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See rauscht.“

      „Busen meinst du.“

      „Ja, zwei Stück natürlich.“

      „Genügt nicht ein Busen?“

      Die umstehenden Kerle begannen bereits zu wiehern wie die Hengste.

      „Na ja, einen nebeneinander“, sagte O’Flynn, „genaugenommen also zwei einzelne.“

      „Hatte die auf der ‚Empress‘ nicht drei?“

      „Zwei“, sagte Old O’Flynn. „Ich habe sie persönlich abgeschrubbt, weil unser Moses noch zu jung dafür war. Das weiß ich genau.“

      „Alles nach deinen Wünschen“, sagte Ramsgate. „Und nun troll dich, damit wir endlich weiterarbeiten können. Die Galionsfigur werde ich persönlich schnitzen.“

      Das unmerkliche Grinsen in Ramsgates Gesicht entging dem granitharten Alten ebenfalls wieder. Er sah sich noch einmal an Bord um und verschwand wieder. Schließlich sollte das Schiffchen ja bald fertig werden.

      So war das gewesen, nach Donegals Heimkehr von der Amerika-Reise.

      Jetzt hatte das Ding endlich drei Masten, und unter einem Segelleinen befand sich, den Blicken aller verborgen, die Galionsfigur.

      Old O’Flynn, der an diesem Morgen daran vorbeistrich, hätte zu gern mal einen Blick riskiert, hier und da ein bißchen gezupft und nachgeschaut, wie die Lady denn aussah. Aber es gab da eine alte Binsenweisheit, nach der man das nicht tun durfte, sollte das Schiff nicht auf ewig vom Pech verfolgt werden. Da Old O’Flynn aber ein vom Aberglauben und seltsamen Sprüchen geplagter Mensch war, hütete er sich davor, das Unheil herbeizulocken. Bis zum Stapellauf würde er noch warten müssen. Außerdem wollte er ja nicht gleich auf der ersten Reise mit dem Schiff abblubbern, nur wegen der Galionsfigur und so.

      Die „Empress of Sea“, die schon lange im Kopf des kauzigen Old O’Flynn herumspukte, war das eine Hirngespinst, wie die Arwenacks damals versichert hatten. Eine idiotische Idee war das, yes, Sir, so dachten sie alle.

      Heute war das anders, heute sah das jeder in einem ganz anderen Licht. So ein Schiffchen war nicht zu verachten, es konnte ihnen allen vorzügliche Dienste im Pendelverkehr von der Schlangen-Insel nach Tortuga leisten.

      Soweit war alles gut. Old O’Flynn hatte aber auch noch einen anderen Tick. Das war Tick Nummer zwei. Schon vor langem hatte er erklärt, daß auf der Schlangen-Insel eine Kneipe fehle, eine richtige Pinte, hochgezogen am Beispiel der „Bloody Mary“ in Plymouth. Da war immer was los, da wackelten die Wände, da flogen Fässer durch die Gegend, und da wackelte nicht nur der dicke Plymson mit den Ohren, da wackelte mitunter der ganze Hafen.

      Und was wackelt hier? hatte Donegal gründlich überlegt. Hier wackelten höchstens mal die Haie mit den Flossen, oder die Palmen wackelten bei Sturm ein bißchen.

      Hier mußte auch was wackeln, und zwar kräftig. So hatte Old O’Flynn nicht nur beschlossen, die „Empress“ von Ramsgate nachbauen zu lassen, sondern weiterhin hartnäckig mit dem Gedanken gespielt, eine feine Spelunke auf der Schlangen-Insel zu errichten.

      Daß die Arwenacks auch darüber – über diese wirklich grandiose Idee – nur Hohn und Spott gegossen und ihn ausgelacht hatten, ließ den Alten kalt wie Gletschereis. Er hatte sich schon im Geist ein paar Namen notiert, wer alles mit Kneipenverbot belegt werden sollte, wenn die Pinte erst einmal stand. Carberry hatte er schon damit gedroht, aber der wiederum hatte eiskalt geschworen, Old O’Flynn könne ihn mal, und er werde schon mal ein bißchen an den Wänden wackeln und unter den Dielen nachsehen und so weiter, vorausgesetzt, der Laden wäre endlich fertig und Old O’Flynn hielte sein Verbot aufrecht.

      Die Idee mit der Kneipe schlug jedenfalls voll ein. Plötzlich waren die Kerle alle total begeistert.

      Hm, dachte der Alte, Ideen muß man haben, frischer Wind muß wehen, die müden Knochen müssen hochgepurrt werden. Von wegen Tick und so. Die Kerle würden bei ihm Schlange stehen und ihn um Bier anbetteln, das er zusammen mit anderen harten Sachen in Tortuga einkaufen wollte.

