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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-826-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

      Sirenenklänge

      Die Rote Korsarin stellte eine Falle, und die Kerle fielen darauf herein

       Ein dreistes Bubenstück hatte sich der alte John Killigrew geleistet, derart dreist, daß die sehr ehrenwerten Gentlemen auf den vier englischen Kriegsgaleonen zunächst einmal wie vor den Kopf geschlagen waren und vergaßen, irgendwie zu reagieren. Sie hatten die spanische Handelsgaleone „Santa Cruz“ aufgebracht und zerschossen, obwohl der Capitán die Flagge bereits gestrichen hatte. Und dann war Sir John mit seiner „Lady Anne“ bei der „Santa Cruz“ längsseits gegangen, hatte mit Mannschaften und Kapitän kurzen Prozeß gemacht und war beigegangen, Kisten aus der Galeone auf seine Karavelle zu verladen. Und den erlauchten Sir Andrew hatte er als Geisel genommen und war auf und davon gesegelt – mit einer riesigen Ladung Goldbarren …

      Die Hauptpersonen des Romans:

      Sir Andrew Clifford – der erlauchte Earl of Cumberland gerät vom Regen in die Traufe.

      Sir John Killigrew – der alte Gauner und Spitzbube säuft zuviel und denkt dabei an nackte Indianerinnen.

      Charles Stewart – der Kommandant der „Dragon“ möchte gern sein eigenes Süppchen kochen, als er etwas von Gold hört.

      Siri-Tong – die Rote Korsarin weiß ein gutes Mittel, um den Gegner zu betören.

      Philip Hasard Killigrew – ihn packt die kalte Wut, als er erfährt, warum die Engländer in die Karibik gesegelt sind.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Nur noch wenige zerborstene Trümmerteile erinnerten an die spanische Galeone „Santa Cruz“. Die Wellen spielten mit einer zersplitterten Grätingsluke, einer Nagelbank und den zerschmetterten Bestandteilen einer Achterdecksbalustrade.

      Strahlender Sonnenschein lag an diesem Nachmittag des 21. August 1594 über dem nördlichen Ausgang der Florida-Straße. Der Wind wehte aus Südwesten. Den vier englischen Galeonen wäre zweifellos rauschende Fahrt möglich gewesen, wenn nicht besondere Umstände Anlaß gegeben hätten, die Segel zu bergen und Treibanker zu werfen.

      Kapitän George Rooke von der Galeone „Centurion“ blickte mit Schaudern auf die im Wellengang schwappenden Wrackteile. Die Spanier mußten geglaubt haben, blutrünstigen Barbaren in die Hände gefallen zu sein – nicht aber englischen Seeleuten, die sich selbst auf Kaperfahrt noch an gewisse Regeln der Humanität hielten.

      George Rooke enterte als letzter über die Jakobsleiter auf. Er betrat die Decksplanken des Flaggschiffs „Orion“ mit Widerwillen. Lange hatte er gezögert, überhaupt an dieser für ihn nutzlosen Besprechung teilzunehmen.

      Der hochwohlgeborenen Gentlemen-Clique ging es doch im Moment nur darum, den dreisten Sir John Killigrew mit seiner Karavelle „Lady Anne“ wieder zu erwischen. Eben jenen berüchtigten Freibeuter aus Cornwall, der mit Sir Andrew Clifford als Geisel an Bord auf und davon gesegelt war.

      Nur durch seinen persönlichen Freund, Kapitän James Wavell von der „Eagle“, hatte sich George Rooke schließlich doch überreden lassen, der Aufforderung von Sir Edward Tottenham zu folgen und sich an Bord der „Orion“ zu begeben. Schwerwiegende Konsequenzen seines Zögerns befürchtete Rooke nicht.

      Selbst bei seinem Fernbleiben hätte er kein schlechtes Gewissen gehabt. Denn Sir Edward konnte sich durch nichts darauf berufen, daß er etwa zum Verbandsführer ernannt worden wäre. Gewiß, er war Kapitän der „Orion“, und diese war von der verdammten Clique gewissermaßen als Flaggschiff auserkoren worden. Eine gleichzeitige Aufwertung von Sir Edwards Position durch Order von höchster Stelle war jedoch nicht erfolgt.

      Kapitän Rooke warf einen Blick über die Verschanzung, nachdem er vom Zweiten Offizier in Empfang genommen worden war und zum Achterdeck geführt wurde. An der nordöstlichen Kimm waren soeben die Mastspitzen der „Lady Anne“ verschwunden.

      Im Achterdeckssalon hatte sich die gesamte hochwohlgeborene Gesellschaft bereits versammelt. Die sauren Gesichter standen in krassem Gegensatz zu dem prächtigen Wetter, das an diesem Tag herrschte. Tadelnde Blicke empfingen George Rooke angesichts seiner Verspätung.

      Er begegnete diesen Blicken mit hoch aufgerichteter Haltung und betrachtete seinerseits die Teilnehmerrunde mit erkennbarer Geringschätzung. Das Schweigen, mit dem sie ihre Pikiertheit ausdrückten, störte ihn nicht im mindesten.

      In seinen Spinnenfingern drehte der dürre Sir Edward Tottenham nervös einen Federkiel. Natürlich hatte sich die erlauchte Clique seine „Orion“ hauptsächlich deshalb als Flaggschiff ausgesucht, weil Tottenham als einziger der vier Kapitäne von Adel war.

      Die Tatsache als solche reichte bei seiner Crew indessen kaum aus, seinen Beliebtheitsgrad in die Höhe zu treiben. Sir Edward, dieser geiergesichtige Pedant, lebte nur für seine Dienstvorschriften und entwickelte entsprechend wenig eigene Initiative. Seine Untergebenen waren gewohnt, ihn ständig nörgeln zu hören.

      Kapitän James Wavell, ein Seemann von der aufrechten Sorte, nickte seinem Freund kaum merklich zu. Rooke las in Wavells Augen Erleichterung, und er kannte den Grund. Wavell war froh, nicht allein auf verlorenem Posten zu stehen. Denn außer ihm war es nur noch George Rooke, der seine Ansichten teilte.

      Kapitän Charles Stewart von der „Dragon“ war ebenfalls ein handfester Seemann. Doch Rooke und Wavell hatten sich mit ihm nie so recht anfreunden können. In manchen Situationen – ob bei einer Wirtshaus-Schlägerei oder bei einem Gefecht zur See – neigte er zur Hinterhältigkeit und zu brutaler Gewalt, die nichts mehr mit Ritterlichkeit zu tun hatten.

      Dank der zwangsläufigen Abwesenheit von Sir Andrew durfte sich Sir Henry, Duke of Battingham, in dieser Besprechungsrunde sozusagen als Oberhaupt fühlen.

      Dem Kapitän der „Centurion“ war dieser Mann schon bei der ersten Begegnung unsympathisch gewesen. Für Rooke war dieser Sir Henry nichts anderes als ein eitler Pfau, der sich immer wieder aufplusterte und es doch nicht schaffte, ein Rad zu schlagen.

      Er war nur mittelgroß, hatte eine leicht nach oben gebogene Nase und wäßrige Augen von blassem Blau. Von den Nächten, in denen er erst richtig munter zu werden pflegte, zeugte Sir Henrys bleiches Gesicht.

      Jetzt Ende Zwanzig, war er noch blasierter geworden, seit er den Titel des Duke geerbt hatte.

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