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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-673-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

      1.

      Ein neuer Tag brach an, als die Galeone des Burke-Clans an der Kaimauer vertäute. Nebelschwaden hingen tief über dem Brackwasser und den Hafenanlagen an der Mündung des River Corrib. Barsche Kommandos störten die Ruhe der noch nicht erwachten Stadt. Die Dächer, die Türen und die Zinnen der Stadtmauer zeichneten sich nur verschwommen im bleigrauen Dunst der frühen Stunde ab.

      Dann, als die letzten Befehle verklungen und die letzten Handgriffe erledigt waren, wurden die Gefangenen von Bord geführt. Das Klirren der Ketten begleitete jeden ihrer Schritte. Kein Wort wurde gewechselt, und auch die Bewacher waren schweigsam. Ihre Brustpanzer und Helme schimmerten matt im trüben Licht des beginnenden Tages, die stolze Haltung der Männer zeigte, daß sie in dieser Stadt keinen Widerspruch gewohnt waren.

      Philip Hasard Killigrew und seine Männer fühlten sich indessen wie der Mittelpunkt eines Trauerzuges. Es war eine niederschmetternde Art und Weise, in jene Stadt zurückzukehren, die sie eigentlich nur als eine Zwischenstation auf ihrem Heimweg nach England betrachtet hatten. Jetzt aber sah es verteufelt danach aus, daß ihre Reise ausgerechnet hier endete, unwürdiger und elender, als sie begonnen hatte.

      Philip Hasard Killigrew, den man auf allen Weltmeeren den Seewolf nannte, fühlte sich so hundsmiserabel wie selten zuvor in seinem Leben. Das lag weiß Gott nicht allein daran, daß er nur noch von einem kleinen Häuflein seiner einst schlagkräftigen Crew umgeben war. Nein, der Anfang dieser Reise war zugleich das Ende gewesen. Das Ende der „Isabella VIII.“, die sie in Ägypten hatten aufgeben müssen.

      Wenn überhaupt, so vermochte sich der Seewolf nur damit zu trösten, daß er wenigstens seine Söhne bei sich hatte. Aber auch den beiden Jungen hatten Burkes Söldner Ketten angelegt. Sobald Hasard nur den Kopf wandte und die Zwillinge mit diesen schweren Ketten an den Hand- und Fußgelenken sah, begann die Wut wie eine lodernde Flamme in ihm zu brennen.

      Mit gesenkten Häuptern schlurften sie über die feuchten Pflastersteine des Long Walk. Ja, es hatte wahrhaftig den Anschein, als sei jegliches Selbstwertgefühl aus den sonst so unbeugsamen Männern der Seewolf-Crew gewichen.

      Die Kontore und Lagerhäuser der spanischen Kaufleute, die hier am Long Walk, der Kaistraße, ihr Domizil hatten, waren noch mit schweren eichenen Läden und mächtigen Riegelbalken verschlossen. Man fürchtete nächtliche Überfälle. Die irischen Rebellen waren allgegenwärtig.

      Gegen ihre Kleinkriegstaktik „Hit and Run“, „Zuschlagen und Davonlaufen“, gab es kein Rezept. Nicht einmal Königin Elisabeth I. und ihr Kriegsminister im fernen London hatten es bislang geschafft, ein solches Rezept zu ersinnen.

      Hier, in Irland, brüsteten sie sich damit – jene rauhbeinigen Gesellen, die immer dann auftauchten, wenn man sie am allerwenigsten erwartete. Nach Mord und Brand verschwanden sie hohnlachend und schwelgten darin, daß die englische Lissy zwar eine spanische Armada hatte besiegen können, niemals aber das todesmutige kleine Volk der Iren ausrotten würde.

      Der Zug der Gefangenen und ihrer Bewacher passierte die an der Kaimauer vertäuten Schiffe, die überwiegend aus Spanien stammten. Inmitten des Kräftespiels der großen Weltmächte übte diese Hafenstadt eine Rolle aus, die auf den ersten Blick seltsam erschien.

      Galway, die Perle West-Irlands.

