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der Nordmann aufgebracht hervor.

      „Gar nichts quatsche ich nach“, erklärte der Stör. „Ich sage nur, wie es ist: Ich haue richtig drauf!“

      „Du mußt anders hauen“, sagte der Wikinger. „Das ist es.“ Er ging zum Niedergang, stieg ihn hinunter und steuerte auf den Stör zu.

      Dem Stör riß allmählich der Geduldsfaden. „Warum haust du dann nicht selber drauf?“ fragte er wütend.

      „Weil ich der Kapitän bin“, erwiderte Thorfin. „Und du bist für das Helmausbeulen der zuständige Mann. Klar?“

      „Klar.“

      „Du wiederholst schon wieder, was ich sage!“ grollte der Nordmann.

      Der Stör hieb sich mit dem Hammer auf den Daumen und stieß einen Fluch aus. „Verdammter Mist!“

      „Siehst du, ich habe recht“, sagte der Wikinger. „Du kannst mit dem Hammer nicht richtig umgehen. Vielleicht ist er auch zu groß, der Hammer. Du solltest einen kleineren benutzen.“

      „Einen kleineren habe ich nicht gefunden!“ Der Stör schrie es fast.

      „Knall nicht so fest drauf!“

      „Wie denn sonst?“

      „Vorsichtiger!“ brüllte Thorfin Njal. „Das ist ein Kapitänshelm, du Walroß!“

      „Ein feiner Kapitänshelm!“ brüllte der Stör zurück. „Ich mußte erst mal die ganzen Läuse rausschütteln!“

      „Bist du krank? Ich hab’ doch keine Läuse im Helm!“

      „Läßt du mich jetzt endlich in Ruhe?“ schrie der Stör.

      Alle – von Arne und Eike bis hin zu Muddi, der dreckigsten Ratte an Bord – horchten auf. Was war denn in den Stör gefahren? So hatte er sich noch nie aufgeführt. Nein – keiner konnte sich erinnern, ihn jemals richtig wild gesehen zu haben. Aber jetzt schien etwas im Stör überzukochen. Zornig sah er Thorfin Njal an. Die Männer wandten die Köpfe und blickten zu den Streithähnen. Wie ging es weiter? Sprangen sie sich jetzt gegenseitig ins Gesicht?

      „Wie sprichst du eigentlich mit deinem Kapitän, du Sausack?“ brüllte Thorfin Njal.

      „Wenn ich den blöden Helm richtig reparieren soll, muß ich meine Ruhe haben!“ schrie der Stör.

      „Du wanderst gleich ab in die Vorpiek, da hast du deine Ruhe!“

      „Aber kein Licht!“

      „Du frecher Bube!“ röhrte der Wikinger. „Warte, dir bieg’ ich die Knochen zurecht! Und schlag meinen Helm nicht kaputt!“

      „Da!“ Der Stör schleuderte den Helm auf die Planken. Es schepperte, und das „wertvolle Stück“ rollte Thorfin genau vor die Füße.

      Thorfin drohten die Augen aus den Höhlen zu quellen. Deutlich sah er es: Jetzt hatte der Helm eine zweite dicke Beule, verursacht durch den Aufprall auf das harte Eisenholz.

      „Bring deinen verdammten Kochtopf gefälligst selbst in die richtige Fasson!“ brüllte der Stör. „Ich habe die Schnauze voll!“ Damit fuhr er herum und schritt wütend davon. Er riß das Schott zum Vordeck auf, trat ein und knallte es hinter sich zu.

      Der Wikinger war derart verblüfft, daß er sich nur sprachlos den grauroten Schädel kratzte. Dann bückte er sich nach dem zweigebeulten Ding und rammte es sich wieder auf den Schädel. Besser als gar nichts – und lieber hatte er einen ramponierten Helm auf dem Kopf als gar keinen.

      Aber der Stör, dachte Thorfin, was der nur hat?

      Das fragte man sich nicht nur an Bord des Schwarzen Seglers, sondern auch an Bord der „Chubasco“ und der „Isabella IX.“.

      „Der Stör ist ganz schön wütend“, sagte Ferris Tucker grinsend. „Es wundert mich, daß Thorfin ihn deswegen nicht in ein Kanonenrohr steckt und als Kartusche abfeuert.“

      Hasard wollte etwas darauf entgegnen, aber jetzt erschien Al Conroy auf dem Achterdeck.

