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wurde unruhig, bleckte die Zähne, keckerte und schirmte die Augen mit der Hand ab. Eine solche Ansammlung von Artgenossen hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt.

      Den Männern verschlug es die Sprache, als Hasard sie auf die Versammlung am Strand hinwies. Die Tatsache, daß die Polynesier unbewaffnet und friedfertig warteten, geriet fast zur Bedeutungslosigkeit.

      Der Kiel des Bootes knirschte auf den Sand.

      Sam Roskill, Bob Grey, Luke Morgan und Blacky sprangen ins seichte Uferwasser und zogen die Jolle weiter hinauf. Behende schwangen sich auch die übrigen Mitglieder der Crew aus dem Boot. Zuletzt beförderte Hasard den Schimpansen an Land. Arwenack genoß dabei als einziger den Vorzug, trokkenen Fußes die Insel zu erreichen.

      Männer, Frauen und Kinder waren ehrfürchtig auf die Knie gesunken und hielten die Köpfe gesenkt.

      Charangu saß bewegungslos in seiner Sänfte, und der alte Gibbon-Affe – offenbar das Oberhaupt der ganzen Sippschaft – thronte wieder auf der Rükkenlehne.

      Hasard versuchte, die Zahl der Affen zu schätzen. Es erwies sich jedoch als schwieriges Unterfangen, weil sie teilweise in dichten Gruppen zusammenhockten und sich dabei gegenseitig verdeckten. Alle waren eifrig damit beschäftigt, Früchte und Nüsse zu kauen. Schmatzend und gelangweilt blickten sie den Fremden entgegen. Hasard war aber sicher, daß es mehr als zweihundert Gibbons waren, die diese Insel bevölkerten. Ohne natürliche Feinde mußten sie sich rasend schnell vermehren.

      „Baut euch ein wenig auf“, sagte der Seewolf halblaut, „anständig und zurückhaltend, verstanden!“

      Die Männer folgten der Aufforderung mit mühsam unterdrücktem Grinsen. Drei, vier Schritte weit gingen sie den Strand hinauf, und dann bildeten sie einen lockeren Halbkreis hinter ihrem Kapitän. Die Arme auf den Rücken gelegt, standen sie da und versuchten, möglichst ernsthafte Mienen aufzusetzen.

      Die bedauernswerten Menschen auf dieser Insel hatten es nicht verdient, verlacht zu werden.

      Hasard hob die Hand zu einem freundschaftlichen Gruß, wie er es schon bei der ersten Begegnung mit Charangu auf dem Wasser getan hatte.

      Arwenack entblößte sein mächtiges Gebiß und rollte mit den Augen.

      Hasard wartete gespannt auf die Reaktion des Inders.

      Charangus Miene blieb unbewegt, doch unvermittelt stieß er einen knappen Befehl in der Sprache der Polynesier hervor.

      Eine Gruppe von Mädchen, die ebenso duftig und zart gekleidet waren wie Moana, sprang auf. Leichtfüßig eilten sie zum Strand und streiften die Blumenkränze ab, die sie um den Hals trugen.

      Bevor sie sich den Männern näherten, verneigte sich jedes der Mädchen tief vor Arwenack, der das Geschehen mit fassungslosem Blinzeln verfolgte.

      Dann traten die Mädchen auf die Seewölfe zu, lächelten, verneigten sich wieder und legten ihnen die Blumenkränze um.

      Die Männer wechselten Blicke, aus denen Verlegenheit sprach, und selbst Ed Carberry brachte ausnahmsweise kein Wort über die Lippen.

      Arwenack hielt es nicht länger auf der Schulter des Seewolfs. Mit einem Satz sprang er zu Boden. Um Aufmerksamkeit heischend, trommelte er gegen seine Brust.

      Die schwarzhaarige Schönheit, die im Begriff war, sich Hasard mit einem Blumenkranz zu nähern, wich erschrocken zurück. Ihre Gefährtinnen fielen auf die Knie und wagten es vor lauter Respekt nicht, den Schimpansen anzusehen.

      Ehe das schwarzhaarige Mädchen seinen Schock überwinden konnte, schnellte Arwenack auf sie zu, riß ihr den Blumenkranz aus der Hand und schlang ihn sich selbst um den Hals. Triumphierend hüpfte er vor den Männern der „Isabella“ im Kreis und klatschte sich selbst Beifall.

      Die Seewölfe konnten ihr Lachen nicht mehr zurückhalten.

      Hasard ging auf das schwarzhaarige Mädchen zu, das den Tränen nahe war. Behutsam legte er ihr seine Rechte auf die Schulter und gab ihr mit einigen Zeichen zu verstehen, daß alles in Ordnung sei. Sie blickte ihn aus feuchten Augen an, las in seinem Gesicht wie in einem Buch und wurde ruhiger.

