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„Wir gehen dicht unter dem Ufer vor Anker! Ben, laß soviel Sand wie möglich heranschaffen! Wir müssen das Feuer ersticken!“

      Hasard trat einen Schritt weiter auf die Luke zu, als eine erneute Detonation das Schiff erschütterte. Ein Ruck schien durch die „Isabella“ zu gehen, und im ersten Moment glaubte der Seewolf, es würde die Galeone auseinanderreißen.

      Dichte, erstickende Qualmwolken, schwarz wie Ruß, quollen durch die Luke.

      Der Seewolf ließ sich davon nicht aufhalten. Er hielt den Atem an, kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und tastete sich zu der Luke vor. Er fand die Sprossen, an denen er hinunterklettern konnte. Er sah nichts, aber am Geschrei der Männer erkannte er, daß der Brandherd im Vorschiff sein mußte.

      Seine Augen tränten. Blitzartige Lichtreflexe blendeten ihn plötzlich. Er sah Feuerlohen vor sich zischend aufflackern. Eine Hand packte ihn am Arm und riß ihn zur Seite.

      „Das Pulver!“ schrie eine Stimme neben ihm. „Wir müssen das Pulver an Deck bringen, sonst fliegt das Schiff in die Luft!“

      Der Seewolf drehte sich zu Ferris Tucker herum. Er wollte ihn fragen, wie das Unglück hatte passieren können, aber dann sah er ein, daß für Erklärungen in diesem Augenblick keine Zeit war.

      Er kämpfte sich zum Brandherd durch.

      Al Conroy, Stenmark, Batuti, Matt Davies und Dan O’Flynn versuchten, den Brand in der kleinen Kammer mit Sand zu ersticken.

      Die Tür zur Pulverkammer war noch frei, und Ferris Tucker riß sie gerade auf. Seine Stimme übertönte das Fauchen des Feuers, als er ein paar Männer zu sich rief und sie anwies, sich ein Pulverfaß zu schnappen und an Deck zu schaffen.

      Der Seewolf stand neben Dan O’Flynn und warf einen Blick in die kleine Kammer, die in hellen Flammen stand. Als er sah, wie gierige Flammenzungen an der hinteren Wand der Kammer, die den kleinen Raum von der Pulverkammer abtrennte, hochleckten, durchzuckte ihn ein gewaltiger Schreck.

      Ferris hatte recht. Wenn sie es nicht schafften, die Pulverkammer rechtzeitig zu räumen, waren sie verloren. Es war unmöglich, das Feuer rechtzeitig zu löschen.

      Hasard hastete zurück zur Luke. Fünf Männer hatten vor der kleinen Kammer gestanden und versuchten, das Feuer zu ersticken. Das mußte genügen. Mehr Männer würden sich auf dem engen Raum nur im Wege stehen.

      „Alles runter in den Lagerraum!“ brüllte Hasard durch die Luke hinauf. „Wir müssen die Pulverkammer räumen!“

      Ed Carberry war als erster unten.

      „Oben alles klar?“ schrie Hasard durch den Lärm.

      „Aye, aye!“ brüllte der Profos zurück und lief an ihm vorbei auf die Pulverkammer zu, wo Ferris Tucker ein Faß nach dem anderen herausreichte.

      Immer mehr Männer schoben sich durch die Luke. Der Seewolf sah zwei schmächtige Gestalten, und im ersten Moment wollte er die Zwillinge anbrüllen, aber dann dachte er daran, daß jede Hand gebraucht wurde. Er jagte Hasard und Philip hinter Carberry her.

      Die Zwillinge waren für einen Augenblick ziemlich verdutzt. Wahrscheinlich hatten sie damit gerechnet, daß irgendeiner der Männer sie am Schlafittchen packen und irgendwo einsperren würde, wo sie von der ganzen Aufregung wieder nichts mitkriegen konnten. Dann aber waren sie wie der Blitz bei der Pulverkammer.

      Ferris Tucker zögerte einen Moment, als Hasard junior ihm die Hände entgegenstreckte, doch dann grinste auch er und brüllte: „Laß es bloß nicht fallen, sonst jagst du uns alle in die Hölle!“

      Die Jungs keuchten. Ihre Gesichter waren vom Qualm geschwärzt, aber in ihren Augen leuchtete der Stolz darüber, daß sie helfen konnten und als voll-wertige Mitglieder der Crew betrachtet wurden.

      Der Seewolf hatte Smoky und dem Kutscher befohlen, an Deck zu bleiben und die Pulverfässer an der Luke in Empfang zu nehmen. Eins nach dem anderen wurde nach oben geschafft.

