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      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-810-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederik

       Im Tor zur Hölle

      Die Kriegsgaleone stieß in den Felsendom vor – das war ihr Untergang

       In den Nachmittagsstunden des 22. Juli 1594 hat der spanische Kampfverband den Hafen von Remedios auf Kuba verlassen – sechs Kriegsgaleonen und drei Kriegskaravellen. Aber noch sechs andere Segler haben sich dem Verband hinzugesellt: schnelle und seetüchtige Schaluppen, armiert mit Drehbassen und besetzt mit Seesoldaten. Capitán Cubera hatte hinzugelernt, denn die sechs Schaluppen sollten ihm als Wachhunde dienen, deren Aufgabe es sein würde, den Verband auf seinem Marsch zur Schlangen-Insel zu umkreisen und abzuschirmen, vor allem in der Nacht. Vielleicht würde es ihnen nun endlich gelingen, den nächtlichen Angreifer zu stellen, der bisher so zäh und erfolgreich zugeschlagen hatte …

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Die Umrisse der Kriegsschiffe waren in der Dunkelheit mehr zu ahnen, als wirklich zu erkennen. Mächtige, drohende Schatten waren es, die der Nordostwind über das Karibische Meer trieb – unaufhaltsam und wie von einem Eigenleben beseelt, das nur den einen unerschütterlichen Willen kannte: Kurs auf die Schlangen-Insel. Tod den blutrünstigen Piraten unter dem Engländer Philip Hasard Killigrew!

      Ja, mit ihren schattenhaften Silhouetten wirkten jene Kriegsgaleonen und Kriegskaravellen wie urwelthafte Wesen, deren ruhiges Dahinrauschen ein trügerisches Bild vermittelte. Von den Schaluppen wie von bissigen Wachhunden abgeschirmt, würden sie sich in Minutenschnelle in Feuer und Eisen speiende Ungeheuer verwandeln. Eine geballte, tödliche Vernichtungskraft würde sich dabei entwickeln, gegen die nur ein fast übermenschliches Maß an Entschlossenheit und Tapferkeit zur Verteidigung ausreichen mochte.

      Don Juan de Alcazar war kein Mann, der sich von düsteren Stimmungen in einen Gedankenwinkel treiben ließ, in dem es keine Klarheit mehr gab. Auch unter den widrigsten Umständen war er ein Mann der Tatkraft und der nüchternen Überlegtheit. Der Seewolf und seine Gefährten hatten dies erkannt, als er noch im feindlichen Lager gestanden hatte. Jetzt aber, da er sich auf die Seite des Bundes der Korsaren geschlagen hatte, war er bereit, die Ziele seiner neugewonnenen Freunde mit aller Kraft zu verfolgen.

      An diesem Abend des 22. Juli Anno 1594 vermochte Don Juan indessen einen Hauch von Unbehagen nicht zu unterdrücken. Sicherlich lag das mehr an der Vorstellung dessen, was den Verteidigern der Schlangen-Insel bevorstand. Würde den Männern um Philip Hasard Killigrew überhaupt genügend Zeit bleiben, um sich auf den unvermeidlichen Großangriff vorzubereiten?

      Und wie sah es mit ihren Chancen aus, im Kampf gegen Capitán Cubera zu bestehen? Don Juan kannte den Verbandsführer. Ein erfahrener Seeoffizier, an dem sich schon mancher Gegner die Zähne ausgebissen hatte. Cubera hatte das Seekriegshandwerk in jenen großen Kämpfen erlernt, die sicher noch in den Geschichtsbüchern späterer Jahrhunderte Erwähnung finden würden. Zweifellos war dieser Mann dem Seewolf ebenbürtig.

      Die Überlegenheit des in Havanna zusammengestellten und später ergänzten Kampfverbandes beruhte jedoch neben seiner Feuerkraft auch auf der Zahl der an Bord befindlichen Seesoldaten und Seeleute. Insgesamt zweitausend Mann mußten es jetzt wieder sein, gegen die der Bund der Korsaren rein zahlenmäßig wie ein Zwerg wirkte. Nur durch Klugheit und geschickte Taktik konnten Killigrew und seine Freunde gegen diese Übermacht vielleicht bestehen.

