Скачать книгу

liegenden Spanier aufzusammeln und auf dem Vordeck zu stapeln, wo Gary Andrews und Blakky darauf lauerten, daß sie wieder aufstanden.

      „Sobald sich einer rührt, gibt’s was auf die Hörner“, sagte Gary.

      „Und nicht vergessen, immer dabei Olé zu schreien“, setzte Blacky hinzu.

      Einer der Spanier hatte sich aus den Piratenschuhen befreien können. Er humpelte an Deck herum, hielt sich sein blutendes Ohr fest und schrie laut.

      „Mein Ohr!“ brüllte er und humpelte auf den Profos zu. „Ich hab mein Ohr verloren!“

      Carberry stemmte die mächtigen Arme in die Seite und sah den Kerl gelassen an.

      „Na, und?“ sagte er. „Hier gibt’s sowieso nicht viel zu hören, außer deinem Geschrei. Scheiß auf dein Ohr!“

      „Da war ein goldener Ring drin“, winselte der Mann.

      „Ein Rübenschwein wie du braucht keine goldenen Ringe“, sagte der Profos. „Die sind doch bloß geklaut. Aber du kannst es natürlich suchen. Wahrscheinlich liegt es da draußen im Wasser.“

      Er packte den Spanier mit seinen großen Fäusten, hob ihn hoch, knallte ihn wieder auf die Planken zurück, damit der Schwung besser stimmte und warf ihn dann mit einem gewaltigen Satz über Bord. Dann wischte er sich die Hände an der Hose ab und sah sich um.

      Das Ergebnis war bestürzend, fand er. Da freute man sich auf eine handfeste Keilerei mit diesen lausigen Kanalratten, und jetzt war keiner mehr da.

      Dafür stapelte sich auf dem Vordeck ein netter Berg aus geschlagenen, verprügelten Spaniern, die wehleidig jammerten und nicht mehr auf eigenen Beinen stehen konnten.

      „Das ging viel zu schnell“, sagte der Profos mißmutig zu dem Decksältesten Smoky. „So was muß man genießen und nicht immer gleich wild drauflosdreschen, ihr Egoisten.“

      „Du hast immerhin drei Mann zusammengedroschen“, maulte Smoky. „Da bleibt ja für unsereinen nichts mehr übrig.“

      „Wir haben noch die Landreserve“, sagte der Profos, „die Kerle in dem anderen Boot sind ja leider auch ausgefallen.“

      10.

      Das war tatsächlich der Fall, denn die Dinge hatten sich zur selben Zeit abgespielt, und es ging alles erstaunlich schnell.

      Als das Geschrei schlagartig aus zwanzig Kehlen erfolgte, war der spanische Kapitän wie gelähmt.

      Er verstand nicht, daß seine Leute plötzlich brüllten, als würden sie am Spieß gebraten, zumal ihnen keiner etwas tat.

      Das begriff er einfach nicht, und als er endlich merkte, daß sie in die Falle gegangen waren, da war es für ihn und die restlichen Männer in dem Boot längst zu spät.

      Hasard hatte ja etwas erwartet und wußte, daß die Seewölfe sich keinen Augenblick kampflos geschlagen geben würden, aber das urplötzlich einsetzende Geschrei verwunderte auch ihn.

      Daher nutzten sie den Augenblick.

      Vor Schreck hatten ihre Bewacher die Musketen gesenkt und starrten sprachlos aus offenen Mündern auf die Szene, die da vor ihren entsetzten Augen ablief.

      Hasard schlug hart aus dem Schultergelenk zu und erwischte einen der Spanier, dem die schwere Muskete entglitt. Der Mann riß durch den harten Schlag einen anderen mit um.

      Während der eine über Bord fiel, geriet das kleine Boot ins Schaukeln, und damit hatten die anderen nicht gerechnet, weil alles so schnell ging.

      Dan drehte sich blitzschnell um, hieb dem spanischen Kapitän erst die linke, dann die rechte Faust in den Magen und schlug ihm die Fäuste ins Genick, als er zusammensackte.

      Dan war ein guter, harter und schneller Kämpfer, und er verschenkte nichts. Schon flogen seine Fäuste dem zweiten Spanier an den Schädel, der mit einem Stöhnen zusammenbrach.

