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Gedanken hinein krachte der Schuß. Seine Hand wurde vom Rückstoß geprellt, und der Schmerz zuckte bis in sein Schultergelenk.

      Im Schein der Fackel, die der Mann in der erhobenen Linken hielt, sah er, wie sich die Augen des Mannes weiteten. Auf seinem derben Leinenhemd bildete sich schnell ein dunkler Fleck. Er wankte, aber er fiel nicht. Die Finger seiner rechten Hand öffneten sich. Die abgeschossene Pistole fiel zu Boden.

      Die Augen des Spaniers füllten sich mit Angst, als die rechte Hand des Mannes zu der zweiten Pistole griff, die er im Gürtel stecken hatte. Wie gebannt starrte er auf die langsame, fast bedächtig wirkende Bewegung. Er wollte nach seinem Messer greifen, doch zu seinem Entsetzen dachte er daran, daß das Messer bei dem ersten Straßenräuber, dem er die Pistole abgenommen hatte, liegengeblieben war.

      Die Hand des Wegelagerers schloß sich um den Knauf der Pistole und zerrte sie hervor. Der Lauf schwenkte auf den Spanier zu, und dann wies die daumengroße Mündung genau auf seinen Kopf.

      Schweiß lief dem Spanier durch die Augenbrauen in die Augen. Es brannte, aber er konnte den Blick nicht von dem Riesen wenden, der ihn töten wollte. Er sah, wie sich dessen Finger am Abzug krümmte, und erwartete die Mündungsflamme.

      Aber nichts geschah. Dann erkannte er, daß der Mann den Hahn nicht gespannt hatte. Mit einem Schrei wollte er aufspringen, doch in diesem Moment begann die schwere Gestalt vor ihm zu schwanken. Ohne die Fackel oder die Pistole loszulassen, krachte der Mann der Länge nach ins Gebüsch.

      Erstarrt verharrte der Spanier fast eine Minute lang. Er konnte nicht begreifen, daß es ihm gelungen war, seine drei Gegner zu überwältigen. Dann blickte er sich gehetzt um. Doch nirgends war etwas zu sehen. Als er angestrengt lauschte, vernahm er nicht das geringste Geräusch. Der in seiner Ruhe gestörte nächtliche Wald hüllte sich in Schweigen. Nicht einmal die Bäume schienen sich im stärker werdenden Wind zu bewegen.

      Der Spanier warf sich herum und begann zu laufen. Er schlug die Richtung zur Straße ein, die zur Mühle von Frigus führte. Ein Glücksgefühl stieg in ihm auf.

      Er hatte überlebt! Er konnte die Soldaten warnen, und dann würde eine Jagd auf die Schnapphähne beginnen, daß ihnen Hören und Sehen verging. Er lachte laut auf.

      In diesem Moment traf es ihn wie ein Hufschlag in der rechten Schulter. Im Unterbewußtsein hörte er das Krachen einer Pistole, und als er nach vorn aufs Gesicht fiel, dachte er voller Panik: Ich habe ihm die Pistole nicht abgenommen!

      Schmerzen rasten durch seinen Körper und schienen ihn zu verbrennen. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, daß die Kugel ihn nicht getötet hatte. Mit dem linken Arm stemmte er sich vom weichen Waldboden hoch und schaffte es, auf die Knie zu gelangen.

      Er blickte sich um. Die Fackel des Mannes, der ihm die Kugel in die Schulter gejagt hatte, verlöschte gerade zuckend. Von dem Mann war nichts mehr zu sehen. Dunkelheit herrschte zwischen den Stämmen der Bäume.

      Es dauerte eine Weile, bis er sich am Stamm einer Fichte hochgezogen hatte. Der Schmerz in der rechten Schulter brachte ihn fast um. Er spürte ihn bis hinunter ins Bein, Wellen von Übelkeit überschwemmten sein Bewußtsein.

      Er wußte nicht, wie es ihm gelungen war, bis auf die Straße zu gelangen. Jetzt fanden seine Füße sichereren Halt, und er taumelte vorwärts.

      Es schien ihm, als sei er stundenlang gelaufen, als er endlich ein Licht durch die Bäume schimmern sah. Er hörte das Klirren von Zaumzeug. Stimmen wehten ihm entgegen.

      Er versuchte, seinen Schritt zu beschleunigen, aber er merkte, daß seine Füße ihm nicht mehr gehorchen wollten. Er geriet ins Straucheln und stürzte. Mühsam hob er den Kopf und spuckte Sand aus. Er wollte schreien. Mehr als ein leises Krächzen brachte er nicht zustande.

      Nein, dachte er. Nicht so kurz vor dem Ziel! Ich muß es schaffen! Jetzt darf ich nicht aufgeben!

