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Seewölfe Paket 15. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 15
Год выпуска 0
isbn 9783954397730
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Saint-Jacques schüttelte den Kopf.
„Sie waren gut“, gab er zu, „aber wir waren zu leichtgläubig. Woher sollten wir auch wissen, daß es keine Handelsfahrer sind? Bevor die Stückpforten hochgezogen wurden, war nichts von Geschützen zu sehen gewesen. Sie konnten uns in aller Ruhe angreifen lassen und dann mit allem, was sie hatten, zurückschlagen. Ich sage dir, Yves, niemand hätte in einem Gefecht mit diesen Engländern besser abgeschnitten als wir.“
Das Gesicht des Piraten glättete sich ein wenig. Es tat ihm gut, daß Saint-Jacques versuchte, ihm sein Selbstbewußtsein zurückzugeben, aber das änderte nichts an der vernichtenden Niederlage, die ihn ein Vermögen gekostet hatte. Er brauchte Monate, vielleicht sogar Jahre, um sich davon wieder zu erholen.
„Die Engländer selbst wußten auch, daß sie ihren Sieg nur der Überraschung zu verdanken hatten“, fuhr Saint-Jacques fort.
„Warum glaubst du das?“ fragte Grammont und wandte sich seinem Kumpan voll zu.
Saint-Jacques starrte auf die dicht behaarte Brust Grammonts, die im Ausschnitt des offenen weißen Hemdes deutlich zu sehen war. Der mächtige, muskelbepackte Oberkörper bebte vor unterdrückter Energie.
„Meinst du nicht, daß sie uns sonst verfolgt hätten, um ihren Triumph voll auszukosten?“ fragte er. „Die ‚Louise‘ war angeschlagen, und ich hatte eine Menge Verluste an Leuten hinnehmen müssen. Dennoch haben sie nicht gewagt, uns zu jagen, weil sie wußten, daß sie diesmal die Überraschung nicht auf ihrer Seite hatten.“
Saint-Jacques wußte selbst, daß seine Theorie auf ziemlich wackligen Füßen stand. Er hatte selbst während ihrer Flucht schon darüber nachgedacht, was das Auftauchen dieser beiden getarnten englischen Schiffe zu bedeuten hatte. Irgendeine Absicht steckte dahinter, und wenn es bisher auch noch niemand ausgesprochen hatte, so war Saint-Jacques fast sicher, daß Grammont mit seinen vier Schiffen in eine Falle gelaufen war, die die Engländer ihm gestellt hatten.
„Was hatten sie in der Bucht von Sillon de Talbert zu suchen?“ brüllte Grammont. „Was, frage ich dich, Saint-Jacques.
„Sie haben Schutz gesucht.“
Grammont wischte die Bemerkung mit einer wilden Handbewegung vom Tisch.
„Unsinn!“ sagte er scharf. „Sie haben als Köder für uns dagelegen, und wir haben angebissen wie ein dummer Thunfisch!“
Endlich! dachte Saint-Jacques. Er atmete fast auf. Er war so vorsichtig gewesen, irgendeine Vermutung auszusprechen, weil Grammont auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn jemand so tat, als sei er schlauer als er selbst.
„Deshalb die getarnten Stückpforten!“ rief er aus.
„Genau!“ stieß Grammont hervor. „Das hätte dir eigentlich schon viel früher auffallen müssen, Saint-Jacques!“
Saint-Jacques zuckte mit den Schultern.
„Ich frage mich, wer den Köder ausgelegt hat“, sagte er, „wenn es wirklich ein Köder war.“
„Zweifelst du an meinen Worten?“ knurrte Grammont, aber es war mehr eine rhetorische Frage. „Dann hör gut zu!“
Er berichtete Saint-Jacques, was ihm der Spanier, der ihre Waffentransporte von Brest aus organisierte, alles erzählt hatte. Wahrscheinlich kannte er sich in dem schmutzigen Geschäft der Spionage gut aus, und er hatte gehört, daß auch die Engländer nicht untätig gewesen seien und bestimmt schon von den Absichten der Franzosen wußten.
„Du meinst also, daß die beiden Galeonen auf uns gelauert haben, um uns zu vernichten?“ fragte Saint-Jacques heiser.
Yves Grammont nickte grimmig.
„Die Hunde werden sich noch wundern!“ stieß er hervor. „Sie haben uns das erstemal überraschen können, aber ein zweites Mal wird ihnen das nicht gelingen!“
Saint-Jacques schluckte.
„Du willst sie wieder angreifen?“ fragte er.
