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würde. Freude über die Rettung wollte sich bei dem Kapitän der gesunkenen „San Jorge“ indessen nicht einstellen.

       2.

      Die Segel der „Caribian Queen“ waren ins Gei gehängt worden. Die Großrah diente mittels entsprechender Taljen als Ladebaum. Auf der längsseits vertäuten Frachtgaleone befand sich kein einziger Spanier mehr. Die Crew der Roten Korsarin hatte das Schiff vom Kielschwein bis zu den Marsen untersucht. Ein lohnendes Objekt. Darin waren sich alle einig.

      In unablässiger Folge wurden Kisten und Truhen aus den offenen Laderaumluken des spanischen Frachtenseglers gehievt, über die Verschanzungen geschwenkt und gleich darauf zügig durch die geöffnete Grätingsluke des Zweideckers gefiert.

      Siri-Tong hatte das Glück gehabt, jene einzige Galeone des Geleitzugs zu erwischen, die mit Gold und Silber und sonstigen Schätzen aus der Neuen Welt vollgestopft war.

      Philip Hasard Killigrew winkte der Gefährtin vom Achterdeck der Karavelle aus zu. Sie erwiderte es und gab ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, daß man noch einige Stunden damit beschäftigt sein werde, die Schätze der Dons aus dem Bauch des spanischen Frachtschiffs zu bergen. Der Seewolf zeigte klar und wandte sich wieder dem Geschehen auf dem eigenen Schiff zu.

      Die erbeutete Dreimastkaravelle „The Golden Hen“ lag um etliche Zoll tiefer im Wasser, als es vor dem Angriff auf den Geleitzug der Fall gewesen war. Eine beträchtliche Menge an Weinfässern und Schwarzpulvervorräten hatten die Arwenacks bereits in den Laderäumen verstaut.

      Jetzt hatten der Kutscher, Mac Pellew und ein halbes Dutzend Helfer alle Hände voll damit zu tun, die geschlachteten drei Schweine nach allen Regeln der Kunst zu verwerten. Die Fleischmengen, die nicht frisch verwertet werden konnten, mußten in Pökelfässer gelegt werden. Die „Kleinteile“ verarbeitete man nach Meinung des Kutschers am besten, indem man eine kräftige Suppe daraus kochte.

      Plymmie hatte sich in den vordersten Winkel der Back verzogen, wo sie hingebungsvoll die Schweinspfote benagte, die die Zwillinge ihr zur Feier des Tages spendiert hatten.

      Mac Pellew schnappte sich einen der Schweinsköpfe, die auf der Arbeitsplatte aus aufgebockten Planken lagen. Mac war im Begriff, sich den rosigen, säuberlich entborsteten Kopf unter den Arm zu klemmen und damit in der Kombüse zu verschwinden. Die Donnerstimme des Profos hielt ihn zurück.

      „Halt, wohin damit; Mister Pellew?“

      Mac, schon vor dem Schott, blieb stehen und drehte sich langsam um.

      „Wüßte nicht, was du mir in meine Aufgaben als Koch reinzureden hättest, Mister Carberry.“

      Das Rammkinn des Profos sackte weg. Er starrte den Griesgrämigen ungläubig blinzelnd an und legte das Messer beiseite, mit dem er gekochten Bauchspeck in handliche Stücke geschnitten hatte.

      „Sag mal, du hast wohl aus Versehen eins von deinen goldenen Eiern gefressen, was, wie? Wenn ich mich erkundige, wo du mit dem Sauschädel hinwillst, dann stelle ich so eine Frage im allgemeinen Interesse der Mannschaft. Ist das klar?“

      „Nein“, entgegnete Mac trotzig. „Und was das mit den Goldeiern zu tun haben soll, kapiere ich erst recht nicht.“

      Die übrigen Männer und selbst der Kutscher mußten sich verstohlen abwenden, um ihr Grinsen nicht zu zeigen. Ed Carberrys Ulk mit den vergoldeten Hühnereiern würde keiner so schnell vergessen. Dadurch, daß sie die Karavelle auf den Namen „The Golden Hen“ getauft hatten, blieb das Ereignis zusätzlich in ständiger Erinnerung. Und Mac, der arme Kerl, wußte noch immer nicht, was wirklich passiert war.

      Das zerklüftete Narbengesicht des Profos blieb unbewegt. Er verschränkte die Arme vor dem mächtigen Brustkasten und setzte eine Miene auf, als hätte er es mit einem armen Sünder zu tun, der noch nicht begriffen hat, welche Art von Untat er begangen haben soll.

