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Karibik bestimmt nicht.

      Jetzt antwortete der Hafenkapitän auf das, was ihm der Dicke vorgetragen hatte. Hasard beobachtete, daß das Gesicht des zuhörenden Mehmed Kymet zunehmend wütender wurde und er mehrmals den Kopf schüttelte. Ja, er stampfte sogar mit dem Fuß auf, der Dicke.

      Hasard schaute amüsiert zu. Offenbar konnten sich die beiden nicht einigen.

      „Gibt’s Ärger?“ fragte er dazwischen.

      Mehmed Kymet schnaufte erbittert. „Dieser Idiot will Sie und Ihre ganze Crew in Haft nehmen, bis der Reiter zurück ist! Ich habe ihm gesagt, daß Sie ein solches Ansinnen strikt zurückweisen würden …“

      „Tu ich aber nicht“, unterbrach ihn Hasard grinsend. „Was soll’s! Der beste Beweis, daß wir nicht diejenigen sind, für die er uns hält, ist der, daß wir uns in Haft nehmen lassen. Sagen wir – in eine Art Schutzhaft, das klingt angenehmer. Ihr vernagelter Hafenkapitän möchte sich unbedingt blamieren, und das gönne ich ihm aus vollem Herzen. Vielleicht lernt er daraus, nicht wahr? Und wir haben Gelegenheit, ihn herzlich auszulachen!“

      Der Dicke hatte verblüfft zugehört. Und dann glitt ein breites Grinsen über sein Vollmondgesicht.

      „Sehr gut, Mister Killigrew!“ rief er und klatschte in die Patschhändchen. „Genial! Sie sind ein ausgezeichneter Diplomat, meine Hochachtung! Da fällt mein guter Selim aber echt auf den Bauch!“

      „Der ist auch dick genug, daß es nicht schmerzt“, sagte Hasard trocken.

      Der Dicke kicherte, und Selim Güngör schaute verwirrt drein. Was es hier zu kichern gab, war ihm ein Rätsel.

      „Allerdings stelle ich eine Bedingung“, sagte Hasard, „nämlich die, daß unsere Crew zusammengeführt und gemeinsam untergebracht wird. Außerdem gehört es sich, daß man Schutzhäftlinge mit allem versorgt und sie nicht darben läßt. Ich erinnere daran, daß wir hier Proviant einkaufen wollten, weil wir kaum noch etwas an Bord hatten – auch so ein Nachteil, wenn man von Strolchen ein Schiff übernimmt, von dem man nicht weiß, was seine Proviantlast enthält. Ich erwarte also, daß man uns entsprechend behandelt und verköstigt. Wir haben seit heute mittag nicht mehr gegessen. Bitte sagen Sie das Ihrem Freund.“

      Der Dicke nickte eifrig und übersetzte dem Hafenkapitän Hasards Antworten und Forderungen. Dieses Mal war Selim Güngör einverstanden.

      So geschah es, daß Hasard unter der Bewachung von vier Milizsoldaten und im Beisein des Hafenkapitäns und des dicken Kaufmanns auf den Steg zurückkehrte. Die Mannen auf der Dubas starrten teils verblüfft zu ihrem Kapitän, teils finster zu den Wachsoldaten.

      Hasard baute sich auf dem Steg auf.

      „Hat der Dünger dich vereinnahmt?“ platzte Old Donegal heraus. Dünger? Ach so, ja, so nannte Old Donegal den Hafenkommandanten. Hasard lächelte.

      „Du hast ein Wodkafaß gewonnen, Donegal“, sagte er. „Dein Dünger hat mich vereinnahmt, wenn man das so nennen will.“

      „Ha!“ frohlockte Old Donegal und klopfte sich auf die Brust. „Dann können wir ja gleich einen zwitschern, Leute!“

      Das war Donegal Daniel O’Flynn, der Ältere! Manchmal scharfsinnig – wie im Fall des Igor Samoilow – und dann wieder bar jedes realen Sinnes wie jetzt.

      „Daraus wird nichts, Donegal“, sagte Hasard, „jedenfalls nicht gleich. Wir sind nämlich alle vereinnahmt. Das heißt, wir dürfen uns als Schutzhäftlinge betrachten …“

      Bei den Mannen an Bord entstand erbostes Gemurmel.

