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Seewölfe Paket 8. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 8
Год выпуска 0
isbn 9783954394975
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Ich glaube ja, Senor“, entgegnete Raoul. „Wir haben es gehört, konnten aber nicht sehen, was an Oberdeck vorging.“
„Es hat keinen Sinn, jetzt zum Vorschiff zu laufen“, sagte der Kommandant. „Wir würden dort auf verlorenem Posten kämpfen. Es ist auch für uns nicht ratsam, durch die Luke des unteren Batteriedecks auf das Hauptdeck zu klettern. Man würde uns rechtzeitig bemerken und niederknüppeln. Nein. Wir müssen vielmehr die Hütte um jeden Preis verteidigen, den Gegner niederstrecken und den Hunden, die im Vordeck wüten, in den Rücken fallen.“
Er drehte sich um und hastete zum Niedergang zurück. Ignazio und die fünf Decksleute schlossen sich ihm an.
Im Achterkastell hatten sie gerade wieder den Mittelgang erreicht, da wurde vorn das Schott aufgerissen, das auf die Kuhl hinausführte. Die Gestalt, die do Velho in seinen schlimmsten Träumen heimsuchte und verfolgte, erschien in der rechteckigen Öffnung. Sie füllte sie mit ihren breiten Schultern völlig aus.
Lobo del Mar, nun zu uns, dachte do Velho voll glühendem Haß.
Er blieb stehen. In seinem Rücken verharrten Ignazio, Bixio, Raoul und die drei anderen. Sie verhielten sich mucksmäuschenstill, denn instinktiv begriffen sie, daß der Kommandant die Finsternis im Gang ausnutzen und den Todfeind auf diese Art überrumpeln wollte.
9.
Der Seewolf zügelte seinen Drang, sofort in den Gang des Achterkastells zu stürzen und mit gezücktem Cutlass bis zum Schott von do Velhos Kammer zu stürmen. Bislang hatten sich weder do Velho noch sein Bootsmann Ignazio gezeigt. Aber war es denn möglich, daß sie soviel Zeit brauchten, um sich zu bewaffnen und auf der Bildfläche zu erscheinen?
Nein. Sie wollen dir eine Falle stellen, dachte Hasard.
Er behielt den Cutlass in der rechten Hand, zog mit der linken Hand jedoch seine doppelläufige sächsische Reiterpistole aus dem Waffengurt. Er spannte einen Hahn, duckte sich und rief: „In Deckung, Freunde!“
Er ließ sich fallen, riß gleichzeitig die Pistole hoch und feuerte einen Schuß in die Decke des Ganges ab. Der kurze Feuerblitz genügte, um ihn davon zu überzeugen, daß er keiner Täuschung erlegen war.
Dumpf tönte das Krachen der Pistole durch das Achterdeck. Im Aufzucken des gelblichen Lichtes erhaschte Hasard einen Blick auf zwei Gestalten. Zwar trachteten do Velho und seine Mitstreiter noch, sich gedankenschnell in den Quergang zurückzuziehen. Sie hatten ja allen Grund zu der Annahme, daß der Seewolf direkt auf sie feuern würde.
Aber es gelang nur Bixio, Raoul und den drei anderen Decksleuten, sich noch rechtzeitig in Deckung zu bringen.
Do Velho und sein Bootsmann ließen sich fallen. Der Kommandant hob seine Pistole gegen den Erzfeind und drückte ab. Wieder donnerte ein Schuß, aber die Kugel traf weder Hasard noch einen der anderen Männer der „Isabella“.
Hasard rollte sich von der rechten Seite des Ganges nach links. Die Kugel strich um eine Handspanne über den Platz weg, an dem er eben noch gelegen hatte, raste weiter und pfiff ins Freie, aber Dan, der Profos und Batuti standen längst nicht mehr vor dem Schott, sondern waren nach den Seiten hin ausgewichen. Sie befanden sich in Sicherheit. Die Kugel pfiff durchs offene Schott an ihnen vorbei und bohrte sich, ohne Schaden anzurichten, in den Großmast der „Candia“.
Hasard erhob sich, ehe Ignazio den nächsten Schuß abgeben konnte. Do Velho hatte seine leergeschossene Radschloßpistole mit einer Verwünschung in den Gang geschleudert und packte seinen Degen. Der bullige Bootsmann wollte mit seiner Steinschloßpistole auf den Seewolf anlegen, doch der Kommandant stand ihm dabei im Weg.
Bevor Bixio, Raoul oder einer der drei anderen eingreifen konnten, war Hasard mit drei Sätzen bei ihnen. Er ging aufs Ganze. Sein Cutlass säbelte wie das scharfe Werkzeug eines Schnitters durch den engen Gang, klirrte gegen do Velhos Degen und trieb den Mann, für den dieser harte Angriff doch etwas zu wild und zu schnell ausfiel, tiefer in den Gang.
