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ich.“

      „Ach nein!“ brauste der temperamentvolle Luke Morgan auf. „Und was, zum Teufel, willst du unternehmen? Vielleicht der alten ‚Isabella‘ auf ’ner Kokosnuß nachreiten?“

      „Zuallererst sollten wir ein Signalfeuer anzünden“, sagte Hasard sanft. „Dann findet uns der schwarze Segler möglicherweise schneller. Außerdem sollten wir die Insel etwas näher untersuchen. Ich habe meine Pistole zum Beispiel in ein Gebüsch geworfen, wo die Piraten sie bestimmt nicht gefunden haben. Außerdem erinnere ich mich, daß auch die Waffen, die unsere zweite Gruppe an der Nordseite auf der Brandungsplatte weggeworfen hat, nicht wieder eingesammelt worden sind. Essen und Trinken müssen wir uns ebenfalls beschaffen sowie das Lager der Piraten suchen – für den Fall, daß es dort irgendeinen Hinweis auf ihr Ziel gibt.“

      Luke Morgan schluckte und brachte es tatsächlich fertig, rot zu werden.

      „Aye, Sir“, murmelte er. „Vielleicht – eh – sollten wir versuchen, das Feuer da oben auf dem Felsenkegel anzuzünden. Ich kann ja schon mal anfangen, Holz zu sammeln.“

      „Ein vernünftiger Vorschlag.“ Hasard lächelte leicht. „Blacky und Pete sollen dir helfen. Der Kutscher hat ab sofort die Verantwortung für das Feuer. Ferris, du schaust dir die Trümmer der Galeone auf dem Riff an und siehst zu, ob du so etwas wie einen schwimmfähigen Untersatz daraus zimmern kannst. Außerdem werden wir den Irren begraben. Dafür sorgst du, Ed.“

      „Wieso ich? Verdammt, ich …“

      „Weil du der Profos bist, Mister Carberry. Nimm zwei Mann mit! Matt, Bill und Al kommen mit mir, Gary und Jeff kümmern sich um die Waffen. Die anderen bleiben hier. Als Reserve, falls Ferris Hilfe braucht. Noch Fragen?“

      Niemand sagte etwas.

      Die Männer waren froh, daß sie endlich wieder etwas tun konnten. Und selbst Edwin Carberry vergaß für den Moment das Fluchen, weil er wußte, daß es in gewissen Situationen nicht ratsam war, dem Seewolf zu widersprechen – vor allem dann nicht, wenn er jemanden „Mister“ nannte.

      2.

      Die „Isabella VIII.“ rauschte mit halbem Wind unter Vollzeug nach Norden.

      Nuevo Espana war das Ziel. Jenes Gebiet im Südwesten der Landenge von Tehuantepec, das die Indianer Chiapas nannten, und in dessen dichtem tropischen Dschungel sich, genau wie auf der Halbinsel Yucatan, ein paar Maya-Stämme vor den spanischen Eroberern versteckten. Um das Gold dieser Mayas ging es den Piraten, um einen sagenhaften Schatz, der in einer Tempelstadt im Urwald verborgen sein sollte. Einer der Männer, der alte Valerio, hatte eine Karte, die das Versteck zeigte. Eine uralte Karte, nur noch mühsam zu entziffern. Jacahiro, der Indio, war reinblütiger Maya und gehörte zum Stamm der Chamula, die sich aus ihren heißen, trockenen Hochtälern in die grüne Hölle des Regenwaldes geflüchtet hatten.

      Chiapas!

      Das Gold der Maya!

      Der Gedanke daran stachelte die Piraten an und trieb sie zu fiebriger Eile. Die Gier funkelte in ihren Augen. Es schien sie nicht zu stören, daß sie hart zu schuften hatten, weil die „Isabella“ hoffnungslos unterbemannt war.

      Besonders legten die Piraten allerdings Wert darauf, ihre Gefangenen schuften zu lassen.

      Seit Dan O’Flynn und Batuti von den Fesseln befreit worden waren, gelangten sie nicht mehr zur Ruhe. Normalerweise hätten sich weder der hitzköpfige Dan noch der hünenhafte Mann aus Gambia so ohne weiteres zum Borddienst pressen lassen. Aber hier und jetzt lag die Sache anders. Sie wußten, daß sich drei ihrer Kameraden an Bord versteckt hielten. Irgendwann würden Ben Brighton, Big Old Shane und Stenmark losschlagen, und dann wollten Dan und Batuti nicht hinter einem Schott schmoren oder an der Rahnock baumeln, sondern nach Möglichkeit die Hände frei haben, um ihre Gegner das Fürchten zu lehren.

      Schon während der ersten Stunde tat Dan O’Flynn wenig anderes, als sich diese Tatsache wieder und wieder vor Augen zu führen.