      Er spürte, wie das Blut aus der Schulterwunde wieder zu rinnen begann, und er wußte, daß immer mehr Leben aus ihm wich. Mit zusammengepreßten Zähnen schaffte er es, sich wieder auf die Beine zu stellen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder gehen konnte. Vorsichtig setzte er Fuß vor Fuß. Er wußte, daß ihn Eile nur dem Tod näherbringen würde.

      Dann hatten ihn die Soldaten entdeckt. Uniformierte Männer mit Waffen in den Händen eilten ihm entgegen, und als sie sahen, wie schwer er verwundet war, trugen sie ihn bis vor die Mühle, wo ein Offizier stand und ihn anblickte, als sei er der Hölle entsprungen.

      „Die Waffen …“ stieß er heiser hervor. „Le Testu – er hat die Wagen …“

      Der Offizier war mit zwei Schritten bei ihm.

      „Wo?“ fragte er knapp.

      „Fast zwei Stunden von hier …“ Die Stimme des Spaniers verwehte. Sein Kopf sackte zusammen, und die beiden Soldaten, die bemerkten, daß sie einen Toten in den Armen hielten, ließen ihn sanft zu Boden gleiten.

      „Auf die Pferde!“ erklang die schneidende Stimme des Offiziers. Er wandte sich an den beleibten Mann, der in der Tür der Mühle stand. „Sie kümmern sich um den Toten, Mann!“

      Dann schwang er sich in den Sattel des Schweißfuchses, den einer der Soldaten herangebracht hatte, stieß den rechten Arm mit dem Säbel in die Luft und preschte los.

      Mit lautem Klirren und dem Schlagen von Hufen folgten ihm die zwei Dutzend Soldaten, die den Wagenzug von der Mühle von Frigus aus bis nach Rennes hatten eskortieren sollen.

      2.

      Gustave Le Testu rieb sich die Hände, als er die drei Wagen inspiziert hatte. Das war der größte Transport, den er bisher hatte abfangen können. Er wußte, daß die Musketen und Pistolen, die Hieb- und Stichwaffen und das Pulver englischen Ursprungs waren. Noch hatte er nicht herausgefunden, wieso Engländern daran gelegen sein könnte, den undurchsichtigen Heinrich von Bourbon zu unterstützen, der mit spanischen Spitzeln und Spionen gemeinsame Sache machte.

      Heinrich von Bourbon war Hugenotte, aber Le Testu nahm dem verschlagenen Mann nicht ab, daß er für diese Überzeugung auch kämpfen würde. Sein Ziel war es, den Thron Frankreichs zu besteigen, und dafür würde er wahrscheinlich auch seinem protestantischen Glauben abschwören.

      Le Testu blickte seinem Freund Montbars entgegen, der mit zwei anderen Männern im Wald verschwunden war, nachdem sie Schüsse gehört hatten und die drei Männer, die dem Spanier gefolgt waren, sich nicht hatten blicken lassen.

      „Was ist, Montbars?“ fragte er den hochgewachsenen Korsen, dessen jettschwarze Augen im Schein der Flammen von innen heraus zu leuchten schienen.

      Der Korse nahm den dunklen Hut ab und fuhr sich durchs graue Haar. Sein markantes Gesicht mit dem energischen Kinn drückte Ärger aus.

      „Die Idioten haben sich von dem Kerl überrumpeln lassen“, sagte er mit Verachtung in der Stimme. „Sie sind alle drei tot, und von dem Kerl war nirgends etwas zu sehen.“

      Gustave Le Testu zuckte mit den Schultern.

      „Er wird sich im Wald versteckt haben“, sagte er. „Er allein kann uns nicht gefährlich werden. Laß vorsichtshalber eine Nachhut zurück, falls er wagen sollte, uns zu folgen.“

      Montbars nickte. Er teilte vier Männer ein und schärfte ihnen ein, vorsichtig zu sein. Dann ging er zu den Wagen hinüber, die abfahrbereit waren. Man hatte sie auf dem schmalen Weg bereits gewendet.

      Von Saint Brieuc würden sie ihre Beute nach Dinard bringen, dort in Boote umladen und über die Bucht in ihr Versteck verfrachten, in dem sie schon eine ganze Menge Waffen gehortet hatten.

      Le Testu gab das Zeichen, und die Wagen setzten sich in Bewegung. Die meisten Straßenräuber gingen zu Fuß neben den Wagen her, nur wenige hatten wie Le Testu und Montbars Pferde.

      Als sie die Hauptstraße von Brest nach Rennes überquert hatten, lenkten die Fahrer die Wagen auf unwirtliche Wege, die hinauf zur Küste führten. Dorthin wagten sich nur selten die Soldaten Heinrich von Bourbons.

      Die

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