      Die Ungewißheit war es, die Don Juan in verschiedener Hinsicht plagte. Neben dem Schicksal des Bundes der Korsaren ging es vor allem um die Frage, ob er durch seine Störangriffe auf den Verband für genügend Aufschub gesorgt hatte.

      Und jetzt, da er vom Achterdeck der Schebecke aus in die Dunkelheit spähte, stand im Vordergrund die Frage, ob der Verband den hartnäckigen Fühlungshalter gesichtet hatte. Mit seinem schwarzen Rumpf, dem roten Schanzkleid und den rotweiß gestreiften Lateinersegeln war der Dreimaster zweifellos nur auf geringe Entfernung zu erkennen. Dennoch konnte man nach den jüngsten Ereignissen nicht mehr ganz sicher sein. Cubera war gewarnt und hatte sich auf die Bedrohung aus dem Dunkel eingerichtet.

      Erst in den Nachmittagsstunden dieses zur Neige gehenden Tages hatte Don Juan das Auslaufen des Kampfverbandes aus Remedios beobachtet. Zumindest zu jenem Zeitpunkt konnte er von den Ausgucks des spanischen Verbandes auf keinen Fall bemerkt worden sein. Ankerplatz der Schebecke war die Bucht einer dem Hafenort vorgelagerten Insel gewesen. Dieses Eiland, das zur Gruppe der Cayo-Fragoso-Inseln gehörte, hatte ausgezeichnete Versteckmöglichkeiten geboten.

      Als unschätzbarer Vorteil hatten sich überdies die kurzen Pfahlmasten der Schebecke erwiesen. Unter den überhängenden Zweigen des Uferdickichts war der Dreimaster nahezu unsichtbar gewesen. Auch die Möglichkeit des Riemenantriebs erwies sich in solchen Situationen immer wieder als günstig, denn die Schebecke konnte dadurch in problematischen Gewässern rasch und mühelos verholen.

      Nach den vorangegangenen Ereignissen hatten Don Juan, Ramón Vigil und die anderen voller Spannung darauf gewartet, welche Entscheidungen Cubera treffen würde.

      Noch gemeinsam mit Arne von Manteuffel hatten Don Juan und seine Männer einen weiteren nächtlichen Angriff auf den Verband gefahren, wobei die Ruderanlagen der beiden in Schlußposition segelnden Karavellen beschädigt worden waren. Ausgerechnet hatte es dabei die „Gaviota“ ein zweites Mal getroffen. Dieses Mal allerdings so erheblich, daß die Karavelle – mit einem Notruder versehen – nach Remedios schleichen mußte. Die andere Karavelle hatte es weniger schlimm erwischt. Ihr Ruder war mit Bordmitteln repariert worden.

      Wenn er sich vorstellte, wie Capitán Cubera und seine Offiziere angesichts der rätselhaften Angriffe in Wut geraten waren, konnte sich Don Juan auch jetzt noch eines Lächelns nicht erwehren.

      Er hatte Arne von Manteuffel und Jörgen Bruhn in dem Hafenort La Isabela, nördlich von Sagua la Grande gelegen, abgesetzt. Der Vetter des Seewolfs mußte unbedingt seine Tarnrolle als deutscher Kaufherr in Havanna wieder aufnehmen. In diesem Punkt waren, sich Arne und Don Juan nach kurzer Besprechung einig gewesen.

      Die Schebecke war anschließend der „Gaviota“ nach Remedios gefolgt. Zwei Galeonen, vom Kapitän der Karavelle als Unterstützung für den Kampfverband in Marsch gesetzt, hatten unliebsame Bekanntschaft mit der Feuerkraft und der Wendigkeit des algerischen Dreimasters schließen müssen.

      Don Juan und seine Männer hatten ihnen die Ruderanlagen zerschossen, und die Galeonen hatten sich beim Rammstoß hoffnungslos

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