das spitzbübischste Lächeln der Welt, die seine zwei spitzen Eckzähne freilegten.

      Irgendwann waren alle Mädels verschwunden und wir liebten uns. – Ich saß immer noch auf seinem Schoß. – Wilde Zeiten eben. Paul sah ich nicht wieder. Hundert Punkte gehen heute an Mona. Laurent hatte einen wunderschönen Rosenstrauß bei meiner Mutter hinterlassen, weil ich nicht zugegen war. Die Wiedersehensfreude hielt sich bei uns in Grenzen. Er war enttäuscht. In den nächsten Wochen schrieb ich meine Diplomarbeit, absolvierte die letzten Prüfungen. Mein Zeugnis erhielt ich per Post. Keine Exmatrikulation. Kein Barett – viereckiger Hut mit Quasten – zum Diplom. Eine ewige Studierende? Niemals fand ein Klassentreffen statt. Alle hatten sich aus den Augen verloren.

      Die Versöhnung mit Laurent war schön. Er hatte mir ein warmes rotes Veloursnachthemd gekauft, das auf meinem Kopfkissen lag. Doch dann ging alles ganz schnell. Er war immer für mich da. Seine ausgeglichene verlässliche Art hat mir bewiesen, dass alles ist, wonach ich mich im Moment sehnte. Wir heirateten bald und feierten ausgelassen auf Korsika bei seinen Eltern. Ich zog zu ihm in seine helle große Wohnung mit Wintergarten, der voller Orchideen stand. Laurent war Pharmareferent und hatte dienstlich oft in Japan zu tun. Auch sonst könnte man ihm einen leichten Japan-Tick zuschreiben. Im Schlafzimmer überm Bett hing ein großes Bild mit Sakura, der japanischen Kirschblüte. Sein Reiskocher in der Küche bot immer eine Grundlage für schnelle Gerichte. Und wenn wir keine Lust hatten zu kochen, entführte er mich in unser Lieblings-Japan-Restaurant »Moriki«. Die Inhaberin lächelte, wenn wir kamen. Wir nannten sie liebevoll unsere Kameliendame (Kamelie - lat. Camellia jaonica, ein Teegewächs aus Ostasien mit wunderschönen Blüten). Eine große Pflanze säumte den Eingang des Lokals. Ansonsten ist den Japanern nicht unbedingt eine Emotion auf den ersten Blick anzusehen.

      Als Donata geboren wurde, waren wir die glücklichsten Eltern der Welt. Sie wuchs sehr eigenständig auf und wusste schon früh, was sie vom Leben erwartete. Ihr fehlte es an nichts, und dennoch war sie ein sehr dankbares Kind, das heutige Werte deutlich zu schätzen wusste.

      Ich erinnere mich noch einen unserer Silvesterabende. Es gab Himbeeren, Lachs, gefüllte Eier, unsittliche Gegenstände aus Schoko. Sie wissen schon … Unsere knappen Outfits, die uns damals noch wunderbar standen, glänzten im Licht und machten Appetit auf mehr. So rein themenmäßig hatten wir keinerlei Tabus dank des reichlich fließenden Champagners.

      Zeit der Tellerhortensien

      Gänzlich versunken in mein Selbstmitleid las ich mal wieder den Abschiedsbrief von Laurent, den ich damals im Eisfach meines Kühlschrankes hinter meiner letzten Lieblingspizza Spinat-Mozarella fand.

      »Liebste, meine Krankheit ist bereits unaufhaltsam fortgeschritten, so dass ich mich gegen eine OP entschieden habe. Mein alter japanischer Professor von der Uni half mir dabei, mit allerlei pflanzlichen Tinkturen noch ein paar schöne Jahre mit dir zu haben. Sei dir gewiss: Ich habe jede Minute mit dir genossen. Deine lächelnden gütigen Züge trage ich immer bei mir. Ich habe dich in Gedanken tausendmal gezeichnet, obwohl ich nicht malen kann. Du bist der wundervollste Mensch, der mir jemals begegnet ist. Bye, love you. Sehe dich von hier oben. Open the gates of heaven. – Laurent.«

      Ich brauchte dringend eine Freundin, mit der ich mich austauschen und meinen Schmerz teilen konnte. Wie ein Pilger, der seine ihn blockierenden Grenzen überschreitet. Doch ich war noch nicht bereit dazu, neu zu vertrauen.

