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Gründen, denn ich denke daran, daß in El Triunfo französische Siedler von den Spaniern niedergemetzelt werden.“

      „Bei allen Nordgeistern, du bist nicht mehr zu retten!“ stieß der Wikinger hervor. „Dein Schädel ist hart wie ein Klotz Eisen!“

      „Aber Thorfin“, sagte die Rote Korsarin beschwichtigend. „Bist du denn anderer Meinung? Es liegt doch auf der Hand, daß die Black Queen ihre Chance nutzt und in der Siedlung nach Anhängern sucht.“

      „Na schön, ich sehe es ein“, sagte Thorfin Njal. „Aber wenn ihr schon so verbohrt seid, dann begleite ich euch lieber. Einen ganzen Monat wird es ja wohl doch nicht dauern.“

      Siri-Tong schüttelte den Kopf. „Hasard würde sich die größten Sorgen bereiten. Du hast ganz recht, er muß eine Nachricht von uns erhalten, so schnell wie möglich. Deshalb schließe ich mich dem Vorschlag von Jean an. Segle du zurück zur Schlangen-Insel, Thorfin.“

      Der Wikinger kratzte sich sorgenvoll am Helm. „Es paßt mir gar nicht, daß ihr so mutterseelenallein losziehen wollt. Wir haben ja erfahren, was dabei rauskommt.“

      „Wir müssen nicht immer Pech haben“, sagte Ribault. „Und aus den Kinderschuhen sind wir auch längst raus. Es wäre nicht ratsam, die Mission El Triunfo durchzuführen, ohne Hasard zu informieren.“

      „Ja, ja.“ Finster brütete der Wikinger vor sich hin. Die Sache wollte ihm gar nicht gefallen. Plötzlich hellte sich seine Miene auf, er hob den Kopf. „Ich habe eine bessere Idee! Ich segle der Höllen-Queen nach, und ihr kehrt zur Schlangen-Insel zurück!“

      „Das kommt auf keinen Fall in Frage“, sagte Jean Ribault. „Ich habe noch ein Hühnchen mit der Queen zu rupfen – nicht du, Thorfin. Wenn es jemand mit ihr aufnimmt, dann bin ich es.“

      „Ihr seid eine verfluchte Bande von Dickschädeln!“ stieß der Nordmann entrüstet hervor.

      So diskutierten sie noch eine Weile herum, aber dann wurde der unvermeidliche Entschluß gefaßt. Sie trennten sich. Thorfin Njal verabschiedete sich von den Gefährten, enterte von der „Le Vengeur III.“ ab und ließ sich von Oleg und dem Stör zurück zum Schwarzen Segler pullen, der nur knapp dreißig Yards von der „Vengeur“ entfernt in der Bucht ankerte.

      „Also“, sagte er brummig. „Es geht zurück zur Schlangen-Insel.“

      „Schlangen-Insel, aha“, sagte der Stör.

      „Wir gehen gleich ankerauf, laufen aus“, fuhr der Wikinger mit einem wilden Blick auf den Stör fort, „und segeln mit allem Zeug, es ist keine Zeit zu verlieren. Die ‚Vengeur‘ läuft nach El Triunfo aus.“

      „El Triunfo – wo ist das?“ fragte der Stör.

      „Du Stockfisch!“ brüllte Thorfin ihn an. „Ich schmeiß dich gleich mit einem Steinchen am Bein in den Teich, dann vergeht dir das dämliche Nachplappern!“

      „Es war kein Nachplappern“, erklärte Oleg. „Er will nur wissen, wo dieser Ort liegt.“

      „Das weiß ich selber nicht“, brummte der Wikinger – und dann sprach er kein Wort mehr. Er kehrte auf seinen Schwarzen Segler zurück, nahm auf seinem Sesselchen Platz und schüttelte traurig den Kopf, als er kurz darauf die „Le Vengeur III.“ als erste auslaufen sah. Dann ging auch „Eiliger Drache“ in See – mit Kurs auf die Schlangen-Insel.

      Mürrisch und verbiestert verfolgte der Wikinger von seinem Lieblingsplatz aus die Manöver. Er gestand es vor sich selbst ein: Richtig wütend war er vor allem, weil er nicht sein „Messerchen“ zu einem neuen Kampf Seite an Seite mit Jean Ribault und Siri-Tong wetzen konnte. Der „läppische Kurierdienst“, wie er den Törn zur Schlangen-Insel nannte, behagte ihm nicht, lieber schlug er sich mit einer Hundertschaft von Gegnern herum.

      Er war schon ein kauziger Geselle, dieser Thorfin Njal – einzig in seiner Art.

      Georges Buisson kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung gegen Caligula. Einige Male gelang es ihm, den Kerl durch Finten zu täuschen und dann einen blitzschnellen Ausfall zu unternehmen, und bei einer seiner heftigen Paraden brachte er den Gegner beinah aus dem Gleichgewicht.

