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mir später vorknöpfen.“

      „Das – das ist nicht Tahiti, Senor Capitan“, murmelte Cerana. „Es muß sich um eine vorgelagerte Insel handeln, aber Tahiti liegt fraglos da vorn, weiter im Süden. Die Berge haben die eigentliche Insel unseren Blicken entzogen.“

      „Wie schön, daß Sie das auch schon gemerkt haben“, sagte Sinona voller Sarkasmus. „Dieser navigatorische Versager wird das von seinem Sold bezahlen, alles, die gesamten Unkosten! Natürlich ist das Land im Süden Tahiti, und auf diesem lausigen Eiland werden wir ganz sicher keine Brotfrucht finden.“

      Er hob das mitgebrachte Spektiv an die Augen und suchte die Strände der Insel ab.

      Alle beide Gruppen waren zu sehen, die unter dem Profos und die andere, die Fusté führte. Nicht mehr lange, und die beiden hatten die Insel umrundet und würden sich begegnen.

      Weitere Hütten der Eingeborenen gab es nicht, nur weiter hinten, direkt auf dem Strand, lag ein kleines Auslegerboot. Die paar Insulaner, die hier hausten, mochten sich irgendwo im Gewirr der Berge versteckt halten. Aber das war Sinona egal, mochte der Teufel die Insulaner holen, sie scherten ihn nicht mehr.

      „Feuern Sie einen Schuß ab!“ befahl er und setzte das Spektiv wieder ans Auge, als sich neben ihm mit lautem Knall eine Pistole entlud.

      Die Soldaten blieben Sekunden später stehen. Wie erstarrte Figuren aus einer Erzählung standen sie da. Dann setzten sie sich in Marsch und gingen den Weg zurück.

      Sinona warf einen letzten, galligen Blick auf das Paradies, das sich tief unter ihm ausbreitete, und schaute zu der anderen Insel hinüber. Sie war höchstens zehn, zwölf Meilen entfernt und breitete sich aus wie Festland.

      Gerade, als er sich endgültig abwenden wollte, sah er das Boot, das von der anderen Seite der Insel ins Wasser geschoben wurde. Es war ein Auslegerboot wie jenes, das am Strand lag. Ein knappes Dutzend Gestalten waren darin zu erkennen, die in auffallender Eile durch die schwache Brandung segelten und Kurs auf Tahiti nahmen.

      „Sie haben uns beobachtet“, murmelte Sinona, „und jetzt treibt die Angst sie voran.“

      Er winkte verächtlich ab. „Weiter, Cerana, diese Insulaner können uns nicht gefährlich werden, sie sind anscheinend nicht einmal mit Speeren bewaffnet.“

      Cerana lächelte überheblich. Nein, dieses knappe Dutzend Insulaner konnte ihnen wirklich nicht gefährlich werden. Was wollten die schon gegen eine Kriegsgaleone der Spanier ausrichten?

      Er folgte Sinona, der bereits mit dem Abstieg begann.

      Unten warteten die anderen, aber Sinona verlor kein Wort darüber, was sie gesehen hatten. Er ließ sammeln und ordnete den Rückmarsch an. Die zwei Ziegen und die Hühner schleppten die Seesoldaten mit sich, ebenfalls die Kokosnüsse von den gefällten Palmen.

      Die beiden anderen Gruppen warteten bereits vor den Booten am Strand.

      Das Gesicht des ersten Offiziers war auffallend bleich, und er schlug die Augen nieder, als Sinona ihn höhnisch musterte.

      „Tahiti, was?“ fragte er sanft.

      Der Erste gab keine Antwort. Er blickte in den Sand und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.

      „Ich frage Sie, ob das hier Tahiti ist, Senor Fusté?“ schrie Sinona wütend.

      „Nein, Senor Capitan“, erwiderte Fusté kleinlaut.

      „Ach! Dann stimmen Ihre Berechnungen also gar nicht. Und ich dachte immer, Sie verstünden etwas von Navigation.“

      Sinona scherte sich nicht darum, daß die Seesoldaten wie Puppen herumstanden und verlegen jedes Wort mithörten.

      Der Anpfiff des Kapitäns seinem ersten Offizier gegenüber war ihnen ausgesprochen peinlich.

