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Maus faßte sich und sagte tapfer: „Es ist eine bedeutende Order Unserer Königlichen Majestät, Señor Gouverneur, und von ihr selbst unterschrieben. Und bedenken Sie, wie geeignet die netten Äffchen sind, Unserer Königlichen Majestät heitere Stunden zu bescheren …“ Die Maus verstummte, denn Don Ignazios Blick verkündete erneute Explosionen.

      „Sagen Sie mal“, fauchte Don Ignazio, „wissen Sie eigentlich, was Sie da für einen Quatsch reden, Sie Idiot? Und haben Sie schon mal darüber nachgedacht, daß sich diese Hofnarren die verdammten Affen auch aus Nordafrika holen können? Und was turnt in den Felsen von Gibraltar herum? Affen! Nichts als Affen, nämlich die Berberaffen, nicht wahr?“

      „Aber die sind nicht so possierlich“, wagte die Maus einzuwenden.

      „Possierlich! Possierlich!“ höhnte Don Ignazio. „Können Sie mir mal verraten, was an Affen possierlich sein soll? Affen stinken, sind frech, aufdringlich, verfressen und völlig überflüssig. Was daran possierlich sein soll, ist mir schleierhaft. Freude und Heiterkeit kann ich beim Anblick von Affen auch nicht empfinden – so wenig wie beim Anblick von Regenwürmern. Wissen Sie was, den Brief hat irgendein Spaßvogel geschrieben. Ja, das ist es! Einer, der mir eins auswischen will. Ich soll mir ein Bein ausreißen für diesen grandiosen Unsinn. Aber nicht mit mir!“

      „Seine Erlauchte Majestät haben den Brief aber eigenhändig unterschrieben“, sagte die Maus verstört.

      „Die Unterschrift ist gefälscht“, erklärte Don Ignazio.

      „Und da ist das königliche Siegel!“ Die Maus rang die Hände.

      „Hat sich der Bastard besorgt“, sagte Don Ignazio, der selbst schon Siegel gefälscht hatte. Aber ob gefälscht oder echt – er dachte nicht im Traum daran, für Philipp auf Affenjagd zu gehen. Ganz sicher war jedoch, daß das spanische Königreich mit oder ohne Affen weder besser noch schlechter regiert wurde. Wenn Philipp schon Affen brauchte, um sich aufheitern zu lassen, dann war das wohl eher ein Zeichen dafür, daß er infantil wurde.

      Don Ignazio rechnete nach. Ja, Philipp ging auf die Siebzig zu. Sagte man nicht, daß alte Leute häufig kindisch wurden? Ein dünnes Grinsen huschte über das Geiergesicht. Ob dieser Fall nun eintrat oder Philipp seinem Lebensende entgegenging – Don Ignazio wußte, daß viele Probleme ihre Dringlichkeit oder Bedeutung verloren, wenn man sie vor sich herschob oder einfach ignorierte.

      Und damit war sein Entschluß gefaßt, der darin bestand, daß er das königliche Schreiben – ritsch-ratsch – zerriß.

      Die Maus schrie auf und fiel fast in Ohnmacht.

      Don Ignazio ließ die zerrissenen Teile genüßlich in den großen ledernen Papierkorb fallen.

      „Kein Grund, hier herumzuschreien“, tadelte er seinen Sekretär.

      „Aber ich habe den Eingang noch nicht verbucht!“ jammerte das Männchen.

      „Um so besser, mein Lieber“, sagte Don Ignazio wohlwollend und doch mit einem Schuß Hohn in der Stimme. „Da haben Sie klug gehandelt. Dieser Brief hat mich nie erreicht, nicht wahr?“

      „Aber …“

      Jetzt wurde Don Ignazios Stimme scharf: „Haben Sie einen solchen Brief je gesehen, mein Freund?“ Seine Finger trommelten einen flotten Marsch auf der Schreibtischplatte, seine Augen wirkten wie spitzgeschliffene Dolche. „Oder möchten Sie gern versetzt werden, hm? Vielleicht als Dorfschreiber in das Kaff Porto Bello? Oder nach Carmen? Sie wissen, unser Außenposten unten im Süden, der vor drei Wochen von Indianern überfallen wurde! Das wäre das Richtige. Da könnten Sie auch gleich Affen zählen oder versuchen, selbst welche zu fangen – aber bitte nur die possierlichen …“

      Das Männchen hatte Schweiß auf der Stirn und ächzte.