Ignazio glaubte, seine Chance sei gekommen. Der Kommandant und der Seewolf tänztelten an ihm vorbei, er konnte sie jetzt beide recht gut erkennen, weil seine Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten. Ignazio zielte auf Philip Hasard Killigrews Rücken.
Jetzt oder nie, dachte er, besser, diesen Hund zu töten, denn wir werden es ja doch nie schaffen, ihn lebend bis vor den König zu schaffen, wie der Comandante es ursprünglich vorgehabt hat. Aber ein ohrenbetäubendes Gebrüll war plötzlich hinter ihm.
„Arwenack!“ schrien diese Korsaren, „Arwenack“ mit unvorstellbarer Lautstärke. Eine ganze Kompanie schien das Achterkastell zu stürmen, und doch waren es nur drei.
Dan, Ed und Batuti hatten sich keinen anderen Rat gewußt. Sie hatten gesehen, wie Ignazio sich zu Hasard umgewandt hatte, und versuchten jetzt, den Mann aus Porto durch ihr Geschrei zu irritieren.
Es funktionierte. Ignazio wußte zwar nicht, was dieses „Arwenack“ zu bedeuten hatte, daß es in einer Gegend, die Cornwall hieß, ein Kastell dieses Namens gab und daraus der Kampfruf der Seewölfe entstanden war, aber er fuhr zu den drei Seewölfen herum.
Dan O’Flynn hatte seine Pistole gezückt. Er feuerte über Ignazios Kopf hinweg. Der Mann aus Porto duckte sich, legte auf den jungen Mann an und drückte ebenfalls ab, aber mit unglaublicher Gewandtheit hatte sich der Gegner plötzlich aus dem Schußfeld befördert, Carberry und Batuti warfen sich zu Boden, es war das Klügste, was sie tun konnten, denn besser war es, die Planken zu küssen, als eine heiße Eisenkugel zwischen die Rippen zu empfangen.
Auch diese Kugel traf also nicht, und der portugiesische Bootsmann war es jetzt, der seine Pistole mit einem lästerlichen Fluch in den Gang warf. Er wünschte sich, Dan O’Flynn damit zu treffen, aber dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Dan hatte bereits den Quergang erreicht und focht mit seinem Entermesser gegen Bixio, Raoul und die drei anderen Decksmänner an.
Batuti rappelte sich wieder auf und wollte auf Ignazio losgehen, aber da schob sich Edwin Carberrys breites Kreuz in Batutis Blickfeld. Wutschnaubend knallte der Profos die Klinge seines Schiffshauers auf Ignazios Säbel. Batuti rückte nach links und unterstützte Dan O’Flynn im Kampf gegen die übrigen fünf Portugiesen.
Hasard gab sich keine Blöße und ließ do Velho keine Chance, in dem nun beginnenden Duell die Initiative zu übernehmen. Do Velho war in die Defensive getrieben worden, er konnte sich bei aller Fechtkunst keinen Vorteil verschaffen.
So konnte er nichts dagegen unternehmen, daß der Seewolf ihn bis zur Kammer ganz achtern im Kastell drängte. Do Velho hatte genug damit zu tun, jede Parade abzuwehren, die auf ihn zuwirbelte. Es war erstaunlich, wie gut der Seewolf sich im Dunkeln zurechtfand. Er brachte Lucio do Velho mehrfach in lebensgefährliche Situationen. Links und rechts surrte der Cutlass an do Velho vorbei, mal drohte er ihm in die rechte Schulter zu hacken, mal seinen Kopf zu treffen, mal seine Brust. Der Portugiese indes vermochte keinen einzigen Ausfall aufzubauen.
Er hatte keinen Zweifel daran, daß der Seewolf ihn jetzt töten wollte. Aus war es mit der Nachsicht Killigrews, er war schon seinerzeit in der Walfisch-Bucht zu sanft mit dem Erzfeind umgesprungen. Die Situation ähnelte jenem Kampf vor der Küste des Buschmann-Landes, aber der Ausgang schien diesmal kompromißlos zu sein.
Damals! Carberry, Blacky und die zwölf anderen Männer der „Isabella“ hatten sich aus der Gewalt der Buschmänner befreien können, nachdem do Velho und Ignazio, die durch eine List Hasard überwältigt und als Geisel genommen hatten, den „überflüssigen Ballast“ einfach ausgesetzt hatten. Damals – als die „Santa Monica“ unter dem Kommando der Meuterer die „Isabella“ in der Bucht zu beschießen begonnen hatte, hatten Carberry und sein Trupp ihr Schiff schwimmend erreicht, es von achtern geentert und Lucio do Velho und den Mann aus Porto in einem Blitzangriff besiegt.
Von zwei Seiten hatten sie sich ins Ruderhaus geworfen. Der Profos hatte mit einem von den Buschmännern erbeuteten Messer zugestochen, ehe do Velho sich den