      „Ihr Fehler kostet uns mindestens zwei Tage, Senor Fusté“, sagte Sinona kalt. „Ich lasse Ihnen jedoch zwei Möglichkeiten offen, Sie können als Decksmann weiterfahren, oder Sie übernehmen die Unkosten. Dazu zähle ich Proviant und selbstverständlich die Heuer der Besatzung für diese zwei Tage. Das wird die Kriegskasse zu Ihren Ungunsten ein wenig entlasten. Ihre Antwort erwarte ich bis heute abend, Senor.“

      „Jawohl, Senor Capitan.“

      Fusté wußte schon jetzt, daß er sich nicht zum einfachen Decksdienst entscheiden würde. Er hätte bei der gesamten Mannschaft das Gesicht verloren. Andererseits konnte er zwei oder drei Monate ohne Sold fahren, aber er war Sinona trotzdem dankbar, daß der ihm eine dieser beiden Möglichkeiten gelassen hatte.

      Für Sinona war der Fall damit vorerst erledigt.

      „Zurück an Bord!“ befahl er. „Wir gehen sofort ankerauf und segeln die andere Insel an, die richtige diesmal. Ich hoffe, Sie sind in der Lage, uns dort hinzuführen, Senor Fusté“, setzte er höhnisch hinzu.

      3.

      Vor der „Isabella VIII.“ dehnte sich endlos weit das Meer. Darüber stand wie eine Glocke aus blauem Samt der Himmel, von dem heiß die Sonne schien.

      Eine unendlich sanfte Dünung hob und senkte die ranke Dreimastgaleone im gleichen Rhythmus und schaukelte sie ihrem noch fernen Ziel entgegen.

      Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, lief Kurs auf die polynesischen Südsee-Inseln.

      Wenn ihre Berechnungen stimmten, dann lag – noch weit voraus – die Insel Tahiti vor ihnen.

      Die Seewölfe kannten sie nur vom Hörensagen, aus den Berichten anderer, die diese Inselgruppe schon angelaufen hatten. Man hatte Tahiti immer als das Paradies schlechthin beschrieben.

      Hasard beabsichtigte nur, diese herrlich gelegenen Eilande anzulaufen und sich nebenbei nach seltenen Gewürzen umzusehen. Natürlich wollten sie auch Land und Leute kennenlernen, ihren geistigen Horizont erweitern und neue Erkenntnisse sammeln.

      Die Rote Korsarin, Siri-Tong, hatte das Steuer übernommen und den blonden Schweden Stenmark abgelöst. Mit routinierter Sicherheit bewegte sie das Ruder.

      Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, hatte vor ein paar Tagen zusammen mit Smoky das Ruderhaus abgebaut. Es war nicht im eigentlichen Sinne abgebaut, sondern nur „flachgelegt“ worden, und es konnte bei Bedarf mit ein paar Handgriffen wieder aufgebaut werden.

      Aber nach schlechtem Wetter sah es nicht aus, überkommende See war also nicht zu befürchten.

      Der Seewolf stand neben der zarten Halbchinesin und blickte zur Kuhl hinunter. Dort saß auf der Kuhlgräting der alte Segelmacher Will Thorne, der emsig mit Segelnadel und Garn hantierte. Die beiden schwarzhaarigen Zwillinge des Seewolfs, Hasard und Philip, hockten daneben und ließen sich von Thorne immer wieder die Handgriffe zeigen, die der Alte flink und sorgsam ausführte.

      Dazwischen hockte in stiller Eintracht der Schimpanse Arwenack, der genau so interessiert zusah, aber anscheinend wieder etwas im Schilde führte, denn immer wieder schoß seine haarige kleine Pranke vor, um nach dem blitzenden Ding zu greifen.

      Seit sie die kalten Zonen des nördlichen Eismeeres verlassen hatten und wieder im Pazifischen Ozean segelten, fühlte sich der Affe ausgesprochen wohl. Ebenso erging es Sir John, dem Papagei, der lange in der Mannschaftsmesse eingesperrt gewesen war.

      Jetzt saß er oben auf der Rahnock, krächzte laut und umflog die „Isabella“ ab und zu in einem großen Bogen. Hin und wieder stürzte er sich auch mit ausgebreiteten Schwingen wild krächzend an Deck und fing seinen mörderischen Sturzflug erst kurz vor den Planken ab. Dann ging das große Gezeter los.

      „Ein Bild des Friedens“, sagte der Seewolf zu Siri-Tong. „Keiner streitet, es mangelt an nichts, und anscheinend sind alle zufrieden, bis auf Ed Carberry.“

      „Ed sieht aber sehr zufrieden aus“, meinte die Rote Korsarin.

      „Er ist es aber nicht, es ist ihm zu ruhig, es passiert nichts, und das kann der gute Ed nun mal nicht ausstehen. Er fühlt sich dann immer

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