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warum könnt ihr euch nicht klar und deutlich ausdrücken?“

      „Ist was nicht in Ordnung?“ fragte hinter Carberrys Rücken Hasard junior.

      „Er spielt mit dem Stein der Weisen“, brummelte der Profos.

      „Achtung“, sagte Ribault. „Ich habe den Ausgang gefunden. Bitte weitergeben.“

      Carberry dreht sich halb um und erkannte ganz schwach die Gestalten der Zwillinge. „Herhören! Jean hat den Ausgang entdeckt. Meldet das eurem Vater und den anderen.“

      Die Zwillinge krochen davon und suchten den Seewolf, Smoky und Fred Finley auf, die nach wie vor den Posten im vorderen Höhlenbereich hielten. Philip junior meldete, was der Profos ihnen aufgetragen hatte.

      „Sehr gut“, sagte Hasard. „Aber sie sollen erst einmal abwarten, was sich draußen tut. Vielleicht belagern die Indianer auch bereits das zweite Loch.“

      In diesem Moment war Ribault aber schon ins Freie geschlüpft. Er sicherte nach allen Seiten und glaubte, nicht beobachtet zu werden, da geschah es: Als er sich aufrichtete, ertönte ein Zischen, und ein Pfeil sauste heran. Er versuchte noch, ihm auszuweichen, war aber nicht schnell genug. Der Pfeil traf seinen rechten Oberschenkel und durchbohrte ihn.

      Dann war auch schon ein zweiter Pfeil heran. Geistesgegenwärtig duckte sich der Franzose – trotz der Schmerzen, die er im Bein verspürte – aber wieder erfolgte seine Reaktion zu spät. Der Pfeil sirrte über seinen Kopf weg und zog ihm einen Scheitel über die Haut, wie es auch Smoky passiert war.

      Ein dritter Pfeil raste mit unheimlicher Schnelligkeit heran und streifte seinen linken Arm. Stöhnend sank Ribault zusammen, seine Hände waren um den rechten Oberschenkel gepreßt. Über seine Augen lief Blut von der Kopfwunde, und er konnte plötzlich nichts mehr sehen. Da nutzte es ihm auch nichts, daß er ein paar saftige Flüche ausstieß.

      Alles hatte sich atemberaubend schnell abgespielt. Carberry kroch ebenfalls ins Freie, sah den Franzosen getroffen zu Boden sinken, fluchte laut und hob seine Muskete. Er spannte den Hahn, drückte ab, und krachend brach der Schuß. Die Kugel flog blind in den Verhau und traf keinen der Gegner, denn wieder war niemand zu sehen.

      Carberry warf die Muskete vor den Eingang der Grabstätte, bückte sich nach dem Franzosen und packte seine Arme unter den Achselhöhlen. Er zerrte ihn zurück zum Oval und in den Gang, und er hatte dabei Glück, daß er selbst nicht verletzt wurde, denn schon zischten weitere Pfeile heran.

      Nur um ein Haar entging der Profos den gefiederten Geschossen. Sie prallten gegen die Felsen und auch gegen die Platte, und sie hagelten immer noch, als Ribault in Sicherheit war und Carberry noch einmal die rechte Hand nach draußen schob, um sich seine leergefeuerte Muskete zu angeln.

      „Ihr Höllensöhne!“ fluchte er dabei. „Wenn ich euch erwische, reiße ich euch die Haut in Streifen von euren Affenärschen, aber hübsch langsam, verlaßt euch drauf!“

      Hastig brachte er die Felsplatte in ihre alte Lage zurück. Inzwischen waren die Kameraden heran. Nur Smoky und Finley waren vorn geblieben und bewachten mit den Waffen im Anschlag den Westeingang.

      „So ein verdammter Mist!“ wetterte der Seewolf. „Mann, das mußtest du doch ahnen! Du hast dich wie ein Narr benommen!“

      „Tut mir – wirklich leid“, murmelte Ribault, dann schwanden ihm die Sinne. Er sank in sich zusammen.