      Mit meiner Kollegin traf ich mich von nun ab jede Woche regelmäßig auf ein Käffchen in der Innenstadt von Frankfurt.

      So sind sie, die Damen der Generation Kuchen. Auf der Promenade, gesäumt von Linden, Fiffi an der Leine, Ziel: das Café am Fluss. Dort kommen sie gelaufen, die Dämchen mit Themchen und Drämchen. Ein Wein, ein Kuchen, die Sachertorte müssen sie versuchen. Geschnatter zur Belustigung der starken Männer. Sie führen heute ihr Tattoo aus und sitzen in der Sonne, mit einem Gemüt, das die Törtchen nur so dahinschmelzen lässt. Berge von Sahne und Eis, die Omi mit dem Greis recht schick mit Schlips und Stöckchen. Sie im grünen Röckchen.

       »Ganz oben in der Sommerlaube mit weitem Blick ins Tal, der Sonnennebel streift den Saum der Bäume, die Kirchturmglocke läutet. Herrlich friedliche Idylle. Kräuterduft streift meine Nase, die Tannenspitzen leuchten hell in zarter Pracht. Ich mach mir kein Stresschen, hör dem Vogelgezwitscher zu, klingt wie ein Lied, dazu ein Glas Wein. Fein!«

      Zwischen Raps und Sauerampfer lebt ein Held,

      er ist akkurat für andrer Leute Geld,

      doch selbst kommt er mit seiner Zeit kaum klar,

      er ist einfach wunderbar.

      Die Moral von der Geschicht: »Unkraut vergeht nicht.«

      Und genau dem Kräuterthema in Verbindung mit den schönen Dingen, wie Wein und Kunst wollen wir uns widmen, am liebsten in der Natur in romantischer Kulisse und natürlich bei einer Tasse Kaffee.

      Erleben Sie mit uns Düfte, Poesie und ein schönes Miteinander.

      Es ist ein Phänomen, mit den ersten Sonnenstrahlen werden die Outdoor-Utensilien gerichtet, die Tische poliert, die Deko fein abgestimmt. Alles für die Genießer und Frischluftfanatiker, die Radfahrer, Wanderer und natürlich nicht zu vergessen, die »Shopping-Monster« mittleren Alters, die alle irgendein Schicksal miteinander teilen.

      Im Schatten der Bäume zwischen Mühlenrad und Kräuterpfad treffen wir das kühlende Wasser. Knoblauchduft aus der Küche verströmt ein atemberaubendes Aroma. Der Pfad gesäumt mit Mühlsteinen zwischen Sauerampfer und blühender Melisse.

      Dort haben wir für unser Event einen Infostand und Literatur über altes Kräuterwissen aufgebaut. Dazwischen ein Tablett mit Käse aus der Region zum Probieren, natürlich mit essbaren Gänseblümchen und würzigen Käse-Kräuterdips. Die Damen sind begeistert. Endlich lebe ich meine grüne Vorliebe für die Natur, eine kleine Oase. Auch das ist Auszeit vom Alltag, trotz der vielen Menschen um uns herum.

      Und so trifft man sich wieder. Das Leben ist wie ein Haus der Begegnungen. Das ist doch die Ibiza-Queen von damals. Kleidergröße 36, weißes Outfit, die, die nie einen Tanz ausließ, Cocktails schlürfend, umringt von der Männerwelt, die sie dann in letzter Minute eiskalt abservierte. Nun steht sie neben mir, sehr gepflegt, immer noch sehr schön. Ein paar Speckpölsterchen und dieses Siegeslächeln. Wir grüßen uns. »Hallo, du verrücktes Huhn«, sag ich. »Wie ist es dir ergangen in den letzten Jahren?« Sie sagt: »Gestrandet, geschieden, aber frei. Ausgerechnet den größten Mistkerl musste ich mir angeln. Aus einer schönen Schüssel isst man nie allein. Ich habe es nicht mehr ertragen.«

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