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Nr. 299

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Nr. 300

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

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      1.

      Als Stimmung oder Idylle konnte man das Treiben an Bord der „Pride of Galway“ an diesem Julimorgen nicht bezeichnen.

      Die Seewölfe waren zwar alle wieder glücklich zurückgekehrt und hatten sich unbeschadet wiedergetroffen, doch an der guten Laune fehlte etwas.

      Der Grund dieser gedrückten Stimmung war der auf recht mysteriöse Art und Weise verschwundene Schiffbaumeister Hesekiel Ramsgate, einer der besten Schiffbauer Englands.

      Bei ihm hatten die Arwenacks ihre neue „Isabella IX.“ in Auftrag gegeben, und Ramsgate hatte sie wunschgemäß auf der Werft in Rame Head aufgelegt.

      Jetzt war der alte Ramsgate über Nacht verschwunden, vermutlich war er das Opfer einer Entführung geworden. Darauf deuteten auch die Brandanschläge auf den angefangenen Neubau.

      Philip Hasard Killigrew hatte eine Belohnung von fünfzig Golddublonen für Hinweise auf den mutmaßlich Entführten ausgesetzt – vergebens, wie sich herausgestellt hatte. Selbst der geldgierige Wirt der „Bloody Mary“, Nathaniel Plymson, einschließlich seiner zahlreichen Spitzel, hatte nichts in Erfahrung bringen können.

      So hockte man jetzt auf dem neuen Domizil herum und zermarterte sich das Gehirn, was wohl mit Ramsgate geschehen sein mochte, denn solange er nicht wieder auftauchte, ruhte auch der Weiterbau, und die Arbeit ging nicht voran.

      Auf dieser irischen Galeone kochte jetzt wieder der Kutscher wie in alten Zeiten. Lange genug hatten sie seine Küche vermißt, ebenso wie seine ärztlichen Kenntnisse. Aber statt sich auf das bevorstehende Mittagessen zu freuen, dachten sie an ganz was anderes, nämlich an Ramsgate.

      So war es kein Wunder, wenn sie sich über Kleinigkeiten aufregten oder ärgerten wie beispielsweise jetzt.

      Auf der „Pride of Galway“ gab es Kakerlaken, irische Kakerlaken, versteht sich, denn die Galeone war ein irisches Schiff, mit dem die Gruppe unter Hasard nach Plymouth gesegelt war.

      Diese Kakerlaken nun waren gut und gern so lang wie ein Daumen, häßlich und schnellfüßig, und sie glotzten „triefäugig und mit einer gewissen Bosheit“, wie Matt Davies es nannte. Mit der allergrößten Selbstverständlichkeit hatten sie schon seit langem von der „Pride of Galway“ Besitz ergriffen, und ihr boshafter Blick verhieß nichts anderes, als daß die Mannschaft sich doch, verflucht noch mal, zum Teufel scheren möge, denn das Schiff gehöre ihnen ganz allein, einschließlich seiner Vorräte.

      Sie konnten gegen diese Brut nichts ausrichten, da halfen auch keine Räucherkräuter oder Schwefelstäbchen. Sobald auch nur eins entzündet wurde, verschwand die Armee spurlos, tauchte danach aber wie selbstverständlich wieder auf, ohne nennenswerte Verluste erlitten zu haben.

      Eins dieser boshaften Viecher hatte sich jetzt an Deck verirrt und hockte auf den Planken, wo die Seewölfe es angewidert betrachteten.

      „Ein paar von diesen Triefaugen sind ja ganz gut zu ertragen“, sagte Sam Roskill, „aber das sind entschieden zu viele. Ich glaube, die vermehren sich absichtlich so schnell, um uns zu ärgern. Langsam ekele ich mich vor diesem Mistzeug.“

      Im Halbkreis saßen sie da und starrten auf das Biest, das sich wie selbstverständlich die englische Sonne aufs Kreuz scheinen ließ, obwohl die Kakerlaken eher die Dunkelheit und das Feuchtwarme liebten. Diese hier bildete offensichtlich eine Ausnahme.

      „Und wie biestig sie uns anglotzt“, sagte Matt Davies. „Habe ich ja vorhin schon gesagt: frech, boshaft und triefäugig. Die meint wohl, wir hätten hier nichts zu melden.“

      „Das werden wir ihr gleich zeigen“, sagte Bill, außer den Zwillingen der jüngste Mann an Bord, eben der Rustabout, weil es keine andere Rangbezeichnung für ihn gab.

      Er kniete sich auf die Planken, krümmte den Zeigefinger am Daumen und holte zum Schnippen aus.

      Das triefäugige Biest blieb herausfordernd sitzen. Der Zeigefinger schnellte vor, und die Kakerlake sauste, wie von einer Treibladung getrieben, über das Deck. Sie flog durch das Speigatt, segelte durch die Luft und landete im Wasser. Dort ersoff sie nach kurzer Zeit.

      „Wenigstens können sie nicht schwimmen“, meinte der Profos, der den Vorgang interessiert beobachtet hatte. „Vielleicht sollten wir diesen lausigen Kakerlakenkahn einmal kräftig fluten.“

      Er spuckte mißmutig ins Wasser und schüttelte sich, als er kurz darauf eine zweite Kakerlake entdeckte. Auch sie hockte so selbstverständlich da, als halte sie Ausschau nach der ertrunkenen.

      „Verflucht noch mal!“ brüllte er angeekelt. „Eines Tages setzen diese verdammten Wanzen noch heimlich die Segel und geigen uns nach Irland zurück.“

      Die zweite Kakerlake ging ebenfalls über Bord und soff ab. Danach waren an Deck keine weiteren mehr zu finden.

      Anders jedoch in der Kombüse, wo der Kutscher am Werk war. Weiß der Teufel, aber sobald er einen Sack Mehl zur Seite schob oder nur etwas anhob, da rannten sie aufgescheucht davon, verschwanden in den Ritzen oder flitzten die Wände hoch, um dort ein Versteck zu erreichen. Eine elende Plage war das! Jedesmal mußte er peinlichst genau in den Vorräten nachsehen, ob sich da nicht eins dieser Biester verborgen hielt und später in das zubereitete Essen wanderte. Es war wirklich nicht seine Schuld, wenn das einmal geschah, denn der Kutscher war ein sehr auf Reinlichkeit bedachter Mann. Gegen die irische Kakerlakeninvasion war jedoch auch er machtlos.

      So passierte schließlich das, was die Gemüter an Bord erhitzte und den Profos Edwin Carberry zur Raserei trieb,

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