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      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-757-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

Überfall auf El Triunfo

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       1.

      Die Luftwurzeln von Mangroven können tückische Fallen sein. Jean Ribault und auch der Spanier Carlos Rivero wußten das, und doch übersah Carlos eins der knorrigen Gebilde. Es war völlig unter schweren, lappigen Blättern und Lianen verborgen. Er stolperte darüber und fiel.

      Jean konnte nicht schnell genug abstoppen. Er strauchelte über Carlos’ Beine und stürzte ebenfalls. Sie überrollten sich auf dem morastigen Untergrund, gerieten sich gegenseitig ins Gehege und stießen leise Verwünschungen aus. Laut durften sie nicht fluchen. Der Feind saß ihnen dicht im Nacken.

      Wieder hörten sie die Rufe von Morrison, dem Anführer der Siedlungswachen von El Triunfo an der Küste von Honduras: „Beeilt euch! Packt sie! Sie dürfen uns nicht entwischen!“

      Hinkle, der schwerhörige Engländer, der obendrein nicht sonderlich gut sehen konnte, und die fünf anderen Verfolger drangen unter Morrisons Kommando mit verschwitzten Gesichtern in das vor Feuchtigkeit dampfende Gestrüpp ein. Die Gefangenen waren entwischt, eben waren sie im Dickicht untergetaucht. Doch Morrisons Leute kannten sich in diesem verfilzten Dschungel besser aus als jeder andere. Jeder verborgene Pfad, jede noch so winzige Lichtung war ihnen bekannt, und sie fanden sich auch im Dunkeln zurecht.

      Jean Ribault stellte genau diese Überlegungen an. Es war Tag, und die leichten Schwaden Morgennebel, die in der beginnenden Hitze aufstiegen, boten auch keine Deckung. Morrisons Truppe würde keine großen Schwierigkeiten haben, die beiden vermeintlichen Spione wieder einzufangen. Die Chancen, daß die Flucht doch noch gelang, waren ziemlich gering.

      Dabei hatte alles vielversprechend begonnen: mit dem Messer, das Emile Boussac Jean zugesteckt hatte, mit dem tollkühnen, blitzschnellen Handstreich an Bord der Pinasse, bei dem Hinkle und die beiden anderen Bewacher ins Wasser der Bucht geflogen waren. Ribault und Carlos Rivero hätten mit Morrisons Schaluppe davonsegeln und Kurs auf das Versteck der „Le Vengeur III.“ nehmen können, aber genau das wollte Ribault vermeiden.

      Denn wenn der Feind wußte, wo die „Le Vengeur III.“ ankerte, war alles verloren. Nicht schnell genug konnten Siri-Tong, Barba, Jenkins und die anderen Kameraden an Bord ankerauf gehen und die verborgene Flußmündung verlassen. Einem Angreifer, der sich von der Seeseite her näherte, waren sie ausgeliefert.

      Darum hatte Ribault es vorgezogen, die Verfolger abzulenken. Und wenn er selbst dabei draufging – die „Vengeur“ durfte nicht entdeckt und aufgebracht werden! Mit verbissener Miene rappelte er sich wieder auf. Carlos war ebenfalls auf den Beinen, geduckt setzten sie ihre Flucht fort.

      Aber die Stimmen der Gegner ertönten immer dichter hinter ihren Rücken. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dann waren sie umzingelt und mußten sich ergeben. Ribault bedeutete dem Spanier durch Handzeichen, was er zu tun gedachte, und Carlos begriff.

      Sie hielten nach einem passenden Versteck Ausschau und fanden es – ein dichtes Bärlappgestrüpp, unter das sie krochen und sich verbargen. Von dort spähten sie in die Richtung, aus der der Feind anrückte und jeden Moment aus dem Dickicht auftauchen mußte.

      Angriff ist die beste Verteidigung, sagte sich Ribault grimmig. Er wußte, was er riskierte, aber er dachte nicht länger darüber nach. Daß Carlos an seiner Seite blieb und keine Fragen stellte, war ihm hoch anzurechnen. Es bewies, daß der Spanier nicht nur eine gehörige Portion Schneid und Courage hatte, sondern auch an seinen Prinzipien von Kameradschaft und Verbundenheit festhielt. Ribault und die Männer der „Vengeur III.“ hatten ihn gerettet, sie waren seine Freunde. Für Ribault hätte er sich den Kopf abschlagen lassen.

      So waren die Ereignisse vor der Insel Gran Cayman für Carlos Rivero zu einem einschneidenden Erlebnis in seinem Dasein geworden. Die Black Queen hatte ihn an einen Felsen binden lassen, sein Schicksal war bereits besiegelt gewesen. Im letzten Augenblick waren aber Jean Ribault und dessen Männer aufgetaucht.

      Längst hatte Carlos dem alten Pakt mit den Meuterern von der spanischen Kriegs-Galeone „Aguila“ abgeschworen. Die blutrünstigen Ziele, die sich Jaime Cerrana und die anderen gesetzt hatten, waren nicht seine Sache. Die Meuterer hatten sich mit der Black Queen und Caligula verbündet – er, Carlos, kämpfte mit Jean Ribault gegen sie.

      Die Lage hatte sich zugespitzt. Die Queen war in El Triunfo, das von spanischen Galeonen aus Cartagena angegriffen werden sollte. Irgendwo mußten die „Caribian Queen“ und die „Aguila“ ankern, und die Queen war mit dem Bürgermeister Willem Tomdijk dorthin unterwegs.

      Tomdijk war dieser Freibeuterin bereitwillig ins Netz gegangen. Sie brauchte Männer, viele Männer, eine entschlossene und wehrhafte Gefolgschaft, denn nur so konnte sie die Oberhand in der Karibik gewinnen und den Seewolf besiegen. Dies schwebte ihr vor, und sie tat alles, um das zu verwirklichen.

      Wenn Morrison und seine Leute Ribault und den Spanier auslieferten, war es um die beiden geschehen. Die Black Queen würde nichts unversucht lassen, sie zu töten. Sie haßte sie, wie sie alle Männer und Frauen der Schlangen-Insel haßte, von Philip Hasard Killigrew bis zu Arkana.

      Ribault griff nach Carlos Riveros Arm. Da, jetzt waren sie ihnen ganz nahe! Es raschelte und prasselte im Dickicht. Zum Greifen nah stürzte ein Mann an ihrem Versteck vorbei. Es war Morrison, aber er schien sie nicht entdeckt zu haben. Mit einem Fluch hastete er weiter.

      Noch ein Verfolger arbeitete sich an den beiden Männern vorbei, die reglos und ohne auch nur den geringsten Laut von sich zu geben, dakauerten. Carlos hätte nur den rechten Fuß ein wenig auszustrecken brauchen, und der Kerl wäre darüber gestolpert.

      Aber noch hielt Ribault seinen Gefährten zurück. Der richtige Augenblick für sie kam, als der dritte Gegner erschien. Es war Hinkle, der Schwerhörige. Immer noch benommen und leicht verwirrt von dem unfreiwilligen Bad in der Hafenbucht, taumelte er mitten zwischen Ribault und den Spanier.

      Ribault sprang auf, seine rechte Faust zuckte hoch. Hinkle hörte die Geräusche vor sich erst, als es zu spät war, und auch seine Reaktion auf die gedankenschnelle Bewegung des Franzosen erfolgte zu spät. Die Faust traf seine Kinnlade, er flog ein Stück zurück und fiel auf den Rücken,

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