      Die Bewohner dieser Stadt waren stolz auf ihren Reichtum, den sie als erfolgreiche Handelsleute erworben hatten. Mit spanischen Comerciantes aufs engste verbunden, waren sie von den Engländern nicht abhängig. Und als Nachfahren normannischer Eroberer hatten die Leute von Galway auch mit den Iren nichts im Sinn.

      Philip Hasard Killigrew und seine Männer hatten schon zu spüren gekriegt, zu welchen Auswüchsen das uneingeschränkte Machtgefühl der Galway-Pfeffersäcke führte.

      Vor den Gefangenen schälte sich die reichverzierte Heckgalerie der „Rosa de los Vientos“ aus dem morgendlichen Dunst. Gedämpfte Stimmen waren von Bord der spanischen Galeone zu hören. Kurz darauf war es wieder still, bedrückend still. Der Seewolf, Dan O’Flynn, Big Old Shane und die anderen blickten auf. Bitterkeit erfüllte sie.

      Kapitän Juan Bernardo Orosco und Aurelio Vergara, sein Erster Offizier, waren an das Steuerbordschanzkleid der „Rosa“ geeilt, fraglos von den Bordwachen alarmiert, die hinter ihnen in der gleichen Fassungslosigkeit verharrten wie ihre Vorgesetzten. Die Gesichter von Orosco und Vergara waren wie aus Stein gemeißelt. Schweigend starrten sie herüber, wußten sie doch, daß es jetzt keine Hilfe mehr gab.

      Philip Hasard Killigrew gelang ein mattes Lächeln, und er nickte den Spaniern zu, diesen aufrechten Männern, die mehr für ihn getan hatten, als er ihnen jemals danken konnte. Kapitän Orosco hatte dem Seewolf und seinen Gefährten die Überfahrt von Spanien ermöglicht, und er hatte ihnen auch dann noch geholfen, als es in Galway unvorhergesehenen Verdruß gegeben hatte.

      Jetzt aber war die Flucht aus dieser Stadt endgültig gescheitert. Orosco, der schlanke blonde Mann aus Katalanien, war aus dem Schlaf hochgeschreckt, ebenso wie Vergara, der schwarzhaarige Andalusier.

      Beide hatten nur flüchtig ein Wams übergestreift und sahen verstört und ratlos aus. Sie wußten, daß sie nichts mehr für den Seewolf und seine Männer tun konnten, wollten sie sich nicht selbst in unüberwindbare Schwierigkeiten bringen.

      „Ja, seht sie euch nur an!“ rief Norman Stephens, der Kommandant der Söldner-Truppe. „Und seid froh, daß ihr nicht mit ihnen in den Kerker marschiert! Gnade euch Gott, wenn wir euch doch noch konspiratives Verhalten nachweisen. Dann nutzen euch die ganzen guten Handelsbeziehungen nichts mehr.“

      Orosco und Vergara antworteten nicht. Es hatte keinen Sinn. Beschwerde beim Magistrat von Galway konnten sie nicht einlegen. Denn George Darren Burke war der Vorsitzende des Magistrats und Oberbefehlshaber der Söldnertruppe in einer Person.

      Ohne Frage hatte die Entwicklung der Dinge jetzt einen Punkt erreicht, an dem Burke seine kaufmännischen Interessen nicht mehr in den Vordergrund aller Überlegungen stellte.

      „Weiter!“ brüllte Stephens. „Los, los, bewegt die faulen Knochen!“

      Der Gefangenenzug, der nur einen Moment ins Stocken geraten war, näherte sich dem Spanish Arch, jenem Torbogen in der Stadtmauer, durch den der Long Walk auf den Platz mündete, der Spanish Parade genannt wurde. Hier pflegten die spanischen Kaufleute zu flanieren und sich zu Gesprächen unter freiem Himmel zu treffen, wenn sie der trockenen Luft ihrer Kontore und Speicher überdrüssig waren.

      Keine Menschenseele begegnete den Gefangenen und ihren Bewachern auf dem weiteren Weg. Die Schritte hallten hohl von den Mauern der Gebäude zurück, und fast hatte es den Anschein, als hielten die Häuser mitsamt ihren Bewohnern den Atem an. Allzuoft hatte diese Stadt

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