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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-374-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

      1.

      Ferris Tucker, der hünenhafte Schiffszimmermann der „Isabella VII.“, warf zum wiederholten Mal einen unruhigen, fragenden Blick zum Achterkastell hinüber. Aber es hatte sich nichts verändert – der Seewolf stand immer noch dort. Sein sonnengebräuntes Gesicht wirkte wie versteinert, die Lippen waren zusammengepreßt. Er hatte seine unruhige Wanderung über die Planken des Achterdecks wieder einmal unterbrochen. Ferris Tucker sah, wie sich seine Hände um die Schmuckbalustrade krampften.

      Das ging schon seit Tagen so. Hasard sprach kaum ein Wort, die Männer der Crew gingen ihm aus dem Weg, die Befehle gab Ben Brighton. Die „Isabella VII.“ segelte Kurs England. Noch zwei Tagereisen, und sie würde ihr Ziel, die Hafenstadt Plymouth, anlaufen.

      Carberry, der rauhbeinige Profos der „Isabella“, der aber unter seiner rauhen Schale ein weiches Herz verbarg, hatte sich zu Tucker gesellt. Auch er warf einen nachdenklichen Blick zum Achterkastell hinüber.

      „Hasard gefällt mir nicht, Ferris“, sagte er schließlich und bemühte sich dabei, sein sonst so gewaltiges Organ zu drosseln. „Das geht nun schon seit Tagen so. Angefangen hat es mit dem Tode Buck Buchanans, den dieser verdammte Dreckskerl De Coria vor die Mündung kriegte, als er Hasard hinterrücks erschießen wollte. Und noch schlimmer wurde es, seit dieses Schwein von einem Don dem Vater Hasards von hinten das Messer in den Rücken stieß und der Alte an der Wunde starb. Ich glaube, Hasard hat das nicht verwunden – denn seitdem redet er kaum noch ein Wort, ißt wenig und trinkt hin und wieder ein Quart Rum.“

      Der Profos schüttelte den narbigen Schädel, und in seinen Augen war zum erstenmal, seit Ferris Tucker ihn kannte, so etwas wie Ratlosigkeit und Trauer.

      Aber Carberry hatte recht – an Bord der „Isabella VII.“ herrschte eine gedrückte Stimmung. Je näher sie an England heransegelten, desto verbissener und verkniffener wurden die Gesichter der Männer. Und auch den Grund kannte der Schiffszimmermann gut: Schließlich hatte man sie, als sie mit der „Isabella V.“ nach mehr als drei Jahren zurückgekehrt waren, um der Krone ein ganzes Schiff voller Schätze zu bringen, äußerst unfreundlich empfangen.

      Neben den üblichen Intrigen, die man gegen sie spann, neben der wilden Jagd auf die Schätze in den Laderäumen ihres Schiffes, war es schließlich sogar bis zu jener Schlacht auf der Themse gekommen, in deren Verlauf sich die eigenen Landsleute nicht entblödeteten, auf die „Isabella V.“ mit den Kanonen der Towerbefestigungen zu schießen. Ein Wunder, daß sie das alles lebend und ohne Verluste an Menschenleben überstanden hatten! Nur: Vergessen hatten die Seewölfe diese Behandlung nicht. Und so groß auch die Freude damals gewesen war, endlich wieder nach England zu segeln, endlich die Heimat wiederzusehen – so gemischte Gefühle beherrschten sie jetzt, zwei Tagereisen von England entfernt. Denn jeder Mann an Bord spürte, daß das ganze Theater sofort mit ihrem Einlaufen in Plymouth wieder von vorn beginnen würde.

      Das alles wäre noch zu ertragen gewesen – wenn der Seewolf, ihr Kapitän, noch derjenige gewesen wäre, den sie kannten: der Draufgänger, für den sie sich in Stücke reißen ließen, mit dem sie dem Teufel ein Ohr absegelten oder den Satan auch persönlich aus seiner Hölle holten, wenn der Seewolf das von ihnen verlangt hätte!