      „… die sind besonders lustig“, fuhr Don Ignazio fort, „da hören Sie vor lauter Lustigkeit überhaupt nicht mehr auf, zu lachen. Nur wegen der Schlangen müssen Sie aufpassen – ein Biß, und Ihr Gesicht wird zuerst blau, dann violett, mit Schaum vorm Mund und Augen, die ums Doppelte größer werden.“ Jetzt war Don Ignazios Blick lauernd. „Wissen Sie etwas von einem Brief, den mir angeblich Seine Majestät geschrieben haben soll, mein Guter?“

      „N-nein“, flüsterte das Männchen.

      Don Ignazio hörte es nicht, weil der Brummer zwischen ihnen durchraste. Der Lautstärke nach klang es, als seien es jetzt zwei Brummer, zwei gereizte Brummer.

      „Wie bitte?“ fragte Don Ignazio scharf. „Hatten Sie etwas gesagt?“

      „Ich – ich sagte ‚nein‘.“

      „Was – nein?“

      „Ich – ich weiß nichts von einem Brief Seiner Majestät.“ Das Männchen schluckte und schwitzte und hatte weiche Knie.

      „Ah! Das entzückt mich. Aber wenn Sie schon nicht auf die Affenjagd gehen wollen, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie endlich dieses verdammte Fliegenvieh totschlagen würden.“

      „Sehr wohl, Señor Gouverneur“, sagte das Männchen. „Ich – ich muß nur noch die Fliegenklatsche holen.“

      „Richtig“, sagte Don Ignazio süffisant. „Mit dem silbernen Tablett werden Sie das Biest kaum erwischen – wäre auch schade um das gute Stück.“

      Das Männchen eilte hinaus. Don Ignazio starrte ihm hinterher. Du gefällst mir nicht, Bürschchen, dachte er grimmig. Wenn du mit deinen Zicken betreffs des alten Philipp nicht aufhörst, dann fliegst du. Zum Glück wußte und ahnte dieser Idiot nichts von gewissen Geschäften und Transaktionen, die er, Don Ignazio, betrieb. Das fehlte mir noch, dachte er.

      Sicherheitshalber verbrannte Don Ignazio das zerrissene Schreiben Seiner Allerkatholischsten Majestät im Kamin, während das Männchen mit der Fliegenklatsche auf Brummerjagd war – ergebnislos, denn der Brummer hatte sich an die Decke verzogen. Auch mit der Leiter reichte das Männchen nicht hoch genug.

      Don Ignazio verließ die Kampfstätte. Es wurde Zeit für den Trunk am Spätnachmittag und ein Plauderstündchen mit Donna Inés, der Gemahlin des Bürgermeisters, nein, nicht in deren Himmelbett, obwohl sie’s mit vielen trieb, weil Don Miguel, ihr Mann, schon jenseits von Gut und Böse war. Aber Donna Inés war die Klatschtante von Cartagena, und von ihr erfuhr Don Ignazio höchst Wissenswertes, was die klebrigen Fäden betraf.

      „Morgen ist das Vieh tot!“ drohte er, als er hinausging. „Oder …“ Hier brach er ab und ließ das „Oder“ unheilsschwanger im Raum hängen.

      Vom Sekretär zum Brummerjäger mit Bewährung degradiert, durchlitt das Männchen schlimme Stunden. Der Brummer entwich im Durchzug zweier Fenster, die das Männchen geöffnet hatte.

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