      „Die Goldeier, mein lieber Mac“, sagte Carberry freundlich-geduldig, „könnten vielleicht bewirkt haben, daß bei dir im Schädel irgendwas durcheinandergeraten ist. Und dieses Durcheinander ist der Grund dafür, daß du mit dem Schweineschädel losmarschierst. Willst wohl nachsehen, ob die Augen sich in Gold verwandeln, was, wie?“

      Mac Pellew sperrte den Mund auf und holte tief Luft.

      Doch er kam nicht dazu, eine passende Antwort vom Stapel zu lassen. Und die anderen erhielten auch keine Gelegenheit, in das schallende Gelächter auszubrechen, das sie nun kaum noch unterdrücken konnten.

      „Mister Carberry!“ rief der Seewolf. Vom Achterdeck aus hatte er jedes Wort mitverfolgt.

      „Sir?“ Der Profos ruckte herum.

      „Ich halte Gespräche über Vergoldungen und alles, was damit zusammenhängt, nicht für angebracht.“ Ein kaum merkliches Grinsen kerbte sich in Hasards Mundwinkel. „Muß ich mich noch deutlicher ausdrücken?“

      „Nein, Sir, nicht nötig, Sir“, antwortete Ed in militärisch schnarrendem Ton, und unwillkürlich zog er dabei ein wenig den Kopf ein. „Keine Gespräche über Vergoldungen. Verstanden, Sir!“

      „In Ordnung. Und was gibt es an Mister Pellews Schweinskopf auszusetzen?“

      Ed Carberry straffte seine Haltung wieder.

      „Würde gern wissen, Sir, wo er den hinschmeißen will. Auch im Interesse der Crew. Kann nicht sagen, daß mir der Gedanke gefällt, irgendwann plötzlich auf einem Schweinsäuglein rumkauen zu müssen!“

      Einige der Männer schüttelten sich.

      „Mister Pellew!“ rief der Seewolf. „Beantworte die Frage des Profos.“

      „Aye, aye, Sir“, rief Mac und ahmte den schneidigen Tonfall Carberrys nach. „Beantworte Frage wie folgt: Schweinskopf wird zu Schweinskopfsuppe verarbeitet.“

      Diesmal waren es fast alle Männer, die sich schüttelten.

      „Siehst du, Sir!“ rief Ed Carberry in Richtung Achterdeck. „Genau das habe ich befürchtet. Der liebe Mac spinnt. Von den Augen will ich ja gar nicht reden. Aber ich hab’ verdammt keine Lust, auf gekochten Sauzähnen herumzubeißen.“

      Die Männer stießen erschrockene Laute aus.

      Der Kutscher räusperte sich.

      „Sir! Darf ich mir eine Bemerkung dazu erlauben?“

      „Genehmigt!“ erwiderte Hasard mit einem Handzeichen. Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

      „Ich darf die Angelegenheit folgendermaßen klären“, sagte der Kutscher in seiner gestelzten Art. „Die von Mister Pellew angedeutete Prozedur geschieht derart, daß der Schweinskopf zunächst gekocht wird. Anschließend werden die verwertbaren, das heißt eßbaren Teile aus dem Schädel gelöst und der Brühe wieder zugefügt. Das ergibt eine äußerst nahrhafte Suppe, von der man sagt, sie wirke sich überaus förderlich auf gewisse graue Windungen aus.“

      „Kutscher“, sagte der Seewolf warnend, „fang du nicht auch noch an.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte der Kombüsenmann mit Würde, „nehme den letzten Satz zurück, da es sich nur um ein Gerücht handelt.“

      „Also weitermachen“, sagte Hasard mit einem Nicken. „Schweinskopfsuppe ist genehmigt, weil genießbar.“

      Ed Carberry und die anderen konnten sich ein Murren nicht verkneifen, riskierten aber keine Widerworte. Auch Mac Pellew wagte keinen lautstarken Triumph. Nur sein Gesicht strahlte, als er mit dem rosigen Borstenviehkopf in der Kombüse verschwand.

      Hasard wandte sich um. Die „Caribian Queen“ lag inzwischen bereits gut drei Schiffslängen hinter ihnen. Bis man die Boote erreichte, die auf das Ufer des Golfes von San Blas zugepullt wurden, würde es noch eine Weile dauern.

      Don Juan, der sich mit Ben Brighton unterhalten hatte, trat auf ihn zu.

      Der hochgewachsene, schlanke Spanier, der früher

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