      Wieder ertönte ein Befehl vom Rand des Palmenhains her.

      Sofort sprangen die Mädchen auf und hasteten zurück zu den übrigen Dorfbewohnern.

      Charangu bequemte sich nun höchstpersönlich, den Fremden seinen Gruß zu entbieten. Die Sänftenträger packten auf einen herrischen Wink zu, hoben an und schleppten ihren König mitsamt Ober-Gibbon hinunter zum Strand. Fünf Schritte von Hasard und seinen blumengekränzten Männern entfernt ließen sie die Sänfte zu Boden sinken.

      Würdevoll stand Charangu auf und hob seinerseits die Hand zu jenem Gruß, der Friedfertigkeit signalisierte. Zu einer Begrüßungsansprache kam er jedoch vorläufig nicht.

      Arwenack, der seinen Triumphtanz unterbrochen hatte, stieß plötzlich ein helles Keckern aus, das sich wie Gelächter anhörte. Dieser Eindruck wurde noch dadurch bestärkt, daß er den Kopf heftig auf und ab bewegte und sich den Bauch mit beiden Händen hielt.

      Der weißgesichtige alte Gibbon starrte ihn mit stumpfem Blick an.

      Urplötzlich brach Arwenack sein Keckern ab, schnellte vor und hangelte mit besagter affenartiger Geschwindigkeit auf die freie Seite der Rückenlehne. Dort blieb er sitzen, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte beifallheischend in die Runde.

      Charangu war verdutzt einen Schritt beiseite getreten. Die Sänftenträger hatten sich zu Boden geworfen und starrten den Sand an.

      Der Gibbon Guao bewegte sich in seiner Trägheit noch immer nicht. Lediglich den Oberkörper neigte er mißbilligend von seinem herausfordernden Artgenossen weg. Er musterte Arwenack mit einem Seitenblick, etwa so, wie ein Rassepferd einen zottigen Ackergaul betrachtet hätte.

      Wieder fletschte Arwenack die Zähne. Mit der Rechten zog er einen imaginären Hut vom Kopf. Aus der Bewegung heraus verneigte er sich tief, wie es Sir Philip Hasard Killigrew bei einer Audienz vor der königlichen Lissy nicht vollendeter vermocht hätte.

      Der Ober-Gibbon blinzelte begriffsstutzig. Seine Miene wurde zusehends saurer, und offensichtlich ging ihm der frivole Schimpanse allmählich auf die Nerven.

      Unvermittelt beugte Arwenack sich vor und klopfte ihm freundschaftlich auf die haarige Schulter.

      Guao zuckte zurück, schwang sich mühevoll von der Sitzlehne und landete mit einem dumpfen Laut im Sand. Die Sänftenträger wichen eilfertig beiseite, als sich ihr oberster Gott schwerfällig watschelnd zu seinen Artgenossen zurückzog und sich inmitten der schmatzenden Meute in Pascha-Pose niederließ. Hier schien er sich vor den unangenehmen Späßen des Neuankömmlings sicher zu fühlen.

      Der Schimpanse von der „Isabella“ war im Begriff, ihm zu folgen.

      „Arwenack!“ rief Hasard energisch.

      Schmollend kehrte der Gefährte der Crew an die Seite des Seewolfs zurück.

      Die Insulaner beobachteten es voller Staunen. Ein Gott, der einem Menschen behorchte – das war etwas, was sie nicht fassen konnten. Und umgekehrt mußte dieser riesenhafte Fremde, dem ein Gott gehorchte, selbst einen göttergleichen Status genießen.

      Charangu fand endlich Zeit, zu seiner Rede anzusetzen.

      „Seid mir gegrüßt, Engländer“, sagte er salbungsvoll, und nur der schaurige Akzent störte den Wohlklang seiner Worte. „Ich bedaure es außerordentlich, daß unsere erste Begegnung einen so unangenehmen Beigeschmack hatte. Lassen Sie mich betonen, daß ein Mißverständnis die Ursache gewesen sein muß. Ich bitte Sie, die Gastfreundschaft meines Volkes auf Kahoolawe zu genießen.“ Er verließ seine Sänfte, ging auf den Seewolf zu und reichte ihm die Hand.

      Hasard bemerkte, daß diese Hand, deren Gelenk mit dem Eisenreif bewehrt war, äußerst kraftvoll zuzupacken vermochte. Er blickte dem Inder in die dunklen Augen. Ein unergründliches Feuer glomm in der Tiefe seiner Pupillen. Hasard spürte, daß er vor diesem Mann auf der Hut sein mußte und ihn nicht unterschätzen

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