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an den Highway District!“

      Strauss, der auch mit Hut nicht größer ist als die Frauen vor ihm, ist inzwischen 67 Jahre alt, und die zwanzig Jahre, die er dieser Brücke gewidmet hat, haben ihn sichtlich mitgenommen. Seine Hände zittern, während er spricht.

      „Diese Brücke braucht keine Loblieder und keine großen Reden“, beginnt er mit leiser Stimme, „sie spricht für sich selbst. Wir, die wir so lange und so hart gearbeitet haben, sind dankbar. Was die Natur vor langer Zeit getrennt hat, fügt der Mensch mit dieser Brücke wieder zusammen.“

      Ach, wo steckt eigentlich Charles Ellis? Soweit ich weiß, hat er doch die endgültigen Pläne erstellt. Doch Strauss, der kleine Mann mit dem großen Ego, hat ihm diesen Ruhm nicht gegönnt. Kaum waren die Pläne von den Behörden genehmigt worden, schickte Strauss seinen leitenden Ingenieur in Urlaub. Kurz vor Ende dieses Urlaubs erfuhr Ellis, dass er nicht mehr wiederzukommen brauchte.

      Anschließend ging Strauss sehr gründlich vor: Er entfernte Ellis‘ Namen aus allen Dokumenten, wie ein siegreicher Herrscher, der die Geschichtsbücher zu seinen eigenen Gunsten ändert. Und schon bald hätte jeder bei der Erwähnung des Namens erstaunt gefragt: Who the fuck is Ellis?

      Tatsächlich ist die Brücke ein Ergebnis von Teamwork. Von ungezählten Bauarbeitern, Stahlarbeitern und Malern. Von den vielen Fachleuten, die ihr Wissen und ihre Ideen beigetragen haben, so zum Beispiel der Architekt Irving F. Morrow, der das äußere Aussehen der Brücke mitgestaltet hat. Das Art-déco-Design entstammt seiner Ideenkiste und ebenso die unverwechselbare Farbe, genannt „International Orange“.

      Und ohne Amadeo P. Giannini, den Präsidenten der Bank of America in San Francisco, wäre die Brücke zu der Zeit überhaupt nicht gebaut worden. Denn während der Wirtschaftskrise, der „Großen Depression“, die auf den Börsencrash von 1929 folgte, hätte man jeden für verrückt erklärt, der Anleihen für ein solch gewaltiges Projekt zu kaufen wagte.

      In dieser Situation kam Strauss in Gianninis Büro und bat ihn um Hilfe. „Wenn die Bank of America diese Anleihen nicht kauft, kann die Brücke nicht gebaut werden“, sagte er rundheraus.

      Giannini nickte. „Ich verstehe. Was meinen Sie, wie lange wird Ihre Brücke halten?“

      „Für immer!“, erwiderte Strauss mit Überzeugung.

      „Kalifornien braucht diese Brücke“, sagte Giannini. „Wir werden die Anleihen kaufen.“

      Jeder Autofahrer, der in den nachfolgenden Jahrzehnten die Brücke passierte, würde mit seiner Mautgebühr dazu beitragen, Tilgung und Zinsen des Kapitals in Höhe von 35 Millionen Dollar zu bezahlen.

      Die letzte Anleihe wurde 1971 eingelöst, und seitdem dienen die Mauteinnahmen nur noch dazu, das durch Wind und Meer, Wetter und Verkehr strapazierte Bauwerk instand zu halten und die Stabilität noch weiter zu verbessern.

      Übrigens gelang es Strauss nicht nur, seine Brücke in kürzerer Zeit, sondern auch zu geringeren Kosten zu bauen, als ursprünglich veranschlagt. Allein das war schon eine erstaunliche Leistung.

      Ich steige wieder in meinen Aufzug, drücke den obersten Knopf und hoffe, dass die Zeitreisenautomatik intelligent ist und mich nicht in Raum und Zeit stranden lässt.

      Da ist sie wieder, die Schöne, immer noch im freundlichen Licht der Morgensonne. Die Autos, die über die Fahrbahnen rollen, wirken unter den mächtigen Pylonen klein und nebensächlich. So als ginge es nicht um eine Verkehrsverbindung, sondern einzig und allein um das Kunstwerk, das die Meerenge des Goldenen Tores schmückt und sich in die Natur einpasst, als hätte es immer schon dazugehört.