      Er und Batuti hatten einigen von den Piraten ziemlich zugesetzt. Vor allem Pepe le Moco und der einäugige Esmeraldo bereiteten sich ein Vergnügen daraus, es ihren Gefangenen heimzuzahlen. Der schwarze Herkules wurde von einer schweißtreibenden Arbeit zur anderen gescheucht. Und Dan schäumte innerlich vor Wut, weil man ihn dazu verdonnert hatte, einem dikken, schmierigen Kerl namens Tomaso in der Kombüse zu helfen.

      Tomaso hatte einen Fraß zusammengebraut, für den sich der Kutscher für den Rest seines Lebens geschämt hätte. Dan wurde losgeschickt, um Abfälle über Bord zu kippen. Hinter ihm meckerte der sogenannte Koch, weil es ihm nicht schnell genug ging. Dan hätte ihn am liebsten in seinem undefinierbaren Brei ersäuft, aber er dachte an seine versteckten Kameraden und riß sich zusammen.

      Er beschleunigte sogar seine Schritte. Nicht, daß er sich etwa vor dem Dicken gefürchtet hätte. Im Gegenteil! Aber Dan wußte eins: Wenn dieser schmierige Kerl noch weiter laberte oder ihn gar anfaßte, würde es ein Unglück geben.

      Dan brauchte seine ganze Selbstbeherrschung. Vielleicht achtete er deshalb nicht genug auf seine unmittelbare Umgebung. Er sah zu Batuti hinüber, der beim Anbrassen zupackte, weil die „Isabella“ geringfügig den Kurs änderte. Dan mußte dicht an dem einäugigen Esmeraldo vorbei – und der streckte mit einem bösen Grinsen den Fuß vor.

      Dan stolperte und schlug lang hin.

      Die Pütz, die er geschleppt hatte, flog im Bogen auf die Kuhl, Küchenabfälle regneten auf die Planken. Donegal Daniel O’Flynn schnellte wie ein Kastenteufel vom Boden hoch, wirbelte herum und starrte seinem Gegner keuchend vor Haß in sein eines Auge.

      Esmeraldo grinste.

      „Kannst du nicht aufpassen, du Tölpel?“ fragte er höhnisch.

      Dans Augen verschleierten sich. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Wie durch eine dicke Schicht Wachs hörte er die schneidende Stimme des Bretonen.

      „Was soll die Schweinerei, in drei Teufels Namen? Aufwischen, du Bastard, aber ein bißchen plötzlich! He, Nigger! Hilf ihm, bevor jemand auf dem Mist ausrutscht und sich die Knochen bricht! Esmeraldo, mach ihnen gefälligst Feuer unter dem Hintern!“

      Batuti murmelte etwas Unverständliches, während er seinen Platz verließ, um Dan zu helfen. Der blonde Dan O’Flynn schluckte mit einer fast übermenschlichen Anstrengung seine Wut herunter. Schweigend wandte er sich ab und ging in die Kombüse, um einen Lappen zu holen, während der hünenhafte Neger bereits die gröberen Abfälle zusammensuchte.

      Der fette Tomaso grinste hämisch.

      „Saudämliche Engländer“, sagte er.

      Aber dann verstummte er ganz schnell, weil ihm der mörderische Blick des Gefangenen denn doch unter die Haut ging.

      „Nimm dich in acht!“ zischte Dan. „Wenn du mir noch einmal krumm kommst, setze ich dich mit dem Hintern in die Bratpfanne. Und wenn ihr mich hinterher zehnmal aufhängt oder kielholt – deinem Arsch wird es davon nicht bessergehen, kapiert?“

      Der dicke Koch war kein Kämpfer. Er überschlug in Gedanken, was sein Gegner ihm alles antun konnte, bevor die anderen zur Stelle waren, und schluckte erschrocken. Dan wandte sich ab. Mit Lappen und Segeltuchpütz trat er ins Kombüsenschott und biß die Zähne zusammen.

      Batuti hatte den Großteil der Abfälle aufgesammelt.

      Er ging über die Kuhl, um die Ladung außenbords zu kippen. Da er gewarnt war, dachte er nicht daran, über einen vorgestreckten Fuß zu stolpern. Er wollte über Esmeraldos Bein hinwegsteigen, aber der Einäugige trat blitzschnell zu.

      Eine Sekunde später brüllte er auf, weil ihm Batuti die Pütz mit den Abfällen über den Kopf gestülpt hatte.

      Ein paar Männer lachten. Die meisten dagegen stürzten sich sofort auf den hünenhaften Neger. Und einer von ihnen, der „Burgunder“ genannt wurde, holte tückisch grinsend mit einem Belegnagel aus.

      „Du hinterhältiger Mistkerl!“

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