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Messer in der Hand.

      „Du englischer Hund“, zischte er. „Du dachtest, Maccallion sei bewußtlos, was? Aber so leicht kriegst du einen Iren nicht klein.“

      Hasard zog in einer instinktiven Reaktion ebenfalls sein Messer. Er hätte auch die Pistole oder den Degen wählen können. Damit wäre er dem Kerl überlegen gewesen. Doch das entsprach nicht seinem Stil. Fairneß auch dem ärgsten Feind gegenüber, lautete seine Devise.

      „Du bist verrückt, Maccallion“, murmelte er. Er lehnte sich gegen die Wand und atmete tief durch. Das Brausen und der Schmerz in seinem Kopf wichen etwas. „O’Lear hat dich geschickt, aber das, was du dir in den Kopf gesetzt hast, bringst du nicht fertig.“

      „Killigrew“, sagte Maccallion. „Die Stunde der Abrechnung ist da. Erinnerst du dich an die Dungarvan-Bai?“

      „Schwach, Maccallion.“

      „Aber ich sehr genau!“

      „Du warst damals bei den irischen Truppen?“ fragte Hasard verwundert. „Und dann hast du das Soldatenleben mit dem Piratendasein vertauscht – um dein Leben für einen Bastard wie O’Lear zu opfern? Du mußt wirklich ein Narr sein, Ire.“

      „Ich töte dich, englischer Hurensohn“, flüsterte der Pirat. „Aber du hast Angst. Du rufst deine Freunde, weil du im Grunde deines Herzens ein Feigling bist. Das ist deine Stärke, Seewolf.“

      Hasard streckte das rechte, Bein vor, erwischte mit dem Stiefelhakken die Türkante und riß den Fuß zurück. Die Tür fiel ins Schloß. „Wir sind allein, Maccallion. Leg los. Keiner sieht uns, keiner hört uns. Nur der tote Baske ist Zeuge, wie einer von uns daran glauben muß. Fang endlich an.“

      Maccallion ließ sich das nicht zweimal sagen. Er sprang vor. Federnd bewegte er sich mit gespreizten Beinen voran, duckte sich und stach zu.

      Hasard hatte sich überhaupt nicht gerührt. Gerade das schien den jähzornigen Maccallion in zusätzliche Wut zu bringen. Er ließ sich zu vorschnellem Handeln verleiten, statt Hasard zuerst zu umtänzeln und aus der Reserve zu locken.

      Hasard huschte von der Wand weg. Er war blitzschnell. Maccallion konnte seine Stoßrichtung nicht mehr korrigieren. Das Messer bohrte sich in die Wand. Mit einem Fluch riß der Ire es wieder heraus, aber in diesem Moment war der Seewolf neben ihm und trat ihm in die Seite. Das war kein simpler Tritt, sondern ein Rammstoß, wie von einem Klotz geführt. Maccallion segelte durch die Kapitänskammer, riß das Pult um und krachte schwer gegen Hasards Koje.

      Hasard setzte nach und war über ihm, als er sich aufrappelte. Maccallion hob wieder das Messer. Aber bevor er zum Stoß ausholen konnte, hatte Hasard seinen Arm gepackt und umgedreht.

      Der Ire keuchte entsetzt. Er versuchte mit aller Macht, die Waffe festzuhalten und Hasard in den Leib zu stoßen. Für Sekunden vibrierte die Spitze dicht vor Hasards Brust.

      Hasard hebelte den Arm noch weiter herum, so weit, daß Maccallion eine Halblinksdrehung vollführte. Seine Armmuskeln waren gelähmt, die Finger wurden kraftlos. Das Messer entglitt ihm und polterte zu Boden.

      Hasard ließ den Iren los. Er hätte ihn mit dem Messer töten können, aber das hatte er sich wieder in den Gurt geschoben. Nach wie vor hielt er an seinen Grundsätzen fest.

      Maccallion dankte es ihm schlecht. Er ließ sich auf die Koje fallen und trat mit dem Fuß nach ihm. Er traf ihn gegen die Brust, dicht unter dem Halsansatz, und bremste seinen nächsten Angriff. Hasard hatte den Iren mit einem Fausthieb unters Kinn außer Gefecht setzen wollen, aber der Schwinger hatte nicht die nötige Reichweite.

      Ehe sich Hasard wieder gefangen hatte, war Maccallion auf den Beinen und rannte gegen ihn an. Er duckte sich. Sein Kopf traf Hasards Magengegend.

      Hasard stolperte zurück und prallte gegen die Wand. Es gab einen dumpfen Laut. Die Welt um ihn herum drehte sich, rote Schleier wallten vor seinen Augen, und er glaubte, sich übergeben zu müssen. Langsam sank er an der Wand zu Boden, fast an derselben Stelle, an der er den Iren bei seinem Eintreten überrascht hatte.