„Und ob! Der schwarzhaarige Teufel von der ‚Hornet‘ soll meine Degenspitze an seinem Hals spüren. Bevor ich ihn töte, soll er begreifen, was es heißt, sich mit einem französischen Korsaren anzulegen!“
In seinem blauen Auge leuchtete ein wildes Feuer. Saint-Jacques kannte das. In diesen Augenblicken war Grammont gefährlich.
„Wir müssen auch an Servan und Bauduc denken“, sagte er. „Sie werden sich mit ihren überlebenden Männern in der Bucht von Sillon de Talbert gesammelt haben.“
Saint-Jacques duckte sich unter dem scharfen Blick Grammonts.
„Daran habe ich selbst gedacht!“ sagte er scharf, und Saint-Jacques überhörte nicht den Vorwurf in seiner Stimme. „Es gibt also aus zwei verschiedenen Gründen keine aridere Wahl für uns, als zurückzusegeln. Diesmal wird kein Sturm den Engländern Vorteile verschaffen, und sie werden uns nicht mit ihren getarnten Stückpforten hereinlegen!“
Er redete sich richtig in Rage, und Saint-Jacques war froh, als er wieder in dem kleinen Beiboot saß, mit dem seine Männer ihn von der „Coquille“ zur „Louise“ gepullt hatten.
Die Männer der „Louise“ brauchten noch mehr als vier Stunden, um das Deck ihres Schiffes so weit aufzuklaren, daß die Galeone gefechtsbereit war.
Sie gingen ankerauf und liefen mit achterlichem Wind schnelle Fahrt.
Ferris Tucker warf einen fast sehnsüchtigen Blick auf den Esel mit den gemeinen Augen. So holperig das Grautier auch lief, auf ihm zu reiten, war immer noch angenehmer gewesen, als zu Fuß zu laufen. Er mußte sich eine Blase am Hacken gelaufen haben, und jetzt scheuerte der Fußlappen sie wahrscheinlich auf.
Der Esel war mit Waffen bepackt. Was die Piraten damit vorhatten, war Ferris Tucker noch schleierhaft, denn schließlich konnten sie die „Hornet“ und die „Fidelity“ nicht zu Fuß angreifen.
Als der Mann mit dem dunkelroten Hut, den die anderen Le Testu nannten, ein Zeichen gab und die Piraten anhielten, wurde Ferris aufmerksam. Er marschierte ziemlich am Ende der Gruppe, bewacht von fünf schwerbewaffneten Kerlen, die ihn keinen Moment aus den Augen ließen.
Le Testu redete auf die beiden besser gekleideten Piraten ein. Ferris hatte inzwischen mitgekriegt, daß sie die Kapitäne der versenkten Schiffe waren.
Er dachte schon, daß es weitergehen sollte, als zwei seiner Wächter ihn aufforderten, sich niederzulassen. Ferris hatte nichts dagegen. Er war rechtschaffen müde von dem stundenlangen Marsch über felsiges Gelände.
Er sah, wie alle Piraten bis auf die beiden Wächter Le Testu folgten. Der Kerl hatte immer noch Ferris’ Flaschenbombe bei sich. Ferris fragte sich, ob er überhaupt wußte, was er da mit sich herumschleppte. Er zuckte mit den Schultern. Irgendwann würde dieser Le Testu schon merken, was für ein faules Ei er sich da in die Tasche gesteckt hatte.
Bald war von den Piraten nichts mehr zu sehen. Ferris fragte den einen der beiden zurückgebliebenen Wächter, was die anderen vorhätten, aber der hielt ihm nur die Mündung seiner Pistole unter die Nase und knurrte: „Halt’s Maul, Engländer!“
Ferris grinste und ließ sich ins Gras sinken. Nach wenigen Minuten war er eingeschlafen. Er wußte ja, daß er wohlbehütet war.
Le Testu und der Korse Montbars beobachteten das Fischerdorf in der schmalen Bucht schon eine ganze Weile. Sie warteten auf zwei Piraten, die von Servan losgeschickt worden waren, um von einer der hohen Klippen aus nachzusehen, ob die beiden englischen Galeonen immer noch in der Bucht von Sillon de Talbert vor Anker lagen. Servan hatte ihnen seinen Kieker mitgegeben. Damit sollten sie auch Ausschau nach Grammonts „Louise“ und der Karavelle von Saint-Jacques halten.
Le Testu grinste Pierre Servan an.
„Sieben Boote“, sagte er. „Läßt sich damit was anfangen?“
Servan nickte.
„Wir werden