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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-848-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Fred McMason

       Brücke des Todes

       Es gab Zugänge zum Tal – und darum mußten sie zerstört werden

       Pater Franciscus von den Dominikanern hatte das abgelegene Tal von Tacna nördlich der Hafenstadt Arica zu einer blühenden Oase gemacht. Vor mehr als zwei Jahrzehnten hatte er dort ein kleines Kloster errichtet und die dort lebenden Indios zu Freunden gewonnen. Der Frieden war vorbei, als der Trupp des Teniente de Mescua in das Tal einbrach, die Maisfelder mit Maultieren zertrampelte, die Kapelle schändete, die Vorräte plünderte oder zerstörte und den Pater samt seiner Brüder verhaften wollte, um sie als „brauchbare Arbeitssubjekte“ in die Silberminen von Potosi zu verschleppen, wo es an Sklaven mangelte. Es war ein unerhörter Vorgang: Die Krone vergriff sich an den Männern der Kirche. Nur wußte der Teniente de Mescua nicht, daß er in dem Tal nicht allein war …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf interessiert sich für die Hängebrücken der Inkas.

      Pater Aloysius – Ein Mann aus den Tiroler Bergen, der auch einen Kräuterschnaps zu brauen versteht.

      Pedro de Garrida – Der Teniente tut Indio-Mädchen Gewalt an, aber er erreicht nicht alles, was er will.

      Edwin Carberry – Er und Smoky legen sich mit einem Maultier an und haben zum Schaden auch noch den Spott.

      Will Thorne – Der alte Segelmacher ist immer noch für Überraschungen gut.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      25. November 1594, Tacna – südliches Peru.

      Pater Franciscus hatte die tröstenden Worte von Pater David nur halb im Unterbewußtsein vernommen. Sein Blick war noch verschleiert, sein Mund vor Schmerz halb geöffnet.

      Die spanischen Sklavenjäger hatten ihn an einen Baum gefesselt und gefoltert. Hasard sah immer noch schaudernd auf den bedauernswerten Mann.

      Sie hatten ihm brennende Kerzen unter den weißen Bart gehalten und sich nicht gescheut, ihm eine brennende Fackel mit aller Kraft in den Leib zu stoßen, immer wieder, bis Hasard mit seinen Männern aufgetaucht war und dem Spuk ein Ende bereitet hatte. Jetzt waren die Peiniger im Kampf gegen die Seewölfe gefallen. Die Bedrohung existierte nicht mehr.

      Die Lippen des Paters zuckten. Er stöhnte leise und betastete sein Gesicht, nachdem sie ihn losgebunden hatten.

      „Ja, vorbei“, hauchte er, „alles vorbei. Meinen Dank, Brüder.“

      Er war aus einem Alptraum erwacht und konnte es immer noch nicht so recht glauben, daß von der brutalen spanischen Soldateska niemand mehr am Leben war.

      Aber dieser Alptraum setzte sich gleich darauf fort, als er sich nach allen Seiten umsah.

      Die mustergültige Klostersiedlung war ein einziger Trümmerhaufen. Die Soldaten hatten ihre Maultiere durch die Maisfelder gejagt und alles kurz und klein getrampelt. Die acht Mulis trampelten immer noch darin herum.

      Aber das Maisfeld war nicht das Schlimmste. Viel schlimmer sah es im Kloster selbst aus. Die wildgewordenen Kerle des Teniente de Mescua hatten das Kruzifix und den Altar zerschlagen und zertrümmert, Geschirr an die Wände geworfen, Tische und Stühle zerstört, die Vorratssäcke mit Mais aufgeschlitzt und die Kirche geschändet.

      Und das alles, weil der Pater auf die Fragen nach den anderen Leuten eisern geschwiegen hatte. Er hatte ihnen rechtzeitig die Flucht ermöglicht, damit sie nicht in den Silberminen von Potosi den Rest ihres Lebens unter entwürdigenden Umständen verbringen mußten.

      Pater Franciscus’ Blickrichtung wechselte zu den fremden Männern hinüber. Er sah sie zwar, aber er war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Vor seinen Augen verschwamm alles, kehrte sich um oder stellte sich auf den Kopf.

      Direkt hinter dem breitschultrigen Riesen mit den schwarzen Haaren stand die Kapelle. Sie war noch heil, wie es den Anschein hatte.

      Er wollte etwas sagen und sich noch einmal für die unverhoffte Rettung bedanken, doch er sackte in die Knie, wobei seine Augen sich schlossen.

      Pater David fing seinen Ordensbruder auf, griff ihm vorsichtig unter die Achseln und legte ihn behutsam zu Boden.

      „Furchtbar“, sagte er erschüttert. „Seht nur, was diese Halunken ihm angetan haben.“

      Hasard, Karl von Hutten und Dan O’Flynn standen mit zusammengepreßten Lippen daneben und sagten nichts. Sie blickten nur stumm auf die reglose bedauernswerte Gestalt. Der Pater hatte Schürfwunden im Gesicht. Sein weißer Bart war versengt und verbrannt, die linke Augenbraue war aufgeplatzt wie nach einem schweren Schlag, und auch seine Lippen bluteten noch, da er vor Schmerz auf sie gebissen hatte.

      Das war es aber nicht, was die Männer so erschütterte. Wesentlich schlimmer war die furchtbare Brandwunde im Leib. Der Mann hatte unsägliche Schmerzen ertragen – und eisern geschwiegen.

      Sie zogen dem Bewußtlosen die Kutte aus.

      „Vorsichtig“, mahnte Pater David, „der Stoff ist ihm buchstäblich in die Haut eingebrannt. Wir müssen vorsichtig drumherum schneiden. Bringt mir aus dem Fluß bitte etwas Wasser.“

      „Und werft dabei auch gleich die restlichen Kerle hinein“, sagte der Seewolf. „Pater David wird den Mann versorgen, er ist bei ihm in den besten Händen. Fangt auch die Maultiere ein und sorgt ein bißchen für Ordnung.“

      „Was sollen wir denn mit den Mulis?“ fragte Smoky. „Das sind doch nur unnötige Fresser, die den ganzen Mais verwüsten.“

      „Eben drum. Vielleicht können sie uns später auf dem Marsch nach Potosi von Nutzen sein.“

      Bob Grey war inzwischen schon losgerannt und brachte in einem Ledereimer kühles Flußwasser.

      Pater David schnippelte an den verbrannten Resten der Kutte herum, zupfte mit seinen großen Händen so behutsam und vorsichtig wie eine Krankenschwester und säuberte dann die Wunde. Dabei schüttelte er ständig den Kopf.

      „Solch ein Vandalismus ist unbegreiflich“, murrte er. „Was, zum Teufel, sind das nur für gottlose Bestien!“

      Pater Franciscus lag ausgestreckt auf dem Grasboden und rührte sich nicht. Er war immer

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