      Hasard dachte schon, daß die Gefahr gebannt war, als kurz hintereinander zwei weitere Detonationen ein Chaos unter Deck auslösten.

      Die dünne Plankenwand der kleinen Kammer wurde durch die Druckwelle aus der Verankerung gerissen. Sie fegte Stenmark, Batuti und Dan O’Flynn zur Seite und begrub die Männer unter sich. Eine Flammenwalze rollte über sie weg und fauchte Hasard entgegen, der sich geistesgegenwärtig zu Boden fallen ließ.

      Es schien ihm, als lecke die Hölle nach ihm. Der Geruch von verbrannten Haaren stieg ihm in die Nase. Als er Luft holte, glaubte er, flüssiges Blei geatmet zu haben. Keuchend hustete er.

      Schatten tanzten vor seinen Augen. Stimmfetzen durchbrachen das Jaulen und Heulen des Feuers. Taumelnd sprang er wieder auf die Beine. Er sah, wie Matt Davies seinen Haken an der rechten Handwurzel in das Holz der Plankenwand schlug und mit verzerrtem Gesicht versuchte, sie anzuheben.

      Mit drei Schritten war Hasard neben ihm, ging in die Knie und stemmte sich mit aller Macht hoch. Zwei, drei Schatten tauchten neben ihm auf und wollten ihm helfen.

      „Weg hier!“ schrie er sie an. „Kümmert euch um das Pulver!“

      Sie verschwanden wieder.

      Der Seewolf dachte, daß seine Lungen zerspringen müßten. Schulter an Schulter mit Matt Davies hockte er auf dem Boden und versuchte, die Plankenwand hochzustemmen. Sie schafften es, und als erster tauchte der Kopf Dan O’Flynns auf. Dan zerrte zusammen mit Batuti den Schweden hinter sich her, über dessen Stirn eine breite Blutbahn lief.

      Stenmark hatte die Augen jedoch geöffnet, und kaum waren sie unter der Plankenwand hervorgekrochen, schüttelte der Schwede die helfenden Hände ab.

      Matt wies durch das Brüllen des Feuers auf seine blutende Stirn, aber der Schwede winkte ab, nachdem er sich über die Augen gefahren war und das Blut abgewischt hatte.

      „Nur ein Kratzer!“ brüllte er.

      Der Seewolf war zu Al Conroy hinübergeeilt, der dicht vor den fauchenden Flammen stand und immer wieder mit einer Decke auf das Feuer einschlug.

      „Wie viele Dinger werden noch hochgehen?“ schrie Hasard.

      Al Conroys Gesicht war vor Anstrengung und Wut verzerrt.

      „Das waren alle!“ brüllte er zurück. „Zum Glück habe ich nur vier von den Flaschen mit dem Teufelszeug gefüllt!“

      Der Seewolf nahm einen Eimer voll Sand entgegen, den Gary Andrews ihm reichte. Er hörte das Schreien von Dan O’Flynn, der vor der Tür zur Pulverkammer stand.

      Sein Kopf ruckte herum.

      Das Entsetzen ließ ihn für einen Moment erstarren. Dann hastete er auf Dan zu und versuchte, die Feuerwand, die sich vor die Tür geschoben hatte, mit den Blicken zu durchdringen. Doch er sah nichts.

      „Ist Ferris noch da drin?“ fragte er schreiend.

      Dan nickte. Sein Gesicht war schweißüberströmt und verschmiert mit Rußpartikelchen, die er sich durchs Gesicht gewischt hatte.

      Hasard sah Dan an, daß dieser schon aufgegeben hatte. Er riß Dan die Dekke aus den Händen und hieb wie ein Verrückter damit auf die Flammenwand ein. Er schaffte es, daß das Feuer nicht mehr so hoch loderte. Ferris Tucker war immer wieder zu erkennen. Auch er war dabei, mit einer Decke auf das Feuer einzuschlagen, damit die Flammen nicht in die Pulverkammer eindrangen.

      Immer mehr Männer standen plötzlich neben Hasard, und dann brachen die Flammen von einem Augenblick zum anderen zusammen.

      Der Seewolf jagte die Männer hinüber zu Al Conroy, der allein weiter versucht hatte, den Brand in der kleinen Kammer unter Kontrolle zu bringen. Er selbst achtete darauf, daß die Flammen nicht zurückschlagen konnten und die Tür zur Pulverkammer wieder versperrten.

      Ferris Tucker schien nicht davon beeindruckt zu sein, daß er für Minuten von einer Flammenwand in der Pulverkammer eingesperrt gewesen war. Er arbeitete unermüdlich. Faß für Faß reichte er hinaus, und die Männer draußen konnten sich gar nicht schnell genug

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