      Maccallion ballte beide Hände, legte sie ineinander und bildete so eine einzige Faust. Er riß sie von unten herauf auf Hasards Kinn zu. Mit diesem vernichtenden Schlag wollte er ihn endgültig fällen.

      Aber Hasard hatte den Gegner im Auge behalten. Er reagierte. Plötzlich war da, wo er eben noch halb gelehnt, halb gelegen hatte, nur noch die Wand. Maccallion stockte. Er hielt in der Bewegung inne, aber zum Staunen kam er nicht mehr richtig, weil Hasard ihn frontal attackierte.

      Der Seewolf hatte sich durch einen Sprung aus der unmittelbaren Gefahrenzone gebracht, sich abgerollt und federte jetzt hoch und auf den Piraten zu. Die Übelkeit war noch da. Aber die drohende Ohnmacht war gewichen. Er fühlte sich wieder im Vollbesitz seiner Kräfte – Maccallion erhielt eine Kostprobe davon.

      Hasards Faust knallte unter seine Kinnlade. Der zweite Hieb raste gegen seine Brust. Der Ire schoß wie vom Katapult geschnellt durch die Kammer, flog über das Pult und blieb vor Hasards Waffenschrank liegen.

      Hasard schritt auf ihn zu.

      Maccallion richtete sich auf, fuhr herum und griff nach der nächstbesten Waffe, die er erreichen konnte. Den Schrank vermochte er nicht zu öffnen. Aber gleich daneben hingen zwei gekreuzte Säbel an der Wand. Einen davon riß er an sich. Er wandte sich zu Hasard um, hob die Klinge und stieß eine lästerliche Verwünschung aus.

      Hasard zog den Degen.

      „Gib auf, Maccallion“, sagte er. „Noch hast du eine Chance, am Leben zu bleiben. Ich verspreche dir, dich zu schonen.“

      Der Ire warf den Kopf zurück und lachte wild. „Eine Chance? Du bist aber gar nicht von dir eingenommen. Du Bastard, du glaubst doch wohl nicht im Ernst, mich besiegen zu können!“

      „Haß blendet, Maccallion.“

      „Schweig!“ Mit diesem Ruf schwang der Ire den Säbel, ein schweres Modell mit goldenem Handkorb, durch die Luft, als gelte es, etwas zu zerhacken. In wilder Parade stürmte er auf den Todfeind ein.

      Aber Hasard verlor die Beherrschung nicht. Eiskalt berechnete er seine Möglichkeiten. Er tat zunächst so, als sei er von Maccallions Ausfall beeindruckt. Er wich zurück, aber nicht bis zur Tür. Weit vorher bremste er ab und ließ den Iren ganz aufrücken. Er hielt seinen Stand, fintierte, und Maccallion ging darauf ein.

      Hasard brauchte nur zur Seite zu weichen, um dem scheinbar vernichtenden Klingenhieb zu entgehen. Während der Säbel wirkungslos die Luft zerschnitt, führte er die Degenspitze ruckartig auf die Waffenhand des Gegners zu.

      Es gab einen ratschenden Laut. Maccallion schrie auf. Seine rechte, waffenführende Hand war von einem blutigen Mal gezeichnet. Das Blut schoß heraus, die Hand war nicht mehr zu gebrauchen.

      Noch einmal sagte Hasard: „Gib auf, Maccallion. Streich die Flagge.“

      Schritte trappelten heran. Die Seewölfe auf Deck waren durch den Kampflärm und die Rufe des Iren alarmiert worden und rückten an.

      Maccallion brüllte wieder einen Fluch. Sein Säbel wechselte gedankenschnell von der rechten in die linke Hand über. Er streckte den Arm vor, schrie: „Tod allen englischen Bastarden!“ und rannte genau auf den Seewolf zu.

      Hasard zuckte dieses Mal nicht zur Seite weg. Er nahm den Angriff direkt an. Sein Degen knallte gegen den Säbel und drückte ihn nach rechts. Hart rieben die Metalle aneinander, der Degen drohte zu brechen. Hasard ließ trotzdem nicht lokker. Er preßte den wutschnaubenden Maccallion zur Seite und von sich fort. Mit einem Geräusch, als würde eine Sense geschliffen, lösten sich die beiden Waffen voneinander.

      Die Tür flog auf. Ben Brighton und Ferris Tucker erschienen als erste in der Kammer, hinter ihnen drängten sich die anderen.

      „Stehenbleiben!“ rief Hasard. „Keinen Schritt weiter!“

      Sie verharrten. Maccallion glaubte, sein großer Augenblick sei gekommen. Er wähnte Hasard unachtsam. Wieder warf er sich vor und raste auf seinen verhaßten Widersacher zu.

      Hasard

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