      Natürlich wußten alle Männer an Bord, wie sehr den Seewolf der Tod seines so lange und unter so großen Gefahren gesuchten Vaters getroffen hatte. Sie ahnten, daß nicht einmal seine Bärennatur so einfach darüber hinwegkam, aber das änderte trotzdem nichts daran, daß die Stimmung an Bord der „Isabella VII.“, einer kleinen, äußerst schnellen und stark gebauten Karavelle, langsam, aber sicher auf den Nullpunkt sank. Denn groß genug, um sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, war die „Isabella VII.“ ganz im Gegensatz zur „Isabella V.“ auch nicht.

      Carberry sah den Schiffszimmermann an. Der Seewolf hatte inzwischen seine unruhigen Wanderungen auf dem Achterdeck wieder aufgenommen.

      „Hast du schon mit Ben gesprochen, Ferris?“ fragte er, und seine Stimme hatte einen dumpfen Klang.

      Tucker nickte.

      „Hab’s versucht, Ed“, erwiderte er. „Ist aber nichts ’rausgekommen dabei. Ben scheint irgend etwas zu wissen, aber er läßt es nicht ’raus. Den Seewolf bedrückt etwas, aber es ist nicht der Tod seines Vaters allein. Er hat etwas vor, Ed. Und ich gehe jede Wette ein – es betrifft uns alle, die gesamte Crew. Noch ehe es Abend wird, werden wir’s wissen!“

      Ed Carberry warf ihm einen schiefen Blick zu. Dann murmelte er etwas von verdammten Affenärschen, denen man die Haut in Streifen abziehen solle, und verzog sich. Auf der Back gab es Arbeit. Ein Brecher hatte die Blinde erwischt und sie zerfetzt. Will Thorne, der Segelmacher, war schon dabei, eine Ersatzblinde zu nähen, und Carberry beschloß, sich davon zu überzeugen, ob das alles auch mit der nötigen Schnelligkeit geschah. Anderenfalls würde er Will Thorne und seine Männer mal ganz gehörig aufschwänzen, in der richtigen Stimmung war er sowieso dazu.

      Über dem Schiff wölbte sich ein blauer, wolkenloser Himmel. Aus Nordwest blies eine stetige, frische Brise, die Karavelle glitt mit schäumender Bugwelle durch die grüne See. Man schrieb den 15. November 1580, und für diese Jahreszeit war solches Wetter schon fast wie ein kostbares Geschenk der Götter.

      Ed Carberry hatte die Back der „Isabella“ schon fast erreicht, als Ben Brightons Stimme über die Decks dröhnte.

      „Alles klar zum Wenden! An die Brassen mit euch, ihr Lahmärsche, oder der Teufel soll euch alle lotweise holen!“

      Die Männer jagten los. Auch Carberry, der eben noch voller finsterer Vorsätze und fest entschlossen, ja keinen Streit zu vermeiden, gerade auf das Vorkastell der Karavelle entern wollte.

      Die „Isabella“ schwang herum – es war das Werk von nur wenigen Augenblicken. Dann dröhnten abermals Ben Brightons Kommandos über Deck – und die großen Lateinersegel an den langen Gaffelruten begannen zu killen. Das Schiff verlor rasch an Fahrt, und Smoky, der Decksälteste, stieß einen Fluch aus.

      Es war Wahnsinn, das Schiff bei einem solchem Wetter in den Wind zu drehen und zu stoppen.

      Er sandte einen schiefen Blick zum Achterkastell hinüber, aber der Seewolf stand dort, wie festgerammt, die Arme über der Brust verschränkt, und seine eisblauen Augen kontrollierten unerbittlich die Bewegungen der Männer.

      Smoky stieß abermals eine Verwünschung aus, zu mehr blieb ihm auch keine Zeit.

      „Alle Mann auf die Kuhl!“ dröhnte Ben Brightons Stimme abermals auf, und die Männer flitzten los.

      Auf diesen Moment hatten sie seit Tagen gewartet, denn es stand für sie außer Frage, daß der Seewolf ihnen etwas Wichtiges zu sagen hatte, daß sie nun endlich erfahren würden, wie alles weitergehen sollte.

      Die

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