      „Hinter dir!“ schrie der Seewolf, der gerade einen weiteren Spanier bediente, der in panischer Angst zurückschlug.

      Eine Sekunde lang war Dan abgelenkt.

      Das genügte dem bulligen Profos, der mit einem Satz über die Ducht flankte und eine der fallengelassenen Musketen von der Gräting ergriff. Er drehte sie um und holte zu einem mörderischen Schlag aus, der Dans Schädel in zwei Teile gespalten hätte.

      Der Warnruf des Seewolfs erfolgte gerade noch rechtzeitig.

      Dan O’Flynn ließ sich blitzschnell zur Seite fallen, und so entging er dem tödlichen Schlag um Haaresbreite.

      Die schwere Muskete sauste nieder und fetzte Holzsplitter aus dem Boot. Der Schlag war mit solcher Wucht geführt, daß der bullige Profos das Gleichgewicht verlor.

      Aber er war wendig und schnell und stand schon wieder auf den Beinen.

      In solchen Situationen hatte Dan O’Flynn, damals noch das Bürschchen genannt, schon immer rot gesehen. Diesmal war die Farbe noch viel greller.

      Er fintete, nahm die Faust zurück und ließ den Profos in die andere rennen, mit der er nicht gerechnet hatte. Dem Profos knallte die Faust auf die breite Nase, und der harte Schlag trieb ihm die Tränen ins Gesicht.

      Er brüllte auf und schlug zurück.

      Dan war eine Idee schneller, und so zischte die Faust wieder dicht an seinem Schädel vorbei, und er spürte noch den Luftzug.

      Dann landete er seinen zweiten Schlag auf der Nase, genau an derselben Stelle. Er war so hart geführt, daß Dan das Gefühl hatte, sein Schultergelenk würde ausgerenkt. Jeden Nerv spürte er im Arm.

      Den Profos warf dieser harte Schlag über Bord. Mit nach hinten geneigtem Schädel flog er ins Wasser, tauchte wieder auf und begann zu paddeln.

      Er hielt auf Land zu und stieß laute Flüche aus.

      Jetzt war nur noch ein einzelner Mann übrig, und als der sah, wie die beiden vermeintlichen Landsleute hier gewütet hatten, erfaßte ihn nackte Angst.

      Nein, hier kämpften Teufel, dachte er. An Bord waren Teufel und hier auf dem Boot befanden sich die Höllenfürsten persönlich, die alles kurz und klein schlugen.

      Noch bevor Hasard sich ihm zuwandte, duckte er sich und sprang freiwillig ins Wasser. Dann schwamm er seinem Profos nach, der immer noch lästerliche Flüche ausstieß.

      „Alles in Ordnung?“ fragte Hasard.

      „Alles in bester Ordnung“, sagte Dan schnaufend. „Und bei dir, Sir?“

      Der Seewolf lächelte, daß seine weißen Zähne blitzten. Er strich sich die schwarzen Haare aus der Stirn und deutete auf die „Isabella“, auf der jetzt das Geschrei verstummt war.

      „Alles klar, Dan. Ich habe nur einen leichten Treffer abgekriegt. Aber den Kerl nehmen wir jetzt mit. Wir werden ihm seine Hinterhältigkeit nachdrücklich austreiben, damit sein Größenwahn in erträglichen Grenzen bleibt.“

      „Und die anderen?“ fragte Dan.

      „Nehmen wir auch mit. Los, pullen wir.“

      Sinona war immer noch bewußtlos. Seine Mundwinkel zuckten und seine Hände bewegten sich, aber er befand sich noch in einer anderen Welt und würde noch eine Weile zur Rückkehr brauchen.

      Als sie an der Bordwand anlegten, nahm Carberry ihnen die bewußtlosen Männer ab und hievte sie hoch. Als auch Sinona oben war, folgten Hasard und Dan.

      „Eine feine Sache, Sir“, sagte der Profos strahlend. „Die Kerle habt ihr schnell erledigt.“

      „Ihr habt euch auch ziemlich beeilt“, erwiderte Hasard. „Weshalb schrien denn die Burschen so entsetzlich? Sind die in brennende Holzkohle getreten?“

      Carberry hob grinsend eine Planke hoch, die mit Nägeln über und über gespickt war.

      „Stammt

Скачать книгу