      Doch Caligula hatte sich immer wieder rasch in der Gewalt. Was ihm an Technik fehlte, glich er durch Härte und Wucht in dem Duell aus. Unbeirrt drang er gegen den Mann vor, der es gewagt hatte, die „Caribian Queen“ anzugreifen.

      Buisson war kurz davor, die Nerven zu verlieren. Caligula erkannte es mit geschärftem Blick und drosch sofort zweimal mit dem Säbel auf ihn ein. Das Entermesser Buissons klirrte und krachte, als müsse es zerspringen, aber wie durch ein Wunder hielt die Klinge dem enormen Aufprall der gegnerischen Waffe stand.

      Caligulas Säbel glitt von dem Entermesser ab wie von einem Wetzstahl, es gab ein scharfes, metallisches Geräusch. Buisson taumelte, Caligula setzte nach. Wieder knallte der Säbel gegen das Messer, und diesmal wankte Buisson zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Querwand des Achterkastells. Caligula bewegte sich wie in einem exotischen Tanz, die Waffe in seiner Hand wurde zu einem wirbelnden Zauberstab. Hin und her zuckte die Klinge, auf und ab – und ein letzter verzweifelter Ausfall Buissons wurde im Ansatz niedergesenst.

      Buisson vollführte eine unglückliche Bewegung, sein Handgelenk verdrehte sich, er stöhnte vor Schmerzen auf. Das Entermesser entglitt seiner Hand, als Caligula noch einmal mit dem Säbel zuhieb. Entwaffnet stand Buisson mit dem Rücken zum Schott, und die Klinge des Gegners richtete sich auf seine Kehle.

      „Queen“, sagte Caligula. „Jetzt stirbt er.“

      „Warte.“ Die Black Queen verließ das Achterdeck, sie wollte sich ihren Feind genauer ansehen.

      Georges Buissons Männer hatten mit tödlicher Entschlossenheit gekämpft. Jetzt war das Gefecht entschieden. Sie waren tot – Buisson war der letzte Überlebende. Aber auch in der Crew der Black Queen hatte es Tote gegeben.

      Sie kochte vor Wut über diesen dreisten Angriff fast über und spuckte vor Buisson aus.

      „Ratte!“ zischte sie. „Du wirst mit deinem Leben bezahlen, aber der Tod durch die Klinge geht mir zu schnell. Langsam sollst du verrecken.“ Sie gab Caligula einen Wink. „Binde ihn an den Großmast!“

      Caligula beeilte sich, den Befehl ausführen zu lassen. Buisson wurde von zwei Kerlen gepackt und zum Mast geschleppt. Mit Tauen fesselten sie ihn so, daß er sich nicht mehr rühren konnte. Tief schnitten die Fesseln in seine Haut, er preßte die Lippen zusammen und biß die Zähne aufeinander.

      Beigedreht lagen die „Caribian Queen“ und die „Aguila“ inzwischen im Wind, die Segel waren aufgegeit worden. Die Black Queen befahl, die Toten ins Wasser zu werfen. Dann war es Jaime Cerrana, der sich vom Achterdeck der Kriegsgaleone meldete.

      „Queen!“ schrie er. „Was ist los? Seid ihr unversehrt?“

      „Wir haben ein paar Tote!“ rief die Queen zurück. „Aber wir haben diese Hurensöhne erledigt! Ihr Anführer lebt, alle anderen sind tot!“

      „Es waren sieben Mann“, fügte Caligula hinzu, der die toten Gegner gezählt hatte.

      „Vielleicht treiben sich hier noch mehr Schnapphähne herum!“ rief Cerrana. „Sollen wir die Laternen löschen?“

      „Das ist nicht nötig!“ schrie die Black Queen. Sie hatte von Anfang an vorgehabt, sich nicht heimlich an El Triunfo heranzupirschen. Ihr Anerbieten den Siedlern gegenüber sollte frei von Überraschung oder Angriffsabsichten sein, es durfte kein falscher Eindruck entstehen, denn wenn erst Mißtrauen aufkeimte, war es schwer, die Positionen nachträglich zu klären.

      Außerdem brauchte sie mit zwei hervorragend armierten Galeonen keine Angst vor Küstenhaien zu haben. Ihre Reaktion hatte bewiesen, daß sie es auch allein mit jedem Gegner aufnehmen konnte. Deshalb brannten die Hecklaternen auf beiden Schiffen auch weiterhin. El Triunfo konnte nicht mehr weit sein, sie hatte erst vor kurzem die eigene Position bestimmt und wußte, daß sie nur noch wenige Meilen von ihrem Ziel trennten.

      Sie betrachtete

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