      Die zwei Ticks des alten O’Flynn waren also abgehakt und zählten nicht mehr als solche. Man betrachtete sie wohlwollend als gute Einfälle.

      Aber da war noch etwas: Tick drei nämlich, und schon waren die hellhörigen Kerle wieder mißtrauisch geworden. Später, das wußte das salzwassergetränkte Rauhbein mit Sicherheit, würden sie ihn wieder über den grünen Klee loben.

      Eine Kneipe war ja gut und schön. Sie verursachte aber auch viel Arbeit, und die war bei dem Durst der Kerle und dem Hunger von einigen verfressenen Arwenacks kaum allein zu bewältigen.

      Es fehlte also eine Beschließerin, eine Wirtschafterin, die nicht nur die Kerle mit Bier und Schnaps erfreute. Nein, sie mußte schon etwas schnuckelig sein, Format haben, deftigen Spaß verstehen und – na ja, eben auch was fürs Herz und so. Eine Lebensgefährtin, wie Old O’Flynn den Faden gründlich spann.

      Das würde zwar bei Hasard, Dan und einigen anderen auf Unverständnis oder Probleme stoßen, aber Probleme waren dazu da, daß man sie überwand. Man wird ja schließlich auch nicht jünger, dachte der Alte, und das Wasser vom Jungbrunnen war auf die Dauer auch nichts für Herz und Gemüt.

      Old O’Flynn fühlte sich an diesem Morgen frisch und verbraucht. Seine Laune war zwar nicht die beste, denn bisher hatte noch keiner seiner Pläne endgültige Gestalt angenommen, selbst die „Empress“ war ja noch nicht ganz fertig.

      Der Alte ging weiter, blieb aber in beachtlicher Entfernung der Werft stehen und sah hinüber. Sein Herz hüpfte bereits vor Freude, als er den Prachtbau auf Slip liegen sah.

      Der alte Segelmacher Will Thorne war damit beschäftigt, bereits die Segel für die Karavelle zuzuschneiden und zu nähen, während der Bruder Bens, Roger Brighton, als Takelmeister damit beschäftigt war, das Schiffchen aufzuriggen.

      Leise kichernd rieb sich Old O’Flynn die Hände und verzog sein Gesicht zu einem Gebilde aus Runzeln und Falten. Absichtlich ließ er sich auf der Werft nicht blicken, denn Ramsgate hatte ihn mit einer weiteren Weisheit, die natürlich vorn und hinten nicht stimmte, davon abgehalten, ständig an Bord des Neubaues anwesend zu sein. Das bringe Unglück, hatte er gesagt, wenn der Eigner schon vor der Fertigstellung dauernd herumschnüffeln würde. Das würde fast so viel Pech bedeuten wie das heimliche Glotzen nach der Galionsfigur.

      So hatten die Männer auf der Werft ihre Ruhe und brauchten sich nicht das ständige Labern des Alten anzuhören. Und O’Flynn war ebenfalls zufrieden, denn nun würde das Schiff ja wohl vom Glück nur so begünstigt sein. Daß sie ihn auf die clevere Art abserviert hatten, kam ihm nicht in den Sinn.

      Jetzt wollte O’Flynn in die Felsen entern, um nach einem günstigen Standort für die Kneipe Ausschau zu halten.

      Der Schiffszimmermann Ferris Tucker lief ihm über den Weg. Auch er half bei Ramsgate mit, die „Empress“ fertig zu bauen, und war mit allerlei Arbeiten beschäftigt.

      Donegal war so in seine Gedanken versunken, daß er heftig zusammenzuckte, als Ferris ihn ansprach.

      „Wo willst du denn hin, old Man?“

      „Old Man?“ Im Nu war der Alte gereizt. „Du spinnst wohl, du rothaariger Stiesel. Was heißt hier old Man? Ich bin gerade ein paar Tage älter und vernünftiger als du. Wenn ich das noch mal höre, dann kannst du dein Bier künftig in Tortuga saufen, aber nicht in meiner Kneipe. Du bist schon der vierte, den ich auf der Latte habe.“

      „Nun reg dich mal nicht auf, young Man“, sagte Ferris.

      „Young Man ist erst recht eine Beleidigung!“ rief O’Flynn. „Das hört sich provozierend an, weil ich nicht mehr der Jüngste bin. Aber auch nicht der Älteste.“

      „Dann einigen wir uns doch auf middle Man“, sagte Ferris anzüglich.

      „Denk an das Bier“, drohte O’Flynn. „Es ist nicht schön, draußen vor der Kneipe zu stehen, wenn die anderen saufen. Du und der Profos, ihr werdet das sonst noch bereuen. Ich bin nämlich auf dem Weg

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