      „Gemach, Freunde!“ rief Hasard. „Laßt mich doch erst mal ausreden, bevor ihr zu motzen anfangt. Man hält uns tatsächlich für die Samoilowbande. Aber der Hafenkommandant hat einen berittenen Boten nach Varna geschickt, der feststellen soll, ob wir dort mit den russischen Rabauken aneinandergeraten sind und deren Dubas beschlagnahmt haben. Wir wissen, daß dem so ist. Infolgedessen können wir uns getrost in Schutzhaft begeben, bis der Reiter zurückgekehrt ist und unsere Aussage bestätigt. Wir haben nicht verloren, aber eine Menge gewonnen, denn dann steht der Hafenkapitän in unserer Schuld, die ich dahin ausnutzen will, daß er mir einige Tips geben muß, wie wir ins Mittelmeer gelangen. Er muß es wissen, denn die Türkei grenzt ans Mittelmeer. Im übrigen werde ich ihn ein bißchen zwiebeln, weil er unsere Proviantübernahme verhindert hat. Ich denke, daß ich ihn für die Verwechslung zur Kasse bitten werde. So, das wär’s. Ach ja, euch knurrt sicherlich der Magen wie mir. Man hat mir versichert, daß es uns in Schutzhaft an nichts mangeln soll. Ich bitte euch also darum, nunmehr die Dubas zu verlassen und mir zu folgen. Vergeßt unser Bordgetier nicht. Waffen bleiben zurück, in der Zeit unserer Abwesenheit wird die Dubas von der Miliz bewacht.“

      Die Mannen grinsten und stießen sich an. Das war mal wieder typisch der „Sir“. Er hatte diese verrückte Geschichte friedlich geregelt, und dabei sprang noch etwas heraus.

      So gingen sie einer nach dem anderen von Bord. Batuti führte Arwenack, Old Donegal hatte Plymmie an einer Leine.

      Und Sir John?

      Der brasselte auf der angetoppten Rahrute des Großmastes herum und äugte mißtrauisch nach unten.

      „Sir John!“ rief Pete Ballie nach oben. „Komm runter, wir ziehen aus und um! Na, los doch, du Geier!“

      Sie starrten alle hoch.

      „Quatschkopp!“ schrie Sir John. Es klang ziemlich höhnisch, aber wahrscheinlich bildete man sich das ein.

      „Jetzt geht das Theater wieder los!“ schimpfte Pete. „Dieses Mistvieh!“

      „Steig doch rauf und hol ihn einfach“, schlug Nils Larsen vor.

      „Steig du doch hoch!“ sagte Pete wütend. „Bin ich vielleicht das Kindermädchen von diesem Papageienarsch?“

      Da enterte Blacky auf, bevor das wieder in Streit ausartete, wer Sir John holen sollte.

      Er hatte keinen Erfolg. Als er die Hand ausstreckte und dabei ein bißchen schnalzte und lockte, flog Sir John zur Rahrute des Fockmastes hinüber und stieß Schnatterlaute aus.

      „Scheiße!“ grollte Blacky.

      Nils Larsen grinste breit und sagte: „Eigentlich brauchte man die Rah nur abzufieren!“

      „Sag das doch gleich, du Affe!“ fauchte Pete Ballie.

      „Ist mir aber eben erst eingefallen.“

      Hasard wandte sich an den Dicken. „Bitte lassen Sie die elf Männer holen, darunter auch den Profos, zu dem dieser Papagei gehört. Mein Erster Offizier wird Sie begleiten, damit alles seine Ordnung hat und die Männer nicht rebellieren, was durchaus möglich wäre.“

      Der Dicke nickte, sprach sich mit dem Hafenkapitän ab und zog mit zwei Soldaten und Ben Brighton los.

      Inzwischen versuchten weitere Arwenacks ihr Glück mit Sir John. Sie fierten die vordere Rahrute ab. Als Al Conroy nach dem zeternden Schreihals langen wollte, flatterte der wieder auf die Rahrute vom Großmast. Auch diese wurde abgefiert.

      Sir John regte sich fürchterlich auf und zeigte sich von seiner ordinärsten Seite. Blackys Zugriff entging er durch die Flucht zum Fockmasttopp. Dort stimmte er ein wüstes Gelächter an, mischte es allerdings mit der Aufforderung, „Küüßchen“ zu geben.

      „Dir geb ich was anderes!“ schrie Pete Ballie hoch, legte die klüsengroßen Pranken um den Fockmast und begann ihn wild zu schütteln.

      Oben schwankte Sir John wie auf der Spitze einer sturmgepeitschten Tanne, aber er krallte sich fest, bis ihm die Schaukelei zu bunt wurde. Er flog hinüber zum Topp des Großmastes und krakeelte dort weiter.

      Der Hafenkapitän schaute fasziniert zu, ebenso die Posten. Daß die Kerle, die sich dort an Bord mit dem Papagei beschäftigten, in einer ihnen fremden Sprache – und bestimmt nicht der russischen – herumfluchten, wurde ihnen nicht bewußt. Ebenso nicht, daß der Papagei in derselben Sprache zurückfluchte.

      Als

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