      Eine Brücke wie ein Versprechen. Auf die wunderbare Stadt San Francisco, auf den goldenen Westen Amerikas. Das, was die Freiheitsstatue auf der östlichen Seite des Kontinents für die Einwanderer symbolisiert, verspricht im Westen die Golden Gate Bridge: Freiheit und die Chance auf ein besseres Leben.

      Cioppino – Fischeintopf aus San Francisco

      Zutaten für 4 Personen:

      60 ml Olivenöl

      2 mittelgroße Zwiebeln

      2 Knoblauchzehen

      1 El rote Chiliflocken

      1 grüne Paprika

      250 ml trockener Weißwein

      1 Dose Tomaten (800 g)

      1 Bund glatte Petersilie

      10 Blätter Basilikum

      10 Blätter Oregano

      Salz und Pfeffer

      400 g Mies- oder Venusmuscheln

      400 g Kabeljaufilet

      200 g Tiefseegarnelen (küchenfertig)

      Zubereitung:

      Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein würfeln. Die Kräuter hacken und die Paprika in kleine Stücke schneiden. Die Muscheln unter fließendem Wasser waschen und abbürsten, geöffnete Exemplare wegwerfen.

      Das Olivenöl in einem großen Topf erhitzen. Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Chiliflocken hinzufügen und unter Rühren etwa 5 Minuten bei mittlerer Hitze garen. Weißwein, Tomaten und Kräuter hinzufügen. Etwa 10 Minuten köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren.

      Das Fischfilet und die Garnelen waschen, das Fischfilet würfeln. Den Fisch, die Garnelen und die Muscheln in die Suppe geben, zugedeckt noch etwa 7 Minuten köcheln lassen. Muscheln, die noch geschlossen sind, entfernen. Die Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und heiß servieren.

      Die Gier nach Gold – der große Goldrausch

      Es war am Morgen des 24. Januar 1848. James Wilson Marshall schaute sich den Ablauf des Mühlrads an, das demnächst eine Sägemühle antreiben sollte. Unzufrieden runzelte er die Stirn, denn das Wasser, das sie mit Hilfe eines Damms vom Fluss abgezweigt hatten, plätscherte viel zu gemächlich dahin. Immer wieder wurde das Rad von Sand und Kies blockiert. Er würde den Arbeitern sagen, dass sie die Rinne noch weiter vertiefen mussten, dachte Marshall und schloss die obersten Knöpfe seiner Jacke. Er fröstelte in der kühlen Morgenluft.

      Plötzlich traf sein Blick auf etwas Glänzendes unten im Wasser. War das nur die Sonne, die ein paar Flusskiesel aufblitzen ließ? Marshall beugte sich hinunter und schaute genauer hin. Nein, da mitten zwischen Schwemmsand und Steinen lagen ein paar kleine, gelblich schimmernde Klumpen. Noch während er ins Wasser griff, um sie herauszuholen, begann sein Herz vor Aufregung zu klopfen. Und dann, als er die glänzenden Steinchen in der Hand hielt, wusste er: Das konnte nur Gold sein!

      Marshall, 37 Jahre alt, stammte ursprünglich aus New Jersey und war ein geschickter Handwerker. Verschiedene Jobs hatten ihn nach Westen gebracht. Seine gegenwärtige Aufgabe bestand darin, im Coloma Valley am American River eine Sägemühle aufzubauen. Geldgeber und Geschäftspartner in diesem Projekt war John Sutter, ein Kaufmann aus der Schweiz, der in der Gegend des heutigen Sacramento ein Fort gebaut hatte.

      Marshall kannte die Eigenschaften von Gold. Er nahm einen größeren Stein und klopfte damit auf die metallischen Klumpen, die sich, wie er erwartet hatte, verformen ließen. Schnell rannte er zu den anderen Arbeitern. „Leute“, stieß er hervor, „ich glaube, ich habe tatsächlich Gold gefunden!“

      Neugierig betrachteten die Männer den Fund in Marshalls Hand und redeten aufgeregt durcheinander. Doch Mr. Scott, der Zimmermann, schüttelte nur den Kopf und lachte. „Ach was, Mr. Marshall, wenn jeder glänzende Stein hier aus Gold bestünde, wären wir schon alle reich.“

      In dem Moment trat Jennie Wimmer, die resolute Köchin des Camps, vor ihre Blockhütte und rief: „Männer, das Frühstück ist fertig!“ Durch die offene Tür drang der verheißungsvolle Duft

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