      „Ich kümmere mich um ihn“, sagte Pater David. „Laßt mich das erledigen.“

      „Ja, das dürfte wohl das beste sein“, sagte Carberry. „Er hat da einen feinen Pfeil im Bein stecken, Pater, und der kann nur auf die bewährte Art entfernt werden. Aber darin hast du ja schon Übung.“

      „Es war jedenfalls damit zu rechnen, daß die Indianer auch diesen Ausgang kennen“, sagte der Seewolf. Er war ziemlich aufgebracht. „Hölle, Jean hat selbst schuld, daß ihm das passiert ist. Er konnte sich denken, daß die Chimús das Grab umstellen würden.“

      „Aber es ist nun mal passiert“, sagte Pater David. „Es bringt nichts, ihn mit Vorwürfen einzudecken.“

      „Die kann ich ihm nicht ersparen, auch wenn er sie im Moment nicht hört“, sagte Hasard. „Wir haben jetzt einen Trumpf verspielt, den einzigen, den wir hatten. Wir hätten in der Nacht durch den Ostausgang heimlich verschwinden können.“

      „Stimmt“, sagte Carberry. „Aber jetzt wissen die Indianer Bescheid. Die lassen uns nicht raus. Die spicken uns mit ihren verdammten Pfeilen, daß wir bald wie die Stachelschweine aussehen.“

      „Schöne Aussichten“, sagte Karl von Hutten. „Aber ich schätze, daß Ben und die anderen nicht untätig sein werden.“

      „Weißt du, was es bedeutet, wenn sie eingreifen?“ fragte der Seewolf grimmig.

      „Ja. Es gibt ein Gemetzel, denn die Chimús werden nicht zurückweichen.“

      „Sie haben nichts anderes verdient“, sagte Carberry zornig.

      „So darfst du das nicht sehen, Ed“, sagte Hasard. „Wir haben uns das selbst eingebrockt, allerdings unwissend. Sie handeln so, weil wir ihr Heiligtum verletzt haben.“

      „Ach, zum Teufel“, brummte der Profos. „Die sind scharf darauf, uns abzumurksen. Also handeln wir in Notwehr.“

      Die Männer schwiegen verdrossen. Sie stimmten Carberry zu – die Chimús hätten sich wenigstens zu Verhandlungen bereit erklären können. Jetzt gab es zwangsläufig nur noch einen Weg, um eine Wende der Lage herbeizuführen: Gewalt.

      Pater David verarztete Jean Ribault. Wie im Fall von Fred Finley mußte er auch dieses Mal die Pfeilspitze abbrechen, um den Pfeil aus dem rechten Oberschenkel ziehen zu können. Zum Glück war der Franzose bereits ohnmächtig und spürte es nicht.

      Als Pater David sich wieder aufrichtete und den Pfeil fortwarf, sah Hasard ihn an und sagte: „Drei Verletzte. Eine schöne Bescherung.“

      „Und bei allen dreien besteht die Gefahr von Wundbrand“, sagte der Gottesmann mit gedämpfter Stimme.

      „Und wofür das alles? Für nichts – für gar nichts.“ Hasard stieß mit dem Fuß gegen einen Geröllstein, der ihm im Weg lag. Der Stein prallte gegen die Innenwand. „Wenn wir gewußt hätten, daß wir hier auf Gräber stoßen, hätten wir die Finger davongelassen.“

      „Ja, sicher“, sagte Karl von Hutten. „Aber leider ist das den Chimús da draußen nicht klarzumachen. Für die haben wir ganz einfach einen Frevel begangen.“

      „Ich will euch mal was sagen“, entgegnete Carberry. „Meiner Meinung nach ist es überhaupt ein Wunder, daß die Indianer noch nicht über uns hergefallen sind oder einen Sturmangriff unternommen haben.“

      Karl von Hutten schüttelte den Kopf. „Wenn es sich tatsächlich um Nachkommen der Chimús handelt, wie wir annehmen, dann betreten sie die Grabstätte nicht. Dieser Platz ist den Toten geweiht und somit für sie tabu.“

      „Und das gilt auch für den Umkreis rund um den Grabhügel?“ fragte Philip junior.

      „Ja“, erwiderte Karl von Hutten.

      „Nur gilt das leider nicht für ihre Pfeile“, sagte Hasard wütend.

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