      „Sir“, sagte er mit grimmiger Miene. „Ich habe eine wichtige Meldung.“

      „Was ist los, Al?“ fragte der Seewolf.

      „Ich habe soeben die Pulver- und Kugelvorräte überprüft“, erwiderte Al. „Da ist nicht mehr viel drin. Die Vorräte, die wir noch im Depot haben, reichen allenfalls für ein kurzes Gefecht.“

      „Teufel auch“, sagte Big Old Shane. „Das mußte ja kommen.“

      „Allerdings“, pflichtete Hasard ihm bei. „Beim Beschuß von Fort St. Augustine und in dem Gefecht mit dem Flaggschiff ist zuviel Munition draufgegangen. Das habe ich mir schon fast gedacht.“

      „Was jetzt?“ fragte Dan. „Da ist guter Rat teuer.“

      „Wir holen uns bei den Dons Nachschub“, sagte der Seewolf.

      Die Männer blickten ihn einigermaßen überrascht an. Er sagte das ganz trocken, als brauche man bei einer Kriegsgaleone nur längsseits zu gehen, um sich neu einzudecken.

      Das bringt der glatt fertig, dachte Al Conroy.

      Hasard trat ans Schanzkleid und preite den Wikinger an.

      „He!“ schrie er zum Schwarzen Segler hinüber. „Thorfin! Wie sieht es bei dir mit den Munitionsvorräten aus?“

      Da kratzte sich der Wikinger wieder an seinem verbeulten Helm und war zunächst überfragt. Mit dem Blick suchte er nach dem Mann, der ihm am nächsten stand.

      „Eike“, sagte er. „Prüf das mal.“

      Eike verschwand unter Deck und kehrte nach fünf Minuten wieder zurück. Er erstattete Thorfin seinen kurzen Bericht, und der Wikinger brüllte zu Hasard hinüber: „Sieht mager aus! Unsere Munitionsvorräte sind arg geschrumpft!“

      Hasard konnte sich nicht verkneifen, dem Poltermann jetzt etwas gegen den Helm zu feuern.

      „Da schau mal an!“ rief er. „Hattest du etwa die Absicht, die Beute im Geleitzug mit der Wurfleine einzufangen?“

      Grinsend verfolgte der Seewolf durchs Spektiv, wie dem Wikinger buchstäblich der Eisenhut hochging.

      „Mann, Mann“, sagte Dan. „Jetzt explodiert er.“

      „Klar“, meinte Ferris. „Kein Wunder. Erst die Sache mit dem Stör – und jetzt so was.“

      „Dem steigt die Galle hoch“, sagte Al Conroy grinsend.

      „Kein Wunder“, sagte Hasard. „Er hätte auch von allein darauf kommen können.“

      Der Wikinger schien wirklich kurz davor zu sein, wie ein chinesischer Brandsatz in die Luft zu rasen. Er stieß eine der übelsten Verwünschungen aus, die er kannte, aber das änderte auch nichts an der Tatsache: Pulver und Kugeln an Bord von „Eiliger Drache“ waren knapp.

      Weder der Wikinger noch seine Mannen hatten an die Munitionsknappheit gedacht – erst der Seewolf hatte sie darauf hinweisen müssen. Das war ein starkes Stück! Ein Hammer sozusagen! Der Wikinger war derart mit seinem Beulenhelm beschäftigt gewesen, daß er es versäumt hatte, die Depots kontrollieren zu lassen.

      Dabei waren die Munitionsvorräte genauso wichtig wie genügend Trinkwasser und Proviant – oder Holzkohle für die Kombüse und für die Kupferbecken, in denen die Lunten entfacht wurden, wenn sie sich im Gefecht befanden. Ohne Munition konnten sie den Geleitzug vergessen.

      Al Conroy an Bord der „Isabella“ hatte den Mangel rechtzeitig genug bemerkt. Was wäre auf beiden Schiffen wohl passiert, wenn sie sich jetzt mit den noch vorhandenen fünf Kriegsgaleonen angelegt hätten und in ein hartnäckiges Gefecht verwickelt worden wären? Die Munition hätte nicht ausgereicht. Fatale Folgen hätte das ergeben – Dinge, die man sich gar nicht ausmalen mochte.

      Der einzige, der in puncto Munition noch nicht „verschossen“

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